Sekten: Hamburg fordert Scientology-Verbot

Innensenator Nagel hält die Sekte für verfassungsfeindlich und fordert Konsequenzen. Doch bislang unterstützen nur zwei weitere Länder den Vorstoß.

Menschen auf Balkon des Scientology-Sitzes in Berlin im Januar 2007 Bild: rtr

Bei Fragen, die ihr nicht passen, wird Ursula Caberta wütend. "Wie viele Scientologen es sind? Keine Ahnung! Wo sie sitzen? Weiß ich doch nicht!", herrscht die Hamburger Scientology-Beauftragte einen Journalisten an, der es gewagt hat, bei der Vorstellung ihres "Schwarzbuchs Scientology" nach der Verbreitung der Sekte zu fragen.

Die offizielle Schätzung - 5.000 bis 6.000 Mitglieder in Deutschland - ist ja auch nicht gerade eine Zahl, die Angst macht. Zu Unrecht, meint Ursula Caberta. Scientology sei eine "gefährliche extremistische Organisation", die im Jahr 2006 Europa sogar "den Krieg erklärt" habe, so die Scientology-Beauftragte.

Wenn es gegen die Scientologen geht, ist Caberta an vorderster Front dabei. Gerade erst war sie in den Schlagzeilen, weil zwei Kinder von Berliner Scientology-Funktionären zu ihr nach Hamburg geflohen waren. Caberta leitet dort eine eigene Dienststelle mitten in der City, die "Arbeitsgruppe Scientology".

Trotz der beharrlichen Aufklärungsarbeit Cabertas ist die Zahl der Aussteiger, die sich bei ihr melden, klein. Die Scientology-Beauftragte hat darum den Wirbel um ihre Person in den letzten Tagen dazu genutzt, ein Verbot von Scientology zu fordern. Von "verfassungsfeindlichen Aktivitäten" spricht ihr Vorgesetzter, Hamburgers Innensenator Udo Nagel, bei der Schwarzbuch-Vorstellung im Hamburger Rathaus. Es gebe "tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung".

Die Verfassungsfeindlichkeit von Scientology mache sich vor allem an der Art fest, wie die Organisation mit Kritikern umgehe, sagt Caberta. Kritikern werde die Menschenwürde abgesprochen, sie dürften nach den Anweisungen der Organisation verleumdet werden: "Das geht bis zur Vernichtung."

Ein anderer Anknüpfungspunkt, um gegen die Organisation vorzugehen, seien Straftaten, die von ihren Mitgliedern verübt würden. Dabei müsse allerdings geklärt werden, ob die Organisation für diese Straftaten verantwortlich gemacht werden könne. Es handele sich um Steuerhinterziehung, aber auch Morddrohungen, sagt Caberta, "zum Beispiel gegen mich".

Bei der nächsten Innenministerkonferenz will der Hamburger Innensenator Udo Nagel ein Verbot vorschlagen, die Unterstützung von Bayern und Baden-Württemberg hat er. Letztlich wäre für ein Verbot freilich Innenminister Schäuble zuständig. "Vielleicht könnten man wenigstens einmal anfangen, das Prüfverfahren einzuleiten", drängt Caberta. Scientology seinerseits hat versucht, kritische Passagen aus Cabertas Schwarzbuch verbieten zu lassen, doch die Verlagsgruppe Random House hat die Auslieferung fortgesetzt. In einer Pressemitteilung erklärte Scientology, Caberta sei "außer Rand und Band".

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