Anti-Terror-Razzia: Acht Festnahmen in Dänemark

Spezialeinheiten haben Wohnungen gestürmt: Die Festgenommenen sollen einen Anschlag geplant und Kontakt zur Al-Qaida-Führung gehabt haben.

Straßenabsperrung bei Anti-Terror-Razzia in Dänemark Bild: dpa

STOCKHOLM taz Die dänische Polizei hat am Dienstag in einer umfassenden Aktion an verschiedenen Orten im Großraum von Kopenhagen insgesamt acht Personen festgenommen, gegen die laut Verfassungsschutz PET ein "Verdacht der Vorbereitung einer Terrorhandlung unter Gebrauch von Sprengstoff" besteht. PET-Chef Jakob Scharf sprach auf einer Pressekonferenz von einer vermutlichen "Terrorzelle". Mit der Polizeiaktion glaube man einen in Dänemark geplanten Anschlag verhindert zu haben.

Scharf charakterisierte die zwischen 18 und 29 Jahre alten Männer als "militante Islamisten mit internationalen Verbindungen". Mehrere hätten direkte Kontakte zu "leitenden Al-Qaida-Mitgliedern" gehabt. Zwei hätten keine dänische Staatsangehörigkeit, während sechs dänische Staatsangehörige seien und aus Somalia, Pakistan, Afghanistan und der Türkei stammten. Nähere Einzelheiten zu den konkreten Vorwürfen, speziell welches Ziel ein Anschlag gehabt haben sollte, teilte PET nicht mit, lediglich, dass die Verhaftungen das Resultat "monatelanger Ermittlungen" gewesen seien.

Schwer bewaffnete Spezialeinheiten hatten um zwei Uhr nachts Wohnungen in Ishøj und in mehreren Kopenhagener Vororten gestürmt. Militärische Spezialkräfte zur Entschärfung von Bomben waren eingesetzt und mindestens ein Haus wurde für mehrere Stunden vollständig geräumt, bis klar war, dass sich darin keine scharfen Sprengladungen befanden.

Es ist das dritte Mal in zwei Jahren, dass in Dänemark groß angelegte Verhaftungen wegen angeblich geplanter Terroranschläge stattfinden. Im Oktober 2005 waren vier junge Männer unter dem Vorwurf festgenommen worden, in Verbindung mit zwei in Sarajevo verhafteten Personen zu stehen, in deren Wohnung 19 Kilogramm Sprengstoff gefunden worden waren - vermutlich für einen Terroranschlag in Bosnien.

Der Prozess gegen diese vier Personen endete im Februar diesen Jahres damit, dass drei mangels Beweisen auf freien Fuß gesetzt und ein Siebzehnjähriger zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Juristische Grundlage hierfür war ein verschärftes dänisches Antiterrorgesetz, nach dem selbst die Vorbereitung zu Terrorhandlungen mit bis zu lebenslänglicher Haft bestraft werden kann. Beweismittel gegen den Siebzehnjährigen für seine angebliche Beteiligung an der Vorbereitung einer Terrorplanung waren dabei ausschließlich abgehörte Telefonate und überwachter E-Mail-Verkehr. Der Beschuldigte selbst hatte jede Aussage verweigert. Und im September letzten Jahres wurden acht Männer in der Stadt Odense festgenommen, denen vorgeworfen wird, ein Terrornetzwerk gebildet zu haben. Gegen vier von ihnen soll am heutigen Mittwoch der Prozess beginnen. PET war es gelungen, in diese Gruppe einen Spitzel einzuschleusen, der nun als Kronzeuge aussagen soll.

Bei allen diesen Terrorverdächtigen hatte es sich um junge Männer gehandelt, die entweder in Dänemark geboren wurden oder dort seit Jahren aufgewachsen sind und die aus augenscheinlich gut in die dänische Gesellschaft integrierten Familien stammten.

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