piwik no script img

Gewalt in der U-BahnAnarchie im Nahverkehr

Brutale Übergriffe im Nahverkehr häufen sich in letzter Zeit. Sind Busse und Bahnen rechtsfreie Räume, in denen jeder öffentlich zuschlagen kann?

Veränderte Wahrnehmung durch Angst vor Gewalt? Bild: dpa

Recht, das ist die Ordnung des menschlichen Zusammenlebens, deren Einhaltung durch staatlich organisierten Zwang garantiert wird - so lautet die herrschende juristische Meinung. Glaubt man diesen Worten, so sind die öffentlichen Verkehrsmittel ein rechtsfreies Vakuum, in dem frustrierte Menschen ihre Aggressionen ausleben. Ein Transportmittel, in dem die staatlich gewollte Friedfertigkeit belanglos erscheint. Wie sonst kann man die brutalen Übergriffe erklären, die sich in den vergangenen Tagen in den Berliner Bahnen und Bussen ereigneten. Drei Menschen wurden angegriffen und teils schwer verletzt, einer wurde absichtlich auf die Gleise gestoßen (siehe Kasten). Müssen wir nun vor jeder Bahn- und Busfahrt ein Testament aufsetzen, weil wir vielleicht nicht mehr lebend rauskommen?

TATORT BAHN

Nach dem Angriff auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn wird über fast jeden Vorfall berichtet. Hier eine kleine Auswahl der brutalsten: Frankfurt: In der Nacht zum 6. Januar prügelten drei Jugendliche einen U-Bahn-Fahrer krankenhausreif. Sie stehen seit gestern vor Gericht. München: Nach einem Streit um einen Sitzplatz am 13. Februar schlitzte ein Obdachloser einem Studenten die rechte Gesichtshälfte auf. Berlin: In der vergangenen Woche hatte ein Passagier einen Busfahrer während der Fahrt geschlagen. Am Samstagnachmittag war ein Fahrgast in einer U-Bahn von einem bislang Unbekannten bewusstlos getreten worden. In der Nacht zum Sonntag wurde ein Busfahrer durch einen Messerstich schwer verletzt. Auch am Sonntag hat eine Frau einen dunkelhäutigen Mann aufs Gleis gestoßen.

Gewalt nimmt nicht zu

Die Angst vor der öffentlichen Fahrt ist unberechtigt. Denn Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln kommt nicht so häufig vor, wie es angesichts der Berichterstattung manchmal erscheint. In der Münchener U-Bahn kommt es zwar jeden zweiten Tag zu einem Übergriff, damit ist aber die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Gewalttat zu werden, mit 1 zu 1,9 Millionen sehr gering. In Hamburg wurden vergangenes Jahr 195 Angriffe in der Bahn registriert, nicht mehr als in den Jahren zuvor. Frankfurt verzeichnete 2007 "nur" 84 Schlägereien im Untergrund. Keine schönen Zahlen - aber auch kein Grund, um in öffentlichen Verkehrsmitteln eine schusssichere Weste zu tragen. Die Schauermeldungen aus Berlin sind Ausnahmen.

Eine gewisse Unruhe lässt sich nicht leugnen. Es entsteht der Eindruck, dass die öffentlichen Verkehrsmittel eine emotionale und intellektuelle Armutsregion sind. Im Dezember waren es zwei brutale Migranten und ein Rentner, die einen Kulturkampf an der hessischen Wahlurne auslösten. "Deutschland wird in der Münchner U-Bahn verteidigt, am Bahnhof Zoo in Berlin und in der Frankfurter Innenstadt", sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler und musste viel Kritik einstecken. Die Debatte um Jugendkriminalität kam ins Rollen, gewann an Fahrt und verpuffte. Der Kampf in den deutschen U-Bahn-Schächten aber scheint weiterzugehen.

Dabei sind öffentliche Verkehrsmittel eigentlich dazu da, um Menschen zu transportieren. Damit die Fahrgäste in aller Ruhe ihr Ziel erreichen - möglichst friedlich und unbeschadet. Jetzt aber scheint kein schnödes Ein- und Aussteigen mehr möglich. Die Bahn, ein Ort, an dem ein gesellschaftlicher Kampf ausbricht? Migranten gegen deutsche Rentner, Türken gegen Türken, glaubt man den Zeugenaussagen, und Deutsche gegen Ausländer - wie jetzt in Berlin geschehen. Alles in einem öffentlichen Raum, in der der staatlich verordnete Zwang zur Ordnung weggeprügelt wurde. Die Verkehrsmittel scheinen kein Ort für Drückeberger, sie erscheinen angesichts dieser Vorfälle eher eine neue Gefahrenzone zu sein.

Ordnung bleibt erhalten

Aber so ist es nicht. Denn seit dem Vorfall in der Münchener U-Bahn hat sich schlicht die öffentliche Wahrnehmung geändert. Die Zahlen belegen, dass die Gewalt im Verkehr nicht gestiegen ist. Es sind einzelne klotzbescheuerte Gewalttäter, die sich straßenkämpferhaft einen rechtsfreien Raum schaffen. Eine Minderheit, die das Recht nicht außer Kraft setzen kann. "Wahnsinn schafft kein Recht", sagte einst der französische Denker Jean-Jacques Rousseau.

Die Ordnung des menschlichen Zusammenlebens, deren Einhaltung durch staatlich organisierten Zwang garantiert wird, bleibt uns erhalten - auch im öffentlichen Raum. Die herrschende juristische Meinung muss nicht überdacht werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

26 Kommentare

 / 
  • M
    molinocampo

    Von Lieselotte Müller:

     

    Echt lustig, was manch verhetzte Gestalt hier so an Kommentaren abliefert. ich fahre seit 10 Jahren täglich mehrmals mit U-Bahn, Bus & Straßenbahn, nachts genauso wqie tagsüber.

     

     

    Klaro, vor allem Straßenbahn, nicht wahr? Fährt so schön im Ostteil der Stadt - lassen Sie mich wetten! Prenzlauer Berg! Da wohnen Sie!

     

    Ich fahre seit über zwanzig Jahren mit allem ÖPNV in Berlin - davon zehn Jahre Neukölln und Kreuzberg. Aktuell Moabit und Wedding.

     

    Und was glauben Sie, was ich da beobachte? Seit etwa fünf Jahren eine merklich angezogene Aggressivität - sexuelle Belästigung? Pöbeln? Gewaltandrohung? Alle mit schöner Regelmäßigkeit.

     

    Verlassen Sie doch mal Prenzlauer Berg und Mitte, und fahren schön regelmäßig die Linien 8, 9 (Weddinger Teil, nicht Steglitz) und 7.

     

    Außerdem Bus 129 /N29.

     

    Und kommen Sie endlich aus Ihrem Bionade-Biedermeier raus....

  • LM
    Lieselotte Müller

    Echt lustig, was manch verhetzte Gestalt hier so an Kommentaren abliefert. ich fahre seit 10 Jahren täglich mehrmals mit U-Bahn, Bus & Straßenbahn, nachts genauso wqie tagsüber. Ich bin noch nie angepöblet, beleidigt, geschlagen oder ausgeraubt worden. Die einzige Straftat, die ich jemals beobachtet habe, waren rassistische Beleidigungen einer Bande von Skinheads gegenüber einem Farbigen. Allen, die das jetzt nicht glauben, weil doch laut Bild und Bertelsmann im Nahverkehr ein Krieg tobt, sollten sich mal ein Buch über Wahrnehmungspsychologie besorgen.

  • M
    molinocampo

    "Wahnsinn" (besser: anti-Zivilisatorisches Verhalten) schafft vielleicht kein Recht, er schafft aber Realität und veränderte soziale Beziehungen!

     

    Und genau dieses Ziel steht hinter dieser scheinbar ungerichteten Gewalt - Räume besetzen, Kontrolle ausüben, Leitkultur vorgeben! Und zwar die islamische!

     

    Frauen müssen in Zukunft grundsätzlich bei Begegnung mit Männern im öffentlichen Raum die Blicke züchtig senken!

     

    Wenn man sich die pseudo-emanzipierten Feministinnen in Kreuzberg anschaut, haben sie diese "Empfehlung" aus dem "migrantischen Milieu" schon längst verinnerlicht.

  • M
    Maddin

    Wer sich gelegentlich die Mühe macht und beispielsweise im Internet die deutschsprachige Auslandspresse liest, stellt fest, dass über das Thema Jugendkriminalität völlig identisch gestritten wird.

     

    Deutschland ist also kein Sonderfall, auch in Österreich und der Schweiz überhäufen sich die Experten mit gegenseitigen Vorwürfen.

     

    Die Lage in den französischen und englischen Großstädten scheint mir aber deutlich brisanter zu sein. Wenn das zu uns rüberschwappt - au weia.

  • K
    Konrad

    Können hier mal alle wieder runter kommen?

    Dass vernachlässigte Jugendliche sich so gebärden ist schon immer so. Von mir aus vergleicht man sie mit halbstarken Rock'n'Rollern.

    "Dort spielen sie dann ihren einzigen Trumpf aus: das Provozieren, das Einschüchtern und das Erzeugen von Angst." Hat auf die damals auch zugetroffen.

     

    Und als regelmäßiger U-Bahnfahrer in Berlin hatte ich noch nie Probleme mit denen, auch keine beobachtet. Wenn man sich natürlich von Imponiergehabe und Wichtigtuerei auf die Palme bringen lässt, ist man selber Schuld, so sind junge Halbstarke nun mal!

     

    Schaut euch doch mal genauer um, wer hier in Berlin wirklich körperliche und nicht nur verbale Gewalt verherrlicht und anwendet.

    Mir ist jedenfalls eine U-Bahn voller Handy-Goldketten-Türkenproleten wesentlich lieber als eine Nachbarsitzbank mit 3 Glatzen.

  • S
    Shrike

    Ich stimme zu, dass es in Deutschland zwar einerseits Integrationsprobleme gibt, andererseits jedoch gibt es viel zu viele gut integrierte Migranten, als dass die ach so böse Mehrheitsgesellschaft an allem Schuld sein kann.

     

    Wie haben es die erfolgreichen Migranten denn geschafft ?

    Nazan Eckes, Gülcan Carahanci, die Klitschkos, Cem Özdemir, Tarek Al-Wazir, Aiman Abdallah, Seyran Ates und Necla Kelek, die vielen Musiker und Künstler nicht zu vergessen.

     

    Und dann die nicht-Prominenten:

    Die Studenten an den Unis mit Migrationshintergrund, die mit Jobs, die Existenzgründer.

     

    Ich fürchte die unspektakuläre Antwort hängt stark damit zusammen, dass diese Menschen sich angestrengt und was für ihre Integration in und Teilhabe an dieser Gesellschaft getan haben.

     

    Die Taz bringt ja ab und zu Artikel über die Erfolgreichen, andererseits wird aber in das Gejammer von der ständigen Benachteiligung mit eingestimmt.

    Stichwort Schule:

    Liebe Taz, es ist ein Unterschied, ob Migrantenkinder in der Schule (= von der Schule) benachteiligt werden (was sicher auch vorkommt), oder ob ihre Benachteiligung etwa durch bildungsferne Familien und teils extreme Sprachdefizite sich in der Schule auswirkt, wofür das Schulsystem aber nur begrenzt etwas kann.

    In der Taz wird das allzuschnell vermengt und fertig ist das migrantenfeindliche Bildungswesen.

     

    Sicher muss mehr getan werden für die Integration.

    Aber sicher nicht nur von "der Gesellschaft", mit der dann meist die Deutschen gemeint sind.

  • MK
    Matthias Kuhboldt

    Die Integration ist für Menschen, die sie wollen, sehr wohl möglich. Das beweisen all diejenigen Migranten, die sehr gut deutsch sprechen oder sich innerhalb kurzer Zeit beachtliche Sprachkenntnisse aneignen, die ein kleines Geschäft aufgebaut haben oder im beruflichen Alltag mitlaufen. Ich kann dieses Opfergejammere von Stellvertretern bestimmter Gruppen absolut nicht mehr hören, als würde man den Menschen überhaupt keine Chance geben. Die Probleme liegen nicht unerheblich in den separatistisch chauvinistischen Familienstrukturen selbst begründet.

     

    Dieses permanente Geheule der Kopftuchfraktion, dass man ihre absurden religiösen Vorstellungen nicht wichtig und ernst genug nähme, ist Kalkül. Mittlerweile beschleicht mich eher das Gefühl, das wird als kalkulierte Machtpolitik und Strategie eingesetzt, wie der Auftritt von Herrn Erdogan letztens zeigte. Ein derartiges Verhalten von deutschen Politikern in der Türkei wäre undenkbar. Man möchte profitieren und Vorteile nutzen, aber ist nicht bereit, etwas dafür zu geben. Und am liebsten alles für lau. Um das durchzuboxen kommt man auf der Schuldgefühlebene angelärmt. Das ist widerlich. Besonders wenn es von anderen als Rechtfertigung für gewalttätiges Verhalten gegen Rentner, Frauen, Schwule, BVG - Angestellte oder einzelne Kinder und Jugendliche missbraucht wird.

     

    Jeder, der etwas Zivilcourage besitzt und auf bestimmten Linien in Berlin zur Nachtzeit mitfährt, darf sich gedanklich darauf einstellen, was er denn eigentlich machen wird, wenn er Zeuge einer Situation wird, in der tatsächlich jemand bedroht oder sogar angegriffen wird. Gewalt ist für mich absolut nicht tolerabel, außer im Verteidigungsfall. Besonders nicht diese Art: Gesellschaftliche Gruppen terroriseren einzelne Menschen in der Öffentlichkeit, demütigen oder verletzen diese teilweise lebensgefährlich, man denke nur an die Ausschreitungen gegen kurdische Menschen in Neukölln vor einiger Zeit, und man zuckt mit der Achsel dazu. Das ist nicht nur zutiefst abstoßend, darauf muss schnellstens eine harte und adäquate Reaktion erfolgen. Ob Gewalt von deutschen oder türkischen Faschisten initiiert wird, interessiert mich dabei überhaupt nicht. Körperliche Gewalt, die immer eine traumatische Grenzüberschreitung darstellt, mit Strukturen im Jobcenter oder dem Schulwesen auf eine Stufe zu stellen, ist eine moralische Bankortterklärung des Verfassers, angesichts der Verletzung die die echten Opfer davongetragen haben. Man verschanzt sich hinter Statistiken und soziologischen Gesummse, um sich nicht mit den brutalen Konsequenzen für einzelne Menschen im realen Leben auseinandersetzen zu müssen.

  • ST
    Serkan Tunca

    Wieso wird die ganze Gewalt im Nahverkehr nur den Migranten angehängt, klar keiner streitet hier ab das es das Problem Migranten nicht gibt. Es gibt aber auch genug deutsche Jugendliche die ihre Handys laut ertönen lassen, ältere Menschen in Bus oder Bahn anmachen und keinen Funken Respekt vor dem Alter erweisen. Früher als Schüler und Azubi bin ich täglich Bus und Bahn gefahren. Ich wurde auch schon desöfteren von meinen Landsleuten aber auch von Deutschen angepöbelt.

    Ich würde dieses Phänomen nicht nur als Migrantenproblem abstempeln. Nicht jeder der einen "Ey Alter" Slang drauf hat ist ein Migrant (das Wort 2008! :-D). Es ist bei Jugendlichen zum alltäglichen Gebrauch geworden sich mit "Ey Alter" oder "Ey Arschloch/Wichser" anzusprechen

  • BF
    BVG Fahrgast

    Wenn man schon anfängt, die Meinung anderer die auf dem realen täglichen Erlebnissen basiert als "widerlich" abzutun, dann schliesst sich für mich der Teufelskreis und ich komme wieder bei der die Diskussion dominierenden Realitätsferne und Selbstbetrug an. Schliesslich gehört hierzu ja auch der stete Verweis, daß ja immer irgendwie und irgendwo andere Schuld sind.

    Die Anderen blockieren die Integration, die anderen sind "altnationale Spiesser" und natürlich vor allem intolerant. Oder die Gesellschaft, die nur höchtstens mässig Deutsch sprechenden Hauptschulabgängern die hochbezahlten Jobs in der Industrie und an der Börse böswillig verweigert.

    Die Schuldzuweisung an andere hört dann spätestens auf, wenn man selber beraubt oder geschlagen wird - oder ist man am Ende selber Schuld und rassistisch, wenn man bei Gewaltdelikten oder Sachbeschädigung einschreitet und danach beschimpft, bespuckt und vielleicht noch zusammengeschlagen wird?

    Verzeihen Sie, aber ich bin gerne in Ihren Augen widerlich, wenn ich irgendwie mit daraufhin wirken kann, daß meine Tochter nicht auf offener Straße als "deutsche Nutte" beschimpft und belästigt wird.

    Wo ist die Toleranz derjenigen die für sich stets die Toleranz beanspruchen und für alle Verfehlungen und Versäumnisse zur Integration der eigenen Kinder Toleranz und nochmal Toleranz einklagen? Wo ist Ihre Toleranz gegenüber denjenigen, die ihr Sicherheitsgefühl aufgrund vieler Vorfälle mit ebendiesen Jugendlichen verloren haben? Alles nur "Spießer"?

    Diese Haltung ist nicht nur kontraproduktiv, sie führt nur zur Verhärtung der Fronten und hat schliesslich massgeblich dazu beigetragen, daß das Kind eigentlich schon in den Brunnen gefallen ist.

  • FO
    Fatimar Oth

    Einfach widerlich, manche Kommentare hier. Erst blockiert man die Integration und dann gibt man den Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Schuld an der Gewalt. Ich glaube noch mehr Zuwanderung wäre gut für die Toleranz in diesem Land. Sollen denn altnationale Spiesser dieses Land regieren?

  • X
    xenia

    Ich moechte auch zufuegen, dass ich zu meiner Zeit als Fluechtling in Deutschland mehrmals in der Bahn angegriffen worden bin. Ich bin eine ruhige, eher schuechterne Frau aus dem ehemaligen Jugoslawien (damals Jugendliche). Trotzdem (oder gerade deshalb?) wurden mir Nazisprueche entgegengesetzt, ich wurde von Hunden bedroht, und kein Schwein (auf gut Deutsch) hat sich geregt, um mir zu helfen. Meine beste Freundin, sehr in der Mittelschicht verwurzelt, meinte: "Reg dich nicht auf. Es waere doch schlimmer, wenn du schwarz waerst." Welch ein Trost!

     

    Zehn Jahre spaeter kam ich zurueck nach Deutschland und habe Gewalt in der Bahn mitangesehen, von Deutschen und Migranten gleichermassen. Ja, Gewalt hat zugenommen, die Gesellschaft ist armer und brutaler geworden, aber vor zehn Jahren war es auch nicht einfach, als Frau und Auslaenderin Bahn zu fahren.

     

    Ich muss hinzufuegen, dass ich mir trotzdem niemals ein Auto aneignen werde, und dass ich es ein bisschen haemisch geniesse, zu sehen, wie es mit der hochgelobten deutschen Ordnung aussieht in Krisenzeiten. Wir sind schliesslich alle Menschen, oder?

  • B
    Bonna

    Interessanterweise ist für einige hier der Sprachgebrauch wichtiger als der Sachverhalt vorkommender Gewalt. Wenn Gewalt angewendet wird muß unbesehen von der Art des Täters ermittelt werden, wer was wann und warum macht. Und man sollte ergebnisoffen auch die Resultate akzeptieren, die einem nicht in den (poltischen) Kram passen. Wenn wir also feststellen, daß die Täter vorwiegend südbadische Katholiken sind, deren Eltern aus dem Breisgau eingewandert sind, dann haben wir uns damit auseinanderzusetzen ob uns das paßt oder nicht.

    MfG

    Bonna

  • TM
    Täglich M41 Fahrer

    also die Kommentare sind hier ja auch lustig, baeh die kennt den Unterschied zwischen a... und a... nicht. Einfach nur oberlehrerhaft und irgendwie für diese Zeitung. Nunja, ...

     

    Ich kann auch nur sagen, daß ich auch jeden Tag real genervt bin von diesen Horden, welche keinerlei Rücksicht auf Ihre Umwelt nehmen, mit Ihren dudelnden Händies einfach nur nerven, sich über den halben Bus oder Bahn mit ihrer Gossensprache anschreien. Ich Frage mich im ernst, was Kultur und Zivilisation mit juristischem Zwang zu tun hat. Eher wohl mit Erziehung. Blöder Artikel!!!

  • BF
    BVG Fahrgast

    Man muss sich schon selbst gewaltig belügen oder aber einfach nur immer mit dem Auto unterwegs sein, um ernsthaft den in den letzten 20 Jahren stetig zugenommenen Terror von männlichen Jugendlichen mit migrantischem Hintergrund im Personennahverkehr bzw im gesamten öffentlichen Raum abzustreiten.

    Oder aber ich bilde mir einfach die vielen Belästigungen, Pöbeleien, Misshandlungen und den gelegentlichen Raubüberfall zwischendurch nur ein, den ich in den Grenzen des ehemaligen Westberlins selber erlebt oder miterlebt habe.

    Oder aber die vielen links und kulturoffenen eingestellten Personen aus meinem Umkreis, die spätestens wenn sie Kinder bekommen mit dem Möbelwagen abstimmen, da wenn dann erstmal die eigenen Kinder zusammengeschlagen, bespuckt, beraubt oder sexuell genötigt werden auch dem letzten Blindideologen die Muffen gehen und es egal wird, warum, wieso und weshalb nun diese Kids keinerlei Respekt mehr für ein normales menschliches Miteinander haben.

    Es ist an der Zeit, die Scheuklappen abzulegen und den Realitäten entgegenzutreten, um dem Problem mit Mut und Zivilcourage zu begegnen bevor "Otto-Normalverbraucher" dies auf dem Wahlzettel macht und es einen enormen Rechtsruck wie in Frankreich gibt.

  • B
    B.G.

    Ich stimme hier absolut dem Kommentar von Harry Haller zu. Ich bin viel in den Öffentlichen in Berlin unterwegs und sehe defeinitiv eine Zunahme von Provokationen bzw. Situationen in denen es mit Sicherheit zu Ausschreitungen kommen würden, wenn sich die Leute überhaupt noch trauen würde gegen laute Musik oder Pöbelleien einzuschreiten. Wer traut sich denn heute noch eine Gruppe von meistens Juegendlichen mit Migrationshintergrund auf zu laute Musik anzusprechen? Man kann durchaus in diesem Zusammenhang von einem Klima der Angst sprechen.

  • JJ
    Jens Jensen

    Seltsamer Artikel. Ich bin sehr enttäuscht von der taz.

    "Anarchie im Nahverkehr" ... was soll das denn !?

    Aus der BILD-Zeitung abgeschrieben?

    Und dass man im Nahverkehr gefährlich lebt, kennt jeder der schon mal öffentliche Verkehrsmittel (zumindest in einer Großstadt) benutzt hat.

  • JR
    Jens Reckert

    Sehr geehrte Frau Akyol,

     

    die Überschrift zu Ihren Artikel passt nicht und ist im Grunde sogar falsch. Ganz im Gegenteil: Anarchie bedeutet Gewaltlosigkeit, Nicht-Herrschaft des Menschen über den Menschen, Nicht-Zwang durch die Gewalt des Willens eines oder mehrerer über den der anderen ( zitiert von Errico Malatesta - Anarchie und Gewalt 1924). Ich würde Sie bitten in Zukunft mit diesen Schlagworten wie Anarchie und Chaos bedachter umzugehen, da sich die Menschen, die sich für eine gewaltlose und herrschaftsfreie Gesellschaft einsetzen (Anarchisten) sich in keiner Art und Weise mit sinnloser Gewalt und Kriminalität identifizieren können.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Jens Reckert

  • S
    SMT

    Welch unglaublich wahrer Artikel.

    Bisher hat kein Hahn dannach gekrät wenn ein Punker in der Ubahn von einem Nazi abgestochen wird oder einer aus Notwehr einem anderem eine Flasche über den Kopf zieht. Und jetzt wird Plötzlich jede Rangelei zum Bürgerkrieg hochstilisiert? Welch wunderbare Medienwelt...

  • T
    Thomas

    Und warum reagieren Polizei und Staat nicht genauso effektiv, wenn der Schlaeger ein Tuerke ist, statt ein Deutscher? Dieses zweierlei Mass ist auch Rassismus.

  • KW
    Kennsu Wayne

    Auch wenn es zwar populistisch gern verwendet wird, der Begriff Anarchie steht KEINESFALLS für Chaos in Abwesenheit von Herrschaft. Daraus resultierender (aber keineswegs automatisch resultierender) Zustand fehlender Ordnung nennt sich Anomie!

    Ich finde es schade, dass selbst von einer angeblich "linken" Tages-Zeitung dieser Begriff so missbräuchlich verwendet wird, nur weil er Aufsehen erregt.

    Anarchie ist im Laufe der Geschichte zu einem höchst positiven Begriff geworden und so soll es auch bleiben!

  • SB
    Sven Bauhan

    Ich dachte ja bisher immer, dass bei der taz der Unterschied zwischen Anarchie und Anomie bekannt ist. Da bin ich nun doch ziemlich enttäuscht. So etwas erwartet man von der BILD oder der FAZ. Ich hoffe, dieser Fehler ist "nur" aus Unwissenheit passiert und kein Zeichen für die Übernahme der üblichen imperialistischen Propaganda.

    Also bitte nachlesen (z.B. wikipedia) und korrigieren.

    MfG, Sven Bauhan

  • A
    Anarcho

    Es ist sehr traurig, wenn eine "linke" Tageszeitung es nicht schafft, sich von der bürgerlichen Definition von Anarchie zu befreien und selbige mit Rechtlosigkeit, Chaos und Gewalt gleichsetzt.

    Eigentlich sollte mensch erwarten können, dass die taz gerade nicht mit dem Strom schwimmt! - anscheinend kann mensch es aber nicht erwarten :-(

  • HH
    Harry Haller

    Komischer Artikel. Seit Jahren fahre ich regelmäßig Nachts mit der U7 von Arbeit nach Hause und meine Erfahrungen decken sich auf keinem Fall mit dem im Artikel attestierten Zustand. Regelmäßig kommt es in letzter Zeit zu Provokationen fast ausschließlich von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

    Die U-Bahn als Ort, an dem sich fast alle gesellschaftlichen Schichten verschränken: das ist die Bühne für benachteiligte Jugendliche, um sich auf Augenhöhe zu beweisen. Dort spielen sie dann ihren einzigen Trumpf aus: das Provozieren, das Einschüchtern und das Erzeugen von Angst. Letzteres ist am wichtigsten, weil die Jungs täglich Angst in Bezug auf ihre gesellschaftlich und berufliche Perspektive empfinden. Eine Chance sich zu beweisen, um einen anerkannten Platz in der Gesellschaft einzunehmen, hatten sie nie. Das machen sie nun in der U-Bahn und erzeugen bewusst Angst bei anderen, um sich mächtig zu fühlen. Zu erfahren, wie jemand ängstlich zur Seite schaut, sich nicht über provokant laute Handytröten beschwert, zu erleben wie leicht sich Menschen einschüchtern lassen, gibt denen eine Art Bestätigung/Anerkennung. Zu sehen, dass der Geschäftmann oder erfolgreich Berufstätige wegen ihnen die Straßenseite wechselt, in einen anderen Wagen einsteigt oder sein Unbehagen unterdrückt, erzeugt das Gefühl von Macht. Macht über jemanden zu haben, den man als mächtig empfindet.

    Das bedrohliche daran ist aber das Aussteigen aus der Gesellschaft: sie wird von außerhalb betrachtet und es besteht das Bedürfnis nach den Insignien, den iokonografischen Symbolen gesellschaftlicher Anerkennung und des Erfolgs. Neben den konsumistischen Symbolen ist das Respekt. Und dieser wird - wenn man sich in Überzahl wähnt - mit quasi vorgehaltener Waffe eingefordert.

  • W
    wurb

    "In der Münchener U-Bahn kommt es zwar jeden zweiten Tag zu einem Übergriff, damit ist aber die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Gewalttat zu werden, mit 1 zu 1,9 Millionen sehr gering."

     

    Das ist aber eine ziemlich fragwürdige Statistikschieberei!

    Natürlich ist man tagsüber weitgehend sicher, aber wenn man eine seperate Aufstellung für die Nachtstunden aufstellen würde sähe das Bild schon wieder anders aus.

  • S
    Sarahani

    Ich bin sehr enttäuscht von euch! "Anarchie" als boulevardeskes Schlagwort für eine Artikelüberschrift zu nehmen traue ich allen zu, außer euch. Bis jetzt. Muss jetzt auch taz-Redakteueren erklärt werden wo der Unterschied zwischen Herrschaftslosigkeit und dem Fehlen festgeschriebener Gesetzestexte (Anarchie) und Regellosigkeit ist? Anarchie mit Gewalt gleichzusetzen ist unterstes RTL-Niveau. Hat Gewalt nicht etwas faschistoides und möglicherweise Unterdrückung als Ursache?

     

    Es hätte viele bessere Überschriften gegeben. Die taz ist doch bekannt für ihre kreativen Titel. Wieso gilt das nicht für die Online-taz? "Faustrecht im Nahverkehr" ist nicht kreativ, aber erträglicher.

     

    Liebe libertäre Grüße.

  • SB
    Sven Bauhan

    Ich muss sagen, dass ich doch ziemlich enttäuscht bin, dass bei der taz anscheinend nicht der Unterschied zwischen Anarchie und Anomie bekannt ist. Sowas erwartet man von BILD oder FAZ, aber doch nicht von der taz.

    Bitte unbedingt nachholen!

     

    MfG, Sven Bauhan