Plug-in-Hybrid: Auto an der Steckdose
Mit einer Lithiumion-Batterie im Kofferraum fährt der umgebaute Hybrid des thüringischen Batterieherstellers Gaia. Der meint: "Wir haben die Technik, die andere suchen"
FRANKFURT taz Bevor Norbert Grein mit seinem Auto losfährt, schließt er es an die Steckdose an. "Plug-In-Hybrid" heißt das Produkt des thüringischen Batterieherstellers Gaia, dessen Vertriebsleiter Grein ist. Der Firmengründer, ein Amerikaner, hatte vor elf Jahren den Namen der griechischen Erdgöttin Gaia gewählt, weil er seine Batterien umweltfreundlicher herstellen konnte als andere. Entsprechend haben sie ihr Auto bemalt: Eine zarte, blaue Weltkugel liegt in einer schützenden Handfläche.
Das Gaia-Team hat sich einen Toyota Prius mit Hybrid-Antrieb gekauft und die serienmäßige Batterie gegen eine eigene Lithiumionen-Batterie ausgetauscht. Sie füllt jetzt den hinteren Teil des Kofferraums aus. Es ist die Vision vom emissionsfreien Fahren: Wer seine Batterie mit Ökostrom auflädt, stößt kein CO2 mehr aus. Grein: "Wir wollen den Autobauern mit dieser Aktion zeigen, dass wir die Technik haben, die andere noch suchen."
Überzeugt haben sie mit ihren Batterien bisher zumindest die Grünen. Auch die haben zum ersten Mal einen Stand auf der IAA, wo sie unter anderem ein "Green Car Quiz" anbieten. Wer sich auskennt in Sachen CO2, landet "mit etwas Glück" in der Tiefgarage bei einer Probefahrt mit dem Plug-In-Hybrid.
Wenn Grein auf einen Knopf neben dem Lenkrad drückt, dann fährt der Wagen nur noch mit Elektromotor. 40 Kilometer weit könnte er mit seiner Batterie fahren und bis zu 55 Stundenkilometer schnell. Will er mehr, muss der Verbrennungsmotor einspringen. Beim Original-Prius reicht die Batterie nur zwei Kilometer lang. Den Verbrauch konnte Gaia so von 4,3 Litern auf weniger als zwei Liter senken, bei "überwiegend elektrischer Fahrweise in der Stadt".
Der Plug-In-Hybrid fährt mit 50 km/h im Batteriebetrieb durch Frankfurt. Alles, was man hört, ist das Geräusch der rollenden Reifen und das Knattern der anderen Fahrzeuge. Zwischen Messegelände und Hauptbahnhof entdeckt Grein ein paar Greenpeace-Aktivisten, die kürbisgroße schwarze Luftballons mit dem Aufdruck "CO2" an die Autofahrer verteilen. Grein lässt das Fenster runter und ruft: "Schaut mal, wir fahren ganz ohne CO2!" Der Aktivist ist ein bisschen verwirrt, der Batterieverkäufer zufrieden. Irgendwie sind diese Klimaaktivisten seine Freunde geworden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!