press-schlag: Der ganz alte Bekannte
Leo Kirch ist wieder Hoffnungsträger. Mit der Hilfe des Pleitiers von einst will die Liga die Kassen der Klubs füllen.
Aus Schaden wird man bekanntlich klug: Weil das Abenteuer, den teuren Fußball über einen ganz neuen Stern am Life-Übertragungshimmel an die Fans zu bringen, floppte, will die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nun auf ganz alte Bekannte zurückgreifen. Das Experiment Arena TV ist Geschichte - und zurück kommt: Leo Kirch.
STEFFEN GRIMBERG ist Medienexperte der taz - und schaut Herrn Kirch schon länger auf die Finger.
Nach Presseberichten will die DFL am Dienstag den 36 Bundesligisten ihre Pläne präsentieren, wie der nunmehr 80-jährige Pleitier für das sorgen soll, wonach die Klubs am meisten lechzen: Volle Kassen dank teuer verkauften TV-Rechte. Dass die Liga hierbei ausgerechnet auf Kirch setzt, zeigt vor allem eins: Der eigenen Kompetenz in Sachen Selbstvermarktung traut die DFL wohl immer noch nicht so ganz. Der Imageknick, den die Liga wegen der vielen Ungereimtheiten rund um Arena und die spätere Rückkehr zu Premiere zu verkraften hatte, steckt allen noch immer in den Knochen.
Ob allerdings - wie im Wunschdenken der Klubs felsenfest verankert - tatsächlich noch einmal ein großer Aufschlag auf die schon heute jährlich erlösten rund 420 Millionen Euro durchgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten. Denn auch im Pay-Geschäft, für das nun wieder Premiere allein zuständig ist, sind weitere Zulagen höchstens noch gegen die Zusage zu erhalten, die Free-TV-Zusammenfassung in den späten Abend zu verschieben. Doch das ist schon einmal totdiskutiert worden. Und brächte noch einmal Ärger mit Fans, Sponsoren, ARD und der in Sachen "Menschenrecht auf Fußball" höchst sensiblen Medienpolitik.
Für Leo Kirch hat sich der Einsatz schon jetzt gelohnt, selbst wenn er am Ende gar nicht zum Zuge käme. Schließlich muss der Liga-Kontrakt nach EU-Recht europaweit ausgeschrieben werden. Doch Kirch drängt wieder zurück ins Business um Sport und Fernsehen. Allein dass er wieder im Gespräch ist, dürfte dem Rechtehändler, dessen Film- und Fernsehimperium 2002 Insolvenz anmelden musste, mehr als späte Genugtuung sein.
Denn Kirchs Firma KF 15 ist schon wieder dick im Geschäft: Sie hat sich an der EM Sport Media beteiligt, der unter anderem das Deutsche Sportfernsehen, das Online-Portal Sport1.de und die Plaza Media gehören, die für Premiere Bundesliga wie Champions League produziert. Und dann ist da auch noch Dagmar Brandenstein: Die wird von Brancheninsidern als beste Sportrechtehändlerin Deutschlands gehandelt und ist vom ARD- und ZDF-Sportrechtevermarkter SportA zu Kirch gewechselt. Sie verfügt über beste Kontakte zur DFL. Ob diese nun Kirch & Co. wieder als klassischen Zwischenhändler einsetzt - oder nur die Ligarechte gegen Provision vermarkten lässt, wird man am Dienstag wissen.
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