Gericht II: Schnorrer pöbeln Schüler an

Nach einem Angriff auf zwei jüdische Gymnasiasten stehen zwei Nach dem ersten Verhandlungstag ist das Motiv noch unklar.

Zweieinhalb Monate nach einem Angriff auf zwei jüdische Schüler in Mitte hat am Donnerstag vor dem Kriminalgericht Moabit der Prozess gegen die zwei Angeklagten begonnen. Den 27 und 31 Jahre alten Männern wird zur Last gelegt, antisemitische Parolen gebrüllt und einen großen Hund auf einen der Schüler gehetzt zu haben.

Im Vorfeld hatte der Fall große Wellen geschlagen - nicht nur aufgrund der Abscheulichkeit des Vorwurfs, sondern auch, weil kolportiert worden war, die Täter stammten aus der Punkszene. Ein tätlicher antisemitischer Übergriff aus der politischen Linken, das sorgte für großes Medieninteresse.

Der Angeklagte Florian F., groß und hager, im roten Kapuzenpulli und mit schulterlangen Dreadlocks, machte lediglich Angaben zu seiner Person. Er lebe seit seinem 16. Lebensjahr auf der Straße und finanziere sich durch Schnorren, sagte F. Dazu bekomme er seit einem Schlaganfall, wegen dem er unter medikamentöser Behandlung stehe, eine Invalidenrente.

Auch Stefan W., der zweite Angeklagte, ist arbeitslos und behindert. Der bullige Mann mit dem kahlgeschoren Schädel gab an, eine Feinmotorikstörung und einen Hörschaden zu haben. Er lebe in einem Wohnheim in Moabit. Anders als sein Mitangeklagter äußerte er sich zu dem Vorfall.

Nach seiner und den Aussagen der beiden angegriffenen Schüler fügt sich in etwa folgendes Bild zusammen: Als die Schüler am 16. Januar die Jüdische Oberschule in der Großen Hamburger Straße verließen, trafen sie auf F. und W. Einer der beiden - es war wohl F. - fragte die Schüler, ob sie beschnitten seien. Es folgten Beleidigungen, "Drecksjuden" und "Judenschweine" sollen darunter gewesen sein. Den Blick auf die Schüler gerichtet, lief F. gegen einen Parkscheinautomaten und erntete Gelächter. Daraufhin ging W. mit seinem Hund bedrohlich auf einen der Schüler zu. Der flüchtete sich in eine nahegelegene Bäckerei, von W. samt Hund verfolgt. F. und W. verließen daraufhin die Szene und wurden Minuten später am Hackeschen Markt verhaftet.

W. gab zu, den Schüler mit seinem Hund bedroht zu haben. Angst habe er ihm machen, ihn aber nicht verletzen wollen. "Es war eine dumme Aktion", sagte er. Auch stritt er ab, seinem Hund das Kommando "Faß!" erteilt zu haben. Er spreche polnisch mit seinen Hunden.

Warum er dem Schüler habe Angst machen wollen, wollte die Richterin wissen. "Weiß nicht", sagte W. Weil die seinen Kumpel ausgelacht hätten? "Vielleicht."

Beide Angeklagte wirkten während der Verhandlung fahrig und rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her. Blickkontakt zu den Zeugen vermieden sie meist. F. spielte unablässig mit seinen Dreads.

Nach der Aussage des Schülers, den er mit seinem Hund verfolgt haben soll, entschuldigte sich W. bei dem 16-jährigen. Er sei aber weder Antisemit noch Faschist oder Rassist.

Der Prozess ist auf zwei Verhandlungstage angesetzt. Am 14. April wird die Verhandlung fortgesetzt.

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