Tour de France-Berichterstattung: Auf die neue Tour
Eurosport hat sich in der Live-Berichterstattung von der Tour de France als kritischer Begleiter des Radzirkus profiliert - mit besseren Quoten als Sat.1
Es gibt sie noch, die heile Welt des Sports, eine, in der nicht manipuliert, gelogen und betrogen wird. Am 10. August startet die Fußball-Bundesliga, der drogenfreie Superwettbewerb. Dopingprobleme kennt der Kicksport nicht. Die ARD muss sich keine Gedanken über einen Ausstieg aus der Fußballberichterstattung machen. Die Sportschau lebt. Die Sponsoren finden sie super. Die Telekom und die Bierbrauer von Krombacher werden die Sendungen präsentieren, so wurde es am Montag verkündet.
Eine wahre Gute-Laune-Meldung zu finsteren Tour-de-France-Zeiten. Der Ausstieg von ARD und ZDF von der Live-Berichterstattung hat der Rundfahrt nichts anhaben können. Die Karawane rollt weiter: In der dopingfreien Variante zu verfolgen bei Sat.1 und, ganz anders: bei Eurosport.
Drei Kommentatoren sitzen da in diesem Jahr in der Kabine. Das als Komikerduo verschriene, sich ewig neckende Gespann Ulli Jansch ("Einspruch, Euer Ehren!") und Karsten Migels ("Nicht stattgegeben, Herr Advokat") wird in diesem Jahr von Andreas Schulz verstärkt. Und es sind eigenartige Dinge geschehen. Was Eurosport vor Beginn der auf 90 Stunden angesetzten Übertragungen von der Tour angekündigt hatte, es stimmt: Das Thema Doping wird nicht ausgeklammert. Beinahe entsetzte Kommentare sondert Tour-Neuling Schulz ab, wenn er wieder einmal nicht fassen kann, wie die beiden Dominatoren der Rundfahrt Alberto Contador und Michael Rasmussen die Berge hinaufstürmen: "Da fragt man sich schon, ob das mit rechten Dingen zugeht." Dann referiert er die Verstrickungen Contadors in den Blutdoping-Skandal um den spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes, die verpassten Trainingskontrollen Rasmussens und dessen Schmuggelversuch mit synthetischem Blut.
Eurosport hat sich verabschiedet vom Konzept des reinen Absendens von Live-Bildern. Auch auf die Unterstützung ehemaliger Profis wird in diesem Jahr verzichtet. In den vergangenen Jahren erläuterte noch Jens Heppner, der im epoverseuchten Telekom-Rennstall der späten 90er-Jahre unterwegs war, die Renntaktik. Und für alle Radsportpuristen, für die Doping immer noch kein Thema ist, sitzt Ulli Jansch als Anwalt der alten Radsportgeneration hinter dem Mikrofon: "Aber man muss Winokurow schon glauben, wenn er sagt " Der Widerspruch folgt auf dem Fuß. Schon führt Schulz wieder das große "Aber" im Mund. Migels, der Dritte im Bunde, beschreibt zwischendurch das Renngeschehen. Dann ist wieder Jansch dran, wechselt - endlich ohne Widerspruch - ins Fach Landeskunde und beschreibt die Burgruine, an der das Fahrerfeld gerade vorüberradelt. Eurosport präsentiert eine dreieinige Berichterstattung aus Frankreich: Radsport, Doping, Land und Leute. Das scheint anzukommen. Eurosport hat bessere Quoten als die Sat.1-Kollegen.
Die ARD ist unterdessen verkappt weiter mit der Tour unterwegs. Sie sendet bis Freitag täglich von 18.30 bis 19.10 Uhr eine "Sportschau extra" aus Frankreich. Und mit einem Auge werden die Programmmacher vielleicht nach Stuttgart blicken. Dort findet heute das Doping-Symposium des Deutschen Fußballbundes (DFB) statt. Nein, da wird schon nichts Schlimmes herauskommen. Wie sagt Sepp Blatter, Präsident des Internationalen Fußballverbandes (Fifa), immer wieder: "Doping macht in einer Mannschaftssportart keinen Sinn." Genau. Gut, dass das auch die Sponsoren so sehen.
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