Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Zunächst ist es die Broschüre zur Goldrausch-Ausstellung, die Aufmerksamkeit erregt: Denn, so steht’s geschrieben, von 169 Einzelausstellungen in der Neuen Nationalgalerie waren seit 1968 nur 14 Künstlerinnen gewidmet. Die „Shortlist“ des Turner-Prize, einem der wichtigsten Kunstpreise, umfasste in den letzten fünf Jahren sechs Frauen und 20 Männer, gewonnen haben ausschließlich Männer. Steht es tatsächlich so schlecht um die Gleichberechtigung? Eigentlich noch viel schlechter, denn vor der Vergabe des Preises der Neuen Nationalgalerie 2005 waren nicht selten Großmäuler zu hören, die Angela Bulloch hämisch abschrieben, da man sie ja schon beim Turner-Preis nicht haben wollte. Umso erfreulicher, dass Angela Bulloch den Publikumspreis und mit Monica Bonvicini eine ehemalige Teilnehmerin des Künstlerinnen-Fortbildungsprogramms Goldrausch den Jurypreis bekam. So rauscht frau nun gut gelaunt durch „polished“, der Schau der diesjährigen Goldrausch-Absolventinnen, vorbei an Iris Kettners „Dummies“, lebensgroßen Menschenpuppen ohne Gesichter in demütigen Haltungen, während im Hintergrund schon die ersten Gäste die Art-Karaoke-Installation von Annette Hollywood geentert haben und „saving all my art for you“ schmettern. Kunst ist eben, wenn man trotzdem lacht. Nebenan lümmeln derweil BesucherInnen auf einer Affenschaukel, die samt Stroh direkt aus dem Zoo zu kommen scheint. Gemütlich schaukelnd kann man hier das Video von Bankleer – Karin Kasböck und Christoph Leitner – anschauen, in dem Schimpansen in ihrem Käfig Pappschilder mit der Aufschrift „Aufstand ist Arbeit“ in die Kamera halten. Erhellend wie komisch ist auch Daniela Comanis Fotoserie „Eine glückliche Ehe“, in der sie sich selbst als Paar inszeniert und so die BetrachterInnen in irrwitzigen Gendertrouble führt.
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