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die wahrheitLob des Sommerlochs

Was habe ich geflucht und gestöhnt in den vergangenen Wochen. Ich hatte nämlich keinen Urlaub und habe diesen Sommer durchgearbeitet. Und es kam, wie es kommen musste...

... Es war ein schrecklicher Sommer. Nicht wegen des Wetters, sondern weil wir 2007 das erste Sommerloch des Jahrhunderts hatten.

2007 ist ein krummes Jahr. In geraden Jahren gibt es wenigstens Fußballeuropa- oder -weltmeisterschaften, an denen man sich über Wochen entlanghangeln kann. Doch krumme Jahre sind gewöhnlich Sommerlochjahre. Wobei es lange kein Sommerloch mehr gab. In den ungeraden Jahren 2001, 2003 und 2005 wirkten immer wieder Wahlen und Wahlkämpfe, Kriege und Terroranschläge bis in den Sommer hinein. Und wahrscheinlich wird man eines fernen Tages sogar erkennen, dass auch der Elfteseptember bereits in der Sommerluft des Jahres 2001 lag.

Und 2007? Nichts, nada, nothing. So wenig los war lange nicht, mühsam musste ich mir die Themen und Texte aus den Fingern saugen. Das von Karl Kraus bespöttelte "Locken auf der Glatze drehen" war nichts dagegen. Früher wurde das Wort "Sommerloch" zumindest als ironische Volte immer wieder zu Beginn der Ferien erwähnt, wenn plötzlich ein Känguru oder ein Kaiman durch die Nachrichten hoppelte. Doch diesmal erhob nicht einmal Nessie ihr müdes Haupt aus ihrem Loch. Wäre ich ein Metaphoriker von der Sprachgewalt eines Vladimir Nabokov, ich würde den Sommer 2007 die tote Hose des Sensenmannes nennen.

Seit ein paar Tagen nun hat sich das politische Personal wieder auf der Bühne versammelt. Und was geschieht? Es geht alles genauso weiter wie vorher, nur noch eine Spur irrer: Wolfgang Schäuble ist endgültig wahnsinnig geworden und fordert am einen Tag eine Lockerung der Waffengesetze und will am nächsten Tag das Tragen von Spielzeugwaffen verbieten. Kurt Beck spricht ein "Machtwort", um sich als Kampfschwein der SPD zu profilieren, und wird von der ewigen Nachwuchskraft Andrea Nahles dafür gelobt, dass er endlich gezeigt habe, "wo der Hammer hängt".

Die CSU-Granden holen derweil tief heiße Luft und führen den Nachfolgekrieg um das Amt des Bayernkönigs. Und auch die Grünen Roth und Bütikofer drehen schon wieder ihre Runkelrüben in jedes Schweinwerferlicht. Über allem aber thront die trutschige Mutti Angela Merkel und mahnt die Kinder ihres Volkes, ja ehrlich und fleißig zu sein - tugendhafter jedenfalls als die islamistischen Bombenleger, die pünktlich vor dem 11. September als erste Sensation der Saison präsentiert werden.

Wann wird es endlich wieder Sommerloch, möchte ich schon fast lossingen und erinnere mich plötzlich einer Meldung, die selbst in der nachrichtenarmen Zeit untergegangen ist: Wissenschaftler haben ein Phänomen im Weltraum entdeckt, ein riesiges schwarzes Superloch, ein gigantisches Nichts, eine Art Riss in der Schüssel.

Ach, könnte man doch alle Politiker, die nun aufs Neue loslegen, als wäre nichts gewesen, dorthin verklappen, wo tatsächlich nichts ist, wo sie völlig losgelöst in der dunklen Ruhe des Raums vor sich hin gleiten und nie, nie wieder zurückkehren.

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