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Spickmich-Portal im Interview"Man kann den Lehrern nicht vertrauen"

Schüler sollen auch künftig anonym Lehrer auf spickmich.de benoten. Geht da alles professionell zu? Der Lehrerfreund hat spickmich dazu befragt

Wer benotet hier wen? Bild: dpa
Interview von Berthold Metz

Lehrerfreund: Das Spickmich-Portal boomt. Viele LehrerInnen nehmen Ihre Bewertungskriterien allerdings als "unprofessionell" wahr. Sind sie das?

Spickmich: Nein. Die Lehrerbenotung auf spickmich.de bezieht sich auf Leistungen und Auftreten eines Lehrers im Unterricht. Was Lehrer Lämpel in seiner Freizeit macht, steht nicht zur Diskussion. Wer sich ein detailliertes Feedback für seine pädagogischen Leistungen wünscht, muss eigene Evaluationen anstreben.

Die Schüler bewerten anonym. Aber die kritisierten Lehrer werden namentlich veröffentlicht - ohne Zustimmung. Ist das menschlich in Ordnung?

Die Berufsgruppe der Lehrer ist nicht die einzige, die im Internet bewertet wird! Die Anonymität der Bewertungen ist vor dem Hintergrund der Reaktionen mancher Lehrer auch unbedingt notwendig. Hier herrscht einfach ein zu großes Machtgefälle zwischen Schülern und Lehrer, als dass man auf die Souveränität der Lehrer vertrauen könnte.

Wollen Sie die Lehrer um Ihre Zustimmung zur "Aufnahme in Spickmich" fragen?

Nein, das wäre völlig unpraktikabel. Nicht nur, dass wir dafür einen ungeheuren Aufwand treiben müssten. Eine solche Praxis würde wahrscheinlich dazu führen, dass sich ganze Kollegien geschlossen dagegen aussprechen.

Kann die Lehrerbewertung denn zu einer Verbesserung der Unterrichtsqualität führen?

Wir sind ein Meinungsforum. Die Verbesserung der Unterrichtsqualität muss in der Schule geschehen. Das geschieht bereits: Eine Direktorin hat in einem Leserbrief geschrieben, dass ihre schlechte Note sie nachdenklich gemacht habe. Sie hat eine tägliche Sprechstunde für Schüler eingerichtet.

Unangenehm ist die Vorstellung, dass beleidigende Beiträge durchs Web geistern.

Es gibt auf spickmich keine Möglichkeit, Beleidigungen oder Kommentare auf die Seite der Lehrer einzutragen. Die Meinungsäußerung erfolgt lediglich durch die Abgabe einer Note. Bei der Funktion "Zitate" werden alle Einträge redaktionell geprüft, bevor sie zu sehen sind.

Bearbeiteter Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Lehrerfreunds, einem Unterrichtsratgeber mit Newsletter INTERVIW: BERTHOLD METZ

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