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DebatteJungsfantasien

Kommentar von Thomas Winkler

Gegen Porno-Rap reichen die Gesetze zum Jugendschutz. Wer sonst über Geschmacksfragen richten will, der öffnet der Intoleranz Tür und Tor

D ie Situation ist unübersichtlich. Da hat ein Rapper namens B-Tight ein Album mit dem Titel "Neger, Neger" veröffentlicht. Die Brothers Keepers, ein loser Zusammenschluss afro-deutscher Musiker, findet das rassistisch. Ein anderer Rapper namens G-Hot hat in einem Song Schwulen angedroht, sie zu entmannen. Seit Schwulenverbände dagegen Sturm laufen, verteidigt sich G-Hot damit, sein Song solle bloß eine "böshumorige und satirische Auseinandersetzung mit Vorurteilen gegenüber Homosexuellen" sein und sei nur aus Versehen ins Internet geraten. Die Gräben sind tief. Aber wo sie verlaufen, ist schwer zu sagen.

Andererseits: Ist es nicht genau das, was man von Kunst erwartet? Verwirren, Fragen aufwerfen, Debatten provozieren?

So gesehen ist der deutsche Rap von B-Tight & Co momentan die wohl wirkmächtigste Kunstform in diesem Land. Was seltsam ist, weil ihn viele nicht einmal für eine echte Kunstform halten. Zugleich verlieren die Gewalt-&-Porno-Rapper immer mehr von ihrer kommerziellen Zugkraft. Die größten Umsatzerfolge, als Sido und Bushido an die Spitze der Charts schossen, liegen schon zwei, drei Jahre zurück. Trotz einer Flut von neuen Künstlern, die sich in immer krasseren Posen gefallen, kann das Umsatzniveau früherer Tage nicht mehr gehalten werden. Es könnte also durchaus sein, dass die aktuelle Debatte in einigen Jahren nur mehr als letztes Zucken eines sterbenden Genres betrachtet wird, das bereits auf dem Müllhaufen der Popgeschichte gelandet ist.

Noch aber ist die Aufregung groß. Politiker melden sich zu Wort, Mütter sind besorgt. Aber tun sie das nicht immer? Gäbe es den deutschen Porno-Rap nicht, dann würde jetzt vielleicht über die Welle von Horrorfilmen diskutiert, die aktuell durch die Kinos schwappt. Oder über die Brutalität in Computerspielen.

Doch Game- und Kino-Industrie haben Glück. Sie stehen im Moment gerade nicht in der Schusslinie übereifriger Bedenkenträger. Die haben stattdessen den deutschen Hiphop im Visier. Zur Wortführerin aufgeschwungen hat sich die SPD-Politikerin Monika Griefahn. Schon vor zwei Jahren forderte sie ein Sendeverbot für frauenfeindliche und gewaltverherrlichende Rapvideos. Damals setzte sie private Radio- und TV-Sender unter Druck, solche Songs und Videos aus ihrem Programm zu streichen. Andernfalls, so ihre Drohung, könnten die Rundfunkräte ein Sendeverbot für Videos solcher Rapper erwirken. Wie man sieht, hatte sie damit Erfolg: MTV und Viva üben seitdem eifrig Selbstzensur.

In der taz (12. 7.) verteidigte Monika Griefahn ihre Position: Sie wolle nicht, dass Kindern und Jugendlichen "pornografische, gewaltverherrlichende, frauenfeindliche und rassistische Texte () ständig zugemutet werden". Das ist ein verständliches und mehrheitsfähiges Anliegen. Aber dafür gibt es längst Gesetze, in diesem Fall das Jugendschutzgesetz. Zuständig für dessen Umsetzung ist die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Auch der "Arschficksong" von Sido, den Griefahn als besonders verderblich ins Feld führt, wurde der Behörde vorgelegt. Doch das Lied wurde nach dem Prüfverfahren nicht indiziert. Den dazugehörigen Videoclip hatte die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirschaft (FSK) erst ab 16 Jahren freigegeben. Er darf damit im Fernsehen etwa erst ab 22 Uhr gezeigt werden.

Hier sind wir nun am Kern des Problems angelangt. Denn was ist es, was Griefahn will? Will sie ein strengeres System? Eine staatliche Zensur, die bei Bedarf im Sinne der Allgemeinheit handelt? Oder am liebsten selber entscheiden, was jugendgefährdend ist und was nicht?

In ihrem taz-Beitrag hat Griefahn die Rapper und ihre Texte kritisiert. Sie hat von Jugendlichen berichtet, mit denen sie gesprochen hat, und von Wählern, die ihr schreiben. Dazu zitierte sie Experten, die fragwürdige Zusammenhänge herstellen. So suggeriert sie eine kausale Wirkungskette zwischen Raptexten und Gewalttaten. Gäbe es die, wäre das strafrechtlich relevant. Erste Anklagen in diese Richtung gibt es bereits, denn auch dafür gibt es Gesetze.

Was den meisten Rappern aber durch die Reime spukt, das sind vor allem Fantasien. Ihre und die anderer Männer. Und, seien wir ehrlich: Ziemlich vieler Männer, vielleicht sogar der allermeisten. Der überwiegende Teil dieser Männer hat diese Fantasien domestiziert. Und das ist auch gut so. Aber eben auch der Grund dafür, dass die Ästhetik von Pornofilmen so aussieht, wie sie nun mal aussieht. Und deshalb ist auch die Berichterstattung der Presse, deren Redaktionen immer noch vornehmlich von männlichen Heterosexuellen besetzt sind, so, wie sie ist. Aber was ist schlimmer? Ein Rapper wie G-Hot packt seinen Hass auf Schwule und sein mittelalterliches Frauenbild in plumpe Reime? Das ist nicht schön, aber ehrlich. Ein Magazin wie der Stern druckt nackte Frauen in Nimm-mich-Pose aufs Titelbild und schlagzeilt: "Escort-Service: Was Männer daran fasziniert". Das ist wahnsinnig ästhetisch. Aber dafür ganz schön verlogen.

Gegen den Stern geht Griefahn jedoch nicht vor. Lieber erklärt sie eines der vielen anderen Symptome dafür, dass in dieser Gesellschaft Sexualität zum Warenwert verkommen ist, zur Ursache. Nur: Wir können uns lange drüber unterhalten, wer was wie eklig findet. Man kann Monika Griefahn sogar darin zustimmen, dass der "Arschficksong" nichts für Achtjährige ist. Und auch darin, dass es nicht schön ist, wenn Mädchen in der Schule nur noch "Schlampen" oder "Nutten" genannt werden. Wenn sie es für pädagogisch sinnvoll hält, kann Griefahn ihren drei Kindern verbieten, eine Sido-CD zu kaufen. Den Rest regeln in diesem Land aber Gesetze und eine demokratisch legitimierte Institution wie die Bundesprüfstelle. Mit deren Entscheidungen muss man nicht immer einverstanden sein, manche kann man im Einzelfall auch kritisieren. Aber immerhin beruhen deren Entscheidungen im Idealfall auf einer rechtlichen Grundlage.

Die unausgesprochene Alternative wäre, einer moralischen Mehrheit die Entscheidung zu überlassen, was alle hören und sehen dürfen. Solche schweigenden Mehrheiten neigen bekanntlich zu Intoleranz gegenüber Minderheitengeschmäckern. Vor allem, weil sich am liebsten solche Politiker zu ihren Wortführern aufschwingen, die sich selbst in ihrem kleinbürgerlichen, pseudo-toleranten Weltbild angegriffen fühlen - etwa, wenn die Unterschicht es sich rausnimmt, auf Teile des öffentlichen Diskurses Einfluss zu nehmen.

In Wahrheit geht es gar nicht um den Schutz der Jugend. Es geht vielmehr um die Definitionshoheit darüber, was Kunst ist, darf und soll. Kunst aber muss nicht immer allen gefallen, sonst wäre sie keine Kunst mehr. Auch schlechte, primitive und hässliche Kunst bleibt Kunst: Das gilt sogar für Porno-Rap und Nazi-Rock. Die Freiheit kennt nun mal ein ästhetisches Restrisiko. Eine demokratische Gesellschaft muss es aushalten, dass die freie Meinungsäußerung bisweilen zu unansehnlichen Nebeneffekten führen kann.

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9 Kommentare

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  • R
    Rob

    Es geht doch hier nicht, um unterdrückte Triebkultur. Natürlich haben Männer bestimmte Fantasien(wie Frauen sicherlich auch)und man kann diese auch obszön umschreiben, aber zwischen obszön und menschenverachtend ist eine große und gefährliche Lücke. Die Frage ist, ob man sie aus riesigem Geltungsbedürfnis und marketingtechnischen Gründen als Kunst postulieren kann und in die Welt rausposaunt und damit Propaganda betreibt oder einfach mal lässt.Niemand kann ernsthaft meinen, dass menschenverachtene Texte über Dauer keine bestimmten Denkmuster erzeugen, wenn sie in Verbindung mit einer schlechten sozialen Umgebung stehen.

    Die Unterschicht-Rapper sind keine neue Götzen einer emanzipierten Unterschicht, weil sie keine Ahnung haben vom Leben, dazu gehört mehr als ihr angebliches Ghetto.

    Dieter Nuhr meint dazu: "wenn man keine ahnung hat, einfach mal Fresse halten". Das passt gut auf diese Pubertäts-Rapper, weil sie in vielerlei hinsicht unwissend sind und noch viel lernen müssen. Aber das man es hinnehmen muss, dass eine "neue" Unterschicht sich zu Wort meldet und Kunst vom interlektuellen Standpunkt eines 14-Jährigen macht, anstatt ihr Klientel damit zum Denken anzureizen, ist ignorant und völlig kontraproduktiv, um denjenigen Menschen gewisse aufgeklärte Werte und Bildung zu vermitteln. Mit solchen Texten trägt man bei, ein geistiger Tiefflieger zu sein. (wer jetzt mit dem Argument kommt, es ist entspannung vom Alltag...naja). Man muss dagegen debattieren.

    Es gibt als Gegenbeispiel Rapper in Deutschland, die kommen aus ähnlichen sozialen Verhältnissen, haben Migrantenhintergrund und gehören einer ähnlichen Alterskohorte an, doch rappen diese nicht so einen pubertären Dünnschiss, sondern refleketieren auch auf teils drastische, aber weit intelligenter Weise ihre Probleme und Lebenssituation ect. Das zeigt vergleichend, dass Pornorap nicht unbedingt ein kultureller Aufschrei einer ungehörten Unterschicht ist. Ich würde fast meinen das sind gezielt geförderte Tendenzen, um eine Menge Menschen dumm zu halten. Aber das ist übelster Sarkasmus.

  • J
    Jockel

    Sehr richtig, Ronja. Und übertragen auf die Triebdebatte: Wenn ich als Mann mit Paris-Britney-Victoria(Beckham)-Fotos zugebombt werde, auf welchen die Damen ihre ansehnlichen Körperteile präsentieren, dann ist nicht mein erster Gedanke "Hm, mit der FRrau würde ich gerne mal Kaffee trinken um sie näher kennenzulernen" sondern eben "Durchf****n, jetzt sofort!". Wäre das nicht so, hätte die BILD ihr Seite-1-Mädchen längst im Orkus verschwinden lassen, würden die Massenblätter von Stern über Spiegel bis Focus sicherlich nicht alle paar Wochen eine nackte Frau auf ihren Titeln placieren.

    Wenn aber nun ein Porno-Rapper offen ausspricht, was jeder Mann beim betrachten solcher Bilder denkt, dann kreischt die Öffentlichkeit auf und echauffiert sich darüber, dass die Frau zum "Sexobjekt" herabgewürdigt wird. Was, bitte, war sie denn in der Intention der jeweiligen Blattmacher?!

    Aus dieser Warte betrachtet ist Porno-Rap tatsächlich der Spiegel der Gesellschaft, als den Künstler wie Frauenarzt, Sido etc. ihn bezeichnen. Er spiegelt die verschwitzte Doppelmoral dieser Gesellschaft wider. In einer aufgeklärten und sexuell entspannteren Gesellschaft wäre diese Musik nicht möglich. Sie zu verbieten lässt nicht die Gedanken verschwinden, die ich am nächsten Morgen an jedem x-beliebigen Werbeplakat oder Zeitschriftenregal habe.

  • R
    Ronja

    ganz ehlrich. Mit der Reduzierung der Frauen auf ihr "Fleisch" hat die Rapszene nichts zu tun. Sie setzt lediglich das in ihre eigene Sprache was uns die komplette westliche Welt vorlebt! & zwar sex sells. Paris Hilton ist daran weitaus mehr schuld als irgendein Rapper!

  • G
    guinevra

    theorien über triebstrukturen sind nun mal kein argument für degradierende darstellungen von frauen oder als "abweichend" empfundenem begehren.

     

    ich unterstelle herrn winkler keinen antisemitismus, sondern doppelte standards, weil ich mir im gegenteil gut vorstellen kann, daß er das, was er an degradierung bei frauen als tolerabel darstellt, im falle des antisemitismus nie so hinnehmen würde.

     

    und der punkt ist eben nicht, darstellung von und freude an erotik zu verbieten - es geht darum, daß ein frauen(schwulen-, etc pp)verachtendes weltbild dahinter steht, wenn sex auf diese weise dargestellt wird. es gibt ganz einfach auch andere möglichkeiten das zu tun. diese feindseligen darstellungen abzulehnen heißt noch lange nicht, sexualität an sich abzulehnen.

    wenn ihrer meinung nach in diesen texten die sexuelle freiheit ausgelebt wird, wie passt es denn dann zusammen, schwule sexualität als verdammenswert darzustellen?

  • H
    Heiko

    Jetzt wird's unsachlich (ungleich: persönlich).

     

    Sie unterstellen mir, mein Reflexionsvermögen sei nicht ausreichend, weil Sie anderer Meinung sind.

     

    Sie unterstellen Herrn Winkler implizit Antisemitismus, rücken ihn zumindest in dieses Licht.

     

    Da muss es erlaubt sein, Sie auf ein grundlegendes Missverständnis hinzuweisen, das IHR Reflexionsvermögen ins rechte Licht rückt. DENN: Der Autor hat sich mit keinem Wort persönlich hinter diese Begriffe gestellt. Er hat nicht behauptet, es sei vorbildlich oder toll, Frauen dermaßen zu reduzieren. Das hätte die TAZ wohl auch kaum veröffentlicht. Er hat legiglich Verständnis für diese Fantasien geäußert, die mit EROTIK, mit Liebe wenig bis nichts zu tun haben und sie ins Spektrum der menschlichen Möglichkeiten gestellt.

    Um das nochmal klar zu sagen: Sympathisch finde ich das alles auch nicht. Dennoch finde ich, dass man die Aufrichtigkeit aufbringen sollte, diese Seiten des Menschen bei sich und anderen zur Kenntnis zu nehmen statt sie und/oder ihren Ausdruck verbieten zu wollen, was demzufolge ein Ausdruck der Verlogenheit und der Angst vor sich selbst darstellt. Verdrängung halt. In Ihrem Kopf scheint ein eifriger Moral-Polizist zu wohnen. Da sie ja Freud so gut kennen, sage ich mal: ein gewaltiges Über-Ich. Was passiert noch mal mit dem "Ich", wenn das "Über-Ich" das "Es" diskriminiert? Glauben Sie, durch Verdrängung und Selbsthass findet man zu sich selbst und wird ein besserer Mensch? Glauben Sie, ein Auto hört auf zu rosten, wenn man Lack drübersprüht?

  • G
    Guinevra

    Mon dieu, ich glaub 's ist hoffnungslos... Die Nennung von Freud hilft nicht viel weiter, wenn 's Reflexionsvermögen um seine Theorien zu verstehen, nicht vorhanden ist.

     

    Vielleicht einfach mal kurz überlegen, ob man erotische Dinge mit unterschiedlichen Begriffen belegen kann und ob möglicherweise was dahinter steht, wenn die Wahl immer auf abwertende Begriffe fällt. Das hat durchaus was mit Stil und Geschmack zu tun. Bzw. auch, als wie "männlich" man sich zu präsentieren für nötig befindet.

    Naja, war sicher vergebene Liebesmüh'...

     

    Im übrigen würde mich mal interessieren, ob Winkler auch antisemitische Darstellungen mit dieser "naja, war doch gut gemachte Kunst", "über einen guten witz kann man immer lachen" oder "seien wir mal ehrlich, so denken wir deutschen nun mal" entschuldigen würde.

  • H
    Heiko

    @ JOL:

     

    "Pardon, ich kenne nur wenige Männer, denen Löcher, Fo***, Schw***, reinstecken, Nutten, Schlampen, Huren, fi*** und ähnliche Preziosen im Kopf rumspuken."

     

    Pardon, sind Sie ein Mann???

     

    Denn wenn ja, brennen mir einige Fragen auf den Nägeln, die Sie vielleicht im ersten Moment als beleidigend empfinden, aber glauben Sie mir, ich will nur Ihr Bestes. Also:

     

    Glauben Sie das eigentlich selbst? Sind Sie sexuell gehemmt und übertragen, pardon: induzieren das von sich auf andere? Haben Sie mal Freud gelesen? Haben Sie schon mal was von einer Sache namens "Psychologie" gehört? Waren Sie jemals auf einer Party, so richtig mit Frauen und enthemmenden Mitteln, von mir aus Alkohol? Haben Sie schon mal Ihr Haus verlassen?

     

    "Das hat weniger mit Ehrlichkeit, denn mit persönlichem Geschmack und vielleicht sogar Stil zu tun."

     

    Dann ist Fortpflanzung Ihrer AUFRICHTIGEN Meinung nach also eine Frage des persönlichen Geschmacks. Und Triebe existieren IHRER EHRLICHEN Überzeugung nach nicht, richtig?

     

    Und Sie sind weiter der ERNSTHAFTEN Meinung, der Mensch sei rational?

     

    Und Sie kommen deshalb zur Einsicht, dass Kunst nur in Museen vorkommt, und zwar, nachdem Experten das genau gepüft haben, oder?

     

    Und über den Kunstbegriff haben Sie vermutlich sehr intensiv nachgedacht?

     

    Ich hoffe inständig, dass ich an Ihrem Weltbild kratzen konnte und bete für Sie!

  • J
    JOL

    Die Frage, was "Kunst" sei, ist alt. Die Frage, was Satire darf, ist beantwortet.

     

    Aber, lieber Herr Winkler, Sie müssen nicht von sich auf andere schließen, das hat sogar einen vornehmen Namen: Induktion. Hier hätten wir eine: "Was den meisten Rappern aber durch die Reime spukt, das sind vor allem Fantasien. Ihre und die anderer Männer. Und, seien wir ehrlich: Ziemlich vieler Männer, vielleicht sogar der allermeisten."

     

    Pardon, ich kenne nur wenige Männer, denen Löcher, Fo***, Schw***, reinstecken, Nutten, Schlampen, Huren, fi*** und ähnliche Preziosen im Kopf rumspuken. Das hat weniger mit Ehrlichkeit, denn mit persönlichem Geschmack und vielleicht sogar Stil zu tun.

     

    Kunst? "Es geht vielmehr um die Definitionshoheit darüber, was Kunst ist, darf und soll." Kunst?! Das ist keine Kunst. Und das hat nichts mit "Definitionshoheit" zu tun. Ich stelle mich, geistig umnachtet, mit restringiertem Wortschatz und präpubertärem Sexualempfinden hin, nuschele ins Mikro mit ner Basecap und ner Kette um den Hals und mache Kunst?

     

    Nicht wirklich. Das können Sie nicht ernst meinen. Ihre Kritik an Fr. Griefahn in Ehren, Sie mögen in weiten Teilen recht haben, doch - wie ich im Kommentar zuvor las - die linksmoralische Keule ist nen alteer Hut (und kein Kopf darunter). Das Verweis auf unser "neues Prekarait" (gerne auch abhängt) hilft nicht weiter.

    Die "Künstler" kommen vielleicht aus der Höhle kurz ans Tageslicht (und sonnen sich im Gegeifer und Gesabber der Presse - oh, ein Skandal ...), aber sie sind nicht pars pro toto für "die Unterschicht" (die früher traditionsloses Arbeitermilieu hieß). Gott behüte!

  • H
    Heiko

    Dazu bitte jetzt noch mal Frau Griefhahn interviewen, oder noch besser, die beiden Autoren gleichzeitig.

     

    Besonders schön: "Pseudo-tolerantes Weltbild" UND die Auslassungen über elitäre Ausgrenzungs- und Allmachtsphantasien. Stets in Form der Moralkeule. Und der Bürger applaudiert. Danke für diesen Beitrag!