Pakistan: "Das wird dem Präsidenten nicht helfen"

Machthaber Musharraf hat seine Wahlchancen durch seine Härte nicht verbessert, sagt der Journalist Rahimullah Yusufzai von der pakistanischen Zeitung The News.

"Zu lange gewartet": Pakistanischer Präsident Pervez Musharraf Bild: dpa

taz: Herr Yusufzai, haben Sie damit gerechnet, dass sich die Situation an der Roten Moschee so zuspitzen würde?

Rahimullah Yusufzai: Ja, die Regierung stand seit Monaten unter enormem Druck, etwas zu unternehmen. Die Führer der Moschee sind zu weit gegangen. Selbst islamische Parteien haben ihnen schließlich die Unterstützung versagt. Schon vor einigen Monaten wurden sie aus der für die Religionsschulen zuständigen Institution ausgeschlossen. Unterstützung hatten sie eigentlich nur in den Stammesgebieten und der Nordwestprovinz.

Genau dort wird nun mit der Zunahme von Gewalt gerechnet. Gestern wurde aus Wasiristan ein Selbstmordanschlag mit mehreren Toten gemeldet.

Es kann schon sein, dass es zu einzelnen Racheakten kommt. Aber solange die Zahl der Todesopfer an der Moschee sich nicht maßgeblich erhöht, rechne ich nicht damit. Es ist bei den Anschlägen im Grenzgebiet zu Afghanistan wie dem gestrigen schwer zu sagen, ob sie einen direkten Zusammenhang mit den Geschehnissen in Islamabad haben. Was ich aber nie geglaubt habe, ist, dass sich in der Moschee potenzielle Selbstmordattentäter verstecken. Warum sollten sie diesen so gut abgeriegelten und überwachten Platz für ihre Planungen wählen?

Es gibt also nach Ihrer Ansicht keine neue Generation militanter Islamisten, die den pakistanischen Präsidenten Musharraf zunehmend in Bedrängnis bringt?

Die Mehrzahl der Schüler der Koranschule in der Roten Moschee kam aus den Stammesgebieten und der Nordwestprovinz, wo die Menschen eine striktere Form des Islam leben und die Zahl der Militanten wesentlich höher liegt als im Rest des Landes. Aber selbst von diesen Studenten waren offenbar die meisten nicht bereit, ihr Leben zu opfern. Statt, wie angedroht, als Selbstmordattentäter zu enden, verließen sie in Scharen die Moschee.

Musharraf steht innenpolitisch unter Druck, weil er den Obersten Richter entlassen hat. Hat er dem Treiben der Radikalen in der Moschee so lange zugesehen, um von diesem Problem abzulenken?

Viele behaupten das. In Islamabad geistern gerade die wildesten Verschwörungstheorien herum. Es kann natürlich sein, dass Musharraf absichtlich gezögert hat. Es kann auch sein, dass der Geheimdienst seine Finger im Spiel hat. Es kann aber auch sein, dass die Brüder von der Roten Moschee einfach dumm waren. Ich denke, sie haben die Stärke und die Zahl ihrer Unterstützer schlicht überschätzt. Und Musharraf hat nicht eher gewaltsam eingegriffen, weil die Opferzahlen zu hoch gewesen wären.

Hilft das harte Vorgehen des Staates Musharraf bei den kommenden Wahlen?

Nein, dafür hat er zu lange gewartet. Zudem ist Musharrafs Image so ruiniert, dass ihm diese Geschichte nicht helfen wird. Die Mehrzahl der Bevölkerung möchte in einem Rechtsstaat leben. Sie möchten nicht, dass Musharraf an der Macht bleibt.

INTERVIEW: ANETT KELLER

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