Dortmund gegen Duisburg: "So gewinnst du kein Bundesligaspiel"
Die Dortmunder fühlten sich als Favorit - und kassierten ein deprimierende Niederlage zum Auftakt der Saison. Thomas Doll kritisierte seine Mannschaft hart.
Dortmund taz Björn Schlicke hat in der vergangenen Woche einige Ruhrgebietszeitungen gelesen. "Ich hatte danach den Eindruck, dass wir einen schönen Ausflug mit viel Sonne vor uns haben", sagte der Verteidiger des MSV Duisburg. Mehr aber nicht - die Punkte waren schon beim BVB verbucht worden. Auch Ivica Grlic war zu Ohren gekommen, dass in Dortmund nur über die Höhe des Sieges gegen den Aufsteiger diskutiert wurde. Die Freude war entsprechend diebisch, als nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel das Ergebnis aufleuchtete: Dortmund 1, Duisburg 3. "Der Start ist völlig in die Hose gegangen", sagte BVB-Trainer Thomas Doll, bevor er einen Satz sagte, der aus Hamburger und Dortmunder Anfangszeiten wohl vertraut klingt: "Das war einfach viel zu wenig."
Nach all den Lobeshymnen, die im Vorfeld auf die Borussia gesungen worden waren, war gestern Abend schon wieder ein Trauermarsch fällig. Doll kritisierte seine Mannschaft hart: "So, wie wir uns heute präsentiert haben, gewinnst du kein Bundesligaspiel."
Die Dortmunder Fans unter 75.700 Zuschauer freuten sich auf die rasanten Antritte von Jakub Blaszczykowski, der so schwer zu stoppen wie zu lesen sein sollte. Sie wollten das Spiel mit "Tempo und Wucht" sehen, hatte Doll gefordert und auch erwartet. "Wir gewinnen auf jeden Fall", versprach Sebastian Kehl den Anhängern gar. Nach dem Spiel musste er kleinlaut zugeben: "Uns ist eigentlich überhaupt nichts eingefallen."
Die Duisburger spielten so, wie es die Dortmunder eigentlich vorhatten. "Es war unser Plan, sehr frech nach vorne zu spielen", sagte Trainer Rudi Bommer. Vor einer sicheren Viererkette standen beim MSV mit Mihai Tararache und Grlic zwei defensive Mittelfeldspieler, die dem BVB nur den winzigen Bruchteil der Sekunde zum Denken und Handeln gaben, der gestern viel zu knapp bemessen war. "Viel zu behäbig und pomadig, wir hatten keine Schnelligkeit im Spiel", bemängelte Thomas Doll.
Er wird neidisch gewesen sein auf die Gäste. Was Mohamadou Idrissou auf der linken Seite und Manasseh Ishiaku als einziger Stürmer beim MSV aufführten, war schon fast als Show zu bezeichnen. Ishiaku vergaß dabei aber nicht das Wesentliche. Nach einem scharf geschossenen Freistoß von Grlic köpfte er per Aufsetzer zum 0:1 ein.
Die Dortmunder reagierten auf den Rückstand mit einer Taktik, die sich schon in der vergangenen Saison als hilf- und planlos erwiesen hatte. Verteidiger Christian Wörns schlug in der Hoffnung hohe Bälle nach vorne, dass mit Diego Klimowicz nun wieder ein Angreifer zur Verfügung steht, der baulich an den langen Tschechen Jan Koller erinnert. Der Argentinier wirkte aber genauso matt wie sein Sturmkollege Ebi Smolarek, der erneut den Vorzug gegenüber Nelson Valdez bekam.
Dortmund erspielte sich in der ersten Halbzeit keine Chance aus dem Spiel heraus. Nur bei einem Freistoß von Mladen Petric aus 20 Metern an die Latte geriet der Aufsteiger in Gefahr. Der Kroate, für 3,5 Millionen vom FC Basel gekommen, sorgte auch für die zweite Möglichkeit des BVB. Sein Schuss zischte knapp am Tor vorbei. Das Dortmunder Publikum fasste zu diesem Zeitpunkt wieder etwas Mut.
Zur aufkeimenden Hoffnung passte die Einwechslung von Delron Buckley: Dem Südafrikaner wurde eine glänzende Vorbereitung bescheinigt. Doch sein Auftritt gestern geriet schon nach ein paar Minuten zum Desaster. Buckley foulte Christian Tiffert, Schiedsrichter Florian Meyer gab einen Elfmeter. Der BVB durfte sich darüber ebenso wenig beschweren wie über die Tatsache, dass Mihai Tararache mit dem 0:2 (62.) schon für eine Vorentscheidung sorgte (62.).
Zwei Minuten später machte Ishiaku mit dem 0:3 nach einem mustergültigen Konter alles klar. Das einzige Gegentor durch Florian Kringe (86.) wird MSV-Trainer Rudi Bommer vielleicht ganz gut gefallen haben, denn sonst hätte der MSV auf einer Stufe mit dem FC Bayern gestanden. Wenn überhaupt, wird es nur einen traurigen Duisburger gegeben haben. Ailton saß 90 Minuten auf der Bank. Bei der Defensivleistung der Dortmunder hätte sich der Brasilianer bestimmt ein Tor vorstellen können - mindestens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen