Schulprobleme: Alle Teenies sollen es schaffen

Die Kultusminister verkünden neues Konzept. Jugendliche mit Lernproblemen sollen besser unterstützt werden, auch durch Ganztagsangebote.

Nicht die Polizei solll kommen, sondern eine bessere pädagogische Betreuung Bild: dpa

BERLIN taz Viele Teenies können nicht mithalten in der modernen Arbeitswelt. Chancenlos starten sie ins Rennen um Geld, Prestige und eine feste Stelle. Die Bildungsminister reagieren jetzt auf eine Misere, die Experten seit Jahren als untragbar kritisieren: Acht Prozent der Jugendlichen eines Jahrgangs schaffen nicht einmal den Hauptschulabschluss. "Die Länder unternehmen nun konkrete Anstrengungen, um die Zahl zügig und wirksam zu verringern", verkündete am Donnerstag Jürgen Zöllner, Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK).

Schon länger ist bekannt, dass vor allem Jungen der Weg ins soziale Abseits droht: Zwei Drittel der Sonderschüler und Schulabbrecher sind männlich. Auch Migrantenkinder scheitern häufiger als andere am Bildungssystem. Damit ist ihr Werdegang oft vorgezeichnet. Nur wenigen gelingt der Einstieg in den modernen Arbeitsmarkt, der eher Geistes- als Muskelkraft erfordert.

Konkret will die KMK nun vor allem mit fünf Punkten gegensteuern. Benachteiligte Teenager sollen stärker individuell gefördert werden. Spezielle Hilfsangebote sollen jene unterstützen, deren Abschluss gefährdet ist. Die Berufsorientierung wird vertieft, Kontakte zur Arbeitswelt werden intensiviert. Auch sollen die Ganztagsangebote verstärkt ausgebaut werden. Auf diese Art will die KMK die Zahl der Schulabbrecher "verringern, wenn möglich halbieren".

Soweit die Absichten. In welche konkrete Form sie gegossen werden, ist noch offen. Doch schon jetzt begrüßen Fachleute, dass sich die KMK überhaupt ernsthaft mit dem Problem auseinandersetzt. "Das ist sehr lobenswert", sagte Ernst Rösner vom Institut für Schulentwicklungsforschung in Dortmund der taz. Vor allem sei es hilfreich, dass die Minister so deutlich für den Ausbau der Ganztagsbetreuung eintreten. "Das ist ein wichtiger Hebel, schulische Misserfolge zu reduzieren", so Rösner.

Das neue Programm ist auch eine späte Reaktion auf internationalen Druck. Schon 2003 mahnten die EU-Staats- und Regierungschefs die Mitgliedsländer an, engagierter gegen Schulabbruch vorzugehen. Gerade in Deutschland ist die Versagerquote hoch. Rösner sieht die neue Initiative daher auch als "Bemühen, international anschlussfähig zu bleiben". Bisher mangele es nicht nur an konkreten Maßnahmen. Es fehle auch am Wissen, warum so viele Kinder die Schule abbrechen - und warum die Quoten regional stark variieren. Die neuen Beschlüsse sieht er als Versuch, die Strategien der Länder zu vereinheitlichen.

Deutlich wird dieser Ansatz auch beim zweiten großen Thema, dem sich die Kultusminister widmeten: Bereits am Mittwoch sprachen sich die Ländervertreter einstimmig dafür aus, die Standards für Abiturprüfungen zu vereinheitlichen. Ob in Bremen oder Bayern, Hamburg, Sachsen-Anhalt oder Hessen - überall sollen die Anforderungen vergleichbar sein. Die Regeln sollen 2010 oder 2011 vorliegen, zunächst für Kernfächer wie Deutsch oder Mathe. Ein bundesweites Zentralabitur aber lehnte die Ministerrunde ab.

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