Attac: Wohin mit dem G-8-Schwung?

Auf ihrer Sommerakademie streiten sich die Attac-Aktivisten ab heute über den Kurs nach dem Weltwirtschaftsgipfel. Die große Frage aber ist: Will man in die Mitte oder nach links?

Am Ostseestrand passten noch alle aufs Bild. Und nun? Bild: dpa

"Das wird Folgen haben": Unter dieses Motto hat Attac seine sechste Sommerakademie gestellt, die heute in Fulda beginnt. Welche Folgen damit gemeint sind, werden rund 700 Teilnehmer bis Sonntag in 150 Veranstaltungen diskutieren. Das globalisierungskritische Netzwerk ist mit viel Schwung aus den G-8-Protesten vom Juni gegangen: 1.700 neue Mitglieder sind seit Beginn der G-8-Mobilisierung dazugekommen. Plus ein neuer Rekord in Sachen Medienpräsenz. Nun diskutieren die Aktivisten, in welche Richtung sie diesen Schwung lenken wollen.

Relativ unstrittig dürfte die inhaltliche Schwerpunktsetzung sein: Mit der Kampagne gegen die Privatisierung der Deutschen Bahn AG will Attac ein Thema besetzen, das in weiten Teilen der Bevölkerung für Aufregung sorgt. "Das ist ein Ausdruck der neoliberalen Globalisierung bei uns", sagt Sven Giegold aus der Attac-Führungsriege.

Auf der Attac-Basisversammlung, dem Ratschlag, der am Sonntag erstmals direkt im Anschluss an eine Sommerakademie stattfindet, werden die Mitglieder auch über ein neues Kampagnenthema entscheiden: die Enteignung der vier großen Energiekonzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW. "Von den G 8 zu den G 4", formuliert Giegold die Kampagnenperspektive. Die Frage nach der Rolle der Energiekonzerne verbinde den sozialen und den ökologischen Flügel von Attac: Thematisieren könne man nämlich sowohl die "Kundenabzocke durch den Missbrauch der Marktmacht" als auch den "Klimaschutz, den die Energieversorger durch den Bau neuer Kohlekraftwerke in Frage stellen".

Weniger einig dürften sich die Aktivisten in der Frage der bündnispolitischen Ausrichtung sein. Schulterschluss nach links oder Öffnung zur Mitte? In den Attac-Mailinglisten wurde so mancher Streit auf die Sommerakademie vertagt - nach dem Motto: "Darüber reden wir dann in Fulda."

Peter Wahl, der sich in Rostock besonders deutlich von den Steinewerfern distanzierte und dafür auch viel Kritik einstecken musste, vertritt die Öffnungs-These: Attac solle sich nicht selbst weiter nach links bewegen, "sondern das aufnehmen, was sich in der Bevölkerung nach links bewegt". Die Chancen für Attac lägen darin, "dass auch Leute in der Mitte der Gesellschaft die Nase voll von der neoliberalen Globalisierung haben".

Die Gegenströmung fordert eine enge Zusammenarbeit mit der aktivistischen Linken. Sie redet weniger von "Globalisierungskritik" und mehr von Kritik an der "kapitalistischen Globalisierung". So fordert Attac-Führungsmitglied Pedram Shahyar, der auch Teil der "Interventionistischen Linken" ist, im G-8-Bündnis weiterzuarbeiten und den "außerparlamentarischen Widerstand" zu stärken.

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