Bayern: Fleisch gammelt weiter

Die Landtagsopposition in Bayern beantragt einen neuen Untersuchungsausschuss, denn die schmierigen Geschäfte laufen offenbar vielerorts weiter, Kontrollen versagen

Es gibt noch einiges zu Schnuppern am deutschen Fleisch. Bild: dpa

Gammelfleisch schimmelt weiter
Die Landtagsopposition in Bayern beantragt einen neuen Untersuchungsausschuss - denn: die schmierigen Geschäfte laufen vielerorts weiter, Kontrollen versagen

MÜNCHEN taz Haftstrafen, Verbraucherinformationsgesetz und Sonderermittler. Auf den ersten Blick sind die Gammelfleischskandale zu Ende. Doch Politiker wie Verbraucherverbände warnen weiter vor unzureichenden Kontrollen und schlechter Aufklärung.

Gestern beantragte die bayerische Landtagsopposition einen neuen Gammelfleisch-Untersuchungsausschuss, der sich um das Firmen-Konsortium Kollmer in Illertissen kümmern soll: Hier hätten augenscheinlich auch neue Kontrollmechanismen versagt.

Seit Jahren ist der Name bekannt, taucht immer wieder bei Kontrollen auf - und auch vor Gericht: Kollmer war Besitzer der Gammelfleischfirma Deggendorfer Frost, dessen Chef im Dezember 2006 wegen Betrugs verurteilt worden ist. Erst im Februar dieses Jahres wurde der Betrieb, einst das größte Fleischkühllager Schwabens, geschlossen - nachdem in Frankreich eine Lkw-Ladung mit Gammelfleisch aus Illertissen aufgetaucht war. "Davor wurden im Dezember 2006 auch Gammellieferungen nach Russland entdeckt", sagte gestern der SPD-Abgeordnete Herbert Müller. "Man muss sagen: Rausgekommen ist bei der Lebensmittelsicherheit außer Aktionismus gar nichts."

Der noch laufende erste bayerische Gammelausschuss und laufende Gerichtsverfahren hätten gezeigt, dass Nachfolgefirmen oft über Strohmänner mit den Gammelfleischhändlern verbunden seien - und, dass die schmierigen Geschäfte eben weiterlaufen: "Gerade bei der Firma Kollmer ist seit Ende 2005 angeblich nichts mehr ohne Ministeriumsaufsicht passiert", sagte der Grünen-Abgeordnete Adi Sprinkart. "Da gab es Sonderkontrollen und Einzelkontrollen - aber wenn Kollmer trotzdem Gammelfleisch nach Russland und Frankreich verschickt hat, fragt man sich: Wo haben die Kontrolleure hingeschaut?"

Nicht nur die Firma Kollmer selbst stand unter besonderer Beobachtung. Die angeprangerten Vorkommnisse fallen auch in eine Zeit, in der das allgemeine Kontrollnetz des bayerischen Umweltministeriums greifen sollte. Seit letztem September ist im Freistaat eine "Task Force" unterwegs, ausgestattet mit Polizisten, Juristen und Veterinären, die auf Anforderung der Landkreise und Städte Lebensmittelbetriebe kontrollieren. Auf Anfrage der taz teilte das zuständige Landesamt für Lebensmittelsicherheit mit, dass bis Februar 2007 100 Betriebe kontrolliert worden seien. Bei 16 seien erhebliche Mängel festgestellt worden, in 7 Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden.

Diese Zahlen decken sich mit den Erkenntnissen der unabhängigen Verbraucherorganisation Foodwatch: "Es ist ruhiger geworden, aber das heißt nicht, dass weniger entdeckt wird", so Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Die Aufmerksamkeit bei Kontrollen und in der Öffentlichkeit laufe wellenartig. "Aber Kontrollen sind bei diesen Vorkommnissen ohnehin nicht ausreichend: Wir glauben, dass man künftig alle Probleme, alle Namen veröffentlicht muss."

MAX HÄGLER

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