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Musharraf-Besuch in GroßbritannienCharmeoffensive in der Downing Street

Pakistans Präsident Musharraf versucht in London, sein ramponiertes Image aufzupolieren. Premier Brown sagt ihm Unterstützung zu. Derweil protestieren Khan-Anhänger.

Protest gegen den Musharraf-Besuch. Bild: reuters

DELHI taz Es war ein ungewöhnliches Aufeinanderprallen von Rivalen: Während sich Pakistans Präsident Pervez Musharraf mit Großbritanniens Premier Gordon Brown in Londons Downing Street traf, hielt vor dem Gebäude der pakistanische Oppositionspolitiker Imran Khan eine Kundgebung ab. Demonstranten hielten Porträts der ermordeten Volkspartei-Chefin Benazir Bhutto in die Höhe und skandierten "Wir wollen Gerechtigkeit". Der ehemalige Kricket-Nationalspieler Khan, der mit seiner eigenen Partei bei den Parlamentswahlen in gut zweieinhalb Wochen antreten wird, forderte Musharrafs Rücktritt. Er sagte: "In Pakistan herrscht Einigkeit darüber, dass er gehen muss."

Das Treffen mit Brown war der Höhepunkt der "Charmeoffensive", zu der Pakistans ehemaliger oberster General Musharraf angetreten war, um sein ramponiertes Image aufzupolieren. Neben Großbritannien hatte er auch Belgien und Frankreich besucht. In der Schweiz hatte er am Weltwirtschaftsforum in Davos teilgenommen. Musharraf sagte nach dem Gespräch, er sei gekommen, um darzulegen, dass Pakistan das "Opfer von Missverständnissen, Fehlwahrnehmungen und Verwerfungen" sei. Brown erklärte, Großbritannien werde Pakistan in jedem Fall weiter unterstützen und die Zusammenarbeit im "Kampf gegen den Terrorismus" weiter verstärken.

Zugleich trafen Vertreter der Pakistanischen Volkspartei (PPP) der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto in Washington mit demokratischen Kongressabgeordneten zusammen. Das Treffen hat große Signalwirkung für die Zeit nach George W. Bush. Sollte das neue Staatsoberhaupt Clinton oder Obama heißen, könnte es mit der bedingungslosen US-Unterstützung für Musharraf vorbei sein.

Denn zuletzt war vor allem die Kritik aus dem Pentagon immer lauter geworden, Musharraf unternehme zu wenig gegen die Islamisten in der Grenzregion zu Afghanistan. Vor allem dafür hatten die USA Pakistan in den letzten Jahren mit rund 10 Milliarden Dollar unterstützt.

Daher bemüht sich Pakistans Präsident, mit der Großoffensive gegen die Stammesmilizen und islamistische Rebellen im unruhigen Nordwesten seines Landes zu zeigen, dass auf ihn Verlass ist. Die pakistanische Tageszeitung Dawn berichtet von heftigen Kämpfen, tausende von Menschen seien auf der Flucht. Ein Konvoi mit einem Team des Fernsehsenders al-Dschasira geriet zwischen die Fronten und wurde von Militanten und Sicherheitskräften beschossen. Zu Schaden kam dabei niemand.

Doch die Offensive zeigt Wirkung. Unterdessen scheinen immer mehr der aufständischen Stammesführer zu einem Waffenstillstandsabkommen mit Islamabad bereit zu sein. Die Stämme, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt den Islamisten zugewandt hatten, scheinen immer weniger bereit zu sein, für die Fanatiker in den Krieg zu ziehen. Ein solches Abkommen werde immer wahrscheinlicher, berichtete Dawn.

Allen Gesten des guten Willens zum Trotz lehnte es Musharraf jedoch erneut ab, den USA offiziell eigene Kommandooperationen im Nordwesten Pakistans zu gestatten. Doch Montagnacht wurden bei einem Raketenangriff auf ein Haus im Dorf Khushali Torikhel in Nordwaziristan zwölf mutmaßliche islamistische Kämpfer getötet. Die pakistanische Armee äußerte sich nicht zu dem Vorfall. Pakistanische Medien spekulierten, ein derart präziser Angriff könne nur durch eine Drohne durchgeführt worden sein, dafür sprächen auch Berichte von Augenzeugen. Doch über die verfügen in der Region nur die US-Truppen im benachbarten Afghanistan.

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