Nürnberg gegen Karlsruhe: Totale Orientierungslosigkeit

Nach dem Fauxpas des 1. FC Nürnberg im Sonntagsspiel freut sich Cheftrainer Hans Meyer über das Ende der Euphorie im Frankenland.

Der Trainer zieht die Euphoriebremse Bild: dpa

NÜRNBERG taz Hans Meyer kann mit seinem Sarkasmus wirklich keinen mehr überraschen. Und trotzdem gehört es zu den herausragenden Leistungen des Mannes aus Nürnberg, immer wieder etwas Neues aufzutischen. Nach dem 0:2 gegen den Karlsruher SC gab es wieder einen sehr speziellen Meyer. "Viele haben mich gefragt, wie ich hier die Euphorie bremsen will", sagte er und machte eine kleine Pause. Die ersten lachten schon. "Sehen Sie, schon passiert. So einfach ist das." Was der 63 Jahre alte Meyer da regelmäßig auf hohem Niveau zu Stande bringt, hatten 55.000 Zuschauer auch von den Kickern in den Clubtrikots erwartet. Bei denen aber entdeckte selbst ihr Trainer "vollkommene Orientierungslosigkeit".

Auch das ist etwas übertrieben und wohl in erster Linie dem tiefen Frust geschuldet, den diese Heimniederlage hinterließ. Was aber tun, wenn die Erwartungen derart ins Kraut schießen und die Nürnberger überall als der Pokalsieger vorgestellt werden. Selbst im Stadion der Franken zeigte man noch einmal vor der Partie gegen den Neuling aus Karlsruhe die stimmungsvollen Bilder des Triumphes aus Berlin wie ein Heldenepos. "Ich habe immer gesagt, wir haben noch viele Baustellen und wir sind noch lange nicht die Mannschaft des letzten Jahres, die an sich glaubte."

Es sah in der Tat etwas zerfleddert aus, was der Club bot. Aber es hätte auch anders laufen können, wenn Robert Vittek nicht neben das Tor geschossen hätte - nach nur 8 Minuten. Aber eben in Zeiten der kleinen Krisen zeigt sich, wie weit eine Mannschaft wirklich schon ist. Deshalb bat Meyer um Geduld. Erst nach fünf bis sechs Spielen zeige sich, wie gut ein Start ausgefallen ist. Man mühte sich, die gefühlte Kleinkrise nicht ausufern zu lassen. "Jedem hier muss klar sein, dass man nicht eben alles kopiert, was letzte Saison war. Aber es ist jetzt erst ein Spiel rum", sagte Nürnbergs Manager Martin Bader und wollte nicht zulassen, die Niederlage an die Brust der Neuen wie Angelos Charisteas und Zvjezdan Misimovic zu heften. Man muss allerdings eingestehen, die beiden haben sich nicht eben mit Ruhm bekleckert beim Pokalsieger, zu dem sie wechselten.

Ergebnis: 0:2 (0:1)

1. FC Nürnberg: Blazek - Reinhardt, Wolf, Galasek, Kristiansen - Beauchamp - Engelhardt, Misimovic (59. Mintal) - Vittek, Charisteas (59. Kennedy), Saenko (46. Jacobsen)

Karlsruher SC: Miller - Görlitz, Eggimann, Franz, Eichner - Timm, Aduobe (56. Staffeldt), Mutzel, Carnell - Hajnal (87. Iaschwili) - Kapllani (72. Freis)

Tore: 0:1, 0:2 Hajnal (44.,74.)

Und deshalb mussten sie früh raus. In der 59. Minute. "Wir haben die Tore nicht gemacht. So ist Fußball", sagte Charisteas, der aber eingestand: "Ich muss mehr tun", und versprach, sich künftig noch mehr Mühe zu geben.

Die Gefahr einer Wende durch den FCN blieb auf dem Rasen verschwindend gering. Sie werden diese in den nächsten Spielen versuchen müssen. "Wir haben haarsträubende Fehler gemacht", sagte Bader. Einer war wohl, den Karlsruher Tamas Hajnal in Manndeckung durch den Australier Michael Beauchamp nehmen zu lassen und Kapitän Tomas Galasek weit hinten spielen zu lassen. "Wir haben es nicht geschafft, die kompakten Karlsruher zu überwinden", sagte Marco Engelhardt, der zu den besten Nürnbergern zählte. "Wir hatten uns viel vorgenommen, und die erste halbe Stunde hat manches auch ganz ordentlich funktioniert. Aber klar ist, wir müssen mehr tun und uns steigern, sonst haben wir keinen Spaß die nächsten Wochen."

Und die Sache mit der Sonderbewachung für den ungarischen Nationalspieler Tamas Hajnal funktioniert ebenfalls nicht oder nur sehr eingeschränkt. Der schoss nicht nur zwei Tore und ertrug die ständigen Attacken der Nürnberger mit viel Durchhaltevermögen, sondern er passt perfekt in das neue System von Trainer Ede Becker, das nur einen Stürmer und zwei defensive Kräfte vor der eigenen Abwehr vorsieht. Dazu brauchte Becker einen, der im Mittelfeld steuert und dabei viel einstecken kann. "Ich bin einiges gewohnt aus der Zweiten Liga. Ein bisschen aber war ich überrascht, dass man in der Ersten Liga nicht mehr im Raum spielt", sagte der 1,68 m große Hajnal.

"Nun", sagte Hans Meyer zum Schluss, "jetzt wissen wir wenigstens, dass wir noch viel zu tun haben. Dreißig Minuten reichen eben nicht."

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