Internationaler Währungsfonds: IWF-Spitze bleibt europäisch

Die EU prescht vor, der Süden hält sich zurück. Ändern könnte sich das erst 2012.

Dominique Strauss-Kahn: Der letzte Europäer auf dem IWF-Chefsessel? Bild: dpa

BERLIN taz Am morgigen Freitag endet die Bewerbungsfrist für den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds IWF. Und es sieht alles danach aus, als ob mit dem früheren französischen Finanzminister Dominique Strauss-Kahn wieder ein Europäer den Job bekommt. Beobachter rechnen jedenfalls nicht mehr damit, dass die Entwicklungsländer noch einen eigenen Kandidaten nominieren.

Der luxemburgische Premierminister und Chef der Euro-Finanzminister, Jean-Claude Juncker, hatte den Schwellenländern den IWF-Chefposten in Aussicht gestellt - allerdings erst für 2012. Bei der anstehenden Wahl müssten sie noch den EU-Kandidaten Strauss-Kahn akzeptieren. Der Financial Times Deutschland sagte Juncker: "In der Euro-Gruppe und bei den EU-Finanzministern ist jedem klar, dass Strauss-Kahn wahrscheinlich der letzte Europäer sein wird, der auf absehbare Zeit IWF-Chef wird." Seit seiner Gründung 1944 ist der Währungsfonds ausschließlich von Europäern geführt worden. Die reguläre Amtszeit eines IWF-Chefs dauert fünf Jahre.

Jeff Powell von der Londoner Nichtregierungsorganisation Bretton Woods Project begrüßte die Ankündigung Junckers, stellte jedoch klar: "Den Spruch mit dem letzten Europäer habe ich schon bei früheren Neubesetzungen gehört." Powell kritisierte das Verhalten der Europäer: "Die EU hat mit ihrem Vorgehen die Entwicklungsländer davon abgehalten, eigene Kandidaten aufzustellen."

Nach der Rücktrittsankündigung des derzeitigen IWF-Chefs, des Spaniers Rodrigo Rato, hatte der Exekutivrat des IWF im Juli eine offene Auswahl angekündigt. Kandidaten mit der nötigen Qualifikation könnten aus allen 185 Mitgliedstaaten vorgeschlagen werden. Das IWF-Führungsgremium werde dann "ohne geografische Präferenz" und nach Möglichkeit einstimmig über die Kandidaten entscheiden.

Die Einzigen, die ihren Kandidaten früh ins Rennen brachten, waren jedoch Frankreich und die Europäische Union. Seit die EU-Finanzminister sich am 10. Juli auf Strauss-Kahn geeinigt hatten, ist "DSK", wie der sozialistische Politiker genannt wird, auf weltweiter Lobbytour unterwegs. Nach eigenen Angaben konnte sich Strauss-Kahn so die Unterstützung von Ländern wie Saudi-Arabien, Südafrika, Marokko, Brasilien und China sichern. Die USA hatten ihn bereits als "starken Kandidaten" gelobt.

"Die Entwicklungsländer haben sich angesichts dieser Lobby-Offensive der EU nicht getraut, selbst anzutreten", kritisiert Powell. Nur die Russen machen das Konsensspiel nicht mit. Sie nominierten vergangene Woche überraschend den früheren tschechischen Premier Josef Tosovsky. Das Lob aus dem Süden folgte prompt: "Wenn der IWF die ganze Welt repräsentieren will, muss es andere Kandidaten geben", sagte der brasilianische Finanzminister Guido Mantega der russischen Nachrichtenagentur Ria. Auch wenn der neue IWF-Chef wieder nicht aus dem Süden kommen wird, gibt es mit Tosovsky jetzt immerhin eine Alternative.

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