US-Vorwahlen: McCain wird zum Favoriten

Senator McCain ist nach der Florida-Wahl Führungskandidat der Republikaner. Bei den Demokraten lag Clinton vorn, Konkurrent Edwards gab auf.

Lange unterschätzt: US-Senator McCain. Bild: dpa

WASHINGTON taz Die Liste der Namen, bei denen sich John McCain bedankte, wollte kein Ende nehmen. Doch der republikanische Senator aus Arizona hatte allen Grund, seinen Mitkämpfern in Florida dankbar zu sein. Mit dem Wahlsieg in der wichtigen Präsidentschaftsvorwahl in Florida rückt der 71-Jährige der Nominierung für die Präsidentschaftskandidatur ein gutes Stück näher. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen schlug er seinen Rivalen, den Mormonen Mitt Romney.

Bei den Demokraten war Hillary Clinton erfolgreich. Die Senatorin kam auf 50 Prozent, was ihr auf dem Nominierungsparteitag jedoch nichts nützt, da die Demokraten in Florida keine Stimmen vergeben. Während Clintons schärfster Rivale, Barack Obama, immerhin auf 33 Prozent kam, konnte John Edwards nur 13 Prozent gewinnen und zog daraufhin seine Kandidatur zurück. Edwards gilt jedoch als Favorit für eine Vizepräsidentschaft, falls ein Demokrat die Präsidentenwahl gewinnt.

Erstmalig werden am Super Tuesday am 5. Februar zwei Dutzend Bundesstaaten und ein US-Territorium Bewerber für das Weiße Haus küren. In Florida siegte McCain mit 36 Prozent vor Romney mit 31 Prozent. Der Außenseiter und Exgouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, schnitt mit 13 Prozent kaum schlechter ab als der New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani mit 15. Huckabee, der überraschend in Iowa gesiegt hatte, will genau wie Romney weiter im Rennen bleiben. Ihm werden noch gute Chancen in den konservativen Staaten des sogenannten Bibelgürtels eingeräumt. McCain zeigte sich vor beglückten Fans recht überzeugt davon, dass er nun die Nominierung seiner Partei gewinnen werde. Florida ist im Vorwahl-Reigen nicht nur der erste wirklich große Bundesstaat. Er ist durch seine heterogene, von Migranten geprägte Bevölkerungsstruktur auch der erste, der der Gesamtbevölkerung der USA ähnlich ist. Floridas Konservative gleichen zudem in ihrer Zusammensetzung dem konservativen Mainstream des gesamten Landes, was in New Hampshire oder South Carolina, wo McCain bereits gewann, nicht der Fall war. Im Orangenstaat mischen sich Steuerkonservative, Wertewählende und Reaganrepublikaner der klassischen liberalen Schule.

Dem Erfolg McCains war eine republikanische Wahlkampfwoche der gegenseitigen Sticheleien und Beleidigungen vorausgegangen. Der erfolgreiche Businessmann Romney hatte McCain einen "ökonomischen Novizen" genannt und immer wieder behauptet, in Washington werde sich nichts ändern, wenn man die immer gleichen Politiker nur auf andere Sessel setze. Und er versuchte McCain als unechten Konservativen darzustellen, als einen Mann, der in Wahrheit zu liberal sei.

Doch all das half Romney nicht. McCain siegte mit den Stimmen der älteren Wählenden, der in Florida beheimateten Militärs und Marines und der rund eine Million Kuba-Flüchtlinge. Zuvor hatte McCain ihnen versprochen, als Präsident keine Lockerung der US-Position gegenüber Kuba einzuleiten, bevor Fidel Castro tot ist. Aufgrund der Regelung "the winner takes all", die in manchen Bundesstaaten gilt, bekommt McCain in Florida alle 57 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer, damit werden bisher insgesamt 93 Delegierte für ihn stimmen.

Romney konnte am Abend seine Enttäuschung nicht verbergen. Vor seinen Fans sagte er aber auch, dass die Entscheidung über die Nominierung noch lange nicht gefallen sei. Damit könnte er sogar Recht haben. Kommentatoren gaben sich nach McCains Wahlsieg überzeugt davon, dass der Kriegsveteran und Vietnamheld McCain bei Themen wie zum Beispiel Immigration und Abtreibung noch zahlreiche Widerstände im Lager der Konservativen zu überwinden habe. Ihnen würde der Senator "zu liberal" sein.

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