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Debatte "Deutschfeindlichkeit"Die Erfindung des Feindes

Kommentar von Albrecht von Lucke

Die Behauptung einer neuen "Deutschfeindlichkeit" ist mehr als nur polemisch. Sie will deutsche Jugendliche mit Migrationshintergrund als Nichtbürger behandeln.

G erne würde man den "Schirrmacher-Jessen-Clinch" (Perlentaucher) ad acta legen - wenn es sich dabei tatsächlich nur um eine "Balgerei der schweren Jungs aus Deutschlands Musterblättern" (Deutschlandradio) handelte. Doch diese primär medienpolitische Lesart geht am inhaltlichen Skandal der Schirrmacherschen Argumentation vorbei: der Konstruktion einer neuen "Deutschfeindlichkeit".

Tatsache ist, dass die Bild-Zeitung diesen Kern sofort erkannte und mit Genuss popularisierte, als sie ihre Seiten 2 und 3 auf ganzer Breite mit dem entscheidenden Schirrmacher-Zitat übertitelte: "Sie haben begonnen, einen Feind zu identifizieren."

Die Ironie seitens der Bild-Zeitung: Auf den ersten Blick war nicht einmal zu erkennen, wer den Feind ausgemacht und die Feindschaft ausgerufen hatte - die kriminellen Jugendlichen oder der FAZ-Herausgeber höchstselbst. Das aber trifft den Kern des Skandals. Tatsächlich ist es Schirrmacher, der den Feindbegriff in die Debatte einführt. Und zwar mit Hilfe einer haltlosen Indizienkette.

Bei den jüngsten Gewalttaten von Deutschen mit Migrationshintergrund haben diese keineswegs ihre Opfer als Feinde tituliert. Das kann selbst Schirrmacher nicht behaupten. Dass sie aber von "Scheißdeutschen" oder "Schweinefressern" gesprochen haben, ist ihm hinreichender Beleg dafür, dass es sich dabei um eine neue Form der "Deutschfeindlichkeit" handelt, die jetzt in eine neue Phase des "punktuellen Totschlagens Einzelner" übergehe. Man möchte nicht wissen, wie viele Deutsche täglich die "Scheißausländer", "Kümmeltürken" oder wen auch immer auf den Mond wünschen und ihre Aggressionen dabei auch immer wieder nicht nur verbal ausleben - ohne dass deshalb auf eine eliminatorische Türkenfeindlichkeit geschlossen würde. Selbst Altbundeskanzler Helmut Kohl, dem FAZ-Herausgeber ansonsten herzlich zugetan, gibt deshalb warnend zu bedenken: "Ob wir jetzt schon von einer neuen 'Deutschfeindlichkeit' sprechen sollten, weiß ich nicht. Aber dass wir darüber reden, ist schon bemerkenswert."

In der Tat. Dass es sich dabei um eine Dramatisierung handelt, weiß vermutlich auch Schirrmacher. Völlig zu Recht bezeichnet er es als "eine der größten Leistungen" der Bundesrepublik, "den inneren Feind nicht zu postulieren". Selbst der RAF gelang es letztlich nicht, statt als Verbrecherbande als kriegsführende Partei anerkannt zu werden und damit der Gesellschaft den Feindbegriff aufzuzwingen. Schirrmacher seinerseits tut nun ebendies. Und niemand hat dies schneller begriffen als der in dieser Hinsicht stets empfängliche Springer-Konzern. In konzertierter Aktion machte nicht nur die Bild-Zeitung, sondern auch das Intelligenzblatt des Verlages, Die Welt, mobil. Und zwar in Gestalt ihres Chefredakteurs Thomas Schmid, der als ehemaliger "revolutionärer Kampfgefährte" Joschka Fischers inzwischen seinen ganz eigenen Marsch durch die Institutionen zurückgelegt hat. Schmid stellt, ohne selbst den Feindbegriff zu verwenden, die Frage: Was macht die von Schirrmacher als Feinde ausgemachten "jungen männlichen Ausländer mit Migrationshintergrund" in ihrem Wesenskern aus? Für ihn sind sie dadurch charakterisiert, dass "sie die deutsche Gesellschaft von außen, mit fremden Augen betrachten. Etliche von ihnen wollen ihr nicht angehören []. Sie stellen so etwas wie einen existenziellen, fast körperlichen Dissens zur Mehrheitsgesellschaft dar."

Damit aber befindet sich der einstige linke Chefideologe Schmid begrifflich in beängstigender Nähe zu Carl Schmitt, dem "Kronjuristen des Dritten Reichs", der mit seiner Unterscheidung von "Freund und Feind" der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik den ideologischen Boden bereitete. Nach Carl Schmitt ist der Feind "eben der Andere, der Fremde (sic), und es genügt zu seinem Wesen, dass er in einem besonders intensiven Sinne existenziell (sic) etwas Anderes und Fremdes ist". Deswegen, so kann man problemlos mit Thomas Schmid fortfahren, "bleiben ihnen die Regeln, die hier gelten sollten, fremd. Sie beziehen sie nicht auf sich selbst" - "so dass", so wiederum Carl Schmitt, "im extremen Fall Konflikte mit ihm [dem Fremden und Feind] möglich sind, die weder durch eine im voraus getroffene generelle Normierung, noch durch den Spruch eines 'unbeteiligten' und daher 'unparteiischen' Dritten entschieden werden können".

Wenn aber diese feindlichen Personen nicht mehr im Rahmen des liberalen Rechtsstaates, sprich: durch allgemeingültiges Gesetz und unabhängigen Richterspruch, zu behandeln sind, wirft dies die entscheidende Frage auf: Wie geht man mit derartigen Feinden der Gesellschaft um? Offensichtlich müssen und sollen nach dieser Argumentation für sie andere "Gesetze" als für die Bürger der Gesellschaft gelten.

Und hier wird die eigentliche Brisanz der Schirrmacher-Argumentation deutlich. Indem sie den hochproblematischen Feindbegriff ins (vermeintlich) liberale Feuilleton transportiert, macht sie dieses an Gebiete anschlussfähig, die längst wesentlich "weiter" sind. So wird im Verfassungs- und Strafrecht spätestens seit Nine Eleven die Notwendigkeit eines Feindrechts behauptet. Ganz im Geiste von Carl Schmitt argumentiert etwa der emeritierte Verfassungsrechtler Gerd Roellecke: "Feinde bestraft man nicht. Feinde ehrt und vernichtet man." Und explizit auf Roellecke bezieht sich wiederum der jüngst von Innenminister Wolfgang Schäuble wärmstens empfohlene Staatsrechtler Otto Depenheuer.

Wie seine Kollegen Brugger und Jakobs sieht er das Grundgesetz als für den terroristischen Ernstfall nicht gerüstet an. Nach seiner Ansicht ist der Terrorist keine rechtliche Person. Der Staat fingiere den terroristischen Feind lediglich als Rechtssubjekt. Als Feind der Rechtsordnung hat der Terrorist in dieser Denklogik seinen Anspruch verwirkt, als Rechtsperson behandelt zu werden, und existiert nur noch als rechtloses Individuum im Hobbesschen Naturzustand. Er darf folglich mit allen zu Gebote stehenden kriegerischen Mitteln bekämpft werden, ganz im Sinne der Maxime Otto Schilys: "Wer den Tod will, kann ihn haben."

Der Schirrmacher-Diskurs überführt nun den Feindbegriff aus der Terrorismusdebatte in die innenpolitische Diskussion. Am Ende der Eskalationslogik, die ohne jede empirische Faktenbasis auskommt, stehen "wir, die Bürger" auf der einen, und die anderen, "die Fremden und Feinde", auf der anderen Seite - beim Kampf auf Leben und Tod. Hier zeigt sich: Wer den Feindbegriff reimportiert, leistet letztlich der Rebarbarisierung der Gesellschaft Vorschub. Noch sind wir zum Glück nicht so weit; noch muss der Rechtsstaat seine Gegner, selbst wenn sie sich als Feinde gerieren, als Rechtssubjekte achten und entsprechend behandeln. Der jüngste Feuilleton-Diskurs hat jedoch der ohnehin herrschenden Tendenz zur Verfeindung Tür und Tor geöffnet.

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21 Kommentare

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  • P
    Phygos

    Fremder kommst du nach Rom, tue es wie die Römer.

     

    Ein uralter, ein abgedroschener Spruch, nicht war?

     

    Leider ist er nicht nur war sondern immer noch aktuell ... und richtig. Wer in dieses Land möchte .. in irgendein Land. Sei es nun Deutschland oder Tasmanien, begibt sich in ein anderes Regelsystem. Diese regeln, die sich die "Eingeborenen" mühsam zusammengestrickt haben, und nach deren Grundsätzen sie leben ( sei es nur die freiheitliche Grundordnung oder die rituelle Kopfjagd) sollte man befolgen, oder es lieber mit der Einwanderung lassen. Ich habe genügend Verwandte rund um den Globus die ausgewandert sind. Sie habe die vor ort geltenden Regeln ( geschrieben wie ungeschrieben) vorbehaltlos akzeptiert, und sind dero halben niemals angeeckt. Wurden niemals diskriminiert. Seien es nur die Tanten, die einen amerikanischen Indianer und einen Aborigene geheiratet haben. Werder der Großonkel der eine "Halb-Enuit" heiratete, noch ein Großcousin der eine Indio heiratete. ALLE sind wohl gelittene und gut integrierte Mitglieder ihrer ==>NEUENentscheiden

  • S
    Shrike

    Ob Schirrmacher den Feindbegriff eingeführt hat, darüber lässt sich sicherlich streiten.

    In den letzten Monaten war schon öfters zu lesen, dass mittlerweile von manchen jungen Migranten verstärkt deutschenfeindliche Sprüche zu hören sind. Natürlich kommt es dabei auch auf den Kontext an, aber dieses Verhalten wird natürlich von der deutschen Bevölkerung nicht besonders begeistert registriert. Ob nun "sie" einen "Feind" identifizieren (nämlich uns), ist natürlich dadurch noch nicht belegt, es scheint eher so, als ob etliche junge Leute, etwa arabischer oder türkische Abstammung, ob ihrer gefühlten Perspektivlosigkeit ähnliche Verhaltensmuster zeigen wie etwa manche junge Deutsche in der ostdeutschen Provinz - ebenfalls in schwieriger Lage.

    Wer Klichees findet, darf sie behalten.

    Nur dass junge Männer mit Migrationshintergrund dann eben naheliegenderweise keine Nazis werden, sondern in anderer Konstellation naziähnliche Sprüche klopfen.

     

    Wenn Schirrmacher nun so weit geht, eine Feindseligkeit zu diagnostizieren, bedeutet das aber noch nicht, dass er umgekehrt besagte Migranten zu Feinden erklärt.

    Ansonsten würde ja jeder, der auf die feindlichen Ideologien von Neonazigruppen und Islamisten hinweist, diese ebenso zum "eliminieren" (N.Milde oben) freigeben, was nicht der Fall ist.

     

    Ich stimme dem Ansatz zu, dass hier vor allem die Schläger selbst (egal wer sie sind) die Rabarbarisierung der Gesellschaft betreiben.

    Und auch wenn diese Migranten sind, darf da nicht mit anderem Maß gemessen werden.

    Oder sollen sich Deutsche solche Sprüche anhören müssen, während umgekehrt ausländerfeindliche Sprüche als Volksverhetzung zählen ?

    Wo ist der Unterschied ?

    Und was den Status "Migrant" anbelangt:

    Wer Deutsche als "Scheißdeutsche" beschimpft, rechnet sich offenbar selber keineswegs dazu und sollte nicht bejammert werden, von wegen er werde immer fies ausgegrenzt.

    Und wer nach Deutschland kommt, muss wissen, worauf er sich einlässt.Was nicht heißt, dass sich hier nicht verbessern sollte.

    Dennoch: So ist die Lage im Moment, und viele Zuwanderer kommen ausgezeichnet mit ihr klar, ich kenne da selbst einige.

    Und trotzdem jammern viele Stimmen immer davon, dass Deutschland sooo gemein zu seinen Migranten sei. So ganz kann das Bild nicht stimmen, zumal die Einwanderer auch nicht alle die besseren Menschen sind.

     

    Die Lage in Deutschland ist schwierig und wird nicht einfach so besser werden, zumal sich die Bevölkerungsanteile langsam verschieben.

    Wir werden noch viele solche Debatten haben und gerade deshalb muss man etwa bei solchen Sprüchen Konsequenz walten lassen.

  • IW
    iris w.

    dank an joe, nmilde und christoph - ich finde leute wie schirrmacher sehr gefährlich und die begeisterte zustimmung die sie (mittlerweile sogar bei tazlesern) finden macht mir persönlich richtig angst.

    iris

  • ST
    Serkan Tunca

    Ich möchte hier nicht aufzählen wie oft ich in meinem Leben als Deutschtürke (entschuldigung für dieses "böse" Wort) als Döner oder Kümmel bezeichnet wurde, in einem Land seit dem ich meiner Geburt hier lebe und die Staatsbürgerschaft besitze.

    Ich mlchte nicht wissen wie sich manch anderer Staatbürger ohne ausländischer Abstammung fühlen würde wenn er sein Leben lang mit solchen Kommentaren konfrontiert werden würde im Alltag. Wo Ihn die Menschen oft nur wegen seinem nichtdeutschen Namen misstrauen entgegen bringen. Sei es bei der Job- oder Wohnungssuche und anderen geschäftlichen Abwicklungen.

    Na dann Prost an die ach so tollen "toleranten" Bürger der BRD!

     

    Nochmal für alle: Gewalt ist grauenhaft und fruchtbar und nicht zu verteidigen oder schön zureden. Aber für mich persönlich ist es egal ob der Täter Deutsch oder Nichtdeutsch ist. Jeder sollte vor Gericht gleichbehandelt werden egal welcher Abstammung oder Nationalität. Dafür leben wir einem Rechtsstaat (Alle die jetzt aufschreien sollten das Ausländer bevorzugt werden, sollten schleunigst ruhig sein).

  • T
    Tauschi

    Die Sache ist doch die,

    wenn ein Deutscher (egal aus welchen Grund) einen Migranten als "Scheiß-Ausländer" oder sonstwie beleidigend bezeichnet, dann ist er in den Augen der Presse mindestens ein Ausländerfeind,oder sogar Rassist oder ein Rechter oder sogar ein Nazi.

    Wenn ein Türke einen Deutschen als "Scheißdeutschen" bezeichnet, dann ist er auf Identitätssuche laut diversen Medien-leuten...

     

    Und da ist die Crux, das verlogene Messen mit zwei Maßstäben. Viele jugendliche Moslems hassen die Deutschen wirklich, sie wollen keine "Deutschen" sein, oftmals wollen Sie die Sprache nicht lernen (wie ihre Eltern zuvor), kriegen in der Moschee erzählt sie wären dank Ihres Glaubens uns Schweinefressern überlegen, sehen aber in der Realität dann, daß sie nichts gebacken kriegen. Und Schuld ist natürlich der Scheißdeutsche...

  • C
    christoph

    ja, genau, simon, sugus, hühnerbaron und co., alle in einen Topf und Knüppel druff.

     

    Was mich am meisten nervt an diesem undifferenzierten Stammtischgelaber ist dieses wohl moderne kokettieren mit der "incorrectness". Früher haben sich Leute wie Ihr wenigsten noch verschämt umgesehen oder haben im letzten Halbsatz ein wenig relativiert, heute scheint Ihr wirklich zu glauben, Ihr seid in der Mehrheit, weil am lautesten. Und EUCH gibt es natürlich auch mit "Migrationshintergrund" und umgekehrtehrten Vorzeichen.

    JOE hat das sehr schön auf den Punkt gebracht.

  • N
    N.Milde

    Sorry für die Länge des folgenden Posts, aber das ist jetzt glaub' ich mal nötig:

     

    Lieber "hotdog" (und Gesinnungsgenossen), ich glaube, Sie haben da etwas falsch verstanden. Natürlich sind Schimpfwörter wie "Scheißausländer" oder "Scheißtürke" ein Beweis für Ausländerfeinlichkeit. Der Punkt ist nur der: wer in diesem Rechtsstat ausländerfeindliche Handlungen vornimmt, wird dafür (zum Glück) *nach den Regeln dieses Rechtsstaats* behandelt, abgemahnt, oder abgestraft. Sie wären doch wohl kaum damit einverstanden, wenn z.B. einem Münchner Neonazi, der z.B. aus ausländerfeinlichen Motiven ein Haus abfackelt, dafür alle geltenden Rechte aberkannt würden. (Zum Beispiel das Recht, nicht gefoltert zu werden, oder das Recht auf einen fairen Prozess in diesem Land.) Wenn man ihn einfach aus dem Land schmeissen würde. Oder sagen würde: "Du hast dich nicht an die Regeln gehalten. Fein, dann gelten für dich unsere Regeln ab heute auch nicht mehr." Wenn alle sich an die Regeln halten würden, bräuchte es weder Polizei noch Gerichte noch Gefängnisse. Diese sind in einem Rechtsstaat ja genau dafür da, gerecht und geregelt mit Rechtsbrüchen umzugehen: *innerhalb*, und nicht außerhalb des Rechtssytems. (Ein Unrechtsstaat wie z.B. das Nazisystem dagegen würde das Unerwünschte, nicht-Konforme zum gänzlich Anderen erklären: bestenfalls als "undeutsch", in der Konsequenz schlimmstenfalls als "Auszumerzen". ) Auch einen pubertierenden Paderborner, der mit den Worten "ich scheiß auf meine Eltern, meine Lehrer und diesen Staat" eine Scheune abfackelt, würden Sie wohl kaum nach ein wenig Folter prozesslos gen Gunatanamo schicken, weil er ja SELBST gesagt hat, dass ihn dieser Staat mal kreuzweise kann. Mit der Logik "der will sich nicht an die Regeln halten, dann Gelten unsere Regeln für ihn auch nicht mehr", könnte man sonst jeden Mörder oder gar Taschendieb zum Lynchen freigeben.

    Der Autor des Artikels ist m.E. nun keineswegs der Meinung, dass es schon ganz in Ordnung ist, Rentner in Ubahnen zusammenzuschlagen oder deutschenfeindliche Ressentiments zu schüren. Er warnt nur davor, solche Täter zum undeutschen "Anderen" zu erklären und quasi "aus dem Volkskörper eliminieren" zu wollen. Nach dem Motto: "Du hast unsere Regeln gebrochen, also raus mit Dir und ab nach Anatolien." Wer hier lebt, oder gar die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, für den gelten die Regeln dieses Rechtsstaates. Wer die Regeln bricht, für den hat dieser Rechtsstaat Strafmaßnahmen vorgesehen. INNERHALB rechtsstaatlicher Vorgaben. Nicht durch Eliminierung aus dem Rechtsstaat. Denn das wäre das Ende aller Rechtsstaatlichkeit.

    Soweit klar, ja?

    Wenn Deutschland jemals als Einwanderungsland (das es unvermeidlich schon lange ist) funktionieren soll, braucht es nicht nur endlich eine vernünftige Integrationspolitik, bei der nicht Kinder mit Migrationshintergrund perspektivlos auf der Hauptschule landen . Es muss auch endlich damit aufgehört werden, hier lebende oder gar geborene Mitbürger bei Straffälligkeit "ins Lager" oder "zurück nach XY" schicken zu wollen, nur weil sie oder gar ihre Eltern oder Großeltern mal woanders gelebt haben. Das, lieber "nichts als die Wahrheit", ist leider (noch) der Unterschied zwischen uns und den USA. Wollen Sie die Hälfte aller kriminellen (und vielleicht diesem Staat "undankbaren") Ruhrpottler statt ins Gefängnis in Sonderzügen nach Polen schicken, weil ihre Urgroßeltern mal von dort kamen?....

  • OM
    Olaf Mertens

    Frank Schirrmacher betreibt VolksverFAZung, soviel ist sicher!

  • M
    Maddin

    Herr von Lucke, Gewaltopfer sollten sich Ihren Kommentar auf Endlospapier ausdrucken und die Krankenzimmer damit tapezieren - damit sie nur ja nicht dem Hass auf Ihre Peiniger anheim fallen.

     

    Sie würden wohl nach so einer hässlichen Gewaltszene hingehen, sich vor dem am Boden liegenden Opfer aufbauen und zurufen: "Werd jetzt bloß nicht rassistisch!"

     

    Wir kommen nicht weiter, solange wir zwischen guter Gewalt (gegen Nazis), nicht ganz so schlimmer Gewalt (von Migranten) und schlechter Gewalt (gegen Migranten) unterscheiden.

  • K
    kinski

    itat: Nur wir in Deutschland werden von denen, die zu uns wollen/wollten neuerdings verachtet.

    Seltsam nicht?

     

     

    FALSCH ! Alle europäischen Gastländer werden von Ihren moslemischen Einwanderern verachtet und bekämpft. Die Gesellschaftsordnung wird bekämpft.

     

    Das ist die Wahrheit !

  • PB
    Peter Boigk

    Man glaubt nicht recht zu hören: "Wer den Feindbegriff reimportiert, leistet letztlich der Rebarbarisierung der Gesellschaft Vorschub." Bei solchen Sätzen verzweifelt jeder redlich denkende Mensch. Deutsche Intellektuelle sind also schuld, wenn es Menschen auf der Straße an den Kragen geht. Und nicht die Täter! Hallo? Wo leben wir denn!

  • P
    Pankreation

    Thoughtcrimes!

    1984 is now!

  • N
    noname

    @ nichtsalsdie wahrheit: Sie verweisen auf Amerika und dass die Immigranten dort "dankbarer" wären. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass man in Amerika nicht als "Ausländer" geboren werden kann, wie das hierzulande der Fall ist. Und wer hier geboren wurde und dann schließlich doch den deutsche Pass erwirbt, bleibt dann ewig mit einem "Migrationshintergrund" behaftet - wie soll man sich da denn zugehörig fühlen???

    Man wirft den Migranten und ihren Kindeskindern vor, sich immer nur als Opfer zu sehen. Wenn man die mediale Debatte derzeit verfolgt, stilisieren sich hier aber ganz andere zu Opfern (Stichwort "Deutschfeindlichkeit"), die die Mehrheits- und damit Machtverhältnisse in diesem Lande dabei geflissentlich außer acht lassen!

  • W
    Willy

    "Deutsche mit Migrationshintergrund" gibts garnicht. Allein schon die Existenz eines solchen Begriffes zeigt doch das Problem. Ein in der Regel von Links erfundenes PC-Worte-Mikado, mit dem die Realität vernebelt werden soll. Dabei hat inzwischen jeder gemerkt, wer hinter "bildungsfernen Schichten", "Jugendlichen" u. dgl. steckt.

  • D
    DerHühnerbaron

    Jetzt kommen aber auch alle Publizisten, Autoren, und Gutmenschen aus den Löchern, dass dieses Land jemals hervorgebracht hat.

     

    Herr von Lucke,

    ihre Sprachphillosophischen "Ansätze" sind nicht der Rede wert; sie sollten nicht nur die Beziehung zwischen Sprache und Bewusstsein analysieren, sondern auch die Beziehung zwischen Sprache und Wirklichkeit, was Ihnen leider vollkommen misslungen ist.

     

    Aber Aufmerksamkeit ist ja auch eine Art von Bestätigung, deswegen nehme ich es Ihnen gar nicht so übel, dass Sie auch hier versuchen, Ihren "Mindesthaltbarkeitsdatum bis 1.1.1990" Senf dazuzugeben...

     

    Hätten Sie einen "Neutralen" Kommentar verfasst, ja darüber würden sich viele Menschen freuen, aber halt, das wäre ja dann die Wahrheit...aber so ist es wieder nur einer der vielen 0815 Artikel, die wir Leser so satt haben und NICHT wollen.

     

    Der Spruch:

     

    "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"

     

    passt hier wie die Faust aufs Auge.

     

    Gruß

     

    Der Hühnerbaron

  • NW
    nichtsalsdie wahrheit

    Nehmen sie Amerika.

    Alle Immigranten sind froh und dankbar für die Chance, die ihnen das Land bietet.

    Nur wir in Deutschland werden von denen, die zu uns wollen/wollten neuerdings verachtet.

    Seltsam nicht?

  • HH
    Herbert Harlacher

    Das durchgehende Leugnen der Verschiedenheiten diverser Kulturen, welche nun auch in Deutschland aufeinanderprallen, ermöglicht es diesen Lagern erst sich zu radikalisieren.

     

    Es wäre vermessen zu glauben, dass Mitglieder fremder Kulturen, welche sich in Deutschland niedergelassen haben, nicht auch Hass auf Deutsche ausleben würden.

  • J
    JOE

    Herr von Lucke bringt hier alles 100 % auf den Begriff, was leider einige der Verfasser der o. st. Kommentare aus welchen Gründen auch immer nicht verstehen. Sprachgebräuche sind auch Reflexionen: wenn man also Itakersau, Kümmeltürke u.a. entgegen gehalten erhält, dann reagieren diese (die intellektuell nicht so souverän sind, auf dieses niedrige Argumentationsniveau verzichten zu können) eben mit Scheissdeutschem, Scheissrentner, Scheisskerl etc., also ein sog. verbaler Aggressionsabbau, der aber keineswegs neue homogene "Feindes"-Lager definiert, denn dann gäbe es unendlich viele Feindeslager, z.B. das der Sau-Preussen vs. Deppenbayern usw. usw. Deshalb ist die Absicht, hier lebende ausländische Mitbürger, ja selbst eingedeutschte Zuwanderer zu "Feinden" zu erklären, also zu homogenisieren und in ein Schmittsches Freund-Feind-Verhältnis zu pressen schlicht und einfach Volksverhetzung und Schüren von Ausländerhass, nur alles einfach etwas feiner ausgedrückt. Alle hier lebenden Ausländer und alle Deutschen - egal woher sie stammen - haben ein Recht, als eigenständiges Individuum wahrgenommen zu werden, und nicht in ein uniformes Kollektiv gepresst zu werden. Es mag ja vielen schwer fallen, aber in der Tat sind alle Deutschen verschieden, wie auch alle Ausländer verschieden sind. Ich möchte als Deutscher auch nicht mit allen Deutschen gleich gesetzt werden - und erst Recht nicht mit den Diekmanns, Schirrmachers etc. von Bild, FAZ, Welt usw. Scheissdeutscher finde ich ebenso sprachlich suboptimal wie Scheissintellektueller, kann aber mit Beidem gut leben, da muss ich tagtäglich Schlimmeres ertragen, ohne auszurasten, also die Empfehlung: mehr Gelassenheit und Toleranz. In Köln heisst es wohl: Jeder Jeck ist anders. Eine erstaunliche Weisheit!

  • H
    hotdog

    Herr von Lucke meint die Abwesenheit von Deutschfeindlichkeit in der Diaspora dadurch beweisen zu können, daß der Gebrauch von Schimpfwörtern wie "Scheißausländer" oder "Scheißtürke" ja auch kein Beweis für Ausländerfeindlichkeit sei.:

    Ja was denn dann? Lebt der Mann auf einer Insel?

    Natürlich gibt es in unserem Land auch eine wachsende Deutschenfeindlichkeit, einen latent schwelenden Konflikt zwischen den Ethnien.

    Diesen Konflikt nicht zu benennen dient nicht etwa dem Erhalt des sozialen Friedens;

    dieses Verhalten fördert vielmehr das Auseinanderdriften der Gesellschaft, das Entstehen von "Feindlichen Lagern".

    Dieser Gefahr muss durch ehrliche und offene Debatten und die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Kräfte entgegengewirkt werden, in aller Offenheit und rückhaltlos ehrlich, damit es nicht irgendwann zu bewaffneten ethnischen Auseinandersetzungen kommt.

    Beschönigungen machen nichts wirklich besser!

  • S
    Sugus

    Wenn der geschätzte Verfasser mal ein halbes Jahr in Neukölln oder Wedding zubringen würde, wüßte er, wer tatsächlich der Rebarbarisierung dieser Gesellschaft Vorschub leistet. Herr Schirrmacher hat mit seinem Kommentar nicht agiert, sondern re-agiert - auf jene wachsenden Parallelgesellschaften, die mitten in Deutschland den Hass auf Deutsche predigen.

  • SG
    Simon Großthaler

    "Wer den Feindbegriff reimportiert, leistet letztlich der Rebarbarisierung der Gesellschaft Vorschub."

     

    Richtig heißt es:

    "Wer andere Menschen körperlich attackiert, leistet

    letztlich der Rebarbarisierung der Gesellschaft Vorschub."