CDU-Politiker Pflüger zu offenem Brief: "Eine Ergänzung von Koch"
Der Berliner CDU-Politiker Friedbert Pflüger hat einen Brief an türkische Intellektuelle unterschrieben - und behauptet, auch Koch hätte ihn unterzeichnet.
taz: Herr Pflüger, warum erscheint der offene Brief erst jetzt, wo die Hessen-Wahl vorbei ist?
Friedbert Pflüger: Letzte Woche ist der offene Brief der 21 Deutschtürken an die CDU/CSU in der Zeit erschienen. Unsere Antwort kommt in der aktuellen Ausgabe. Noch schneller geht es nicht.
Das Schreiben hat nicht schon länger in der Schublade gelegen?
Nein.
Warum haben Sie unterschrieben?
Der hessische Wahlkampf hat polarisiert. Jetzt, wo sich der Rauch verzieht, geht es darum, das enorm wichtige Thema Integration sachlich und produktiv zu beraten und dabei über Parteigrenzen hinweg nach Anknüpfungspunkten zu suchen.
Warum nicht vor der Hessen-Wahl?
Ich habe immer dafür geworben, dass neben der notwendigen Repression für jugendliche Straftäter ganz besonders die Prävention, die Hilfen zur Erziehung und berufliche Perspektiven in den Vordergrund gerückt werden müssen. Unser Brief ist keine Korrektur von Koch, sondern eine Ergänzung.
Koch hat also alles richtig gemacht?
Nach den Ereignissen in der Münchner U-Bahn war es richtig und wichtig, das Thema Jugendgewalt aufzurufen. Das ist doch kein Rassismus, wenn man darauf hinweist, das 80 Prozent der jugendlichen Gewalttäter einen Migrationshintergrund haben. Das ist die Problemanzeige für eine in Teilen gescheiterte Integrationspolitik.
Koch hat mit Blick auf die Türkische Gemeinde gesagt, er lasse sich nicht von türkischen Vertretern den Mund verbieten.
Warum regen Sie sich nur darüber auf und nicht über die Benutzung der Rassismuskeule oder die Behauptung, Koch habe sich gefreut über den Münchner Exzess?
Der Brief kommt rechtzeitig vor der Wahl in Hamburg.
Versuchen Sie das Ganze doch mal im Interesse einer besseren Integrationspolitik zu sehen. Wir wollen nach vorne blicken.
Haben Sie Koch gefragt, ob er unterschreibt?
Nein. Ich bin nicht der Initiator des Briefes. Aber ich gehe davon aus, dass Koch mit weiten Passagen einverstanden gewesen wäre.
INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE
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