Kommentar: Möhre mit Nachgeschmack

Einige schwarze Schafe machen mit Bio-Lebensmitteln schnelles Geld. Doch Konsumenten müssen sich auf Biosiegel und Kontrollen verlassen können.

Noch vor wenigen Jahrzehnten lagen die Dinge ganz einfach: Da gab es im Gemüseladen im Grunde nur Bioware zum Kauf - ganz ohne Siegel, Kontrollen und Mehrkosten. Spätestens seit den Sechzigerjahren musste in der landwirtschaftlichen Produktion dann alles schneller und effektiver zugehen: Weniger Sorten, dafür höhere Erträge, so lautete die Devise. Monokulturen, hoher Pestizideinsatz und hochgezüchtetes Saatgut waren der Preis. In den Achtzigerjahren kam dann, unter dem Ökobanner, die Gegenbewegung auf. Und die ist mittlerweile zum richtiggehenden Trend geworden.

Eine vom Landwirtschaftsministerium in Baden-Württemberg in Auftrag gegebene Studie dürfte nun jedoch wieder all jene Skeptiker bestätigen, die ohnehin schon immer gewusst haben, dass es beim "Bio"-Boom nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Die Studie stellt deutschen Ökoprodukten zwar ein gutes Zeugnis aus. Die schwarzen Schafe sind demnach vor allem in Italien und den Niederlanden zu finden. Doch bei manchen Biokunden dürfte da ein schaler Nachgeschmack bleiben. War die Karotte, in die man gerade gebissen hat, tatsächlich so gesund, wie es das Siegel versprach?

Bioprodukte boomen. Doch die gestiegene Nachfrage ruft eben auch Betrüger auf den Plan. Manche Landwirte wittern die Chance, mit möglichst geringem Aufwand einen möglichst hohen Ertrag zu erwirtschaften. Statt mühsam Unkraut zu jäten, werden dann doch konventionelle Schädlingsbekämpfungsmittel auf die Pflanzen gekippt. Und manchen Händlern ist es am wichtigsten, möglichst schnell die Nachfrage zu stillen: Dafür drücken sie dann bei der Bioqualität gerne mal ein Auge zu.

Konsumentinnen und Konsumenten müssen sich aber auf das "Bio"-Siegel und die Kontrollen verlassen können, die für die Einhaltung der Richtlinien für ökologischen Landbau bürgen. "Bio ist besser" lautet ein Slogan, mit dem die Ökobranche gerne für sich wirbt. Das ist zwar noch immer richtig, wie der Vergleich mit konventionell angebauten Produkten zeigt: Im Supermarkt siehts doch immer noch schlimmer aus. Aber es ist ein Anspruch, der immer wieder aufs Neue erkämpft werden muss.

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