Eintracht gegen Bochum: Ein schlitzohriger Mimoun Azaouagh

Vor seiner langen Knieverletzung war Bochums Mimoun Azaouagh schon mal auf den Weg in die Nationalelf. Am Samstag deutete der in Frankfurt aufgewachsene Spieler an, warum.

Verdientes Lob nach dem Ausgleich: Mimoun Azaouagh. Bild: ap

Mimoun Azaouaghs Auftritt im Frankfurter Waldstadion war von vorn bis hinten ein Ausweis für doch noch mögliche Fortschritte eines ewigen Talents. Schon vor dem Gastspiel in seiner Heimatstadt strahlte der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler des VfL Bochum eine lange nicht mehr gekannte Lockerheit aus. Offenkundig hat der kleine Edeltechniker, der vor einer langwierigen Knieverletzung 2004 schon einmal auf dem Sprung in die deutsche Nationalmannschaft war, nach Jahren des Formtiefs unter Marcel Koller wieder sein seelisches Gleichgewicht gefunden.

Im Frankfurter Stadion-Magazin gab Azaouagh, der seit der Auswanderung seiner Eltern aus Marokko nach Deutschland kurz nach seiner Geburt in Frankfurt-Bockenheim aufgewachsen ist und nach einigen Jahren in der Eintracht-Jugend über die Stationen Mainz und Schalke derzeit auf Leihbasis in Bochum gelandet ist, ein für einen Fußballer bemerkenswertes Bekenntnis zum multikulturellen Deutschland ab: "Ich habe noch nie gegen mich gerichteten Rassismus erlebt und glaube, es gibt kaum ein toleranteres Land als Deutschland", sagte Azaouagh.

Ergebnis: 1:1 (0:0)

Eintracht Frankfurt: Nikolov - Ochs, Galindo, Kirgiakos (86. Chaftar), Spycher - Inamoto - Russ, Toski, Fink - Amanatidis, Fenin

VfL Bochum: Lastuvka - Pfertzel, Maltritz, Yahia, Bönig - Imhof - Zdebel (61. Azaouagh), Dabrowski - Ono (88. Drsek) - Sestak, Auer (61. Mieciel)

Schiedsrichter: Brych (München)

Zuschauer: 46.700

Tore: 1:0 Toski (49.), 1:1 Azaouagh (67.)

Gelbe Karten: Ochs (6), Kirgiakos (7) / Mieciel (3), Pfertzel (2), Yahia (3)

Auch dass sein Trainer ihn zunächst auf der Bank Platz nehmen ließ, störte Azaouagh nicht. "Dann komme ich eben in der zweiten Halbzeit rein, und dann geht die Post ab", versprach der einst bei Mainz 05 unter Jürgen Klopp dank seiner lausbubenhaften Spielweise zum Bundesligaspieler gereifte, aber lange Zeit verschlossene Kicker vor dem Spiel gut gelaunt.

Azaouagh sollte mit seinem Versprechen Recht behalten. Tatsächlich erzielte er den meistdiskutierten Treffer des Spieltags. Kurz nach seiner Einwechslung nach einer Stunde schnappte sich der wie stets mit bis über die Knie hinaufgerollten Stutzen bekleidete Bochumer bei einem Freistoß für sein Team den Ball. Als der Frankfurter Schlussmann Oka Nikolov noch vom linken Pfosten aus seine Mauer postierte, hatte der 1,75 Meter kleine und 63 Kilogramm leichte Azaouagh das Spielgerät schon aus 20 Metern ins rechte Toreck geschlenzt. "Der Schiedsrichter hat es mir erlaubt, also habe ich den Ball eben reingeschossen", sagte Azaouagh lapidar. Da war trotz persönlicher Reife im Deutschmarokkaner dann doch wieder erwacht, was der Fußballer gemeinhin Schlitzohrigkeit zu nennen beliebt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.