Medienaufsicht: Rüge für Abzocker

Die Medienaufsicht nimmt sich Sender vor, die mit un- sauberen Anrufspielen Geld machen? In England geht das

Viel Aufräumarbeit für die Medienaufsicht. : dpa

Dass wir das noch erleben durften: Die Medienaufsicht hat alle Fernsehsender massiv wegen ihres zu laxen Umgangs mit Anrufspielchen gerügt. Eine große angelegte Untersuchung stellte bei allen Programmen "systematische Fehler" fest.

Auflagen würden ständig unterlaufen. "Einige Sender scheinen ihre Verantwortung gegenüber ihren Zuschauern geradezu abzulehnen", lautet eine der zentralen Feststellungen. Zudem fehle oft die "Transparenz zwischen den Telefongesellschaften, den externen Programmproduzenten und den Sendern". Und: Es bestehen massive Unklarheiten zwischen den Sendern und der Medienaufsicht.

Der einzige Schönheitsfehler: Diese harten Feststellungen zielen - man ahnt es schon - nicht auf die deutschen Problemfälle bei 9live, dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) und anderen Sendern ab. Es handelt sich vielmehr um eine Untersuchung der britischen Regulierungsbehörde Ofcom. Sie nimmt sich sogar die gebührenfinanzierte BBC zur Brust, die ebenfalls bei unsauberer Anrufpraxis bis hinein in Kinderprogramme auffiel.

Beinahe alle Aussagen dieser Ofcom-Philippika treffen nun aber auch auf die Problematik hierzulande zu. Doch in Deutschland scheint nach der kurzzeitigen Aufregung um sich verplappernde 9live-Moderatoren (siehe taz vom 22. und 26. Mai) wieder die genehme Grabesstille in Sachen TV-Abzockspielchen eingekehrt zu sein. Gut für die Sender, die prächtig daran verdienen.

Und gut für die in dieser Frage zerstrittene Medienaufsicht: Denn vor allem die Bayerische Landesmedienzentrale, bei der 9live wie DSF lizensiert sind, wacht argwöhnisch darüber, dass "ihren" Sendern nicht zuviel Unheil droht. Das mag man unter dem Stichwort "Standortpolitik" abhaken und sogar verstehen. Interessant ist vielmehr, dass die anderen regionalen Medienaufseher - immerhin gibt es insgesamt 14 solcher Landesmedienanstalten in Deutschland - sich den bayerischen Kurs gefallen lassen.

Wie im aufgeklärten Absolutismus wird da höchstens angesichts eines flotten Freispruchs der Bayern für 9live die Faust in der Tasche geballt und nach dem Gesetzgeber gerufen. Zuletzt tagte die für die Koordination der unterschiedlichen Anstalts-Meinungen zuständige "Gemeinsame Stelle Programm" (siehe Ofcam-Stichwort "Unklarheiten") Mitte Juni. Heraus kam eine Überarbeitung der "Spielregeln" für Zockerprogramme. Danach sollen "die Gewinnspiele und ihre Auflösungen transparenter" gemacht und "Chancengleichheit der Mitspieler" gewährleist werden. Die Praxis sieht weiter anders aus.

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