Kurdische und türkische Demos in Deutschland: Angespannt, aber ruhig

Kurden und Türken demonstrieren am Wochenende friedlich in mehreren deutschen Städten. Impressionen aus Berlin, Köln und Hamburg

Auf einer kurdischen Demonstration am Sonntag in Berlin. : reuters

BERLIN/KÖLN/HAMBURG taz "Heute geht es nicht darum, wie man zur PKK steht, es geht weniger um politische Fragen als um moralische", sagt Leylae. Obwohl die Mittvierzigerin selbst Türkin ist, demonstriert sie an diesem Sonntag in Berlin-Neukölln gegen einen Einmarsch der Türkei im Nordirak. Und noch etwas anderes ist wichtig: nämlich sich gegen den "antikurdischen Rassismus" auszusprechen, der derzeit in der Türkei wie unter Türken in Deutschland weit verbreitet sei.

Doch viele waren es an diesem Tag nicht, die die Dinge ähnlich wie die langjährige linke Aktivistin sehen wollten und ihren Protest auf die Straße tragen wollten. Trotz des drohenden türkischen Einmarsches im Nordirak und trotz der Übergriffe von türkischen Nationalisten auf kurdische Einrichtungen demonstrierten nur knapp 1.000 Teilnehmer.

Ebenso viele Polizeibeamte waren im Einsatz, bis zum Abend verlief alles friedlich. Die von der Polizei wie von manchem Teilnehmer für möglich gehaltenen Provokationen durch türkisch-nationalistische Passanten blieben aus.

Auf Nachfrage beteuerten viele Teilnehmer, dass sie nichts gegen Türken hätten, aber gegen einen Einmarsch der Türkei im Nordirak demonstrieren wollten. Viele empörten sich auch darüber, dass die PKK in den Medien als terroristisch bezeichnet werde. "Das Problem ist doch, dass die Türkei nicht mehr mit der PKK reden will", sagte die 17-jährige Berfin. Auch wenn es nicht immer so erscheine, sei die Stimmung doch etwas entspannter. "Denn uns verbindet mehr, als uns trennt."

Gleich zwei Mal demonstriert wurde an diesem Wochenende in Köln. Die Polizei rückte mit schwerer Ausrüstung an, nachdem es Tage zuvor in der Stadt bereits blutige Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken gegeben hatte. Die kurdische Demonstration am Dom verlief mit rund 1.000 Teilnehmern genauso friedlich wie die der Türken am Sonntag mit über 3.000 Teilnehmern. Nach politischen Reden gegen den drohenden Einmarsch türkischen Militärs in den Nordirak tanzten am Samstag kurdische Gruppen ausgelassen auf der Domplatte.

Die Organisatoren der türkischen Demonstration vom Sonntag hatten 13 leere Särge vorbereitet, die Teilnehmer auf dn Schultern trugen. "Wir wollten besonders emotional darauf aufmerksam machen, dass viele Menschen im Kampf gegen die PKK sterben müssen", sagte einer der Organisatoren. Seinen Namen wollte er nicht nennen: "Wir heißen heute alle Mehmet. Denn wir haben Angst vor Morddrohungen, die Kurden im Vorfeld dieser Veranstaltung gegen uns ausgesprochen haben." Das kann aber auch etwas anderes bedeuten: Der schlichte Männername Mehmet wird im Türkischen oft als Synonym für den einfachen Soldaten aus dem Volk verwandt.

Die größte kurdische Demonstration mit 2.000 Teilnehmern war in Hamburg. Auch dort blieb es friedlich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.