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MenschenrechteIran fürchtet Frauen

Mit einem harten Urteil versucht Teheran, die stärker werdende Frauenbewegung im Iran einzuschüchtern.

Frauen im Iran zeigen immer mehr Gesicht Bild: dpa

BERLIN taz Ein Teheraner Gericht hat die Frauenrechtlerin Delaram Ali, 24, zu knapp drei Jahren Haft und zehn Peitschenhieben verurteilt. Ali hatte im Juni 2006 an einer Demonstration für die Gleichberechtigung der iranischen Frauen in Teheran teilgenommen. Fünf Organisatorinnen der Demonstration wurden ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt, die Strafen jedoch zum größten Teil ausgesetzt.

In den letzten Jahren hat sich im Iran eine Frauenbewegung formiert, die von linken und säkularen Kreisen bis zu religiösen Frauen reicht. Mehrere tausend Frauen und Männer hatten im Juni 2006 gegen die Frauen diskriminierenden Gesetze protestiert. Die Polizei löste die Demonstration gewaltsam auf und verhaftete 70 Personen, darunter Ali.

Ihr werden die Teilnahme an einer verbotenen Versammlung, "Propaganda gegen das System" und "Störung der öffentlichen Ordnung" vorgeworfen. "Die Verurteilung zu Peitschenhieben ist mit internationalem Recht nicht vereinbar", sagte Alis Anwältin Nasrine Sotoudeh. Sie kündigte Berufung gegen das "unrechtmäßige" Urteil an.

Alle verurteilten Aktivistinnen sind Teil der Kampagne "Eine Million Unterschriften", die die Frauen in der Folge der gewaltsam aufgelösten Kundgebung ins Leben riefen. Seit Januar 2007 informieren Aktivistinnen im ganzen Land in persönlichen Gesprächen über die Frauen diskriminierenden Gesetze und fordern deren Abschaffung. Die Frauen verlangen Änderungen des Scheidungs-, des Sorge- und Erbschaftsrechts, die Abschaffung der Polygamie und die Angleichung des Mindestalters für die Straffähigkeit von Mädchen und Jungen. Gesetze seien wie Kleider, heißt es in einer Informationsbroschüre, sie müssten ausgetauscht werden, wenn sie nicht mehr passen.

Auch viele religiöse Frauen beteiligen sich an den Aktivitäten. Sie sehen ihre Forderungen nicht im Widerspruch zum islamischen Glauben und verweisen auf entsprechende Äußerungen einiger Großajatollahs.

Der Erfolg der Bewegung setzt die Regierung in Teheran zunehmend unter Druck. Die harte Verurteilung der bisher wenig bekannten Delaram Ali fällt in eine Reihe von Versuchen, die Kampagne durch Repression einzudämmen: Zuletzt ließ die Regierung im März 30 Frauen bei einer Kundgebung vor dem Revolutionsgericht verhaften. Scharfe Proteste aus dem In- und Ausland zwangen sie, die Frauen nach wenigen Tagen freizulassen.

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2 Kommentare

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  • K
    Katja

    Noch immer frage ich mich, warum die ganze Welt, scheinbar zivilisierte Welt zusieht, wenn die greisen, scheinbar zutiefst psychisch gestörten Mullas in Teheran mit immer absurderen Mitteln, ihre lächerliche Macht aufrecht erhalten wollen. Das ganze Volk leidet darunter, wenn Achmadinedschad die Bombe ausprobiert, dann die ganze Welt. Das gibt diesem politisch perversen Tyrannen in Mullahtarnung noch das Gefühl die gesamte Menschheit in seine wirren Gedanken einzubeziehen.

    Es ist bei den Menschenrechtsverstößen gegen die iranischen Frauen nicht mehr hinzunehmen, dass solche abstossenden Kreaturen, wie die Machthaber in ihrer ganzen Bandbreite, noch überhaupt sich äussern dürfen. Wie kann ein Regime noch für voll genommen werden, das Frauen auspeitschen lässt, Mädchen an Autokranauslegern erhängt.Die allgegenwärtige Todesstrafe vollzieht,pfui sage ich auch zu denen, die da zu sehen. Bis vor einiger Zeit eine öffentliche Steinigung noch für gut hiess, um die Scharia "aufzuführen".

     

    Wir achten die Moslems von ganzem Herzen, aber nicht Machthaber, die auf Grund einer Auslegung des ehrenwerten Korans den eigenen Sozialfaschismus praktizieren, alles tun würden, um ihre wirren Ideen einen Tag länger ausleben zu können. Frauenverachtung zu ihrem eigenen Machtgehabe als Leitbild hinzufügen, neben tagtäglicher Unterdrückung und mutmaßlicher Wahlfälschung, systematischer Folter, möglicher Atombombe usw.

    Neulich war im ZDF MoMA der iranische Botschafter. So ein armseliger Apparatschik eines menschenverachtenden Regimes, ist ein Diplomat in Metternichs Verständniswelt von 2009. Verharmlost das massenhafte Unterdrücken der mutigen Revolte der Straße. Berlin sollte ihn ausweisen, aber da geht es ja wieder um die Wirtschaft. Und deren Krise.

    In Afghanistan hat die ganze welt die Verschleierung der Frauen als Verbrechen empfunden, hier sieht die Welt scheinbar zu.Wo sind denn die westlichen Dienste, um den demonstrierenden Massen in Teheran ein zumindest funktionierendes Massenspektrum der internationalen Verbreitung der Nachrichten zu ermöglichen, Handyfilme,sind die einzigen Bilder aus Teheran, aus dem Iran. Werft Kameras ab, stellt die Sat´s ein, damit jeder auf dieser Welt sehen kann, wessen Geistes Kind diese Leute am Ende der Macht sind.

    Von Herzem wünsche ich dem iranischen Volk, dass es nicht mehr lange leidet, nicht mehr diesen Druck ertragen muss. Vor dem Mut Mussawis verneige ich mich, für die Frauen hoffe ich auf Freiheit, nicht nur in ihren Gedanken, sondern auch im täglichen Leben.Ohne schleier frei sein, wie ihr gesamtes Volk. Gott schütze Eure grüne Revolution.

  • DF
    Dr. Faribors

    Ich bin Iraner. Ich kann bestätigen: Die in Iran fürchten die Frauen. Und das mit Recht.Man nehme nur das Bild in Augenschein. Unter der Schleier können diese Frauen alles mögliche mitschleppen. Auch Klatschnikows! Von daher hat auch der Präsident des einst mächtigste land auf Erden G.W. Bush bislang gezögert, die Demokratie in Iran einzuführen. Weil er sich auch vor diesen Frauen, wohl mit Recht, fürchtet. Denn mit diesen Frauen ist nicht gut KirschenEssen.

    Anders ist es hier mit unseren emanzipierten gleichgestellten Ladies und Gerlies. Einladend, nicht abstossend wirken sie mit ihren offenen Haaren, offenen B(l)usen und bis Schamhaargrenze freien Nabeln. Und feinde haben wir hier auch nicht. Das einst mächtigstes Land auf Erden ist unser bester Freund, als einst mächtigster. Mit meinen besten grüßen und Empfehlungen. Bitte Kommentar abdrucken. Danke.