Bayern München gegen FC Schalke: "Schlechter Stil"

Die Bayern zerlegen den FC Schalke 04 und verteilen Komplimente an den Verlierercoach. Der soll erst mal im Amt bleiben - zunächst bis Mittwoch.

Trotz interner Querelen: Schalkes Manager Andreas Müller (re.) hat sich auch nach der Blamage gegen die Bayern noch nicht von seinem Trainer Mirko Slomka (li.) losgesagt. Bild: dpa

FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Bordon, Krstajic, Westermann - Grossmüller, Ernst - Rakitic (61. Altintop) - Asamoah, Kuranyi, Sanchez (61. Zé Roberto)

Bayern München: Kahn - Lell, Lucio, van Buyten, Jansen - Demichelis - Altintop, Schweinsteiger, Ribéry (78. Ottl) - Klose (84. Schlaudraff), Toni

Schiedsrichter: Fandel (Kyllburg) - Zuschauer: 61 482 (ausverkauft)

Tor: 0:1 Klose (14.)

Gelbe Karten: Ernst (5), Rafinha (5) / Lell (4), Jansen (1)

Beste Spieler: Rafinha, Westermann / van Buyten, Altintop, Ribéry

Mirko Slomka, angeschlagener Coach des FC Schalke 04, blickte am Samstag neidisch in Richtung Bayern. Nicht nur, dass der Rekordmeister aus München seinem Team die fußballerischen Grenzen aufzeigte. Auch die Worte, die die Verantwortlichen des FC Bayern an seine Person richteten, ließen ihn neidisch werden. Während Slomkas Vorgesetzten in der vergangenen Woche alles getan haben, die Position ihres leitenden Angestellten zu schwächen, bekam Slomka Unterstützung von der Konkurrenz. "Ich verstehe die Diskussion nicht", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß. Schalke sei der einzige verbliebene Bundesligaclub in der Champions League. "Aber wenn sie Erfolg nur daran fest machen, ob sie deutscher Meister werden, dann haben sie in Schalke auch in Zukunft ein Problem", so Hoeneß weiter.

Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld warf der Schalker Führungsriege "schlechten Stil" vor. Er spricht dabei aus Erfahrung. Zum Saisonende wird Hitzfeld die Bayern Richtung Schweiz verlassen. Für Hitzfeld ist es das Ende seiner Karriere als Bundesliga-Trainer. Slomka steht erst am Anfang. Immerhin kann er auf die Unterstützung des erfolgreichsten Vereinstrainers aller Zeiten zählen. Und nicht nur darauf.

Auch die Bayernspieler zeigten sich solidarisch. Im siebten Anlauf schafften sie zwar den ersten Auswärtssieg in der Schalke-Arena, sie verzichteten aber darauf, den unterlegenen Gegner zu demütigen. Das 1:0 gibt den Spielverlauf nur unzureichend wieder. Gegen die spielerische Leichtigkeit des Bayern-Balletts sahen die Schalker Spieler aus wie ein verkatertes Thekenteam. Franck Ribéry schaffte es, die komplette königsblaue Defensive in ihre Einzelteile zu zerlegen. Seine Mitspieler mussten nur auf die frei gewordenen Lücken warten. Lediglich den erfolgreichen Abschluss verweigerten sie, weswegen es bis zum Ende den Anschein hatte, das Spiel sei auf der Kippe: "Schalke hat eine sehr gute Moral bewiesen und nie aufgegeben", sagte Hitzfeld.

Die nett gemeinten Komplimente wirkten irgendwann peinlich. Nichts erinnerte an die Partien der vergangenen Jahre, in denen die Bayern froh waren, wenn sie wenigstens mit einem Punkt die Heimreise antreten durften. "Das war nicht das Schalke, welches ich kenne. Man kann wenigstens kämpfen", sagte Schalke-Kapitän Marcelo Bordon. "Wenn wir wollen, dass Slomka nicht geht, müssen wir mehr auf dem Platz machen."

Die Zuschauer hielten in ihrem Urteil über den Trainer ebenfalls zurück. "Slomka raus"-Rufe blieben aus. Die Atmosphäre unter dem geschlossenen Hallendach war dennoch alles andere als positiv. "Wir wollen euch kämpfen sehen" sangen die Fans während der zweiten Hälfte. Nach Abpfiff wurden die Spieler von einem Pfeifkonzert in die Kabine begleitet. Selbst Bayern-Keeper Oliver Kahn verlebte einen Nachmittag ohne die üblichen Beleidigungen. "Den Schalker Spielern war anzumerken, dass ihnen die letzte Überzeugung fehlte", sagte er hinterher. Den Fans auch. Sein letztes Spiel in der Arena dürfte auch sein angenehmstes gewesen sein.

"Das fehlende Selbstvertrauen unserer Spieler war zu jeder Zeit spürbar", sagte Mirko Slomka. Die beiden Niederlagen gegen Wolfsburg und Leverkusen seien nicht spurlos an der Mannschaft vorübergegangen. Auf die Querelen im Umfeld wollte er am Samstag nicht wirklich eingehen, auch wenn die Worte des Präsidenten "der Mannschaft sicher nicht geholfen haben", so Slomka. Er hoffe, dass derartige Dinge "demnächst intern geklärt werden und nicht an die Öffentlichkeit dringen".

Vor dem Champions-League-Spiel beim FC Porto am kommenden Mittwoch werde es sowieso keine Entscheidung gegeben, sagte Manager Andreas Müller. "Mirko sitzt am Mittwoch auf der Bank." Na bitte. Und danach wohl auch. Zumindest dann, wenn die Schalker eine Runde weiter kommen.

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