Bauakademie: Klotzen statt kleckern am Bau
Der Unternehmer Hans Wall will 20 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie spenden. Damit könnte die Finanzierung gesichert sein.
Ein Mäzen will offenbar den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie gegenüber dem Berliner Schlossplatz finanzieren. Wie die Berliner Morgenpost in ihrer Sonntagausgabe berichtete, hat der Unternehmer Hans Wall dem Senat angeboten, rund 20 Millionen Euro für das Projekt zu spenden. "Ich habe Berlin als Unternehmer viel zu verdanken und möchte davon etwas an die Stadt zurückgeben", sagte er. Leider habe beim Senat "noch niemand angebissen" und auf seinen Vorschlag geantwortet. Details zu seinem Vorhaben wollte Wall mit Rücksicht auf ausstehende Gespräche noch nicht nennen.
In einer Machbarkeitsstudie der Technischen Universität aus dem Jahr 2004 werden die Kosten für den Wiederaufbau der Bauakademie auf 35 Millionen Euro geschätzt. Bei Finanzierung über eine Stiftung würden allerdings 15 bis 20 Millionen Euro reichen, ist dort zu lesen. Hans Kollhoff, Architekt des rot verklinkerten Kollhoff-Towers am Potsdamer Platz und Präsident des Vereins Internationale Bauakademie Berlin, kalkulierte ebenfalls mit 15 bis 20 Millionen Euro Baukosten. 2007 sprach er allerdings noch von Schwierigkeiten, Geldgeber zu finden.
Mit Walls Spende wäre der Wiederaufbau also finanziell in trockenen Tüchern. SPD und Linke haben sich in ihrem Koalitionsvertrag zu dem Projekt bekannt. Das Land Berlin hat das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die 1831 bis 1835 errichtete Bauakademie wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1962 abgerissen, um dem neuen DDR-Außenministerium Platz zu machen. Seit dessen Abriss 1995 wird über eine Wiedererrichtung der Akademie diskutiert.
Wall hat sein Vermögen mit Außenwerbung und sogenannten Stadtmöbeln gemacht - Haltestellen mit hinterleuchteten Plakatflächen. Die Ausstattung der BVG-Wartehäuschen war einer der ersten großen Aufträge seiner Firma. Der Unternehmer ist Vorsitzender des Vereins Denk mal an Berlin, Träger des Bundesverdienstkreuzes, des Förderpreises Soziale Marktwirtschaft und des Heinrich-Stahl-Preises der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Die zeichnete ihn 2004 für seinen "mutigen Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit" aus.
Weniger Liebe und Anerkennung gab es hingegen unlängst von der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK). Die bespielte seit 1991 den "Kunstbahnsteig" der U 2 am Alexanderplatz mit wechselnden Ausstellungen renommierter Künstler - bis die Wall AG 2007 die Hoheit über die U-Bahnhof-Werbung erwarb und ankündigte, den gesamten Bahnhof künftig als Werbefläche anzubieten. Zu einem Kompromiss zwischen Wall AG und NGBK kam es nicht. Berlin verliere damit "den meistfrequentierten Ausstellungsraum Deutschlands", klagte die NGBK.
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