Kategorienstreit: Alternativenergie ist nicht nobelwürdig

Am kommenden Dienstag sollte ein neuer Nobelpreis lanciert werden. Daraus wird jetzt nichts: Die Nobel-Familie legte sich in letzter Minute quer

Alfred Nobel ist der Gründer des Nobelpreises. Sein engagierter Neffe setzt auf weitere Nobelpreiskategorien. Bild: dpa

"Der erste neu gestiftete Nobelpreis seit 40 Jahren." Den kündigt eine Pressemeldung der Nanotechnik-Konferenz "nanoTX 07" in Dallas für den 2. Oktober an. Nach dem Initiator Michael Nobel, einem Urgroßneffen des Nobelpreisgründers Alfred Nobel, werde der Preis "Dr. Michael Nobel Award" genannt und von jetzt ab jährlich in vier Katagorien vergeben. Es wird nichts werden mit dem neuen Nobelpreis. Die Nobelstiftung in Stockholm legt sich quer.

Der neue Nobelpreis sollte jeweils an einen Wissenschaftler, Unternehmer, Politiker und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens vergeben werden, die "Lösungen für eines der brennendsten Probleme dieses Jahrhunderts" vorangebracht haben: alternative Energietechniken.

Das sei "eine Verletzung unseres Warenzeichens, ein Missbrauch unseres Prestiges und unseres Goodwills", befürchtet Michael Sohlman, Vorsitzender der Nobelstiftung. Die Veranstalter der Nanotechnikkonferenz hatten sich zuvor nicht mit ihm in Verbindung gesetzt, da sie vermutlich glaubten: Michael Nobel ist nicht nicht nur ein "echter" Nobel-Nachkomme, sondern auch seit 1996 höchstpersönlich Vorsitzender der Familienstiftung, die für die Nobelpreise zuständig ist.

Er war es jedoch nur bis vor einem Jahr: Die Familienstiftung hatte ihn im August letzten Jahres seines Postens enthoben. Der 67-jährige Nobel-Erbe, der es sich zum Ziel gesetzt hat, "die Welt zu einem besseren Platz zu machen", hatte nämlich schon lange darauf gedrängt, die Kategorien, für die Nobelpreise an die neuen Entwicklungen in Gesellschaft und Wissenschaft anzupassen. Er sieht sich dabei in der Tradition seines Urgroßonkels, der ja ausdrücklich diejenigen geehrt haben wollte, die "größten Wohltaten für die Menschheit" vollbracht hätten. Diese Vorgaben würden junge Forscher in neuen Wissenschaftszweigen eher erfüllen, als Wissenschaftler in den überkommenen Kategorien am Ende ihrer Karriere.

Eine solche Sicht ist der Familie Nobel mehrheitlich zu revolutionär. Man habe die Initiative von Michael Nobel für die Schaffung eines neuen Preises dankend ablehnen müssen, teilten die Veranstalter der Nanotechnikkonferenz, die sich wohl gern mit diesem "Nobelpreis" geschmückt hätten, mittlerweile mit. Und die Nobelstiftung kündigte rechtliche Schritte an, um in Zukunft ähnliche Vorstöße zu stoppen.

Dass man der schwedischen Reichsbank 1968 erlaubt hatte, ihren Wirtschaftspreis "im Gedächtnis an Alfred Nobel" zu nennen, was prompt dazu führte, dass dieser nun weithin als "Wirtschaftsnobelpreis" bezeichnet wird, soll der einzige derartige "Fehltritt" gewesen sein.

Vielleicht sollte der kreative Pädagogikprofessor Michael Nobel einen "Nobelpreis" wiederbeleben, der seit 1905 brach liegt. Denn nicht Alfreds Preis war der erste Nobelpreis, sondern der, den sein Bruder Ludwig 1889 für damalige Energiepioniere gestiftet hatte. Der Preis war bestimmt für russische Ingenieure in der Ölindustrie. Wurde aber nach der russischen Revolution von 1905 nicht mehr verliehen.

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