Fox kauft Glaubensseite: Murdochs frohe Botschaft
Medienzar Rupert Murdoch kauft sich die weltgrößte Glaubens-Website, beliefnet.com. Das Marktpotential liegt nach Unternehmenserwartung bei rund acht Milliarden Dollar.
Dass Religion und Glaube auch eine höchst lukrative Angelegenheit sein können, ist keine ganz neue Erkenntnis: Diverse Kirchen leben seit Jahrhunderten ganz gut davon, mitverdienen will jetzt auch der internationale Medienunternehmer Rupert Murdoch: Seine Fox Entertainment Group hat für eine unbekannte Summe Beliefnet gekauft - die nach eigenen Angaben größte überkonfessionelle Plattform im World Wide Web.
"Unsere Mission: Menschen wie dir zu helfen, einen spirituellen Weg zu finden und zu beschreiten, der dir Zufriedenheit, Hoffnung, Klarheit, Stärke und Glück bringt", definiert beliefnet.com ganz unbescheiden die eigene Aufgabe. Aktuell geht es um Fragen wie die, ob der Fantasiefilm "Der goldene Kompass" mit Nicole Kidman und James-Bond-Darsteller Daniel Craig unterschwellig oder ganz direkt Atheismus zu fördern versucht. Oder um den "Clash of Cultures" zur Weihnachtszeit, die mit dem jüdischen Hanukkah-Fest zusammenprallt. Noch, schreibt ein Beliefnet-Autor, habe es zwar keinen Zoff wie im Vorjahr gegeben: Damals hatte am Flughafen von Seattle ein Rabbi verlangt, einen siebenarmigen Leuchter, die Hanukkah-Menorah, neben die allgegenwärtigen Christbäume zu stellen, worauf die Flughafenverwaltung zunächst den kompletten Weihnachtsschmuck abräumen ließ. Ähnlicher Ärger, heißt es in der Rubrik "Dezember-Dilemma", könne ja noch kommen.
Dass es Murdoch und seinem internationalen Medienkonzern News Corporation nicht vorrangig um die Klärung derartiger Fragen, sondern um die eigene Stärke (finanziell) und das eigene Glück (geschäftlich) geht, zeigt schon die offizielle Pressemitteilung zum Beliefnet-Kauf: Da ist gleich im ersten Satz von "Konsumenten" die Rede, denen "Inhalte und Onlineanwendungen für eine große Zahl von Religionen und spirituellen Zugängen" geboten werden sollen.
Denn der spirituelle Rubel rollt, das Marktpotenzial liegt nach Unternehmenserwartung bei weltweit rund 8 Milliarden Dollar im Jahr. Zum Vergleich: Die RTL-Group, Europas erfolgreichste Privatsenderkette, setzte 2006 gerade mal knapp 4 Milliarden Euro um.
Beliefnet wird nun in die NewsCorp-Untergruppe Fox Digital Media eingegliedert und sitzt dort neben Murdochs anderen Internetzukäufen wie MySpace.
Dass Murdoch, dessen Unternehmen zu den fünf größten Medienkonzernen der Welt gehört und als eines der wenigen tatsächlich auf beinahe allen Kontinenten aktiv ist, ins Geschäft mit dem Glauben investiert, ist vielleicht auch biografisch bedingt: Einer der Vorfahren des gebürtigen Australiers mit US-Pass war schließlich ein schottischer Priester.
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