piwik no script img

Stammzellenforschung in EnglandEmbryo aus Mensch und Kuh

Wissenschaflter haben Embryonen aus Mensch und Tier hergestellt. Der Grund für die umstrittenen Experimente: Zu wenig Frauen spenden Eizellen.

Ein heikles Thema: Embryonale Stammzellenforschung. Bild: dpa

BERLIN taz | Britische Forscher haben erstmals Mischembryonen aus Mensch und Tieren geschaffen. Die an der Universität Newcastle aus menschlicher DNA und Eizellen von Kühen hergestellten Hybridembryonen wurden nach drei Tagen getötet. Das eigentliche Ziel der umstrittenen Experimente ist die Herstellung embryonaler Stammzellen für die Forschung.

Die Bekanntgabe dieser Experimente am Mittwoch heizte den Streit über die Herstellung von Mensch-Tier-Chimären in Großbritannien noch zusätzlich an. Ein Gesetzentwurf der Regierung sieht ausdrücklich vor, dass zu Forschungszwecken Mischembryonen aus Mensch und Tier hergestellt werden dürfen. Die abschließende Abstimmung des Chimären-Gesetzes im Unterhaus wird voraussichtlich im Mai stattfinden. Vor wenigen Tagen erst hatte Premierminister Gordon Brown nach Protesten vor allem von Vertretern der katholischen Kirche und von sogenannten Lebensschützern die Labour-Abgeordneten für die Abstimmung vom Fraktionszwang befreit.

Die unter Leitung von Lyle Armstrong an der Newcastle University durchgeführten Chimären-Experimente waren nicht illegal. Die für Embryonenforschung zuständige Behörde HFA hatte schon im vergangenen Jahr festgelegt, dass die bestehenden Gesetze die Herstellung von Mischembryonen erlauben.

Die Stammzellforscher wollen mit diesen Versuchen den Mangel an Eizellen umgehen. Denn zu wenige Frauen sind in Großbritannien bereit, bei der künstlichen Befruchtung anfallende überzählige Eizellen für die Forschung zu spenden - obwohl Forschungsinstitute mittlerweile die Hälfte der anfallenden Behandlungskosten übernehmen.

Die HFA-Lizenzen erlauben die Übertragung des menschlichen Erbguts auf die zuvor entkernten Eizellen von Kühen. Im Prinzip ist es dasselbe Verfahren, mit dem auch das Klonschaf Dolly hergestellt wurde.

Bei der Entfernung des Zellkerns wird auch das Erbgut der Kuh mit herausgenommen. Zurück bleibt lediglich die so genannte mitochondriale DNA. Sie macht etwa 0,1 Prozent des gesamten Erbguts aus. Die Forscher wollen sechs Tage alte Embryonen zu Stammzellgewinnung nutzen. Diese Versuche sollen jetzt als Nächstes durchgeführt werden.

Die britischen Chimären sind nicht die ersten Mischwesen. Vor zehn Jahren hatte die US-Firma ACT in Worcester schon Eizellen von Kühen mit menschlichen Hautzellen verschmolzen. Einige Jahre später sind diese Experimente in Südkorea wiederholt worden. Vor fünf Jahren wollen dann auch chinesische Forscher Hybridembryonen hergestellt haben. In Deutschland sind derartige Versuche strikt verboten.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • A
    Antonietta

    Stammzellen -

    Rückschläge sind Alltag:

    Beinahe jede Woche berichten die Medien von einem Durchbruch in der Stammzellforschung und wecken damit verfrühte Hoffnungen bei Patienten. Denn die Verfahren sind aufwendig und sehr oft treten Probleme auf, spätestens wenn alles vom Tier auf den Menschen übertragen werden soll. Außerdem stehen Stammzellen in Verdacht, Metastasen zu forcieren.