Anti-Terror-Kampf: USA wollen Krieg nach Pakistan tragen
Washington hält eine neue militärische Konfrontation mit al-Qaida für unumgänglich - wenn nötig, in Pakistan.
DELHI taz Die USA werden den Krieg gegen den Terror auch nach Pakistan tragen, wenn dies dem "Schutz des amerikanischen Volkes" dient. Das erklärte am Sonntag Frances Townsend, die Anti-Terror-Beauftragte von US-Präsident George W. Bush, in Washington. Die Erklärung ist offensichtlich Teil einer geplanten Eskalation der Worte, mit der die Bush-Regierung Druck auf den pakistanischen Präsidenten Musharraf erhöhen will. Am Tag zuvor hatte der Geheimdienst-Koordinator Michael McConnell erklärt, die Al-Qaida-Führer Ussama Bin Laden und Aiman al-Sawahiri befänden sich mit großer Wahrscheinlichkeit im pakistanischen Stammesgebiet.
In Pakistan wird vermutet, dass die Breitseite aus Washington mit dem Versuch Islamabads zusammenhängt, die beiden Abkommen mit den Stämmen in Nord- und Süd-Wasiristan zu retten, die diesen und den lokalen Taliban die Polizeikontrolle über ihr Territorium geben und zur Folge hatten, dass das paramilitärische Frontier Corps abgezogen wurde. Nach Ansicht der USA hatte insbesondere das Abkommen mit Nord-Wasiristan vom letzten September al-Qaida damit erlaubt, ihre Verstecke nahe der Grenze zu Afghanistan auszubauen. Islamabad ist dagegen überzeugt, dass eine Befriedung der Region nur mit der Kooperation der lokalen Stämme möglich ist - eine Erfahrung, die bisher jede Besatzungsmacht Afghanistans machen musste.
Zuletzt war es die pakistanische Armee, die in den zwei Jahren bis zum September-Abkommen bei Anti-Terror-Aktionen mehrere hundert Tote zu beklagen hatte. Das erstmalige Auftreten von Armeeeinheiten hatte zudem zu einer Solidarisierung zwischen Stämmen und dem lokalen Taliban-Klerus geführt - statt die latenten ideologischen Differenzen zwischen beiden zu nutzen.
Außenminister Khurshid Kasuri wiederholte daher am Sonntag den Willen seines Landes, das Abkommen zu retten. Die USA hingegen sind davon überzeugt, dass eine militärische Konfrontation mit al-Qaida und ihren Unterstützernetzen der einzige Ausweg ist. Die Drohung, die Souveränität Pakistans wenn nötig zu missachten, ist daher ein Druckmittel auf Pakistans Präsident Musharraf, selber Ordnung zu schaffen, statt sich wiederum mit den Extremisten an den Verhandlungstisch zu setzen.
Die jüngsten Äußerungen der Bush-Mitarbeiter könnten aber auch den Zweck verfolgen, die wachsende Opposition im Kongress zu unterlaufen, die sich gegen die Finanzhilfe für Maßnahmen zur Stärkung der Anti-Terror-Infrastruktur in der Stammesregion zu formieren beginnt. Die Kongresspolitiker sollen mit den kräftigen Worten aus dem Weißen Haus wohl überzeugt werden, dass es die Peitsche schwingen wird, falls das Zuckerbrot keine Wirkung zeigen sollte.
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