Piech beim VW-Prozess: Nichts zu Ohren gekommen

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch bestreitet jegliche Kenntnis von Lustreisen, Vergünstigungen und Sonderzahlungen.

Wo sind die Nutten? Woher soll er das wissen! Bild: dpa

BRAUNSCHWEIG taz Energisch, souverän und mit dem jovialen Humor des Firmenpatriarchen - so hat VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch am Mittwoch als Zeuge vor dem Landgericht Braunschweig jede Verwicklung in die VW-Affäre bestritten. Von Lustreisen auf Firmenkosten und verbotenen Vergünstigungen für VW-Betriebsräte hat der heute 70-Jährige in seiner Zeit als Vorstandschef nach eigenen Bekundungen nichts gewusst. "Dass es bei bei Volkswagen zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, verwerfe ich sehr", sagte Piëch am Ende seines Eingangsstatements als Zeuge im Gerichtssaal . "Wäre es mir zu Ohren gekommen, hätte ich es vehement verfolgt und abgestellt."

Auch im Detail und auf Nachfragen stritt Piëch, der immerhin zur Hochzeit der Affäre von 1992 bis 2002 VW-Vorstandschef war, jede Kenntnis von illegalen Vergünstigungen für Betriebsräte ab. Mit dem VW-internen "Konto 1860", über das Spesen des Betriebsrates und Vergnügungen auf Firmenkosten abgerechnet wurden, hat sich Piëch demnach nie befasst. "In meiner Zeit als Vorstandsvorsitzender hatte ich keinerlei Anlass, mich mit dem Konto zu beschäftigen", sagte er. Auch die in Medienberichten kolportierte Prüfung des Kontos durch seinen Büroleiter Rupert Stadler, den heutigen Audi-Chef, hat es demnach nie gegeben.

Mit den unrechtmäßigen Sonderbonuszahlungen an den Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert, deretwegen dieser nun hauptsächlich vor Gericht steht, will Piëch ebenfalls nichts zu tun gehabt haben. "Irgendwelche konkreten Zusagen zu Bezügen des Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert habe ich zu keinem Zeitpunkt gemacht," sagte er. Zwar will Piëch mit dem VW-Personalvorstand über eine gehaltsmäßige Beförderung des Betriebsratschefs zum leitenden Angestellten oder Topmanager gesprochen haben. Das Wort Sonderbonus sei dabei aber nie gefallen.

Die Verwendung von Eigenbelegen zu unternehmensfremden Vergnügungen, die dem mitangeklagten Spesenmanager Klaus-Joachim Gebauer zur Last gelegt wird, ist Piëch ebenso "zu keiner Zeit zur Kenntnis gelangt". Von der brasilianischen Geliebten Volkerts, die laut Anklage ohne Gegenleistung knapp 400.00 Euro von VW erhielt, habe er nur durch Gerüchte erfahren, sagte Piëch zudem. "Gerüchte des Privatlebens verfolge ich nicht", versicherte er.

Piëch betonte in seiner Aussage immer wieder, in welcher Krisensituation er VW übernommen und wie er das Unternehmen vorangebracht habe. Das nahm Volkerts Anwalt Johann Schwenn anschließend auf. Volkert habe das Unternehmen nicht geschädigt, meinte er. Schließlich habe sich das Unternehmen mit Volkert an der Spitze des Betriebsrates exzellent entwickelt. Staatsanwaltschaftssprecher Joachim Geyer will nun prüfen, ob bei Volkert der Vorwurf der Anstiftung zur Untreue aufrechterhalten werden könne.

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