Italiens Fußballhooligans: Verschärfte Maßnahmen

Italiens Regierung wirft den Fußballfans Taten mit "terroristischer Zielsetzung" vor, sagt alle Spiele am Wochenende ab und verbietet gewaltbereiten Fans Auswärtsreisen.

Polizeieinsätze wie in der Römischen Krawalllnacht vom 11.November sollen sich nicht wiederholen. Bild: ap

Am Dienstagmorgen begann das Defilee tausender Bürger und Lazio-Anhänger - vor dem in einer römischen Kirche aufgebahrten Leichnam Gabriele Sandris, und akkurat zur gleichen Zeit sprach Innenminister Giuliano Amato nur wenige hundert Meter weiter im Abgeordnetenhaus. Er verzichtete auf jeden Versuch, den Polizisten in Schutz zu nehmen, der an einer Raststätte zweimal aus seiner Waffe gefeuert und mit dem zweiten Schuss den 28-jährigen Discjockey Gabriele Sandri in den Hals getroffen hatte.

Wie immer deutlicher werde, so Amato, habe der Beamte die Pistole mit beiden Händen umfasst und mit gestreckten Armen geschossen. Die bisherigen Versionen - erst war die Rede von Warnschüssen in die Luft, dann von einem Schuss, der sich unbeabsichtigt gelöst habe - wären damit widerlegt; am stärksten belastet wird der Beamte von einem Augenzeugen, einem Handelsvertreter aus Rom. Schon schließt der Polizeipräsident von Arezzo nicht mehr aus, dass der Schütze nicht mehr bloß der fahrlässigen Tötung, sondern des Totschlags beschuldigt wird.

Doch auch die Ultras, die in Rom und Mailand, in Bergamo und Tarent randaliert hatten, wurden von Amato hart angegangen. "Hoch kriminell und subversiv" seien ihren Aktionen gewesen, so der Innenminister vor dem Parlament. Nur die Besonnenheit der Polizeieinheiten, die sich bewusst auf die Verteidigung ihrer Kasernen und Kommissariate beschränkt hätten, habe ein "wahres Gemetzel" verhindert. Auf der Linie des Ministers bewegt sich auch die Staatsanwaltschaft Rom: Sie will die vier noch in der Krawallnacht Festgenommenen nicht bloß wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung verfolgen, sondern auch den erschwerenden Tatbestand der "terroristischen Zielsetzung" geltend machen. Zugleich ging die Verhaftungswelle weiter: In Tarent, Rom, Bergamo und Mailand wurden gut zwanzig weitere Hooligans festgenommen, die dank Kameraaufnahmen identifiziert werden konnten.

Noch am Dienstag beschlossen Innenministerium und Fußballverband, Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Zunächst einmal fallen am nächsten Wochenende alle Spiele der Profiligen aus. Da die "Serie A" sowieso spielfrei hat, trifft diese Maßnahme faktisch nur die Zweite und Dritte Liga. Schon am Wochenende danach soll eine drastische Maßnahme zum Einsatz kommen. "Gewalttätigen Fankurven" (das sind nach Polizeiberichten eigentlich fast alle) soll die Fahrt zu Auswärtsspielen untersagt werden. Der Verkauf der namentlichen Tickets soll streng kontrolliert, der Internet-Vertrieb der Karten gestoppt werden. Ab März dann sollen Stewards in allen Stadien zur Pflicht werden, und ebenfalls in den nächsten Monaten soll allen Tifosi ein "Fan-Ausweis" mit Mikrochip vorgeschrieben werden. Regierung und Fußballverband setzen damit eine Politik fort, die auf verschärfte Kontrollen und Beschränkungen für durchweg alle Fans setzt, kaum aber den Dialog mit gemäßigteren, gewaltlos auftretenden Tifosi sucht. Nur ein Versprechen hat die Regierung parat: "Sportlich" agierende Fanblocks könnten bald wieder die Erlaubnis erhalten, zu Auswärtsspielen zu reisen.

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