piwik no script img

Neue "Spiegel"-Chefs treten später anHamburg, ein Wartesaal

Kommentar von Steffen Grimberg

Der Spiegel muss noch ein bisschen länger auf seine neue Chefredaktion warten. Das geplante Führungsduo Blumencron & Mascolo soll doch nicht zum Februar antreten.

Führungslos? Merkt eh keiner...

M an ist mit sich selbst beschäftigt. Macht aber nichts, lästert ein Redakteur: Schließlich könnte das Magazin monatelang führungslos arbeiten, ohne dass die Welt viel davon mitbekomme.Offiziell geht es offenbar um Papierkram und Verträge - was dann doch ein bisschen verwundert. Schließlich stehen beide schon in Diensten des Spiegel-Verlags, auch die Namen der Nachfolger für den Spiegel-Online-ChefMathias Müller von Blumencron (47)und den Berliner Büroleiter Georg Mascolo (42) kursieren bereits. Warum also diese Warterei, die den Spiegel zwar nicht ernstlich schädigt, aber nach dem Geeiere der letzten Wochen auch nicht gerade weiterhilft?

Zumal ein Zitat von Noch-Spiegel-Chef Stefan Aust, 61, stutzig macht: Auf die Frage, ob er denn wie vorgesehen zum 31. Januar zurücktrete, antwortet er gegenüber Kress: "Ich weiß von nichts." Am Montag (4. 2.) hat Aust ohnehin einen Gütetermin mit seinem Noch-Arbeitgeber, der im Herbst 2007 überraschend von der eigentlich vorgesehenen Verlängerung Abstand nahm: Aust klagt gegen seine Entlassung.

Nun ist der Spiegel bei aller - Obacht, Kalauer: Selbstbespiegelung - nicht ganz allein für sich zuständig: Ein gutes Viertel seiner Anteile gehört dem Zeitschriftenkonzern Gruner + Jahr, der wiederum Teil der Bertelsmann AG ist. Doch bei G + J stellt man sich tot. "Kein Kommentar" heißt es dort seit zwei Wochen stoisch, und man hört höchstens Phrasen wie die, dass man sich einer konstruktiven Lösung nicht verschließen werde. Es scheint, als sei man bei G + J vor allem weiter sauer, dass Aust auf so unprofessionelle Weise in die Wüste geschickt und dann der ZDF-Mann Claus Kleber als So-gut-wie-sicher-Nachfolger kolportiert wurde - worauf der dann prompt seinem Sender die Treue hielt.

Ende der Woche ist nun eine Gesellschafterversammlung angesetzt bei G + J, die vielleicht den ein oder anderen gordischen Knoten durchschlagen könnte. Auch in einer anderen Sache, die neben der Spiegel-Nachfolge noch zu regeln wäre: Was war doch gleich mit der geplanten Komplettübernahme der angeschlagenen Financial Times Deutschland?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!