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Zentrum gegen VertreibungenHarald Schmidt macht mit

Erika Steinbachs Plan für ein Zentrum gegen Vertreibungen hat einen neuen Fürsprecher: Harald Schmidt. Wird das Projekt dadurch realistischer?

Höchstpersönliche Gründe für Initiative: Harald Schmidt Bild: dpa

Es soll Ende Juni angelegentlich der Verleihung des Börne-Preises in der Frankfurter Paulskirche gewesen sein, dass eine blonde, wie stets picobello auftretende Frau ihn ansprach und darum warb, dass er ihren Plan unterstütze, bitte sehr auch öffentlich. Die Stimmung zwischen ihnen könnte als aufgeräumt beschrieben werden, wie sich Beobachter zu erinnern glauben. Möglicherweise hat die allgemeine Atmosphäre politischer Inkorrektheit - als Preisträger lobpreiste man schließlich den notorisch auf Gegen-den-Strich-Bürsterei getrimmten Henryk M. Broder - dazu beigetragen haben, dass der Mann schließlich zusagte. So lesen wir nun, dass Harald Schmidt zum Gelingen des Zentrums gegen Vertreibungen beitragen werde.

In welcher Form der Entertainer dies tun wolle und werde, ließ die Künderin der Nachricht, Erika Steinbach, offen. Schmidt wird seine höchstpersönlichen Gründe haben, nun diese Initiative mit seinem Namen zu nun ja, nobilitieren. Er selbst ist Spross von Eltern, die aus dem Sudetenland und aus dem südlichen Mähren stammen. Männer in den Fünfzigern - Schmidt beging neulich seinen 50. Geburtstag - beginnen mählich mit Rückschauen in familiärer Hinsicht einschließlich der Vorfahren. Sinnfragen mögen ihn bewogen haben, der rechtskonservativen Bundestagsabgeordneten den Wunsch nach Kuratorenschaft nicht abzuschlagen: Grübeleien über das Sein, das Werden - und die Voraussetzungen all dessen.

Das Sein des Harald Schmidt freilich ist ein televisionär ermüdetes - er hat alles erreicht, was einer wie er nur kann, demnächst wird er seine ARD-Show gar mit Oliver Pocher zusammen bestreiten; was daraus und danach wird, kann er selbst nicht wissen. Was aber war, interessiert mehr denn je.

Und was spricht schon gegen ein solches Zentrum gegen Vertreibungen? Was soll falsch sein, auch in Deutschland ein solches Haus zu eröffnen - wo sonst sollen all die immer noch wabernden Debatten über Flucht, Vertreibung und Heimat ihren Ort finden? Was könnte falsch sein an diesem Projekt - außer dass es von Erika Steinbach selbst angeführt wird? Diese Frau steht schon habituell für alles, was man sich in Polen an Schroffem und Hässlichem zu Deutschland so vorstellt - eine Eiferin, die gern die geschichtspolitisch Naive gibt und doch mehr als in der Rolle der verfolgenden Unschuld brilliert. Als ob Polen Schuld daran trägt, dass ihr Heimwehprogramm nicht vorankommt.

Da mag sie noch sehr Fürsprecher wie den verstorbenen sozialdemokratischen Politiker Peter Glotz, den ungarischen Literaturnobelpreisträger Imre Kertész oder den Kölner Ralph Giordano anführen: Wenn Erika Steinbach spricht, meint man kaltes Glas klirren zu hören, wie in Warschau, Krakau oder Danzig selbst in liberalen Zirkeln gerne mitgeteilt wird.

Steinbach? Niemals!

Harald Schmidt muss das nicht kümmern, es ist sein gutes Recht, einer erinnerungspolitischen Fantasie - über mehr ist sie bislang nicht hinausgekommen - sein Ja zu geben. In Kreisen der großen Koalition wird darauf verwiesen, dass weder aktuell noch mit Blick auf die kommenden zwei Jahre nichts spruchreif sei. Es ist zwar im Koalitionsvertrag vom November 2005 notiert, dass die Schwarzen wie Roten ein solches Projekt realisieren wollen, sogar die Kanzlerin soll für es sein. Ohne Nennung von Namen wird aber dies gesagt: Wir möchten das Zentrum gern, aber die Steinbach ist schwer zu vermitteln (aus der Union); wir haben andere Sorgen, Mindestlohn und so, aber es ist ein gutes Pfand für schmutzige Händel (aus der SPD) mit der Kanzlerinnenpartei.

Letzteres heißt: Wie beim Antidiskriminierungsgesetz vor anderthalb Jahren, das die SPD wollte, wird es laufen. Die Union erhielt damals dafür Sondertröge für ihre agrarische Kundschaft zur Verfügung gestellt. Das Zentrum gegen Vertreibungen wird sich also entscheiden müssen: Wenn es zur Realität mitten in Berlin werden möchte, wird es auf seine Chefin verzichten müssen. Nach allem, was man aus Unionskreisen hört, wird Erika Steinbach aber alles tun, nur eben dies nicht: zugunsten eines Gelingens ihre Eitelkeit herunterdimmen.

Denn was die Leute vom Bund der Vertriebenen wissen könnten und nicht wollen, ist, dass europäische Vertreibungen vor allem von Berlin ausging - der Holocaust, die Auslöschung Polens. Dies in all den Jahren seit der öffentlichen Geburt der Idee allzu gering betont zu haben war immer Absicht und nicht nur eine semantische Unpässlichkeit.

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1 Kommentar

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  • P
    Philipp

    Lieber Herr Feddersen,

    bitte lesen Sie sich doch Ihren Artikel noch einmal korrektur, bevor Sie ihn abgeben! Dieses Deutsch, diese Grammatik - es ist zum Wegklicken...