B-NOTE: Gruß nachTuntenhausen
POST Auch bei dieser WM sind die Sammler und Jäger mehrheitlich Männer
Das Gute am WM-Verlauf: Meine Kinder glauben jetzt, dass deutsche Frauen alles können – auch die Männer schlagen. Das Schlechte: Sie hassen wohl bald die Gewerkschaften. Denn der Poststreik bedroht das Vollwerden des Panini-Albums.
Nichts entflammt mehr Interesse für die WM als die Sammelleidenschaft. Erste Frage am Morgen: „Kann ich schon mal zum Briefkasten gehen und nachschauen, ob neue Bilder gekommen sind?“ Es fehlen nicht mehr viele Spielerinnenfotos – und wir haben inzwischen genug Tauschpartner aus aller Herren Bundesländer, um locker drei Alben zu füllen. Und ja, das Wort Herren darf man schreiben, weil auch bei der WM der Frauen die klare Mehrheit der Tauschpartner männlich ist.
Penibles Listenführen und peinlich genaues Abrechnen („Biete 347, 78 und 467 gegen 232 und 56, wenn du noch 5 Cent in Briefmarken beilegst“) scheint Männerdomäne zu bleiben, auch wenn es um Bilder von Celia Sasic und Hope Solo geht. Ich grüße auf diesem Weg Markus aus Bodenheim, Anton aus Wang und Hans aus Tuntenhausen, der Heimat des berühmten Katholischen Männervereins: Wir haben die Bilder abgeschickt! Aber was ist wahrscheinlicher: Dass die Post sie bringt oder dass ihr taz lest?
Eins steht fest: Die Vorrunde war zu einseitig. Die DFB-Elf war so überlegen, dass sich meine Tochter entweder langweilte („Das macht keinen Spaß, wenn nur die Deutschen den Ball kriegen!“) oder sportfachlich überdrehte: „Die deutschen Frauen sollten mal gegen die deutschen Männer spielen. Das wäre spannend. Was meinst du, wer gewinnt?“ Antwort ihres Bruders, der die Sache realistisch einschätzt: „Ich glaube ,die Männer, weil Neuer besser ist.“ Hauptsache, der Poststreik ist bis zum Finale vorbei, denn bei Panini sind zum Glück eindeutig alle gleich. LUKAS WALLRAFF
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