Status der serbischen Provinz weiter unklar: Kosovo-Verhandlungen gescheitert
Kosovoalbaner und Serben finden keine Einigung über künftigen Status für das Kosovo.
SPLIT taz Die Troika mit je einem Vertreter der EU, Russlands und den USA hat das Blatt bei den Statusverhandlungen über das Kosovo nicht wenden können. Die Standpunkte der albanischen und serbischen Delegationen blieben auch am Mittwoch auf Schloss Weikersdorf in Baden bei Wien unverändert. Da das Mandat der Troika am 10. Dezember ausläuft, wird sie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lediglich vom Scheitern ihrer Vorschläge berichten können.
Die Hoffnungen der serbischen Seite, mit dem Zugeständnis einer weitgehenden Autonomie die Albaner noch umzustimmen, haben sich nicht erfüllt. Serbiens Präsident Boris Tadic legte am Dienstag Details vor. Demnach würde man Kosovo Symbole und Kompetenzen zugestehen, die sonst nur für souveräne Staaten reserviert seien. Prishtina hätte damit Zugang zu internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Währungsfonds, ein Sitz in der UNO wäre aber unerreichbar.
Doch das Verhandlungsmitglied der Albaner, Hashim Thaçi, lehnte ab. Die Albaner bestehen auf der vollständigen staatlichen Unabhängigkeit. Jetzt hoffen die Serben, dass es Russland gelingt, mit einer direkten Intervention beim UN-Generalsekretär eine Verlängerung der Verhandlungsfrist zu erreichen. Ob dieser Vorschlag in New York auf Gegenliebe stößt, ist zweifelhaft. Dennoch wollen Russland und Serbien daran festhalten, dass nur der UN-Sicherheitsrat über den Status Kosovos entscheiden kann. Dort hat Russland ein Vetorecht.
Die Regierung in Prishtina wird aber bald nach dem 10. Dezember einseitig die Unabhängigkeit des Landes ausrufen. Dann wird die UN-Mission im Kosovo aufgelöst und durch eine der EU ersetzt. Die diplomatische Anerkennung des Landes sowohl von den USA als auch den meisten EU-Ländern - Zypern und Rumänien zögern noch - wird den neuen Status absichern. Das jedenfalls verlautet aus westlichen diplomatischen Quellen. Die serbische Drohung, in diesem Fall die Grenzen zu Kosovo zu schließen, trifft die albanische Bevölkerung nicht. Denn sie kann ohnehin nicht nach Serbien einreisen, die von der UN ausgegebenen Nummernschilder werden nicht akzeptiert, und Reisende müssen Übergriffe fürchten. Die wichtigsten Versorgungslinien laufen schon über Albanien, Montenegro und Mazedonien. Serbien würde mit der Schließung der Grenzen nur die eigene Minderheit im Kosovo treffen. Mehr Sorgen machen Sicherheitsexperten der Nato serbische Freiwillige, die einen Kleinkrieg entfachen könnten.
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