Chinesischer Flaggenstreit: Insel ohne olympisches Feuer

Das olympische Fackel wird nicht durch Taiwan reisen. Taipeh und Peking konnten sich nicht über das Zeigen von staatlichen Symbolen einigen.

Politischer Streit stört die Vorfreude auf Olympia 2008. : dpa

PEKING taz Taiwan ist kein Teil Chinas - zumindest beim olympischen Fackellauf. Die Verhandlungen zwischen Taipeh und Peking über die Reise des Olympischen Feuers durch den Inselstaat sind gescheitert. "Wir bedauern das sehr", sagte Taiwans Sportminister Yang Jong-her. Der Sprecher des Olympischen Komitees in Peking betonte dagegen, die Verantwortung dafür liege allein auf taiwanesischer Seite. Taipeh habe die Verhandlungen einseitig abgebrochen, so der Sprecher. Die olympische Fackel sollte am 11. Juni 2008 von Vietnams Hauptstadt Ho-Chi-Minh-Stadt nach Taipeh fliegen.

Streitpunkt der im November 2006 begonnenen Verhandlungen war die Verwendung von staatlichen Symbolen wie Flaggen oder Emblemen. Seit dem Bürgerkrieg von 1949 ist Taiwan von China getrennt. Für Peking ist die Insel aber weiterhin ein Teil der Volksrepublik. Deshalb forderte das Olympische Komitee, dass während des Fackellaufs allein Taiwans Olympische Flagge - auf der unter anderem die fünf Ringe zu sehen sind - auf der Insel gezeigt werden dürfe. Taiwans Außenminister James Huang aber hielt dagegen: In einem nicht autoritären Land sei es unmöglich, der Bevölkerung zu verbieten, die eigene Flagge zu zeigen.

Der Flaggenstreit war eigentlich im Februar als Punkt vier in einem Beschluss über die "Vier Gemeinsamkeiten" beigelegt worden. Aber Taiwan und Peking interpretieren den Wortlaut unterschiedlich. Die Volksrepublik meint, dass sich der Passus schon immer auf alle Flaggen bezieht. Taipeh sagt, dies gelte nur für die offizielle Flagge zur Begleitung des Fackellaufs. Die Verhandlungsmuster sind typisch. Die letzte größere Übereinkunft erzielten Peking und Taipeh 1992: Es existiere nur ein chinesischer Staat, aber beide Seiten dürften dieses "Ein-China-Prinzip" unterschiedlich verstehen, hieß es damals. Nicht nur wegen der Flaggen gab es Streit. Taiwan forderte, dass die Fackel nicht direkt von Taipeh nach Hongkong, sondern über ein drittes Land in die Volksrepublik reist. Damit wollte Taiwan den Status eines eigenen Staates signalisieren.

Die Webseiten Sina.com und Sohu.com gaben die chinesische Darstellung des Verlaufs der Fackelverhandlungen wider. Chinas Internetbenutzer zeigten gemischte Gefühle. "Kommt die Olympische Flagge nicht nach Taiwan, dann eben die des Krieges", schrieb ein Kommentator. Ein anderer: "Wenn die Fackel nicht nach Taiwan kommt, dann ist das das Pech der Taiwanesen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.