Geert Wilders im Portrait: Die "blonde Dolly"

So richtig ernst nimmt man Geert Wilders auch in den Niederlanden nicht - und das dürfte ihm gefallen: Der Rechtspopulist hat die Rolle des Clowns ganz bewusst gewählt.

Geert Wilders, 44, kombiniert clowneske Haarpracht mit Islamophobie. Bild: reuters

Wer in diesem Jahr in den niederländischen Karneval geriet, sah überall hellblonde Perücken. Mehr Staffage mussten die Karnevalisten gar nicht aufbieten, um sofort erkennbar zu sein: Sie gingen als Geert Wilders, der seine Haare penibel mit Wasserstoffperoxid bleicht. Und damit auch jeder die Inszenierung bemerkt, lässt der Rechtspopulist stets einen Zentimeter vom hellbraunen Haaransatz ungefärbt. Die Wirkung erinnert an eine Perücke aus dem 18. Jahrhundert - weswegen Wilders bei Journalisten und Politikern oft nur "Mozart" heißt. Gern wird er auch als "blonde Dolly" verspottet.

Bis heute ist der Abgeordnete aus Venlo eine Witzfigur geblieben; im Internet etwa wird er als "Chucky, die Mörderpuppe" parodiert. Wilders dürfte das sogar gefallen, denn die Rolle des Clowns hat er durchaus bewusst gewählt: Sie garantiert ihm nicht nur mediale Aufmerksamkeit, sondern markiert vor allem seine Distanz zum niederländischen Establishment. Nichts schätzen Protestwähler mehr. Letztlich kopiert er damit sein Vorbild, den ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn, der einst seine kahl rasierte Glatze und auffällige Krawatten zum Markenzeichen machte. Der heute 44-jährige Wilders hat es nie zu großen akademischen Ehren gebracht und arbeitete ursprünglich bei den staatlichen Sozialversicherungen. 1990 wechselte er als Referent zur rechtsliberalen VVD, wo er sich zunächst als Redenschreiber profilierte. Seit 1998 saß Wilders dann selbst im Parlament. Mit seiner Islamkritik wurde er schnell zum Medienstar, und die VVD ließ ihn auch gewähren, um den rechten Rand der Wähler zu binden.

Zum Bruch kam es 2004, als über den EU-Beitritt der Türkei verhandelt wurde. Die VVD gab sich wohlwollend. Wilders hingegen bestand darauf, dass die Türkei ein rückständiges und islamistisches Land sei, das nur Geld verschlingen würde.

Wilders gründete dann seine eigene "Partei für die Freiheit", die explizit "rechts" sein sollte. Schon diese Wortwahl war ein Signal, denn in den Niederlanden nennt sich sonst niemand rechts. Selbst der konservative CDA besteht darauf, liberal zu sein. Wilders machte damit deutlich, dass er auf die ehemaligen Pim-Fortuyn-Wähler zielt. Das Kalkül ging auf: Bei den Wahlen 2006 errang Wilders auf Anhieb 9 der 150 Parlamentssitze.

Inzwischen könnte Wilders seine Stimmen wohl verdoppeln, wie Umfragen zeigen. Längst gehört er zu den beliebtesten Politikern - und seine Homepage wird besonders häufig angeklickt, wie jüngst eine Reichweiten-Untersuchung ermittelte. Sein Film "Fitna" dürfte die Seiten-Aufrufe nun auf neue Rekorde schnellen lassen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.