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Rassismus in RudolstadtEine Stadt findet Schuldige

Sieben Jahre hielt es die Familie Neuschäfer in Rudolstadt aus - trotz rassistischer Gängeleien und täglicher Anfeindungen. Dann ging es nicht mehr. Rudolstadt ist empört - über die Neuschäfers.

Zielscheibe: Pfarrer Neuschäfer

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144 Kommentare

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  • KT
    Karsten Tittel

    Ich kenne weder Herrn Neuschäfer noch seine Familie,weiß nicht ob er besonders sensibel, ob er ein Sympathieträger, ob er ein guter Christ ist. Aber ich kenne Rudolstadt seit 50 Jahren. Rudolstadt ist nicht "braun" oder "rassistisch" oder sonst was. Rudolstadt ist eine Kleinstadt und dort haben es neu zugezogene Menschen immer etwas schwerer als im anonymen Großstadtgewimmel. Hier wo fast jeder jeden kennt, schaut man natürlich auf die "Neuen". Muß aber auch nicht schlecht sein, denn im Gegenzug dafür bietet eine solche Kleinstadt natürlich auch die Geborgenheit, die man in einer Großstadt so nicht findet. Und falls wirklich Beschimpfungen dieser Art gegen die Kinder Neuschäfers gefallen sind, sollte man einfach mal drüber nachdenken, ob Kinder nicht generell hin und wieder grausam sein können. Oder gibt es jemanden, der dies nicht in seiner Kindheit erlebt hat? Da wurde über Stotterer gelästert, da wurde die picklige Haut für Beschimpfungen genutzt usw. Ich denke daß Kinder oftmals garnicht wissen, wie weh sie jemandem tun können, sie wollen eben einfach manchmal kränken wenn sie einen anderen nicht leiden können. Sollte ein Mann der Kirche nicht eigentlich in der Lage sein, solche Probleme mit Kindern, Klassenkameraden seiner Kinder, anders zu klären als mit einem pauschalen Urteil über alle Bürger der Stadt. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, daß Herr Neuschäfer sich am "Weltfriedenstag" öffentlich gegen Kriege ausgesprochen hätte, aber werde mich schwer hüten, ihn als "Kriegsverherrlicher" zu bezeichnen. Nicht jeder, dem es am Mut fehlt, sich gegen beleidigende Äußerungen zu positionieren, ist gleich ein Rassist, ebensowenig wie jeder der sich nicht explizit gegen den Krieg in der Öffentlichkeit äußert ein Kriegstreiber ist. Also Herr Neuschäfer, Mäßigung und Augenmaß wahren und "immer schön Mensch bleiben"! Und wenn ich solche Kommentare wie den vom "Soziolen" Mario Möller aus Rudolstadt lese, kann ich eigentlich nur traurig sein. Er wittert rechts, links und in der Mitte Faschismus und Rassismus, bezeichnet sich selber aber als "Antideutschen". Schon in dieser Bezeichnung kommt doch wohl mehr Rassismus zum Ausdruck als in jedem dummen Geschwätz eines anderen Rudolstädters.

  • W
    Wossi

    Trutzburg am Runden Tisch im Rudolstadt:

    Am 8. Mai fand in Rudolstadt ein Runder Tisch zur durch Berichte über den Wegzug der Familie Neuschäfer ausgelösten Rassismusdiskussion. Die Informationen über Ablauf des rund Tisches sind bis jetzt widersprüchlich, aber nicht sehr ermutigend. Hier einige Eindrücke:

    - "Verstimmungen am Runden Tisch" (Mitteldeutsche Zeitung)

    - "Sehnsucht nach kleinstädtischer Homogenität" (Christoph Dieckmann, Zeit-Redakteur)

    - "Das Image hat Kratzer, aber die Stadt ist zusammengerückt." (Superintendent Peter Taeger)

    - "Es werden Dinge erfunden, um uns unglaubwürdig zu machen." (Pfarrer Neuschäfer)

    - "Der Runde Tisch von 2001 ist eingeschlafen, weil es angeblich nichts zu berden gab." (Stadtrat Hubert Krawczyk)

    - "Rudolstadt tut sich mit den Opfern schwer." (Frankfurter Rundschau)

    - "Friede ist konkret" (Evangelische Kirche)

    - "Gemeinsames Fazit: Der Runde Tisch soll fortgesetzt werden." (Ostthüringer Zeitung)

    Das klingt stark nach Trutzburg, aber vielleicht übernehmen Sie, Frau Geisler!

  • MG
    Magdalene Geisler

    @ Wossi

  • SJ
    Sarah J.

    interessant das herr neuschäfer im welt-interview zugibt das es auch fremdenfreundliche menschen gegeben hat..der aspekt taucht ja leider nicht allzu oft auf. ich denke genau das ist auch der punkt der viele so empört. wenn man jahrelang mit neuschäfers umgang hatte,nett zu ihnen war und ihnen nichts böses wollte und dann auf einmal mit rassisten in eine topf geschmissen wird dann tut das in erster linie weh. und diese gefühl der verletzung ist dann auch das was man am ehesten zum ausdruck bringt. ich denke den meisten rudolstädtern ist klar,das es durchaus rassistische anfeindungen gegeben hat (ob in dem umfang der beschrieben wird sei mal dahin gestellt),auch wir sind kein volk von engeln,aber das rudolstadt jetzt zum anlass genommen wird pauschal ganz ostdeutschland als no-go-area zu brandmarken ist völlig überzogen.

    ich weiß nicht wieviele diskussionen ich in letzter zeit darüber geführt habe.. ich kann nur hoffen das viele zum bereits mehrmals erwähnten tff kommen und die taz sich das vielleicht auch mal zum anlass nimmt die andere seite rudolstadts zu zeigen..

  • W
    Wossi

    Mich interessiert Rudolstadt und das dortige Folkfestival nicht. Was mich interessiert, ist der Kampf gegen Rassismus und Faschismus, ob in seiner alltäglichen oder organisierten Form. Dazu soll die Berichterstattung demokratisch orientierter Medien beitragen. Folkloristisches Regionalmarketing und heimelige Identitätspolitik wird schon von den Zeitungen vor Ort, z.B. der Südthüringer Zeitung, zu genüge betrieben. Und es ist u.a. auch diese Art von Journalismus vor Ort, die dazu beiträgt, dass die Menschen dort sich immer mehr in ihre Wagenburg zurückziehen, unfähig zur selbstkritischen Reflexion und reflexartig aggressiv gegenüber allem, was nicht in ihr geordnetes Weltbild passt. (Viele Beiträge hier im Forum sind ein gutes Beispiel dafür.) Angesichts der regressiven Öffentlichkeit in der ostdeutschen Provinz - und ich weiß, wovon ich spreche, habe ich dort doch selbst fast zehn Jahre gelebt, bevor ich wie Familie Neuschäfer die Flucht ergriffen habe - muss, will man vor dem dortigen Rassismus und Faschismus nicht kapitulieren, Aufklärung von außen kommen. Das ist die Aufgabe der TAZ, und leider wird sie dieser Aufgabe immer seltener gerecht. Auch im Fall von Rudolstadt hat die TAZ "nur" nachgezogen, andere Medien waren besser und schneller. Deshalb bitte mehr kritische Provinzberichterstattung!!! Oder anders formuliert: Warum sind Artikel von Astrid Geisler in der TAZ so selten geworden?

    Mit freundlichen Grüßen

  • MG
    Magdalene Geisler

    Das wüsste ich auch gern, ob es jemals von der taz einen BEricht über das Festival in Rudolstadt gegeben hat.

  • JM
    jens möller

    an alle die sich durch von voreingenommener und einseitiger berichterstattung beeinflussen lassen und durch ihre,hier im forum geschriebene meinung,glauben sich auf die seite der aus rudolstadt weggezogenen pfarrersfamilie stellen zu müssen,kann ich nur empfehlen,das jährlich am 1. juliwochenende stattfindende tanz un folkfest zu besuchen.dort kann man sich von selbst von den rassistischen und menschenfeindlichen auswüchsen überzeugen.ich bin selbst rudolstädter und will hier keinesfalls meine hände in unschuld waschen,habe aber genau wie wohl die meisten rudolstädter aus den medien von diesen vorwürfen erfahren müssen.rudolstadt ist mit sicherheit nicht mehr oder weniger als andere städte mit ausländerfeindlichkeit belastet.aber eine stadt ist schnell durch falschen,fehlerhaften oder einseitigen journalismus schnell in eine dunkle ecke gestellt,da sich natürlich solche themen besser an die leser bringen lassen.nur frage ich mich ob einige überhaupt die andere seite noch sehen oder mehr darüber erfahren wollen!

    also an alle die hier über rudolstadt schreiben als wäre hier rechtradikalismus und menschenfeindlichkeit die tagesordnung auf unseren strassen,kann ich nur sagen.....

     

    Besucht uns in RUDOLSTADT und schreibt nach diesem besuch eure meinung in dieses forum. vielen Dank!

  • JH
    Jörg Holzapfel
  • CR
    Christian Rock

    Schönen Dank auch!

     

    Jetzt ist es wieder mal soweit, Jahre lang war Ruhe um den "braunen Mist". Ja wir kennen das als Rudolstädter zu Genüge. Viele Jahre nach dem Fall der Mauer waren wir davon geprägt - Märsche zu bestimmten Todestagen, Versammlungen auf der Strasse! Das haben wir zum Glück überstanden, wir die Bewohner von Rudolstadt und da kommt "Einer", reißt uns zu Boden und tritt noch hinterher. Schönen Dank dafür! Haben wir das verdient? Nein.

    Und so etwas nennt sich Kirche!

  • C
    christoph

    @Ausländer

    genau, und wenn sie brennt, ist sie eine Hexe

  • R
    Ramana

    @ Ausländer

     

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

    Ganz Ihrer Meinung

  • JH
    Jörg Holzapfel

    Ich würde das Problem ja gerne angehen wenn ich nur wüßte wo ich anfangen soll ...!Neuschäfers,die Medien und die bösen getarnten Xenos aus der Mitte der Gesellschaft machen's einem ja nicht gerade leicht die Schuldigen zu entlarven!Es könnte der nette vietnamesische Gemüsehändler,der Punker auf dem Markt,Pfarrer Bolte,eben jeder sein, solange er nur aus den kollektivgeilen No go Areas( in Ostdeutschland) kommt!Es ging ja nie speziell um Rudolstadt und erst recht nicht um Neonazis ....?!Bei dieser Täterbeschreibung muß i passen!Sorry!Aber wenigstens weiß man jetzt,Dank Herr'n Wyputta,das es ne neue Kneipe gibt!Den schwarzen Engel.Im ehemaligen, abgebrannten, Chinarestaurant!Uuuuups! http://www.welt.de/politik/article1899146/Ganz_Ostdeutschland_ist_No-Go-Area.html?page=1#article_readcomments, In Chemnitz war's schön,no go...,wassen nu? Es gibt eine negative Grundstimmung...,anderes Menschenbild(wunder,Kopfschüttel)! http://www.wahlen.lds.nrw.de/kommunalwahlen/2004/kreisfreieStaedte_Kreise/raete_staedte/a997000kw0400.html,http://www.bundes-sgk.de/servlet/PB/menu/1509583/index.html Soviel zu Neos in NRW und Thüringen

  • Q
    "Ausländer"

    Es scheinen doch einige in ihrem persönlichn Stolz verletzt zu sein, ganz nach dem Motto "woanders gibt es vielleicht fremdenfeindlichkeit, ABER bei uns nicht".

     

    Dabei wird die grundlegende Problematik bewusst verkannt. "Fremdenfeindlichkeit" nimmt in Deutschland zu, sowohl im Westen als auch im Osten.

    Und das Neonazismus und Fremdenfeindlichkeit im Osten salonfähiger und stärker ausgeprägt ist als im Westen wird doch immer wieder durch das besonders gute abschneiden rechtsradikaler Parteien bestätigt.

     

    Vielleicht sollte man mal endlich das Problem angehen, anstatt sich persönlich angegriffen zu fühlen, wenn die Probleme angesprochen und publik gemacht werden.

     

    Wer unschuldig ist braucht kein schlechtes Gewissen haben!

  • MB
    Mo Bee

    So isses. Danke Max. Bin ich froh, dass es junge Menschen gibt, die das Ganze differenziert und lösungsorientiert angehen. Ich fange auch gleich bei meinen Vorurteilen gegenüber Spießern an :-)

  • MF
    Max Fuhlbrügge

    Hallo,

     

    aus dem Artikel, aber auch aus den Kommentaren spricht eine bestimmte affektive Betroffenheit, wenn nicht sogar Empörung. Entweder seitens der Rudolstädter oder Ostdeutschen, die sich zu unrecht angegriffen fühlen, oder seitens der Restdeutschen, für die sich mal wieder das Problem des ausländerfeindlichen Ostens offenbart. Das führt hier teilweise bis zu pauschalen Rassismusvorwürfen, teilweise zu eingeschnappten Schutzbehauptungen.

    Ein wenig spiegelt sich das sicher in den Zeitungsartikeln der TAZ und der OTZ: großspuriger Großstadtjournalismus meets kleinkarierten Lokaljournalismus. Was da besser ist, mag sich jeder selber aussuchen.

    Ich denke, MoBee ist größtenteils zuzustimmen. Alle Splitter ergeben ein ganzes Bild.

    Es ist nicht abzustreiten, dass in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung - und das mag tatsächlich mit der Ausländersituation in der DDR zu tun haben - eine latente Fremdenfeindlichkeit herrscht. Ich selber bin zu jung um das zu beurteilen, aber ich habe mit Älteren viele Gespräche über "damals" geführt, und - ja, es gab Tatsächlich Abneigung bis hin zu Gewalt gegen Fremdarbeiter. Diese Fremdenfeindlichkeit wirkt aber nicht nur gegen Ausländer, sondern zunächst gegen Alles, was als anders oder fremd angesehen wird und zeigt sich latent vielerorts in einer gewissen Verschlossenheit, Reserviertheit oder "Kleinkariertheit". Richtig ist aber auch, dass dieses Phänomen bei weitem nicht auf alle oder den Großteil der ostdeutschen Bürger zutrifft und dass es im Westen höchstwahrscheinlich auch eine Fremdenfeindlichkeit aus "Der Mitte der Gesellschaft" gibt. Inwieweit und wo, das vermag ich als Ossi vom Dorf nicht zu 100% beurteilen. Ist halt oft einfach eine Frage der Gewöhnung. Fakt ist auch, dass jede Form von einseitiger Beurteilung oder Stellungnahme kontraproduktiv ist. Das führt dann schlimmstenfalls dazu, dass eine Familie wegzieht, ob mit oder ohne Eigenverschulden. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die Familie eine übermäßige Angst, sprich Paranoia entwickelt haben, die wiederum Anlass für eine Distanzierung der Bürger gewesen sein könnte. Das passiert, wenn Konflikte nicht von vornherein kommunikativ gelöst werden, sondern durch Halbwahrheiten und Schlagzeilen aufgeheizt werden. Gab mal ein ganz ähnliches Besipiel bei uns, als sich eine Frau, die eigentlich gegen überhöhte Abwassergebühren gekämpft hat mit Rechtsradikalen und Geschichtsrevisionisten verbündet hat, weshalb sie wiederum verleumdet wurde bis dahin, dass ihren Kindern (an meiner Schule) absurderweise Drogenkonsum o.Ä. unterstellt wurde. Schließliß ist die Frau mit ihrem Kind vor den Baum gefahren. Wahrscheinlich Selbstmord.

    DAs Beste, was wir jetzt aus diesen Schlagzeilen machen können, ist konstruktiv über das vorhandene Problem Fremdenfeindlichkeit zu diskutieren ohne dabei den Osten pauschal über einen Kamm zu scheren. Vielleicht sollte jeder mal bei seinen eigenen Vorurteilen gegenüber Ossis, Wessis, Ausländern, Spießern, Zecken usw. anfangen....

     

    Max,20, Thüringer in Berlin

  • N
    n_kane

    Also, dann ist alles gelogen?

     

    - dass, der Junge immer wieder im Kindergarten verprügelt wurde?

    - dass, die Mutter auf der Straße angespuckt wurde? sich beim Einkaufen immer wieder Peinigungen unterzogen zu haben?

    - dass, der Vater in der Pfarrerzeitung und während eines Vortrags in der Bibliothek auf die rassistischen Vorfälle hingewiesen hatte?

  • A
    Albert

    Est ist nun bekannt. Schämt euch und gibt's zu!!

     

    Wer blind ist kann auch nicht sehen!

     

    Wacht endlich auf! Alle menschen sind gleich!

  • SR
    Sven-Olaf Rößler

    Wie in Sebnitz?

     

    Nun ist mittlerweile eine Woche seit Erscheinen dieses Artikels vergangen, aber von Seiten der taz-Redaktion immer noch keinerlei Reaktion dazu gekommen. Kein Wort der Entschuldigung oder wenigstens der Korrektur der offensichtlichen Fehler und Falschdarstellungen in diesem 'Meisterstück' des investigativen Journalismus.

    Zu welchen Reaktionen solcherart Artikel führen, zeigen ja dann auch die Kommentare von Ramana, Rudolf Stüben oder rudolf largo. Selbst die ARD hat mitterweile zurückgerudert und sich für die Art und Weise des (inzwischen aus der Online-Bibliothek gelöschten) Tagesthemen-Beitrags entschuldigt. Reichen der taz-Redaktion die vom Herrn Biskupek aufgezeigten Fehler nicht, sollte man den erwähnten offenen Brief eines Nachbarn an Herrn Neuschäfer nicht nur mit 'Rainer, so nicht' zitieren und statt dessen mal den gesamten Wortlaut lesen ( http://www.tff-rudolstadt.de/forum_neu/set.html ).

     

    Vielleicht schafft es ja die taz-Redaktion noch vor Veröffentlichung ihrer Weltmusikbeilage, welche mit Sicherheit auch das größte deutsche Weltmusikfest in Rudolstadt nicht unerwähnt lassen wird, sich in angemessener Form bei den Rudolstädtern zu entschuldigen und wenigstens einen Teil des angerichteten Schadens wiedergutzumachen. Am besten durch einen sachlich richtigen Artikel, der den Fall Neuschäfer nicht nur von einer Seite aus beleuchtet, jenseits von Ost-West Klischees arbeitet und vor allem ordentlich recherchiert wird. Wie wäre es, wenn ihr den im Artikel zitierten Nachbar Friedrich Zapfe und Pfarrer Neuschäfer mal zu einem gemeinsamen Interview besucht?

     

    Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die taz-Redaktion bereit ist, Fehler zuzugeben und sich von falsch recherchierten Artikeln zu distanzieren oder diese richtigzustellen. Wenn nicht, werde ich mir sicher überlegen, mein seit 18 Jahren laufendes Abo (seit den Zeiten der legendären kuttnerschen ddr-taz)zu kündigen.

  • SJ
    Sarah Jermutus

    Ich habe mein halbes Leben lang in Rudolstadt gewohnt, Familie Neuschäfer persönlich gekannt. Ich will nicht behaupten,das alle in Rudolstadt frei von Rassismus und Vorurteilen sind, unbelehrbare gibt es überall,auch hier. Was mich aber stört ist der allgemeine Vorwurf,der uns auf einmal uns alle zu Rassisten macht.

    Es geht um die unreflektierte und rein subjektive Sichtweise auf Rudolstadt.Beschimpfungen und Beleidigungen werden aufgezählt während Angebote zur Hilfe, zum Kontakt, die es durchaus gegeben hat unerwähnt bleiben.

    Warum erwähnt z.B niemand das Jannik als Kinder-Komparse bei Theaterstücken mitgespielt hat? Es kommt mir so vor als würde alles,was nicht ins Bild passt ausgeblendet.

    Es geht mir außerdem um die Art und Weise der Kommunikation. Wer auf die Veröffenltichung in einer Kirchnezeitung verweist-wohlwissend das die wenigsten Rudolstädter in die Kirche gehen,geschweige denn K.Zeitung lesen,der muss sich über mangelnde Reaktion nicht wundern.

    Es gibt in RU viele die gegen rechtes und rassistisches Gedankengut sind,die sich engagieren,darunter auch viele die selber Anfeindungen ausgesetzt sind und waren. Für die ist der pauschale Vorwurf des Rassismus ein Schlag ins Gesicht.

    Es hätte andere Arten der Kommunikation gegeben und ich bin mir sicher,man hätte sie positiv nutzen können.

  • MB
    Mo Bee

    Liebe Ramana,

     

    1. Auch wenn manche hier das Rudolstädter Tanz- und Folkfest eher reflexhaft erwähnen und es natürlich nicht herhalten kann als Beweis für eine ?fremdenfreundliche? Stadt, so solltest du doch akzeptieren, dass es sehr lebendiger und ein identitätsstiftender Teil der Rudolstädter Realität ist.

    2. Das, was du kritisierst und zu Recht verabscheust ? die Geringschätzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft ? betreibst du leider selbst auch, indem du alle Rudolstädter, mehr noch, pauschal ganze Gebiete im Osten ? bei denen ich mich frage, wo du die Grenze ziehen willst ? verteufelst und praktisch als No-go-Areas brandmarkst. Ich ahne, dass du Menschen aufgrund ihres Tuns verurteilen wolltest, aber das kann dir nicht gelingen, wenn du so argumentierst. Ich bin auch Rudolstädterin und nehme die Vorwürfe der Neuschäfers im Kern an. Ich wäre die Erste, die aufsteht und dazwischen geht, wenn jemand aufgrund seines Aussehens beleidigt, zurückgewiesen oder eben auch angespuckt wird. Das darfst du mir gern glauben.

    3. Deine im Kern absolut berechtigte Kritik an einigen Reaktionen möchte ich keinesfalls zurückweisen, aber doch die pauschale Art und Weise, mit der du dir ein Urteil erlaubst und Konsequenzen forderst.

    4. Ja - wir müssen etwas gegen Rassismus im Alltag tun (siehe z.B. 2.)

    5. Dennoch: Die Wirklichkeit besteht aus vielen Einzelteilen und die mediale Wirklichkeit kann nur ein Ausschnitt sein (liebe Journalisten).

    6. Bitte besuche Rudolstadt zum Tanz- und Folkfest am ersten Juli-Wochenende. Es ist schlicht eine gute Gelegenheit, seinen Horizont zu erweitern. Habe Mut, denn du kannst mit daran arbeiten, dass Toleranz ein gelebter Wert wird.

  • MB
    Mo Bee

    @lisa, jasmin, jule

     

    Natürlich wissen wir NICHT, dass die "Vorfälle falsch und erlogen" sind. Wir wissen schlicht nicht, ob Ausländer in Rudolstadt angespuckt werden oder nicht, ob sie in jedem Geschäft bedient werden oder nicht, nur weil wir es selbst noch nicht miterlebt haben. Wir können es nicht nachfühlen und nicht einschätzen, weil wir eben nicht in der Haut der Neuschäfers stecken.

     

    Ich kann aber wie gesagt sehr gut vorstellen, dass Frau Neuschäfer Ablehnung und Geringschätzung begegnet sind. Und sicher sind ihre Kinder dumm angemacht worden.

     

    Nur weil ihr niemals so handeln würdet - was löblich ist - heißt das leider nicht, dass auch alle anderen Menschen in Rudolstadt Respekt und Achtung vor Menschen haben, die ihnen nicht in ihre Welt passen.

     

    Ich habe in meiner Jugend in Rudolstadt durchaus die Intoleranz von sogenannten "Faschos" zu spüren bekommen, die mit ihren Hunden die Rudolstädter "Zecken" schon mal quer durch die Stadt gejagt haben.

     

    Mir war aber in meinem Kommentar weiter oben v.a. Folgendes ganz wichtig - und das bringen leider auch die durcheinander, die hier fortwährend gegen das vermeintlich durch und durch rassistische Rudolstadt schießen:

     

    Jede Geschichte hat mehrere Seiten.

    Fakt ist, dass nicht alles stimmt, was Herr Wyputta in seinem Artikel schreibt.

    Fakt ist auch, dass es sehr tolerante, freundliche und aufgeschlossene Menschen in Rudolstadt gibt.

     

    Und gegen eine undifferenzierte Berichterstattung darf man sich wehren, wie ich finde. Dass da auch die Ostthüringer Zeitung nicht alles richtig macht, ist bedauerlich.

     

    Und noch bedauerlicher finde ich, dass durch das Schmeißen von Dreck, das Abschreiben von anderen, die Pauschalverurteilung keine ernsthafte Diskussion zustande kommt.

     

    Leute, lernt das Differenzieren, sonst wird das nie was!! Dazu gehört auch, dass man die andere Meinung akzeptiert und versucht zu verstehen, aus welcher Perspektive argumentiert, verteidigt, berichtet wird.

     

    Menschen dürfen emotional sein, auch Journalisten. Aber zum journalistischen Handwerk gehören eben auch:

    - das Abwägen

    - Prüfen

    - Fairness

    - das Kolportieren und nicht so sehr das "Sich-Gemein-machen" mit der Position der einen oder der anderen Seite.

     

    Damit beraubt ihr euch der Glaubwürdigkeit und macht euch angreifbar, wie man an den Rückmeldungen hier und anderswo ja sehr schön sehen kann.

     

    Schade ist das vor allem deshalb, weil die Chance auf Dialog und Toleranz, die hier auch fortwährend gepredigt werden, damit ganz schnell in die Tonne gekloppt sind.

  • KP
    Katrin Promnitz

    Ich wage es kaum zu sagen, aber: Ich lebe in Rudolstadt. Ich lebe seit 1994 gut hier; das geht, auch wenn man ein Leben lang in Großstädten zugebracht (und sich auch dort wohlgefühlt) hat; das geht sogar mit einem langjährigen Lebensgefährten, dem man seine südamerikanischen Wurzeln durchaus ansieht.

     

    Ich möchte in die Diskussion gern ein wenig Klarheit bringen.

     

    1. Ausländerfeindlichkeit ist absolut nicht zu tolerieren. Wer Tendenzen dazu bemerkt, sollte im Interesse einer lebenswerten Gesellschaft eine öffentliche Diskussion anregen und Verbündete suchen.

    2. Kinder in der Schule äußern das, was sie zu Hause gehört haben. Darüber muß in der Schule gesprochen werden, und wer die Schulleiterin von Janniks Schule kennt, weiß, dass dort solche Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden.

    3. geht es um die Erwachsenen, die aus welchen Gründen auch immer meinen, ihre Intoleranz und Angst allem Fremden gegenüber äußern zu müssen.

    Und hier sind ? unter Einbeziehung der Öffentlichkeit ? als allererstes die Betroffenen gefragt, Probleme zu thematisieren.

    4. muß über die Rolle der Eltern Neuschäfer gesprochen werden.

     

    Als Neuschäfers vor einigen Jahren hierher kamen, waren einige Aspekte unseres Selbstverständnisses als Frauen, die in der DDR ihre Ausbildung absolviert und in ihren Berufen gearbeitet hatten, u.a. folgende:

     

    Ich als Frau bin ganztägig beschäftigt. Ich habe selbstverständlich einen Kindergarten- und Hortplatz für meine Kinder und bin finanziell nicht auf meinen Lebenspartner angewiesen, da ich mein eigenes Geld verdiene.

    Ich entscheide mich frei von ökonomischen Zwängen für Kinder und das Zusammenleben in den Strukturen einer Familie.

    Ich bin in den letzten Jahren in diesem Selbstverständnis gekränkt worden ? durch Arbeitsplatzverlust, durch die Zuweisung eines weniger geachteten Platzes in der Gesellschaft, durch die daraus resultierende Verminderung meines Selbstwertgefühls.

     

    Mit Arbeitsantritt Herrn Neuschäfers wurde diese Wunde deutlich vertieft. Plötzlich gab es seine Leserbriefe in der Elternzeitschrift ?mobile?, in unserer Tageszeitung (und in den Archiven noch nachzulesen):

     

    Eltern, die ihre Kinder in Ganztagsschulen bringen, sind nur zu faul, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen.

    Frauen, die ganztägig arbeiten, sind ausschließlich auf ihre Selbstverwirklichung aus und vernachlässigen ihre Kinder.

    Eltern, die ihre Kinder auf kostenlose Schulen schicken, zeigen den Kindern, dass sie ihnen nichts wert sind.

     

     

    Natürlich wurden solche Aussagen nicht widerspruchslos hingenommen ? und hier kommen jetzt die Kränkungen der Familie Neuschäfer ins Spiel.

    Die Eltern entwickeln eine paranoide Neigung, jede Kritik auf die Hautfarbe der Kinder und der Mutter zu beziehen: Ein Entwicklungsgespräch im Kindergarten über den ältesten Sohn ? es gibt Konflikte ? das liegt an der Ausländerfeindlichkeit des Kindergartens.

    Die Kinder halten sich nicht an die Regeln des Kindergartens (und werden dabei von ihrer Mutter unterstützt) ? dito.

    Im Kinderhaus am Nachmittag gibt es Probleme (weshalb sind die Kinder eigentlich nachmittags nicht im Schoße der Familie?) ? fremdenfeindlich.

    Kindergarten und Kirche bieten Gespräche an, die von Neuschäfers nie wahrgenommen werden.

    Der Christliche Kindergarten fühlt sich daraufhin außerstande, die Kinder des Religionsbeauftragten weiter zu betreuen.

     

    Nach einiger Zeit gehen einige Leute Herrn Neuschäfer aus dem Weg. Das muß an der Hautfarbe seiner Kinder liegen.

     

    Kennengelernt habe ich Neuschäfers übrigens auf einer der Geburtstagsfeiern, auf die sie nie eingeladen waren.

    Die absolut isolierte Miriam ging nahezu täglich mit anderen Müttern und Kindern an meinem Bürofenster vorbei.

     

    Fremde Menschen haben auf ausländerfeindlichste Weise Deine Frau geduzt? ? Dir, Rainer hatte ich kaum die Hand gegeben, da warst Du schon per ?Du? mit mir und hast mir äußerst private Fragen über das Zusammenleben mit meinem Mann gestellt. Diese Distanzlosigkeit war es, die mich Abstand nehmen lassen hat von Euch. Und bevor Du auch das wieder in die fremdenfeindliche Ecke schiebst: In unserer Familie gibt es Franzosen, Holländer, Nigerianer; ein Onkel indischer Abstammung aus Surinam ist schon gestorben, und ich werde niemandem den Gefallen tun und mir diesen Stiefel anziehen!

     

    Noch ein letztes Wort zu der unrühmlichen Rolle der überregionalen Medien in dieser Angelegenheit:

    Erst, nachdem sich die Leiterin des Christlichen Kindergartens, die Schulleiterin, die Nachbarn, Bekannten und ehemaligen Freunde zu Wort gemeldet hatte, wurde überhaupt begonnen zu recherchieren. Kritische Stimmen wurden als kleinstädtisch verbohrt, unglaubwürdig und latent fremdenfeindlich dargestellt.

     

    Berichterstattung hat etwas mit Verantwortung zu tun.

  • R
    ramana

    Anstatt Ihre Energie zu verschwenden, die Familie Neuschäfer als Lügner darzustellen, sollten die Rudolstädter sich eher darum bemühen, den Rassismus in Rudolstadt in den Griff zu bekommen. Diese merkwürdige Form des Lokalpatriotismus lässt schon ziemlich tief blicken.

  • L
    lisa,jasmin,jule

    Die Aussagen von Herrn Neuschäfer sind falsch und verlogen. Noch nie hat es solch einen Vorfall gegeben, von dem hier die Rede ist. In Rudolstadt leben viele Ausländer, die unserer Meinung nach gut in die Gesellschaft integriert werden und welche sich auch noch nie beschwert haben. Herr Neuschäfer beschimpft Rudolstadt und auch gesamt Ostdeutschland als Rassisten, was völlig übertrieben und unakzeptabel ist.

    Als Pfarrer müsste Herr Neuschäfer von solchen klischeebedingten Aussagen Abstand halten. Er zieht unsere Kleinstadt in den Dreck und vermittelt ein völlig falsches Bild. es zeugt von seiner Intelligenz zwei achtjährige KINDER anzuzeigen. Wir als Einwohner von Rudolstadt fühlen uns persönlich angegriffen und jeder der schon einmal hier war, müsste es besser wissen, als Herr Neuschäfer. Soweit wie Herr Neuschäfers Niveau gesunken ist, können die Bürger von Rudolstadt gar nicht runterschauen. Es ist eine bodenlose Frechheit und jeder, der dieser Familie glaubt, sollte mal drüber nachdenken, ob es realistisch ist, was diese behauptet.

    Wir Rudolstädter fühlen uns hier wohl und werden uns gegen diese Anschuldigungen wehren.

  • VK
    Volkmar Knoch

    Die verlorene Ehre der Stadt R.

     

    Ein Mann hat ein Problem. Scheitert.

    Verläßt mit seiner Familie die Stadt.

    Bestimmt den Grund für sein Scheitern.

     

    Ostdeutschland, Kleinstadt, Fremdenfeindlichkeit, alltäglicher Rassismus.

     

    Schlüsselwörter als Abschiedsgruß.

    Wörter die passgenau unsere Ängste aufrufen.

    Reflexartig lösen sie eine mediale Lawine aus, die - aus der moralisch gesicherten Höhenluft der Redaktionen - mit Getöse abwärts donnert.

    Gefahr in Verzug. Keine Zeit zu verlieren. Nicht für Recherche, nicht für Nachdenken.

     

    Auf ihrem Weg in die Realität reißt die Medienwoge die ehemalige Freunde des Mannes - durchaus intelligente, weltoffene, aufklärte Zeitgenossen (nichts von zu kurz gekommenen Dumpfbacken).- in den medial erzeugten Abgrund und begräbt eine ganze Stadt unter sich.

    Eine Stadt hat ein Problem.

     

    Wir haben´s ja schon immer gewusst.

    Im provinziellen Osten lauert das Grauen.

    Die Übriggebliebenen, debile antriebsschwache Monster, treiben ihr Unwesen -

    der ausgespieene Bodensatz der deutsch / deutschen Leistungsgesellschaft.

    Unbelehrbar, vernagelt, ewiggestrig.

    Das Klischee lebt.

     

    So Leute, legt die Zeitung zur Seite, macht die Glotze aus, stellt Euch dem Abenteuer Provinz. Kommt nach Rudolstadt und schaut der Bestie ins Maul.

  • R
    ramana

    @Anna

     

    Ach ja respekt und Niveaulos?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen ins Gesicht zu spucken?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen zu sagen:"Sowas wie Dich hätte man früher zwangssterilisiert"?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos zu sagen: "Geh doch zurück in den Urwald"

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen zu sagen:" Du hast Dir deine Haut mit Scheisse eingerieben und ihn anschliessend übelst zusammenzuschlagen?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos als Kindergärtnerin auf die rassistischen Anfeindungen von Kindern gegenüber einem anderen Kind nichts als ein Schmunzeln übrig zu haben?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos, als Rudolstädter, als Bürgermeister, als Kirchenleitung, als Schulleitung nichts besseres zu tun zu haben als rassistisches verhalten zu negieren und herunterzuspielen. Nichts besseres zu tun zu haben als um den Ruf des Städtchens besorgt zu sein?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos mehr Angst um das Rudolstädter "Image" zu haben, als vor Rassismus in der Stadtgemeinde?

  • R
    Ramana

    Ich muss sagen, das ich die Reaktionen des Bürgermeisters, der Kirchenleitung, der Schulleitung und einiger Rudolstädter Bürger sehr sehr bedenklich finde. Hier werden jetzt die Opfer zu Tätern hochstilisiert. Es ist vollkommen irrelevant, ob der Pfarrer Neuschäfer und seine Familie unsympatisch sind oder nicht. Das entschuldigt kein rassistisches Verhalten.

    Es ist peinlich wie sehr Rudolstadt darum bemüht ist den Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit in Ihren Reihen zu negieren und herunterzuspielen. Es ist einfach eine Tatsache, dass der Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit im Osten viel weiter verbreitet ist als im Westen. Natürlich ist Rassismus in der Mitte der Gesellschaft auch im Westen Deutschlands vorhanden, aber nicht in diesem gefährlichen Ausmass.

    Es gibt einfach Gebiete im Osten Deutschlands, um die Bürger schwarzer Hautfarbe und Bürger mit sichtbarem Migrationshintergrund einen grossen Bogen machen sollten. Das abzustreiten ist verantwortungslos. Und das Menschen aus dem Ausland davor gewarnt werden in bestimmte Gebiete Deutschlands zu reisen, halte ich für absolut richtig.

    Die Rudolstädter sollten ihre Energie lieber darauf verwenden das Problem anzugehen, anstatt zu leugnen und um den Ruf ihrer Stadt besorgt zu sein. Der peinliche Banner ?Wir sind fremdenfreundlich? sagt doch schon alles. Wer es nötig hat, das auf so eine plakative Art und Weise herauszuposaunen kann nur Dreck am Stecken haben.

    Auch, das immer wieder gebetsmühlenartig das Tanz und Folksfest als Rechtfertigung angeführt wird. Was soll einem das sagen? Es herscht bei uns kein Rassismus, weil wir einmal im Jahr ein Tanz und Folksfest haben? Lächerlich Und ich kann nur sagen, das ich jeden Menschen mit dunkler Hautfarbe in meinem Umfeld davor warnen werde auch nur einen Fuss nach Rudolstadt und in bestimmte andere Städte und Kleinstädte Ostdeutschlands zu setzen.

    Mfg.

  • A
    Anna

    Ich selbst bin Rudolstädterin und bin über diese Vorwürfe empört. Auf unserer Schule, dem Gymnasium sind Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationen. Diese Menschen wurden bisher nicht bewusst diskreminiert. Unsere Stadt Rudolstadt sollte nicht so niveaulos in den Dreck gezogen werden. Schließlich ist Rudolstadt die Stadt des Tanz und Folkfestes, auf diesem Festival sind andere Nationen sehr stark vertreten und nie gab es irgendwelche großen Auseinandersetzungen. Bitte lasst unsere Stadt in Ruhe, denn so macht ihr auch unser Image kaputt und das ist wirklich ziemlich respekt- und niveaulos.

  • MS
    Marie Schreiber

    Ich wohne mein Leben lang in Rudolstadt und war selbst Schülerin der Anton-Sommer Schule. Zunächst heißt die Schulleiterin Angelika und nicht anders. Ich kann auch bestätigen das in der Schule nicht überdurchschnittlich viel Gewalt herrscht und wenn einmal ein Vorfall passiert wird sofort dagegen vorgegangen, sprich Gespräche mit Eltern Schülern un danderen Beteiligten. Besonders die Religionsleherin Frau Kühn bemüht sich sehr wenn Probleme auftreten, diese zu klären.Des weiterem gibt es hier keine Kneipe die man "schwarzer Engel" nennt.

    Als diese Vorwürfe sind völlig haltlos. Für mich stellt sich die Frage warum rücken die Neuschäfers jetzt erst mit ihrem angeblichen Problem heraus wenn sie doch schon seit einem halben Jahr nicht mehr hier leben. Und warum hat keiner etwas mitbekommen, nicht einmal die Nachbarn? Das muss doch etwas faul sein. Unsere Stadt wird in den Dreck gezogen und schlecht gemacht. Aber hat sich auch mal jemand Gedanken gemacht was wirklich an der Geschichte dran ist? Ich bin der festen Überzeugung das Kinder in der 3. oder 4. Klasse überhaupt nicht wissen was Nazis und Rassismus bedeuten. Ich war nicht dabei aber es wird eine Prügelei ohne ernsthaften Hintergrund gewesen sein, wie es jeden Tag tausende überalle in Schulen gibt. Es gibt zwei Möglichkeiten, die eine ist ganz Rudolstadt leidet an Realitätsverlust weil wir ja alle nix mitbekommen haben oder Herr Neuschäfer leidet unter Realitätsverlust. Was ist wohl wahrscheinlicher? Wohl eher das Herr Neuschäfer sich alles so zu recht biegt wie er es gerade braucht und noch dazu haltlose nich bewiesene Angaben macht. Wer wirklich an der Geschichte interessiert ist sollte sich selber ein Bild von Rudolstadt machen und sich nich von den Medien irgendein Gerücht auftischen lassen. Zum Beispiel in meiner Klasse und Schule sind mehere Ausländer mit denen ich auch befreundet bin, man sieht ihnen zwar an das sie woanders herkommen aber das macht keinen Unterschied denn wir Menschen sind alle unterschiedlich bzw. einzigartig ob schwarz oder weiß, lange oder kurze Nase. Jeder ist etwas besonderes. Ich kann nur jedem ans Herz legen, kommen Sie alle zum Tanzfest oder einfach so nach Rudolstadt und sehen Sie selbst.

  • S
    SLF

    Wer hat denn eigentlich jetzt mal die ganzen Behauptungen überprüft, die gegen die Familie gemacht werden? Wer fragt nach den Motiven?

     

    Ich finde den Artikel gut recherchiert. Als Bewohner des Landkreises kenne ich auch diese Seite Rudolstadts. Zum Beispiel auch die Verbindung von Nachbarn zur Schulleiterin und zum Bürgermeister!

    Und selbst wenn es auch komische Sachen gab (bei wem gibts das nicht?) ist das doch noch längst kein Freibrief für all die blöden Sachen. Ich finde es gut, wenn jemand sich nicht alles gefallen lässt. Solche Landsleute gibts bei uns ins SLF schon genug!

    Ich finde es mutig, dass da jemand nihct geschwiegen hat ...

  • MG
    Magdalene Geisler

    Ich denke, es gibt noch einen anderen Grund für die Abwehr, die dem Pfarrer entgegenschlägt.

    Er passt zu gut in den gegenwärtigen Mainstream.

     

    Nur ein Beispiel aus einem Interview mit domradio Anfang April: "Man müsste erstmal ?die Heilige Kuh des Ostens? schlachten, um es mal so auszudrücken. Man muss erstmal zugeben, dass die DDR durch ihren Kollektivismus, Materialismus und auch ihre Monokultur Spuren hinterlassen hat. Das muss erstmal wieder ordentlich zur Sprache kommen können. Man hat ja lange Zeit über den Nationalsozialismus in Deutschland nicht reden können - und dann kam die 68er-Bewegung. So etwas bräuchten wir eigentlich auch im Bezug auf die DDR - die letztendlich auch eine Diktatur war. Nur darf darüber nicht offen geredet werden."

     

    Spätestens werden die meisten Bewohner des Ostens sagen: Danke, Herr Pfarrer, Sie uns auch Herr Pfarrer...

    Das ist in der Tat ein verhinderter Missionar. Sowas wird in Zukunft noch eine ziemliche Rolle spielen.

     

    Und darum kann man Leuten im Osten nichts begreiflich machen, sondern wird versuchen, ihnen mit allerlei anderen Anwürfen den Mund zu stopfen. Untertanengeist, autoritäre Persönlichkeit.

     

    So ist das alles, leider sehr traurig.

  • LM
    Leko McCulloch

    Ich muss dem Buergermeister ja irgendwie recht geben: Rudolstadt ist nicht anders als andere deutsche Staedte.

     

    Ich selbst habe erst hier in australien erlebt, was es bedeutet, einfach als dunkelhaeutige Deutsche akzeotiert zu werden. In meiner "Heimat" Stuttgart?

    Undenkbar.

     

    "Duuuuu sprichst aber guuuut Deutsch! Wooooo koooommst Du denn her?"

    Auch wenn man in Westdeutschland nicht ganz so offen angefeindet wird wie im Osten. man ist immer ein "Deutscher zweiter Klasse"

    Jede zweite Supermarktkassierin - man meint es ja nur gut! - komplimentiert einem zu dem akzentfreien Deutsch. "Wie, Du bist Deutsch? Aber doch nicht richtig?"

    Gibt es auch ein "falsch Deutsch" sein?

     

    Warum glaubt eine Kassiererin, mich fragen zu koennen, woher denn meine Eltern nun ganz genau kommen?

    geht meine Familiengeschichte denn nun wirklich jeden was an?

     

    Und mit welchem Recht wird man eigentlich von Hinz und Kunz geduzt?

     

    Warum wurde ich zu Studienzeiten aus einer gruppe von Studenten herausgepickt? Warum wollten die "netten Polizisten" meine personalien aufnehmen? Warum den Inhalt meiner Taschen inspizieren?

    Richtig! Man weiss ja, dass Dunkelhaeutige die sind, die mit Drogen und all so'nem Zeug handeln.... liest man ja immer in der Zeitung.

     

    Rudolstadt ist nicht anders als andere deutsche Staedte.

     

    Dennoch ist die deutsche Kultur, die, mit der ich mich identifiziere. Ich bin stolz darauf, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten erreicht hat. Die deutsche Kultur, Literatur, Weltanschauung..... das alles werde ich eines Tages an meine Kinder weitergeben.

    Aber in Deutschland leben moechte ich nicht mehr.

    Ich musste ans andere Ende der Welt ziehen, um einen Ort zu finden, an dem meine deutsche Identitaet nicht hinterfragt wird.

  • MG
    Matthias Geiger

    Eine Frage an den Journalisten des Artikels: Haben Sie eine einzige Aussage des Pfarrers ueberprueft? Die Polizei sagt, dass der Uebergriff in der Schule keinen fremdenfeindlichen Hintergrund hatte. Der Pfarrersjunge hat das selbst zu Protokoll gegeben. Der Pfarrer behauptet das Gegenteil.

    Enge Freunde - aus Westdeutschland stammend berichten, dass sich die Pfarrerskinder mit anderen Kindern häufig gestritten haetten, wie dies unter Kinder ueblich ist. Doch die Neuschaefers habe das alles unter fremdenfeindlichen Uebergriffen zusammengefasst. Wer ist die Freundin, die dabei war, als Frau Neuschaefer nach eigener Aussage angespuckt wurde? Die Liste laesst sich beliebig fortsetzen.

    Hat sich der TAZ-Reporter ein einziges Mal gefragt, ob es vielleicht ganz andere Gruende geben koenne fuer die Flucht von Miriam Neuschaefer? Gruende, die fuer die Familie, die Frau und die Kinder so beschamend sind, dass lieber der Schwerpunkt auf die Beschimpfungen gelegt wird?

    All das heisst nicht, dass es in Rudolstadt kein Problem mit Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit gibt. Nur sollte die Frage fuer einen Journalisten zuerst sein: stimmt die Geschichte? Wenn sie stimmt - wofuer steht sie?Auch Sebnitz hatte und hat ein rechtes Problem, was rechtes Gedankengut, Fremdenfeindlichkeit und NPD-Waehlerschaft angeht. Nur stimmte die Geschichte damals trotzdem nicht.

    Wenn der eine oder andere Journalist ein paar Grundregeln der Recherche vergisst - unter anderem: glaube nichts, aber halte alles fuer moeglich, dann kann er einer Geschichte aufsitzen, die moeglicherweise so nicht stimmt. Geholfen ist damit ausschliesslich den Rechtsextremisten - siehe Sebnitz. Dort gelten die rechten Kameraden mittlweile vielen Buergen als die guten Jungs, die von einer Medienmeute zu Unrecht verteufelt wurden.

  • TL
    Tanja Ljubow-Reich

    Hat bei dem äußerst schlecht recherchierten "Fall Neuschäfer" schon mal jemand darüber nachgedacht, ob hier nicht vielleicht jemand gescheitert ist? Gescheitert als Missionar und Theologe, als Pädagoge, als Vater und als Ehemann. Bei genauerem Hinsehen schimmert da nämlich was durch, was die Erlebnisse von Frau Neuschäfer nicht bagatellisieren sollte, aber ihre "Flucht" mit den Kindern auch mal anders beleuchten könnte. Bei Gesprächen mit Nachbarn, Lehrern, Rudolstädtern usw. zeichnen sich da nämlich durchaus auch andere Bilder ab. Nur leider lassen sich solche Berichte an die Medien nicht so gut verkaufen. Sie geben keine Schlagzeile her. Fremdenfeindlichkeit ist im Moment ein Thema, wo sich gleich ein Schalter umlegt und das mediale Interesse sich überschlägt. Der ganz normale Alltag in einer Kleinstadt und Familie- das will doch keiner wissen!

  • MG
    Magdalene Geisler
  • ML
    Manfred Luthardt

    Ich wohne im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Am letzten Mittwoch hatte ich berufsbedingt in Rudolstadt zu tun. Es war Markttag. Die Marktstände vor dem Rudolstädter Rathaus waren mäßig besucht.Vor dem Brunnen steht ein Mann, dunkelhäutig und Tauben fütternd. Keiner stört sich an ihm. Am Rathaus sehe ich das Banner "Wir sind menschfreundlich". Schade ich hatte meine Kamera nicht dabei, wäre ein gutes Foto geworden.

     

    Rudolstadt ist nach meiner Meinung nicht fremdenfeindlich. Fremdenfeindlich, könnten höchsten die Bewohner sein. Aber alle 24.000? Es ist auch recht einfach, die Fremdenfeindlichkeit auf nur die DDR zu schieben. Die muss ja für alles herhalten, was im Osten schief läuft.

     

    Sicher konnten wir im Osten keine großen Erfahrungen mit Ausländern sammeln. Die paar, die in unseren Städten wohnten, lebten meist von den Einheimischen isoliert. Oder hatte jemand Freunde unter den russischen Soldaten. Dies war nicht gewollt. Aber deshalb den Ostdeutschen eine fremdenfeindlichen Grundhaltung zu unterstellen, ist nach meiner Auffassung zu einfach.

     

    In der medialen Berichterstattung über die Familie Neuschäfer und den Leserbriefen zu diesem Thema gibt es zwei Tendenzen. Wer nicht von hier ist, sieht die Rudolstädter nur als fremdenfeindliche Menschen, die Rudolstädter und vor allem die, die die Familie näher kannten, sprechen eine andere Sprache. Warum?

     

    Ich kannte bis vor kurzem weder die Familie Neuschäfer, noch wußte ich, dass sie in Rudolstadt fremdenfeindlichen Angriffen ausgesetzt war, obwohl ich beruflich häufig im Nachbarhaus der Neuschäfers bin. Gehöre ich nun zu denen, die wieder nichts gewußt haben wollen?

  • SZ
    Simon Z. Lohwasser

    Mal wieder kein Glanzstück investigativen Journalismusses liebe TAZ. Eher peinlich- billiger Betroffenheits- und Gutmenschenempörungsmatsch, von professioneller Recherche keine Spur.

    Es reicht jetzt langsam.

    Vielleicht wäre es an der Zeit, ein differenziertes Bild des "Falles Neuschäfer" zu zeichnen. Aber dazu liebe TAZ, gehören Mut, Ambiguitätstoleranz und etwas journalistisches Knoff-Hoff. Falls Sie sich in naher Zukunft -so rein inhaltlich- mal aus der politisch korrekten Betroffenheitsecke heraustrauen, bitte nicht wieder den Praktikanten los schicken.

    Ich kenne Rudolstadt, habe knapp 11 Jahre als Zugezogener dort gearbeitet und gelebt. Glauben Sie mir einfach, wenn ich Ihnen sage: ich weiss, wie es ist, in dieser Kleinstadt anders zu sein. Trotz aller Borniertheit, trotz allem Kleinstadtmief und mancher Provinzposse, habe ich in Rudolstadt gut gearbeitet, gut gelebt, gute Freunde gefunden, mit diesen gut und gern gefeiert, gezecht und gelacht. Zumeist in der Weinbergstraße. Auch mit den Neuschäfers.

    Das Zerrbild, welches Sie und Ihre Kollegen zeichnen, entspricht zwar den zunehmend absonderlicher werdenden Thesen des Pfarrers und bedient augenscheinlich im Ost-West- Fremdsein verwurzelte Vorurteile, es wird aber weder Miriam Neuschäfer noch ihren Kindern ?also den Opfern- gerecht.

    Kein Zweifel, die Neuschäfers haben in Rudolstadt Schlimmes erlebt, das entsprechend aufgearbeitet gehört. Plakate am Rathaus mit schlauen Sprüchen drauf, sind lediglich kontraproduktiv. Ich rede da aus Erfahrung: auf einem meiner T-Shirts steht ?Lottogewinner?, geholfen hat es bisher nichts. Und dass der Bürgermeister Herr Reichl quasi über Nacht zum Best Buddy des Rudolstädter Tanz- und Folkfestes avanciert, überrascht mich zwar, freut mich aber aufrichtig.

    Kein Zweifel, die ersten öffentlichen Reaktionen der Stadtoberen rangieren im Bereich hilflos bis dreist. Eine thüringische Kleinstadt, die jedes Jahr bis zu 400 Bürger verliert, darf dem zornigen Wegzug einer siebenköpfigen Familie nicht so nonchalant entgegenstehen.

    Aber auch kein Zweifel daran, das die Neuschäfers in Rudolstadt Freunde und Hilfsangebote hatten. Freunde, die zunehmend als blind und taub durch die Medien gezerrt werden. Hilfsangebote die ausgeschlagen wurden. Nun ist Kommunikation eine ganz spannende und komplexe Sache. Und sprechenden Menschen kann meist geholfen werden. Vielleicht hätten wir ja hören müssen, was nicht gesagt wurde.

    Wenn ich mich durch all den plakativen medialen Mist wühle, fällt mir schlußendlich auf, das es immer weniger um die Opfer, um Miriam und die Kinder, geht. Es geht längst nicht mehr ums Miteinander, ums Reden, um eine Entschuldigung oder gar eine gemeinsame Lösung.

    In den Medien treffe ich schon lange nicht mehr auf den betroffenen Vater, der zu Recht Aufarbeitung durch die verantwortlichen Pädagogen und Politiker fordert und Gerechtigkeit für seine Familie verlangt. Sondern vielmehr auf einen Pfarrer mit ausgeprägtem Sendungsbewußtsein, der mal eben so fünf Bundesländer zu ?No- Go- Areas? erklärt. Und wenn sich der Osten auch nach sieben Jahren nicht missionieren läßt, dann brenn ich ihn halt mit Hilfe der Medien nieder.

    Noch ein letzter persönlicher Gedanke zu ihrem ?Null-Information-aber-dolle-viel-Empörung-Artikel? und zur Rudolstädter Bibliothek. Sie schillert sicher nicht so schön wie das dreitägige Tanzfest (und vielleicht entging Ihrem Praktikanten daher ihr stiller Charme). Für mich war sie bisher ganzjährig ein wichtiger Anlaufpunkt, sie hat sich -meiner Einschätzung nach- in den letzten Jahren trotz enger werdendem Budget, zu einem bemerkenswerten Knotenpunkt niedrigschwelliger Kultur- und Bildungsarbeit in Rudolstadts Zentrum entwickelt. Offen für alle Bürger und viele viele knallbunte Ideen. Und dafür einfach mal ein fettes Danke an Frau Hansen, Frau Keil, Frau Lusche und ihre Kolleginnen.

  • Y
    yaltenbrucker

    Das Ganze illustriert schön das Problem mit Ostdeutschland: Die intelligenten Ossis sind in den Westen oder zumindest in große Städte, in denen sie ihr Potenzial realisieren können. Die Übriggebliebenen sind halt "der Rest". Gegen diesen Bodensatz, der sich aus Ostalgikern und Nazis zusammensetzt, kommen selbst die motiviertesten "Entwicklungshelfer" aus dem Westen nicht an.

    Als Entschuldigung (als ob man Rassismus entschuldigen könnte!) wird dann gerne angeführt, daß die wirtschaftliche Situation so schlecht sei. Tja, der zurückgebliebene Rest gründet eben keine Firmen, Ich-AGs und ähnliches - das machen nur Zugewanderte, wie eben der Dönermann, auf den der Plebs dann wieder neidisch ist. Katze beißt Schwanz. Aus Zonistan wird nix mehr.

  • S
    SLB

    Danke Mo Bee fürs "Outing"! Ich stamme selbst aus der kleinstädtischen - allerdings sächsischen - Provinz. Trotzdem. Alles, was dunkler scheint, als die eigene Sommerbräune, wird als "Nigger" bezeichnet oder sogar "Chinese". Das zeugt nicht gerade von guten Geographiekenntnissen. Verstehen die Menschen nicht, dass es auch nur Menschen sind aus Fleisch und Blut wie sie selbst? Gerade die Familie eines Pfarrers. Wo bleibt da die "christliche Nächstenliebe"?

     

    Die Kinder in der Schule, die wahrscheinlich einfach nur das nachplappern, was sie von zu Hause nicht anders kennen, werden nun als "bundesweit rechtsradikale Schläger dargestellt", beklagt die Schulleiterin. Und die Leher? Warum haben die nichts unternommen? Wie hat sich Jannik gefühlt? Haben sich Schulleiterin, Eltern und Schüler das mal überlegt? Warum gab es daraufhin keine offene Diskussion innerhalb der Klasse? Oder der Schule? Oder gab es das?

     

    http://www.otz.de/otz/otz.homepage3_140477.php

     

    "3 Vorfälle in 3 Jahren" - deswegen zieht die Familie doch nicht weg! Darüber muss gesprochen - nicht geschwiegen werden! Stattdessen fühlen sich die Rudolstädter selbst ungerecht als Rassisten abgestempelt. Das ist die falsche Richtung. In diesem Land ist schon viel zu viel tot geschwiegen worden!

     

    http://www.otz.de/otz/otz.homepage3_140302.php

     

    Es bringt aber nichts sowohl mit dem Finger auf die Schuldigen zu zeigen, noch sich gegenseitig den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben. Das sieht man ja. Wie wäre es denn stattdessen mal mit einer Entschuldigung der Menschen an die Familie? Das wäre ein Anfang.

  • IB
    IMatthias Biskupek

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Eine taz findet Unschuldige

    Von MATTHIAS BISKUPEK, Berlin, Kolmarer Straße

     

    Da ist wohl manches falsch gelaufen, bei dem Beitrag, sagt der Verantwortliche, befragt nach der eigens vom Zeitungsdichter Wyputta für ?Rudolstadt? erfundenen Gaststätte ?Zum schwarzen Engel? und tritt verlegen von einem Bein aufs andere. Die taz-Redaktion ist malerisch gelegen, im pittoresken Berlin. Nein, man lese nicht alle Beiträge der Kollegen, nicht so genau, man wisse darüber nichts.

    Es ist immer dasselbe, in den scheinbar grünen, scheinbar fremdenfreundlichen Redaktionen: Niemand hat die zahlreichen Fehlern bemerkt, niemand ist den eigenen Vorurteilen aufgesessen. Es tue ihm leid, dass sie alle falsch zitiert wurden, der Rechtsanwalt, die Bibliothekarin, die Weltladen-Mitarbeiterin und der Brief des Nachbarn und dass leider nicht bemerkt wurde, dass das Foto der alleingelassenen Pfarrersfamilie ein bearbeiteter Ausschnitt sei ? aus einem großen Foto von grünen, fremdenfreundlichen, taz-lesenden Rudolstädtern, die gemeinsam mit der Pfarrersfamilie eine Hochzeit feierten. Und dass Mustafa Seker, dem der Döner-Grill nicht direkt gehört, weder verkaufen, noch weg wolle, nun da habe der Mitarbeiter im guten und richtigen Glauben ? ein Mitarbeiter, der ihm durchaus bekannt sei als standhafter Glaubensnichtflüchtling ? wohl etwas falsch verstanden.

  • P
    Patrick

    Ich habe lange im Westen und lange im Osten gewohnt, und meine Erfahrung ist, dass Osteutschland wesentlich mehr von dieser "aus der Mitte der Gesellschaft stammenden Xenophobie" - insbesondere in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten - aufweist als Westeutschland.

  • M
    Monika

    Ich habe lange im Osten und lange im Westen gewohnt, und meine Erfahrung ist, dass Westdeutschland wesentlich mehr von dieser "aus der Mitte der Gesellschaft stammenden Xenophobie" - insbesondere in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten - aufweist als Ostdeutschland.

  • WB
    Werner Baulig

    Die Neuschäfers sind keine Einzelfälle. Geradezu bezeichnend ist der Umgang mit der Familie und dem Thema.So werden Kommunikationsfehler, übertriebene Sensibilität, Verfolgungswahn, Sensationslust, selektive Wahrnehmung oder Profilneurosen bei den Opfern ausgemacht - die damit verbundene Chance einer vielleicht nachhaltigen Auseinandersetzung vor Ort bzw. in der gesamten Region bleibt indes ungenutzt.

    Meine Frau und ich leben seit fast 16 Jahren in Schwerin, ebenfalls als Besserwessiexport, um "die Treppe schnell nach oben zu fallen", "abzusahnen" und damit gewissermassen als verbeamtetes Problem den Dauerbesatzer zu geben. Die Rückblende hinsichtlich Bewusstsein, Outfit und bisweilen Handeln zurück in die späten fünfziger Jahre ist auch hier noch dominierend, auch wenn selbstverständlich wieder einmal alles viel komplizierter ist, als es den Anschein hat. Eines ist jedoch ganz einfach. Türken, Italiener, Inder, Afrikaner etc. gibt es hier nicht, ein Spaziergang durch die Stadt genügt. Eine NPD wird hier benfalls nicht benötigt. Die Kleinkariertheit als alles durchdringendes Grundgefühl genügt. Der Feind sitzt im Westen und im Rest der Welt, so kann es ja nichts werden, alleine gegen alle schafft man es eben nicht.So bleibt das Klagen. Auch hier stammt die selten verborgene Fremdenfeindlichkeit aus der Mitte der Gesellschaft, und die Mitte ist der sichere Hort der bisweilen recht deutschen Gemütlichkeit.

  • T
    Thüringer

    In der heutigen Ausgabe der Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt/Saalfeld) kommt der Rudolstädter NS-Liedermacher und Tätowierer Veit Kelterborn im Artikel "Die Haut zu Markte tragen" völlig unkommentiert zu Wort. Ein einfaches googeln hätte genügt, von OTZ-Mitarbeitern so etwas zu erwarten, ist wohl zu viel verlangt. Kelterborn ist sicher in der Stadt ein angesehener Unternehmer.

     

    http://www.otz.de/otz/otz.rudolstadt.volltext.php?kennung=on4otzLOKStaRudolstadt39548&zulieferer=otz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt&region=Rudolstadt&auftritt=OTZ&dbserver=1

  • JP
    Johan Pauligk

    Typisch.

     

    Wie in Sebnitz.

     

    Was ist eigentlich in Ludwigshafen rausgekommen? Sie wissen schon, der große ausländerfeindliche Brandanschlag...

  • MB
    Mo Bee

    Rassismus, der fiese, widerwärtige im Alltag - das Weggucken, das Naserümpfen, saublöde Blicke in der Straßenbahn, dumme Kommentare ? ist widerlich. Ich bin nicht schwarz, sehe nicht asiatisch oder indisch aus, nicht türkisch. Ich kann nicht wissen, wie es sich anfühlt, sich als ?Fremdaussehende? in einer Kleinstadt wie Rudolstadt zu bewegen.

     

    Ich nehme für mich in Anspruch, sensibel zu sein, und deshalb glaube ich Frau Neuschäfer, dass sie sich oft unwohl, nicht angenommen gefühlt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen, denen sie in der Stadt begegnet ist, abfällig geschaut haben. Da sind sicher eine ganze Menge, die vermeintlich "Fremde" oder ?Fremdaussehende? nicht akzeptieren und sie das spüren lassen. Dass das so ist, macht mich wütend. Warum das so ist, ist eine andere Frage. Gestellt wird sie leider viel zu selten. Diskutiert schon gar nicht.

     

    Dennoch: Zur Wirklichkeit gehören viele Fragmente und erst alle zusammen ergeben ein Bild. Und dieses unterliegt auch noch einmal der Interpretation eines jedes einzelnen.

     

    Wer tatsächlich an weiteren Fragmenten in Sachen ?Pfarrer Neuschäfer und Rudolstadt? interessiert ist, dem sei auch der DLF-Beitrag von Christian Werner vom 10.4.2008 empfohlen (ca. 18:46 Uhr ? zu finden unter Audio on Demand, Beiträge zum Nachhören) im Deutschlandfunk sowie einige (!) der aktuellen Leserbriefe in der Ostthüringer Zeitung (www.otz.de/rudolstadt - Leserbriefe; technisch leider dilettantisch gelöst), in denen Schreiber wie z.B. Katrin Promnitz ganz konkret Erlebnisse und Begegnungen mit Herrn Neuschäfer und seiner Familie schildern, die m.E. durchaus das Potential haben, das bisher medial vermittelte Bild zu novellieren.

     

    (Quote:)

    ?Die Leserbriefspalten der Ostthüringer Zeitung werden von der Wut auf die Pfarrersfamilie beherrscht.?

     

    Wieso? Das Gros der Schreiber konnte sich im Gegenteil vorstellen, dass die Neuschäfers in Rudolstadt rassistischen Kommentaren und abwertenden Blicken ausgesetzt waren. Sie nehmen die Vorwürfe der Neuschäfers an, sie sind in dieser Sache ganz auf ihrer Seite, sie schämen sich für die 'Dummheit' ihrer Mitmenschen. Aber ich lese noch etwas anderes heraus: Enttäuschung darüber, wie wenig andere wichtige Aspekte in der Geschichte beim medialen Umgang damit eine Rolle spielen. Wie wenig Journalisten tatsächlich interessiert, welche Gründe es für die Situation gibt, wie es dazu gekommen ist, warum es so ist. Und ja - auch wenn es nicht zur "Story" passt und sich womöglich nicht "schickt", bei diesem sensiblen Thema unangenehme Fragen zu stellen (am besten ja gar keine): In diesem Fall gibt es offenbar noch andere Gründe dafür, dass die Neuschäfers in Rudolstadt nicht mehr bleiben wollen. Dass feindselige Blicke dazugehören, bestreitet niemand.

     

    Ansonsten will ich dem taz-Korrespondenten nicht vorwerfen, dass er Formulierungen verwendet wie diese hier:

     

    ?Manchmal wirkt das kleine Städtchen, in dem jeder jeden kennt, unheimlich.?

     

    Das klingt schön reportagig und ganz so, als sei man nah dran gewesen. Was das genau heißt, was er damit sagen will und aus welchen Erlebnissen sich sein Eindruck ergibt, erfahre ich nicht.

     

    Was die Suche nach Schuldigen betrifft: Aus meiner Sicht suchen die Rudolstädter, die sich äußern (und das sind ja gerade nicht die mit rassistischen Gedanken, die den Neuschäfers die Integration erschwert haben), nicht zuerst nach Schuldigen. Aber sie wünschen sich in der überwiegend oberflächlichen medialen Debatte ein Fünkchen Differenziertheit und können mit der Keule, die über der ganzen Stadt geschwungen wird, zu Recht nichts anfangen.

     

    Hach herje, ich geb' es zu, ich bin gebürtige Rudolstädterin und wünsche mir das eben auch. Nicht weil Rudolstadt das verdient hätte, sondern weil es jeder Leser, jeder Zuschauer, jeder Hörer verdient hat. Am Ende kann jeder selbst entscheiden, wem er wie viel glauben will. Aber er sollte die Chance bekommen, sich entscheiden zu können.

  • RL
    roberto largo

    der rassismus des ostens resultiert daraus das sie einfach keine ausländer kennen.

    die paar ausländer die es in der ddr gab: angolaner, vietnamesen, nicaraguaner als beispiel, haben das auch schon zu ddr zeiten zu spüren bekommen.

    die theoretischen völkerfreundschaftsbekundungen aus der schule konnten den latenten rassismus aus allen bevölkerungsbereichen praktisch nicht aufheben.

  • RS
    Rudolf Stüben

    Es ist immer der gleiche Satz:" wir haben nichts gewußt und gehört;hätten wir ... ".

    So verteidigten sich schon unsere Väter und Mütter anno 1946 und später , angesprochen von Nachkriegskindern und denen Kindern , die , 1939 und danach, geboren wurden.

    Sie alle haben es gewußt! Auch die Rudolstädter und besonders die im Beitrag geannten Personen des näherten Umkreises. Nur getan haben sie nichts, aus persönlicher Feigheit.Jetzt, wenn die " Hütte " brennt, ist das Opfer selber schuld, und , maßlos erschreckend , selbst die evanglischen " Oberhirten " ( welche Verhöhnung liegt in dem Wort " Hirte " ) ) des Opfers und seiner Familie fallen in den Chor der 3 Affen ein.

    Erschreckende Übereinstimmung mit dem 3. Reich und dem dortigen Verhalten der Amtskirchen.

    Nichts dazu gelernt.Armes Deutschland in Rudolstadt und auch anderswo.

  • KT
    Karsten Tittel

    Ich kenne weder Herrn Neuschäfer noch seine Familie,weiß nicht ob er besonders sensibel, ob er ein Sympathieträger, ob er ein guter Christ ist. Aber ich kenne Rudolstadt seit 50 Jahren. Rudolstadt ist nicht "braun" oder "rassistisch" oder sonst was. Rudolstadt ist eine Kleinstadt und dort haben es neu zugezogene Menschen immer etwas schwerer als im anonymen Großstadtgewimmel. Hier wo fast jeder jeden kennt, schaut man natürlich auf die "Neuen". Muß aber auch nicht schlecht sein, denn im Gegenzug dafür bietet eine solche Kleinstadt natürlich auch die Geborgenheit, die man in einer Großstadt so nicht findet. Und falls wirklich Beschimpfungen dieser Art gegen die Kinder Neuschäfers gefallen sind, sollte man einfach mal drüber nachdenken, ob Kinder nicht generell hin und wieder grausam sein können. Oder gibt es jemanden, der dies nicht in seiner Kindheit erlebt hat? Da wurde über Stotterer gelästert, da wurde die picklige Haut für Beschimpfungen genutzt usw. Ich denke daß Kinder oftmals garnicht wissen, wie weh sie jemandem tun können, sie wollen eben einfach manchmal kränken wenn sie einen anderen nicht leiden können. Sollte ein Mann der Kirche nicht eigentlich in der Lage sein, solche Probleme mit Kindern, Klassenkameraden seiner Kinder, anders zu klären als mit einem pauschalen Urteil über alle Bürger der Stadt. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, daß Herr Neuschäfer sich am "Weltfriedenstag" öffentlich gegen Kriege ausgesprochen hätte, aber werde mich schwer hüten, ihn als "Kriegsverherrlicher" zu bezeichnen. Nicht jeder, dem es am Mut fehlt, sich gegen beleidigende Äußerungen zu positionieren, ist gleich ein Rassist, ebensowenig wie jeder der sich nicht explizit gegen den Krieg in der Öffentlichkeit äußert ein Kriegstreiber ist. Also Herr Neuschäfer, Mäßigung und Augenmaß wahren und "immer schön Mensch bleiben"! Und wenn ich solche Kommentare wie den vom "Soziolen" Mario Möller aus Rudolstadt lese, kann ich eigentlich nur traurig sein. Er wittert rechts, links und in der Mitte Faschismus und Rassismus, bezeichnet sich selber aber als "Antideutschen". Schon in dieser Bezeichnung kommt doch wohl mehr Rassismus zum Ausdruck als in jedem dummen Geschwätz eines anderen Rudolstädters.

  • W
    Wossi

    Trutzburg am Runden Tisch im Rudolstadt:

    Am 8. Mai fand in Rudolstadt ein Runder Tisch zur durch Berichte über den Wegzug der Familie Neuschäfer ausgelösten Rassismusdiskussion. Die Informationen über Ablauf des rund Tisches sind bis jetzt widersprüchlich, aber nicht sehr ermutigend. Hier einige Eindrücke:

    - "Verstimmungen am Runden Tisch" (Mitteldeutsche Zeitung)

    - "Sehnsucht nach kleinstädtischer Homogenität" (Christoph Dieckmann, Zeit-Redakteur)

    - "Das Image hat Kratzer, aber die Stadt ist zusammengerückt." (Superintendent Peter Taeger)

    - "Es werden Dinge erfunden, um uns unglaubwürdig zu machen." (Pfarrer Neuschäfer)

    - "Der Runde Tisch von 2001 ist eingeschlafen, weil es angeblich nichts zu berden gab." (Stadtrat Hubert Krawczyk)

    - "Rudolstadt tut sich mit den Opfern schwer." (Frankfurter Rundschau)

    - "Friede ist konkret" (Evangelische Kirche)

    - "Gemeinsames Fazit: Der Runde Tisch soll fortgesetzt werden." (Ostthüringer Zeitung)

    Das klingt stark nach Trutzburg, aber vielleicht übernehmen Sie, Frau Geisler!

  • MG
    Magdalene Geisler

    @ Wossi

  • SJ
    Sarah J.

    interessant das herr neuschäfer im welt-interview zugibt das es auch fremdenfreundliche menschen gegeben hat..der aspekt taucht ja leider nicht allzu oft auf. ich denke genau das ist auch der punkt der viele so empört. wenn man jahrelang mit neuschäfers umgang hatte,nett zu ihnen war und ihnen nichts böses wollte und dann auf einmal mit rassisten in eine topf geschmissen wird dann tut das in erster linie weh. und diese gefühl der verletzung ist dann auch das was man am ehesten zum ausdruck bringt. ich denke den meisten rudolstädtern ist klar,das es durchaus rassistische anfeindungen gegeben hat (ob in dem umfang der beschrieben wird sei mal dahin gestellt),auch wir sind kein volk von engeln,aber das rudolstadt jetzt zum anlass genommen wird pauschal ganz ostdeutschland als no-go-area zu brandmarken ist völlig überzogen.

    ich weiß nicht wieviele diskussionen ich in letzter zeit darüber geführt habe.. ich kann nur hoffen das viele zum bereits mehrmals erwähnten tff kommen und die taz sich das vielleicht auch mal zum anlass nimmt die andere seite rudolstadts zu zeigen..

  • W
    Wossi

    Mich interessiert Rudolstadt und das dortige Folkfestival nicht. Was mich interessiert, ist der Kampf gegen Rassismus und Faschismus, ob in seiner alltäglichen oder organisierten Form. Dazu soll die Berichterstattung demokratisch orientierter Medien beitragen. Folkloristisches Regionalmarketing und heimelige Identitätspolitik wird schon von den Zeitungen vor Ort, z.B. der Südthüringer Zeitung, zu genüge betrieben. Und es ist u.a. auch diese Art von Journalismus vor Ort, die dazu beiträgt, dass die Menschen dort sich immer mehr in ihre Wagenburg zurückziehen, unfähig zur selbstkritischen Reflexion und reflexartig aggressiv gegenüber allem, was nicht in ihr geordnetes Weltbild passt. (Viele Beiträge hier im Forum sind ein gutes Beispiel dafür.) Angesichts der regressiven Öffentlichkeit in der ostdeutschen Provinz - und ich weiß, wovon ich spreche, habe ich dort doch selbst fast zehn Jahre gelebt, bevor ich wie Familie Neuschäfer die Flucht ergriffen habe - muss, will man vor dem dortigen Rassismus und Faschismus nicht kapitulieren, Aufklärung von außen kommen. Das ist die Aufgabe der TAZ, und leider wird sie dieser Aufgabe immer seltener gerecht. Auch im Fall von Rudolstadt hat die TAZ "nur" nachgezogen, andere Medien waren besser und schneller. Deshalb bitte mehr kritische Provinzberichterstattung!!! Oder anders formuliert: Warum sind Artikel von Astrid Geisler in der TAZ so selten geworden?

    Mit freundlichen Grüßen

  • MG
    Magdalene Geisler

    Das wüsste ich auch gern, ob es jemals von der taz einen BEricht über das Festival in Rudolstadt gegeben hat.

  • JM
    jens möller

    an alle die sich durch von voreingenommener und einseitiger berichterstattung beeinflussen lassen und durch ihre,hier im forum geschriebene meinung,glauben sich auf die seite der aus rudolstadt weggezogenen pfarrersfamilie stellen zu müssen,kann ich nur empfehlen,das jährlich am 1. juliwochenende stattfindende tanz un folkfest zu besuchen.dort kann man sich von selbst von den rassistischen und menschenfeindlichen auswüchsen überzeugen.ich bin selbst rudolstädter und will hier keinesfalls meine hände in unschuld waschen,habe aber genau wie wohl die meisten rudolstädter aus den medien von diesen vorwürfen erfahren müssen.rudolstadt ist mit sicherheit nicht mehr oder weniger als andere städte mit ausländerfeindlichkeit belastet.aber eine stadt ist schnell durch falschen,fehlerhaften oder einseitigen journalismus schnell in eine dunkle ecke gestellt,da sich natürlich solche themen besser an die leser bringen lassen.nur frage ich mich ob einige überhaupt die andere seite noch sehen oder mehr darüber erfahren wollen!

    also an alle die hier über rudolstadt schreiben als wäre hier rechtradikalismus und menschenfeindlichkeit die tagesordnung auf unseren strassen,kann ich nur sagen.....

     

    Besucht uns in RUDOLSTADT und schreibt nach diesem besuch eure meinung in dieses forum. vielen Dank!

  • JH
    Jörg Holzapfel
  • CR
    Christian Rock

    Schönen Dank auch!

     

    Jetzt ist es wieder mal soweit, Jahre lang war Ruhe um den "braunen Mist". Ja wir kennen das als Rudolstädter zu Genüge. Viele Jahre nach dem Fall der Mauer waren wir davon geprägt - Märsche zu bestimmten Todestagen, Versammlungen auf der Strasse! Das haben wir zum Glück überstanden, wir die Bewohner von Rudolstadt und da kommt "Einer", reißt uns zu Boden und tritt noch hinterher. Schönen Dank dafür! Haben wir das verdient? Nein.

    Und so etwas nennt sich Kirche!

  • C
    christoph

    @Ausländer

    genau, und wenn sie brennt, ist sie eine Hexe

  • R
    Ramana

    @ Ausländer

     

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

    Ganz Ihrer Meinung

  • JH
    Jörg Holzapfel

    Ich würde das Problem ja gerne angehen wenn ich nur wüßte wo ich anfangen soll ...!Neuschäfers,die Medien und die bösen getarnten Xenos aus der Mitte der Gesellschaft machen's einem ja nicht gerade leicht die Schuldigen zu entlarven!Es könnte der nette vietnamesische Gemüsehändler,der Punker auf dem Markt,Pfarrer Bolte,eben jeder sein, solange er nur aus den kollektivgeilen No go Areas( in Ostdeutschland) kommt!Es ging ja nie speziell um Rudolstadt und erst recht nicht um Neonazis ....?!Bei dieser Täterbeschreibung muß i passen!Sorry!Aber wenigstens weiß man jetzt,Dank Herr'n Wyputta,das es ne neue Kneipe gibt!Den schwarzen Engel.Im ehemaligen, abgebrannten, Chinarestaurant!Uuuuups! http://www.welt.de/politik/article1899146/Ganz_Ostdeutschland_ist_No-Go-Area.html?page=1#article_readcomments, In Chemnitz war's schön,no go...,wassen nu? Es gibt eine negative Grundstimmung...,anderes Menschenbild(wunder,Kopfschüttel)! http://www.wahlen.lds.nrw.de/kommunalwahlen/2004/kreisfreieStaedte_Kreise/raete_staedte/a997000kw0400.html,http://www.bundes-sgk.de/servlet/PB/menu/1509583/index.html Soviel zu Neos in NRW und Thüringen

  • Q
    "Ausländer"

    Es scheinen doch einige in ihrem persönlichn Stolz verletzt zu sein, ganz nach dem Motto "woanders gibt es vielleicht fremdenfeindlichkeit, ABER bei uns nicht".

     

    Dabei wird die grundlegende Problematik bewusst verkannt. "Fremdenfeindlichkeit" nimmt in Deutschland zu, sowohl im Westen als auch im Osten.

    Und das Neonazismus und Fremdenfeindlichkeit im Osten salonfähiger und stärker ausgeprägt ist als im Westen wird doch immer wieder durch das besonders gute abschneiden rechtsradikaler Parteien bestätigt.

     

    Vielleicht sollte man mal endlich das Problem angehen, anstatt sich persönlich angegriffen zu fühlen, wenn die Probleme angesprochen und publik gemacht werden.

     

    Wer unschuldig ist braucht kein schlechtes Gewissen haben!

  • MB
    Mo Bee

    So isses. Danke Max. Bin ich froh, dass es junge Menschen gibt, die das Ganze differenziert und lösungsorientiert angehen. Ich fange auch gleich bei meinen Vorurteilen gegenüber Spießern an :-)

  • MF
    Max Fuhlbrügge

    Hallo,

     

    aus dem Artikel, aber auch aus den Kommentaren spricht eine bestimmte affektive Betroffenheit, wenn nicht sogar Empörung. Entweder seitens der Rudolstädter oder Ostdeutschen, die sich zu unrecht angegriffen fühlen, oder seitens der Restdeutschen, für die sich mal wieder das Problem des ausländerfeindlichen Ostens offenbart. Das führt hier teilweise bis zu pauschalen Rassismusvorwürfen, teilweise zu eingeschnappten Schutzbehauptungen.

    Ein wenig spiegelt sich das sicher in den Zeitungsartikeln der TAZ und der OTZ: großspuriger Großstadtjournalismus meets kleinkarierten Lokaljournalismus. Was da besser ist, mag sich jeder selber aussuchen.

    Ich denke, MoBee ist größtenteils zuzustimmen. Alle Splitter ergeben ein ganzes Bild.

    Es ist nicht abzustreiten, dass in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung - und das mag tatsächlich mit der Ausländersituation in der DDR zu tun haben - eine latente Fremdenfeindlichkeit herrscht. Ich selber bin zu jung um das zu beurteilen, aber ich habe mit Älteren viele Gespräche über "damals" geführt, und - ja, es gab Tatsächlich Abneigung bis hin zu Gewalt gegen Fremdarbeiter. Diese Fremdenfeindlichkeit wirkt aber nicht nur gegen Ausländer, sondern zunächst gegen Alles, was als anders oder fremd angesehen wird und zeigt sich latent vielerorts in einer gewissen Verschlossenheit, Reserviertheit oder "Kleinkariertheit". Richtig ist aber auch, dass dieses Phänomen bei weitem nicht auf alle oder den Großteil der ostdeutschen Bürger zutrifft und dass es im Westen höchstwahrscheinlich auch eine Fremdenfeindlichkeit aus "Der Mitte der Gesellschaft" gibt. Inwieweit und wo, das vermag ich als Ossi vom Dorf nicht zu 100% beurteilen. Ist halt oft einfach eine Frage der Gewöhnung. Fakt ist auch, dass jede Form von einseitiger Beurteilung oder Stellungnahme kontraproduktiv ist. Das führt dann schlimmstenfalls dazu, dass eine Familie wegzieht, ob mit oder ohne Eigenverschulden. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die Familie eine übermäßige Angst, sprich Paranoia entwickelt haben, die wiederum Anlass für eine Distanzierung der Bürger gewesen sein könnte. Das passiert, wenn Konflikte nicht von vornherein kommunikativ gelöst werden, sondern durch Halbwahrheiten und Schlagzeilen aufgeheizt werden. Gab mal ein ganz ähnliches Besipiel bei uns, als sich eine Frau, die eigentlich gegen überhöhte Abwassergebühren gekämpft hat mit Rechtsradikalen und Geschichtsrevisionisten verbündet hat, weshalb sie wiederum verleumdet wurde bis dahin, dass ihren Kindern (an meiner Schule) absurderweise Drogenkonsum o.Ä. unterstellt wurde. Schließliß ist die Frau mit ihrem Kind vor den Baum gefahren. Wahrscheinlich Selbstmord.

    DAs Beste, was wir jetzt aus diesen Schlagzeilen machen können, ist konstruktiv über das vorhandene Problem Fremdenfeindlichkeit zu diskutieren ohne dabei den Osten pauschal über einen Kamm zu scheren. Vielleicht sollte jeder mal bei seinen eigenen Vorurteilen gegenüber Ossis, Wessis, Ausländern, Spießern, Zecken usw. anfangen....

     

    Max,20, Thüringer in Berlin

  • N
    n_kane

    Also, dann ist alles gelogen?

     

    - dass, der Junge immer wieder im Kindergarten verprügelt wurde?

    - dass, die Mutter auf der Straße angespuckt wurde? sich beim Einkaufen immer wieder Peinigungen unterzogen zu haben?

    - dass, der Vater in der Pfarrerzeitung und während eines Vortrags in der Bibliothek auf die rassistischen Vorfälle hingewiesen hatte?

  • A
    Albert

    Est ist nun bekannt. Schämt euch und gibt's zu!!

     

    Wer blind ist kann auch nicht sehen!

     

    Wacht endlich auf! Alle menschen sind gleich!

  • SR
    Sven-Olaf Rößler

    Wie in Sebnitz?

     

    Nun ist mittlerweile eine Woche seit Erscheinen dieses Artikels vergangen, aber von Seiten der taz-Redaktion immer noch keinerlei Reaktion dazu gekommen. Kein Wort der Entschuldigung oder wenigstens der Korrektur der offensichtlichen Fehler und Falschdarstellungen in diesem 'Meisterstück' des investigativen Journalismus.

    Zu welchen Reaktionen solcherart Artikel führen, zeigen ja dann auch die Kommentare von Ramana, Rudolf Stüben oder rudolf largo. Selbst die ARD hat mitterweile zurückgerudert und sich für die Art und Weise des (inzwischen aus der Online-Bibliothek gelöschten) Tagesthemen-Beitrags entschuldigt. Reichen der taz-Redaktion die vom Herrn Biskupek aufgezeigten Fehler nicht, sollte man den erwähnten offenen Brief eines Nachbarn an Herrn Neuschäfer nicht nur mit 'Rainer, so nicht' zitieren und statt dessen mal den gesamten Wortlaut lesen ( http://www.tff-rudolstadt.de/forum_neu/set.html ).

     

    Vielleicht schafft es ja die taz-Redaktion noch vor Veröffentlichung ihrer Weltmusikbeilage, welche mit Sicherheit auch das größte deutsche Weltmusikfest in Rudolstadt nicht unerwähnt lassen wird, sich in angemessener Form bei den Rudolstädtern zu entschuldigen und wenigstens einen Teil des angerichteten Schadens wiedergutzumachen. Am besten durch einen sachlich richtigen Artikel, der den Fall Neuschäfer nicht nur von einer Seite aus beleuchtet, jenseits von Ost-West Klischees arbeitet und vor allem ordentlich recherchiert wird. Wie wäre es, wenn ihr den im Artikel zitierten Nachbar Friedrich Zapfe und Pfarrer Neuschäfer mal zu einem gemeinsamen Interview besucht?

     

    Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die taz-Redaktion bereit ist, Fehler zuzugeben und sich von falsch recherchierten Artikeln zu distanzieren oder diese richtigzustellen. Wenn nicht, werde ich mir sicher überlegen, mein seit 18 Jahren laufendes Abo (seit den Zeiten der legendären kuttnerschen ddr-taz)zu kündigen.

  • SJ
    Sarah Jermutus

    Ich habe mein halbes Leben lang in Rudolstadt gewohnt, Familie Neuschäfer persönlich gekannt. Ich will nicht behaupten,das alle in Rudolstadt frei von Rassismus und Vorurteilen sind, unbelehrbare gibt es überall,auch hier. Was mich aber stört ist der allgemeine Vorwurf,der uns auf einmal uns alle zu Rassisten macht.

    Es geht um die unreflektierte und rein subjektive Sichtweise auf Rudolstadt.Beschimpfungen und Beleidigungen werden aufgezählt während Angebote zur Hilfe, zum Kontakt, die es durchaus gegeben hat unerwähnt bleiben.

    Warum erwähnt z.B niemand das Jannik als Kinder-Komparse bei Theaterstücken mitgespielt hat? Es kommt mir so vor als würde alles,was nicht ins Bild passt ausgeblendet.

    Es geht mir außerdem um die Art und Weise der Kommunikation. Wer auf die Veröffenltichung in einer Kirchnezeitung verweist-wohlwissend das die wenigsten Rudolstädter in die Kirche gehen,geschweige denn K.Zeitung lesen,der muss sich über mangelnde Reaktion nicht wundern.

    Es gibt in RU viele die gegen rechtes und rassistisches Gedankengut sind,die sich engagieren,darunter auch viele die selber Anfeindungen ausgesetzt sind und waren. Für die ist der pauschale Vorwurf des Rassismus ein Schlag ins Gesicht.

    Es hätte andere Arten der Kommunikation gegeben und ich bin mir sicher,man hätte sie positiv nutzen können.

  • MB
    Mo Bee

    Liebe Ramana,

     

    1. Auch wenn manche hier das Rudolstädter Tanz- und Folkfest eher reflexhaft erwähnen und es natürlich nicht herhalten kann als Beweis für eine ?fremdenfreundliche? Stadt, so solltest du doch akzeptieren, dass es sehr lebendiger und ein identitätsstiftender Teil der Rudolstädter Realität ist.

    2. Das, was du kritisierst und zu Recht verabscheust ? die Geringschätzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft ? betreibst du leider selbst auch, indem du alle Rudolstädter, mehr noch, pauschal ganze Gebiete im Osten ? bei denen ich mich frage, wo du die Grenze ziehen willst ? verteufelst und praktisch als No-go-Areas brandmarkst. Ich ahne, dass du Menschen aufgrund ihres Tuns verurteilen wolltest, aber das kann dir nicht gelingen, wenn du so argumentierst. Ich bin auch Rudolstädterin und nehme die Vorwürfe der Neuschäfers im Kern an. Ich wäre die Erste, die aufsteht und dazwischen geht, wenn jemand aufgrund seines Aussehens beleidigt, zurückgewiesen oder eben auch angespuckt wird. Das darfst du mir gern glauben.

    3. Deine im Kern absolut berechtigte Kritik an einigen Reaktionen möchte ich keinesfalls zurückweisen, aber doch die pauschale Art und Weise, mit der du dir ein Urteil erlaubst und Konsequenzen forderst.

    4. Ja - wir müssen etwas gegen Rassismus im Alltag tun (siehe z.B. 2.)

    5. Dennoch: Die Wirklichkeit besteht aus vielen Einzelteilen und die mediale Wirklichkeit kann nur ein Ausschnitt sein (liebe Journalisten).

    6. Bitte besuche Rudolstadt zum Tanz- und Folkfest am ersten Juli-Wochenende. Es ist schlicht eine gute Gelegenheit, seinen Horizont zu erweitern. Habe Mut, denn du kannst mit daran arbeiten, dass Toleranz ein gelebter Wert wird.

  • MB
    Mo Bee

    @lisa, jasmin, jule

     

    Natürlich wissen wir NICHT, dass die "Vorfälle falsch und erlogen" sind. Wir wissen schlicht nicht, ob Ausländer in Rudolstadt angespuckt werden oder nicht, ob sie in jedem Geschäft bedient werden oder nicht, nur weil wir es selbst noch nicht miterlebt haben. Wir können es nicht nachfühlen und nicht einschätzen, weil wir eben nicht in der Haut der Neuschäfers stecken.

     

    Ich kann aber wie gesagt sehr gut vorstellen, dass Frau Neuschäfer Ablehnung und Geringschätzung begegnet sind. Und sicher sind ihre Kinder dumm angemacht worden.

     

    Nur weil ihr niemals so handeln würdet - was löblich ist - heißt das leider nicht, dass auch alle anderen Menschen in Rudolstadt Respekt und Achtung vor Menschen haben, die ihnen nicht in ihre Welt passen.

     

    Ich habe in meiner Jugend in Rudolstadt durchaus die Intoleranz von sogenannten "Faschos" zu spüren bekommen, die mit ihren Hunden die Rudolstädter "Zecken" schon mal quer durch die Stadt gejagt haben.

     

    Mir war aber in meinem Kommentar weiter oben v.a. Folgendes ganz wichtig - und das bringen leider auch die durcheinander, die hier fortwährend gegen das vermeintlich durch und durch rassistische Rudolstadt schießen:

     

    Jede Geschichte hat mehrere Seiten.

    Fakt ist, dass nicht alles stimmt, was Herr Wyputta in seinem Artikel schreibt.

    Fakt ist auch, dass es sehr tolerante, freundliche und aufgeschlossene Menschen in Rudolstadt gibt.

     

    Und gegen eine undifferenzierte Berichterstattung darf man sich wehren, wie ich finde. Dass da auch die Ostthüringer Zeitung nicht alles richtig macht, ist bedauerlich.

     

    Und noch bedauerlicher finde ich, dass durch das Schmeißen von Dreck, das Abschreiben von anderen, die Pauschalverurteilung keine ernsthafte Diskussion zustande kommt.

     

    Leute, lernt das Differenzieren, sonst wird das nie was!! Dazu gehört auch, dass man die andere Meinung akzeptiert und versucht zu verstehen, aus welcher Perspektive argumentiert, verteidigt, berichtet wird.

     

    Menschen dürfen emotional sein, auch Journalisten. Aber zum journalistischen Handwerk gehören eben auch:

    - das Abwägen

    - Prüfen

    - Fairness

    - das Kolportieren und nicht so sehr das "Sich-Gemein-machen" mit der Position der einen oder der anderen Seite.

     

    Damit beraubt ihr euch der Glaubwürdigkeit und macht euch angreifbar, wie man an den Rückmeldungen hier und anderswo ja sehr schön sehen kann.

     

    Schade ist das vor allem deshalb, weil die Chance auf Dialog und Toleranz, die hier auch fortwährend gepredigt werden, damit ganz schnell in die Tonne gekloppt sind.

  • KP
    Katrin Promnitz

    Ich wage es kaum zu sagen, aber: Ich lebe in Rudolstadt. Ich lebe seit 1994 gut hier; das geht, auch wenn man ein Leben lang in Großstädten zugebracht (und sich auch dort wohlgefühlt) hat; das geht sogar mit einem langjährigen Lebensgefährten, dem man seine südamerikanischen Wurzeln durchaus ansieht.

     

    Ich möchte in die Diskussion gern ein wenig Klarheit bringen.

     

    1. Ausländerfeindlichkeit ist absolut nicht zu tolerieren. Wer Tendenzen dazu bemerkt, sollte im Interesse einer lebenswerten Gesellschaft eine öffentliche Diskussion anregen und Verbündete suchen.

    2. Kinder in der Schule äußern das, was sie zu Hause gehört haben. Darüber muß in der Schule gesprochen werden, und wer die Schulleiterin von Janniks Schule kennt, weiß, dass dort solche Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden.

    3. geht es um die Erwachsenen, die aus welchen Gründen auch immer meinen, ihre Intoleranz und Angst allem Fremden gegenüber äußern zu müssen.

    Und hier sind ? unter Einbeziehung der Öffentlichkeit ? als allererstes die Betroffenen gefragt, Probleme zu thematisieren.

    4. muß über die Rolle der Eltern Neuschäfer gesprochen werden.

     

    Als Neuschäfers vor einigen Jahren hierher kamen, waren einige Aspekte unseres Selbstverständnisses als Frauen, die in der DDR ihre Ausbildung absolviert und in ihren Berufen gearbeitet hatten, u.a. folgende:

     

    Ich als Frau bin ganztägig beschäftigt. Ich habe selbstverständlich einen Kindergarten- und Hortplatz für meine Kinder und bin finanziell nicht auf meinen Lebenspartner angewiesen, da ich mein eigenes Geld verdiene.

    Ich entscheide mich frei von ökonomischen Zwängen für Kinder und das Zusammenleben in den Strukturen einer Familie.

    Ich bin in den letzten Jahren in diesem Selbstverständnis gekränkt worden ? durch Arbeitsplatzverlust, durch die Zuweisung eines weniger geachteten Platzes in der Gesellschaft, durch die daraus resultierende Verminderung meines Selbstwertgefühls.

     

    Mit Arbeitsantritt Herrn Neuschäfers wurde diese Wunde deutlich vertieft. Plötzlich gab es seine Leserbriefe in der Elternzeitschrift ?mobile?, in unserer Tageszeitung (und in den Archiven noch nachzulesen):

     

    Eltern, die ihre Kinder in Ganztagsschulen bringen, sind nur zu faul, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen.

    Frauen, die ganztägig arbeiten, sind ausschließlich auf ihre Selbstverwirklichung aus und vernachlässigen ihre Kinder.

    Eltern, die ihre Kinder auf kostenlose Schulen schicken, zeigen den Kindern, dass sie ihnen nichts wert sind.

     

     

    Natürlich wurden solche Aussagen nicht widerspruchslos hingenommen ? und hier kommen jetzt die Kränkungen der Familie Neuschäfer ins Spiel.

    Die Eltern entwickeln eine paranoide Neigung, jede Kritik auf die Hautfarbe der Kinder und der Mutter zu beziehen: Ein Entwicklungsgespräch im Kindergarten über den ältesten Sohn ? es gibt Konflikte ? das liegt an der Ausländerfeindlichkeit des Kindergartens.

    Die Kinder halten sich nicht an die Regeln des Kindergartens (und werden dabei von ihrer Mutter unterstützt) ? dito.

    Im Kinderhaus am Nachmittag gibt es Probleme (weshalb sind die Kinder eigentlich nachmittags nicht im Schoße der Familie?) ? fremdenfeindlich.

    Kindergarten und Kirche bieten Gespräche an, die von Neuschäfers nie wahrgenommen werden.

    Der Christliche Kindergarten fühlt sich daraufhin außerstande, die Kinder des Religionsbeauftragten weiter zu betreuen.

     

    Nach einiger Zeit gehen einige Leute Herrn Neuschäfer aus dem Weg. Das muß an der Hautfarbe seiner Kinder liegen.

     

    Kennengelernt habe ich Neuschäfers übrigens auf einer der Geburtstagsfeiern, auf die sie nie eingeladen waren.

    Die absolut isolierte Miriam ging nahezu täglich mit anderen Müttern und Kindern an meinem Bürofenster vorbei.

     

    Fremde Menschen haben auf ausländerfeindlichste Weise Deine Frau geduzt? ? Dir, Rainer hatte ich kaum die Hand gegeben, da warst Du schon per ?Du? mit mir und hast mir äußerst private Fragen über das Zusammenleben mit meinem Mann gestellt. Diese Distanzlosigkeit war es, die mich Abstand nehmen lassen hat von Euch. Und bevor Du auch das wieder in die fremdenfeindliche Ecke schiebst: In unserer Familie gibt es Franzosen, Holländer, Nigerianer; ein Onkel indischer Abstammung aus Surinam ist schon gestorben, und ich werde niemandem den Gefallen tun und mir diesen Stiefel anziehen!

     

    Noch ein letztes Wort zu der unrühmlichen Rolle der überregionalen Medien in dieser Angelegenheit:

    Erst, nachdem sich die Leiterin des Christlichen Kindergartens, die Schulleiterin, die Nachbarn, Bekannten und ehemaligen Freunde zu Wort gemeldet hatte, wurde überhaupt begonnen zu recherchieren. Kritische Stimmen wurden als kleinstädtisch verbohrt, unglaubwürdig und latent fremdenfeindlich dargestellt.

     

    Berichterstattung hat etwas mit Verantwortung zu tun.

  • R
    ramana

    Anstatt Ihre Energie zu verschwenden, die Familie Neuschäfer als Lügner darzustellen, sollten die Rudolstädter sich eher darum bemühen, den Rassismus in Rudolstadt in den Griff zu bekommen. Diese merkwürdige Form des Lokalpatriotismus lässt schon ziemlich tief blicken.

  • L
    lisa,jasmin,jule

    Die Aussagen von Herrn Neuschäfer sind falsch und verlogen. Noch nie hat es solch einen Vorfall gegeben, von dem hier die Rede ist. In Rudolstadt leben viele Ausländer, die unserer Meinung nach gut in die Gesellschaft integriert werden und welche sich auch noch nie beschwert haben. Herr Neuschäfer beschimpft Rudolstadt und auch gesamt Ostdeutschland als Rassisten, was völlig übertrieben und unakzeptabel ist.

    Als Pfarrer müsste Herr Neuschäfer von solchen klischeebedingten Aussagen Abstand halten. Er zieht unsere Kleinstadt in den Dreck und vermittelt ein völlig falsches Bild. es zeugt von seiner Intelligenz zwei achtjährige KINDER anzuzeigen. Wir als Einwohner von Rudolstadt fühlen uns persönlich angegriffen und jeder der schon einmal hier war, müsste es besser wissen, als Herr Neuschäfer. Soweit wie Herr Neuschäfers Niveau gesunken ist, können die Bürger von Rudolstadt gar nicht runterschauen. Es ist eine bodenlose Frechheit und jeder, der dieser Familie glaubt, sollte mal drüber nachdenken, ob es realistisch ist, was diese behauptet.

    Wir Rudolstädter fühlen uns hier wohl und werden uns gegen diese Anschuldigungen wehren.

  • VK
    Volkmar Knoch

    Die verlorene Ehre der Stadt R.

     

    Ein Mann hat ein Problem. Scheitert.

    Verläßt mit seiner Familie die Stadt.

    Bestimmt den Grund für sein Scheitern.

     

    Ostdeutschland, Kleinstadt, Fremdenfeindlichkeit, alltäglicher Rassismus.

     

    Schlüsselwörter als Abschiedsgruß.

    Wörter die passgenau unsere Ängste aufrufen.

    Reflexartig lösen sie eine mediale Lawine aus, die - aus der moralisch gesicherten Höhenluft der Redaktionen - mit Getöse abwärts donnert.

    Gefahr in Verzug. Keine Zeit zu verlieren. Nicht für Recherche, nicht für Nachdenken.

     

    Auf ihrem Weg in die Realität reißt die Medienwoge die ehemalige Freunde des Mannes - durchaus intelligente, weltoffene, aufklärte Zeitgenossen (nichts von zu kurz gekommenen Dumpfbacken).- in den medial erzeugten Abgrund und begräbt eine ganze Stadt unter sich.

    Eine Stadt hat ein Problem.

     

    Wir haben´s ja schon immer gewusst.

    Im provinziellen Osten lauert das Grauen.

    Die Übriggebliebenen, debile antriebsschwache Monster, treiben ihr Unwesen -

    der ausgespieene Bodensatz der deutsch / deutschen Leistungsgesellschaft.

    Unbelehrbar, vernagelt, ewiggestrig.

    Das Klischee lebt.

     

    So Leute, legt die Zeitung zur Seite, macht die Glotze aus, stellt Euch dem Abenteuer Provinz. Kommt nach Rudolstadt und schaut der Bestie ins Maul.

  • R
    ramana

    @Anna

     

    Ach ja respekt und Niveaulos?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen ins Gesicht zu spucken?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen zu sagen:"Sowas wie Dich hätte man früher zwangssterilisiert"?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos zu sagen: "Geh doch zurück in den Urwald"

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen zu sagen:" Du hast Dir deine Haut mit Scheisse eingerieben und ihn anschliessend übelst zusammenzuschlagen?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos als Kindergärtnerin auf die rassistischen Anfeindungen von Kindern gegenüber einem anderen Kind nichts als ein Schmunzeln übrig zu haben?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos, als Rudolstädter, als Bürgermeister, als Kirchenleitung, als Schulleitung nichts besseres zu tun zu haben als rassistisches verhalten zu negieren und herunterzuspielen. Nichts besseres zu tun zu haben als um den Ruf des Städtchens besorgt zu sein?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos mehr Angst um das Rudolstädter "Image" zu haben, als vor Rassismus in der Stadtgemeinde?

  • R
    Ramana

    Ich muss sagen, das ich die Reaktionen des Bürgermeisters, der Kirchenleitung, der Schulleitung und einiger Rudolstädter Bürger sehr sehr bedenklich finde. Hier werden jetzt die Opfer zu Tätern hochstilisiert. Es ist vollkommen irrelevant, ob der Pfarrer Neuschäfer und seine Familie unsympatisch sind oder nicht. Das entschuldigt kein rassistisches Verhalten.

    Es ist peinlich wie sehr Rudolstadt darum bemüht ist den Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit in Ihren Reihen zu negieren und herunterzuspielen. Es ist einfach eine Tatsache, dass der Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit im Osten viel weiter verbreitet ist als im Westen. Natürlich ist Rassismus in der Mitte der Gesellschaft auch im Westen Deutschlands vorhanden, aber nicht in diesem gefährlichen Ausmass.

    Es gibt einfach Gebiete im Osten Deutschlands, um die Bürger schwarzer Hautfarbe und Bürger mit sichtbarem Migrationshintergrund einen grossen Bogen machen sollten. Das abzustreiten ist verantwortungslos. Und das Menschen aus dem Ausland davor gewarnt werden in bestimmte Gebiete Deutschlands zu reisen, halte ich für absolut richtig.

    Die Rudolstädter sollten ihre Energie lieber darauf verwenden das Problem anzugehen, anstatt zu leugnen und um den Ruf ihrer Stadt besorgt zu sein. Der peinliche Banner ?Wir sind fremdenfreundlich? sagt doch schon alles. Wer es nötig hat, das auf so eine plakative Art und Weise herauszuposaunen kann nur Dreck am Stecken haben.

    Auch, das immer wieder gebetsmühlenartig das Tanz und Folksfest als Rechtfertigung angeführt wird. Was soll einem das sagen? Es herscht bei uns kein Rassismus, weil wir einmal im Jahr ein Tanz und Folksfest haben? Lächerlich Und ich kann nur sagen, das ich jeden Menschen mit dunkler Hautfarbe in meinem Umfeld davor warnen werde auch nur einen Fuss nach Rudolstadt und in bestimmte andere Städte und Kleinstädte Ostdeutschlands zu setzen.

    Mfg.

  • A
    Anna

    Ich selbst bin Rudolstädterin und bin über diese Vorwürfe empört. Auf unserer Schule, dem Gymnasium sind Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationen. Diese Menschen wurden bisher nicht bewusst diskreminiert. Unsere Stadt Rudolstadt sollte nicht so niveaulos in den Dreck gezogen werden. Schließlich ist Rudolstadt die Stadt des Tanz und Folkfestes, auf diesem Festival sind andere Nationen sehr stark vertreten und nie gab es irgendwelche großen Auseinandersetzungen. Bitte lasst unsere Stadt in Ruhe, denn so macht ihr auch unser Image kaputt und das ist wirklich ziemlich respekt- und niveaulos.

  • MS
    Marie Schreiber

    Ich wohne mein Leben lang in Rudolstadt und war selbst Schülerin der Anton-Sommer Schule. Zunächst heißt die Schulleiterin Angelika und nicht anders. Ich kann auch bestätigen das in der Schule nicht überdurchschnittlich viel Gewalt herrscht und wenn einmal ein Vorfall passiert wird sofort dagegen vorgegangen, sprich Gespräche mit Eltern Schülern un danderen Beteiligten. Besonders die Religionsleherin Frau Kühn bemüht sich sehr wenn Probleme auftreten, diese zu klären.Des weiterem gibt es hier keine Kneipe die man "schwarzer Engel" nennt.

    Als diese Vorwürfe sind völlig haltlos. Für mich stellt sich die Frage warum rücken die Neuschäfers jetzt erst mit ihrem angeblichen Problem heraus wenn sie doch schon seit einem halben Jahr nicht mehr hier leben. Und warum hat keiner etwas mitbekommen, nicht einmal die Nachbarn? Das muss doch etwas faul sein. Unsere Stadt wird in den Dreck gezogen und schlecht gemacht. Aber hat sich auch mal jemand Gedanken gemacht was wirklich an der Geschichte dran ist? Ich bin der festen Überzeugung das Kinder in der 3. oder 4. Klasse überhaupt nicht wissen was Nazis und Rassismus bedeuten. Ich war nicht dabei aber es wird eine Prügelei ohne ernsthaften Hintergrund gewesen sein, wie es jeden Tag tausende überalle in Schulen gibt. Es gibt zwei Möglichkeiten, die eine ist ganz Rudolstadt leidet an Realitätsverlust weil wir ja alle nix mitbekommen haben oder Herr Neuschäfer leidet unter Realitätsverlust. Was ist wohl wahrscheinlicher? Wohl eher das Herr Neuschäfer sich alles so zu recht biegt wie er es gerade braucht und noch dazu haltlose nich bewiesene Angaben macht. Wer wirklich an der Geschichte interessiert ist sollte sich selber ein Bild von Rudolstadt machen und sich nich von den Medien irgendein Gerücht auftischen lassen. Zum Beispiel in meiner Klasse und Schule sind mehere Ausländer mit denen ich auch befreundet bin, man sieht ihnen zwar an das sie woanders herkommen aber das macht keinen Unterschied denn wir Menschen sind alle unterschiedlich bzw. einzigartig ob schwarz oder weiß, lange oder kurze Nase. Jeder ist etwas besonderes. Ich kann nur jedem ans Herz legen, kommen Sie alle zum Tanzfest oder einfach so nach Rudolstadt und sehen Sie selbst.

  • S
    SLF

    Wer hat denn eigentlich jetzt mal die ganzen Behauptungen überprüft, die gegen die Familie gemacht werden? Wer fragt nach den Motiven?

     

    Ich finde den Artikel gut recherchiert. Als Bewohner des Landkreises kenne ich auch diese Seite Rudolstadts. Zum Beispiel auch die Verbindung von Nachbarn zur Schulleiterin und zum Bürgermeister!

    Und selbst wenn es auch komische Sachen gab (bei wem gibts das nicht?) ist das doch noch längst kein Freibrief für all die blöden Sachen. Ich finde es gut, wenn jemand sich nicht alles gefallen lässt. Solche Landsleute gibts bei uns ins SLF schon genug!

    Ich finde es mutig, dass da jemand nihct geschwiegen hat ...

  • MG
    Magdalene Geisler

    Ich denke, es gibt noch einen anderen Grund für die Abwehr, die dem Pfarrer entgegenschlägt.

    Er passt zu gut in den gegenwärtigen Mainstream.

     

    Nur ein Beispiel aus einem Interview mit domradio Anfang April: "Man müsste erstmal ?die Heilige Kuh des Ostens? schlachten, um es mal so auszudrücken. Man muss erstmal zugeben, dass die DDR durch ihren Kollektivismus, Materialismus und auch ihre Monokultur Spuren hinterlassen hat. Das muss erstmal wieder ordentlich zur Sprache kommen können. Man hat ja lange Zeit über den Nationalsozialismus in Deutschland nicht reden können - und dann kam die 68er-Bewegung. So etwas bräuchten wir eigentlich auch im Bezug auf die DDR - die letztendlich auch eine Diktatur war. Nur darf darüber nicht offen geredet werden."

     

    Spätestens werden die meisten Bewohner des Ostens sagen: Danke, Herr Pfarrer, Sie uns auch Herr Pfarrer...

    Das ist in der Tat ein verhinderter Missionar. Sowas wird in Zukunft noch eine ziemliche Rolle spielen.

     

    Und darum kann man Leuten im Osten nichts begreiflich machen, sondern wird versuchen, ihnen mit allerlei anderen Anwürfen den Mund zu stopfen. Untertanengeist, autoritäre Persönlichkeit.

     

    So ist das alles, leider sehr traurig.

  • LM
    Leko McCulloch

    Ich muss dem Buergermeister ja irgendwie recht geben: Rudolstadt ist nicht anders als andere deutsche Staedte.

     

    Ich selbst habe erst hier in australien erlebt, was es bedeutet, einfach als dunkelhaeutige Deutsche akzeotiert zu werden. In meiner "Heimat" Stuttgart?

    Undenkbar.

     

    "Duuuuu sprichst aber guuuut Deutsch! Wooooo koooommst Du denn her?"

    Auch wenn man in Westdeutschland nicht ganz so offen angefeindet wird wie im Osten. man ist immer ein "Deutscher zweiter Klasse"

    Jede zweite Supermarktkassierin - man meint es ja nur gut! - komplimentiert einem zu dem akzentfreien Deutsch. "Wie, Du bist Deutsch? Aber doch nicht richtig?"

    Gibt es auch ein "falsch Deutsch" sein?

     

    Warum glaubt eine Kassiererin, mich fragen zu koennen, woher denn meine Eltern nun ganz genau kommen?

    geht meine Familiengeschichte denn nun wirklich jeden was an?

     

    Und mit welchem Recht wird man eigentlich von Hinz und Kunz geduzt?

     

    Warum wurde ich zu Studienzeiten aus einer gruppe von Studenten herausgepickt? Warum wollten die "netten Polizisten" meine personalien aufnehmen? Warum den Inhalt meiner Taschen inspizieren?

    Richtig! Man weiss ja, dass Dunkelhaeutige die sind, die mit Drogen und all so'nem Zeug handeln.... liest man ja immer in der Zeitung.

     

    Rudolstadt ist nicht anders als andere deutsche Staedte.

     

    Dennoch ist die deutsche Kultur, die, mit der ich mich identifiziere. Ich bin stolz darauf, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten erreicht hat. Die deutsche Kultur, Literatur, Weltanschauung..... das alles werde ich eines Tages an meine Kinder weitergeben.

    Aber in Deutschland leben moechte ich nicht mehr.

    Ich musste ans andere Ende der Welt ziehen, um einen Ort zu finden, an dem meine deutsche Identitaet nicht hinterfragt wird.

  • MG
    Matthias Geiger

    Eine Frage an den Journalisten des Artikels: Haben Sie eine einzige Aussage des Pfarrers ueberprueft? Die Polizei sagt, dass der Uebergriff in der Schule keinen fremdenfeindlichen Hintergrund hatte. Der Pfarrersjunge hat das selbst zu Protokoll gegeben. Der Pfarrer behauptet das Gegenteil.

    Enge Freunde - aus Westdeutschland stammend berichten, dass sich die Pfarrerskinder mit anderen Kindern häufig gestritten haetten, wie dies unter Kinder ueblich ist. Doch die Neuschaefers habe das alles unter fremdenfeindlichen Uebergriffen zusammengefasst. Wer ist die Freundin, die dabei war, als Frau Neuschaefer nach eigener Aussage angespuckt wurde? Die Liste laesst sich beliebig fortsetzen.

    Hat sich der TAZ-Reporter ein einziges Mal gefragt, ob es vielleicht ganz andere Gruende geben koenne fuer die Flucht von Miriam Neuschaefer? Gruende, die fuer die Familie, die Frau und die Kinder so beschamend sind, dass lieber der Schwerpunkt auf die Beschimpfungen gelegt wird?

    All das heisst nicht, dass es in Rudolstadt kein Problem mit Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit gibt. Nur sollte die Frage fuer einen Journalisten zuerst sein: stimmt die Geschichte? Wenn sie stimmt - wofuer steht sie?Auch Sebnitz hatte und hat ein rechtes Problem, was rechtes Gedankengut, Fremdenfeindlichkeit und NPD-Waehlerschaft angeht. Nur stimmte die Geschichte damals trotzdem nicht.

    Wenn der eine oder andere Journalist ein paar Grundregeln der Recherche vergisst - unter anderem: glaube nichts, aber halte alles fuer moeglich, dann kann er einer Geschichte aufsitzen, die moeglicherweise so nicht stimmt. Geholfen ist damit ausschliesslich den Rechtsextremisten - siehe Sebnitz. Dort gelten die rechten Kameraden mittlweile vielen Buergen als die guten Jungs, die von einer Medienmeute zu Unrecht verteufelt wurden.

  • TL
    Tanja Ljubow-Reich

    Hat bei dem äußerst schlecht recherchierten "Fall Neuschäfer" schon mal jemand darüber nachgedacht, ob hier nicht vielleicht jemand gescheitert ist? Gescheitert als Missionar und Theologe, als Pädagoge, als Vater und als Ehemann. Bei genauerem Hinsehen schimmert da nämlich was durch, was die Erlebnisse von Frau Neuschäfer nicht bagatellisieren sollte, aber ihre "Flucht" mit den Kindern auch mal anders beleuchten könnte. Bei Gesprächen mit Nachbarn, Lehrern, Rudolstädtern usw. zeichnen sich da nämlich durchaus auch andere Bilder ab. Nur leider lassen sich solche Berichte an die Medien nicht so gut verkaufen. Sie geben keine Schlagzeile her. Fremdenfeindlichkeit ist im Moment ein Thema, wo sich gleich ein Schalter umlegt und das mediale Interesse sich überschlägt. Der ganz normale Alltag in einer Kleinstadt und Familie- das will doch keiner wissen!

  • MG
    Magdalene Geisler
  • ML
    Manfred Luthardt

    Ich wohne im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Am letzten Mittwoch hatte ich berufsbedingt in Rudolstadt zu tun. Es war Markttag. Die Marktstände vor dem Rudolstädter Rathaus waren mäßig besucht.Vor dem Brunnen steht ein Mann, dunkelhäutig und Tauben fütternd. Keiner stört sich an ihm. Am Rathaus sehe ich das Banner "Wir sind menschfreundlich". Schade ich hatte meine Kamera nicht dabei, wäre ein gutes Foto geworden.

     

    Rudolstadt ist nach meiner Meinung nicht fremdenfeindlich. Fremdenfeindlich, könnten höchsten die Bewohner sein. Aber alle 24.000? Es ist auch recht einfach, die Fremdenfeindlichkeit auf nur die DDR zu schieben. Die muss ja für alles herhalten, was im Osten schief läuft.

     

    Sicher konnten wir im Osten keine großen Erfahrungen mit Ausländern sammeln. Die paar, die in unseren Städten wohnten, lebten meist von den Einheimischen isoliert. Oder hatte jemand Freunde unter den russischen Soldaten. Dies war nicht gewollt. Aber deshalb den Ostdeutschen eine fremdenfeindlichen Grundhaltung zu unterstellen, ist nach meiner Auffassung zu einfach.

     

    In der medialen Berichterstattung über die Familie Neuschäfer und den Leserbriefen zu diesem Thema gibt es zwei Tendenzen. Wer nicht von hier ist, sieht die Rudolstädter nur als fremdenfeindliche Menschen, die Rudolstädter und vor allem die, die die Familie näher kannten, sprechen eine andere Sprache. Warum?

     

    Ich kannte bis vor kurzem weder die Familie Neuschäfer, noch wußte ich, dass sie in Rudolstadt fremdenfeindlichen Angriffen ausgesetzt war, obwohl ich beruflich häufig im Nachbarhaus der Neuschäfers bin. Gehöre ich nun zu denen, die wieder nichts gewußt haben wollen?

  • SZ
    Simon Z. Lohwasser

    Mal wieder kein Glanzstück investigativen Journalismusses liebe TAZ. Eher peinlich- billiger Betroffenheits- und Gutmenschenempörungsmatsch, von professioneller Recherche keine Spur.

    Es reicht jetzt langsam.

    Vielleicht wäre es an der Zeit, ein differenziertes Bild des "Falles Neuschäfer" zu zeichnen. Aber dazu liebe TAZ, gehören Mut, Ambiguitätstoleranz und etwas journalistisches Knoff-Hoff. Falls Sie sich in naher Zukunft -so rein inhaltlich- mal aus der politisch korrekten Betroffenheitsecke heraustrauen, bitte nicht wieder den Praktikanten los schicken.

    Ich kenne Rudolstadt, habe knapp 11 Jahre als Zugezogener dort gearbeitet und gelebt. Glauben Sie mir einfach, wenn ich Ihnen sage: ich weiss, wie es ist, in dieser Kleinstadt anders zu sein. Trotz aller Borniertheit, trotz allem Kleinstadtmief und mancher Provinzposse, habe ich in Rudolstadt gut gearbeitet, gut gelebt, gute Freunde gefunden, mit diesen gut und gern gefeiert, gezecht und gelacht. Zumeist in der Weinbergstraße. Auch mit den Neuschäfers.

    Das Zerrbild, welches Sie und Ihre Kollegen zeichnen, entspricht zwar den zunehmend absonderlicher werdenden Thesen des Pfarrers und bedient augenscheinlich im Ost-West- Fremdsein verwurzelte Vorurteile, es wird aber weder Miriam Neuschäfer noch ihren Kindern ?also den Opfern- gerecht.

    Kein Zweifel, die Neuschäfers haben in Rudolstadt Schlimmes erlebt, das entsprechend aufgearbeitet gehört. Plakate am Rathaus mit schlauen Sprüchen drauf, sind lediglich kontraproduktiv. Ich rede da aus Erfahrung: auf einem meiner T-Shirts steht ?Lottogewinner?, geholfen hat es bisher nichts. Und dass der Bürgermeister Herr Reichl quasi über Nacht zum Best Buddy des Rudolstädter Tanz- und Folkfestes avanciert, überrascht mich zwar, freut mich aber aufrichtig.

    Kein Zweifel, die ersten öffentlichen Reaktionen der Stadtoberen rangieren im Bereich hilflos bis dreist. Eine thüringische Kleinstadt, die jedes Jahr bis zu 400 Bürger verliert, darf dem zornigen Wegzug einer siebenköpfigen Familie nicht so nonchalant entgegenstehen.

    Aber auch kein Zweifel daran, das die Neuschäfers in Rudolstadt Freunde und Hilfsangebote hatten. Freunde, die zunehmend als blind und taub durch die Medien gezerrt werden. Hilfsangebote die ausgeschlagen wurden. Nun ist Kommunikation eine ganz spannende und komplexe Sache. Und sprechenden Menschen kann meist geholfen werden. Vielleicht hätten wir ja hören müssen, was nicht gesagt wurde.

    Wenn ich mich durch all den plakativen medialen Mist wühle, fällt mir schlußendlich auf, das es immer weniger um die Opfer, um Miriam und die Kinder, geht. Es geht längst nicht mehr ums Miteinander, ums Reden, um eine Entschuldigung oder gar eine gemeinsame Lösung.

    In den Medien treffe ich schon lange nicht mehr auf den betroffenen Vater, der zu Recht Aufarbeitung durch die verantwortlichen Pädagogen und Politiker fordert und Gerechtigkeit für seine Familie verlangt. Sondern vielmehr auf einen Pfarrer mit ausgeprägtem Sendungsbewußtsein, der mal eben so fünf Bundesländer zu ?No- Go- Areas? erklärt. Und wenn sich der Osten auch nach sieben Jahren nicht missionieren läßt, dann brenn ich ihn halt mit Hilfe der Medien nieder.

    Noch ein letzter persönlicher Gedanke zu ihrem ?Null-Information-aber-dolle-viel-Empörung-Artikel? und zur Rudolstädter Bibliothek. Sie schillert sicher nicht so schön wie das dreitägige Tanzfest (und vielleicht entging Ihrem Praktikanten daher ihr stiller Charme). Für mich war sie bisher ganzjährig ein wichtiger Anlaufpunkt, sie hat sich -meiner Einschätzung nach- in den letzten Jahren trotz enger werdendem Budget, zu einem bemerkenswerten Knotenpunkt niedrigschwelliger Kultur- und Bildungsarbeit in Rudolstadts Zentrum entwickelt. Offen für alle Bürger und viele viele knallbunte Ideen. Und dafür einfach mal ein fettes Danke an Frau Hansen, Frau Keil, Frau Lusche und ihre Kolleginnen.

  • Y
    yaltenbrucker

    Das Ganze illustriert schön das Problem mit Ostdeutschland: Die intelligenten Ossis sind in den Westen oder zumindest in große Städte, in denen sie ihr Potenzial realisieren können. Die Übriggebliebenen sind halt "der Rest". Gegen diesen Bodensatz, der sich aus Ostalgikern und Nazis zusammensetzt, kommen selbst die motiviertesten "Entwicklungshelfer" aus dem Westen nicht an.

    Als Entschuldigung (als ob man Rassismus entschuldigen könnte!) wird dann gerne angeführt, daß die wirtschaftliche Situation so schlecht sei. Tja, der zurückgebliebene Rest gründet eben keine Firmen, Ich-AGs und ähnliches - das machen nur Zugewanderte, wie eben der Dönermann, auf den der Plebs dann wieder neidisch ist. Katze beißt Schwanz. Aus Zonistan wird nix mehr.

  • S
    SLB

    Danke Mo Bee fürs "Outing"! Ich stamme selbst aus der kleinstädtischen - allerdings sächsischen - Provinz. Trotzdem. Alles, was dunkler scheint, als die eigene Sommerbräune, wird als "Nigger" bezeichnet oder sogar "Chinese". Das zeugt nicht gerade von guten Geographiekenntnissen. Verstehen die Menschen nicht, dass es auch nur Menschen sind aus Fleisch und Blut wie sie selbst? Gerade die Familie eines Pfarrers. Wo bleibt da die "christliche Nächstenliebe"?

     

    Die Kinder in der Schule, die wahrscheinlich einfach nur das nachplappern, was sie von zu Hause nicht anders kennen, werden nun als "bundesweit rechtsradikale Schläger dargestellt", beklagt die Schulleiterin. Und die Leher? Warum haben die nichts unternommen? Wie hat sich Jannik gefühlt? Haben sich Schulleiterin, Eltern und Schüler das mal überlegt? Warum gab es daraufhin keine offene Diskussion innerhalb der Klasse? Oder der Schule? Oder gab es das?

     

    http://www.otz.de/otz/otz.homepage3_140477.php

     

    "3 Vorfälle in 3 Jahren" - deswegen zieht die Familie doch nicht weg! Darüber muss gesprochen - nicht geschwiegen werden! Stattdessen fühlen sich die Rudolstädter selbst ungerecht als Rassisten abgestempelt. Das ist die falsche Richtung. In diesem Land ist schon viel zu viel tot geschwiegen worden!

     

    http://www.otz.de/otz/otz.homepage3_140302.php

     

    Es bringt aber nichts sowohl mit dem Finger auf die Schuldigen zu zeigen, noch sich gegenseitig den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben. Das sieht man ja. Wie wäre es denn stattdessen mal mit einer Entschuldigung der Menschen an die Familie? Das wäre ein Anfang.

  • IB
    IMatthias Biskupek

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Eine taz findet Unschuldige

    Von MATTHIAS BISKUPEK, Berlin, Kolmarer Straße

     

    Da ist wohl manches falsch gelaufen, bei dem Beitrag, sagt der Verantwortliche, befragt nach der eigens vom Zeitungsdichter Wyputta für ?Rudolstadt? erfundenen Gaststätte ?Zum schwarzen Engel? und tritt verlegen von einem Bein aufs andere. Die taz-Redaktion ist malerisch gelegen, im pittoresken Berlin. Nein, man lese nicht alle Beiträge der Kollegen, nicht so genau, man wisse darüber nichts.

    Es ist immer dasselbe, in den scheinbar grünen, scheinbar fremdenfreundlichen Redaktionen: Niemand hat die zahlreichen Fehlern bemerkt, niemand ist den eigenen Vorurteilen aufgesessen. Es tue ihm leid, dass sie alle falsch zitiert wurden, der Rechtsanwalt, die Bibliothekarin, die Weltladen-Mitarbeiterin und der Brief des Nachbarn und dass leider nicht bemerkt wurde, dass das Foto der alleingelassenen Pfarrersfamilie ein bearbeiteter Ausschnitt sei ? aus einem großen Foto von grünen, fremdenfreundlichen, taz-lesenden Rudolstädtern, die gemeinsam mit der Pfarrersfamilie eine Hochzeit feierten. Und dass Mustafa Seker, dem der Döner-Grill nicht direkt gehört, weder verkaufen, noch weg wolle, nun da habe der Mitarbeiter im guten und richtigen Glauben ? ein Mitarbeiter, der ihm durchaus bekannt sei als standhafter Glaubensnichtflüchtling ? wohl etwas falsch verstanden.

  • P
    Patrick

    Ich habe lange im Westen und lange im Osten gewohnt, und meine Erfahrung ist, dass Osteutschland wesentlich mehr von dieser "aus der Mitte der Gesellschaft stammenden Xenophobie" - insbesondere in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten - aufweist als Westeutschland.

  • M
    Monika

    Ich habe lange im Osten und lange im Westen gewohnt, und meine Erfahrung ist, dass Westdeutschland wesentlich mehr von dieser "aus der Mitte der Gesellschaft stammenden Xenophobie" - insbesondere in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten - aufweist als Ostdeutschland.

  • WB
    Werner Baulig

    Die Neuschäfers sind keine Einzelfälle. Geradezu bezeichnend ist der Umgang mit der Familie und dem Thema.So werden Kommunikationsfehler, übertriebene Sensibilität, Verfolgungswahn, Sensationslust, selektive Wahrnehmung oder Profilneurosen bei den Opfern ausgemacht - die damit verbundene Chance einer vielleicht nachhaltigen Auseinandersetzung vor Ort bzw. in der gesamten Region bleibt indes ungenutzt.

    Meine Frau und ich leben seit fast 16 Jahren in Schwerin, ebenfalls als Besserwessiexport, um "die Treppe schnell nach oben zu fallen", "abzusahnen" und damit gewissermassen als verbeamtetes Problem den Dauerbesatzer zu geben. Die Rückblende hinsichtlich Bewusstsein, Outfit und bisweilen Handeln zurück in die späten fünfziger Jahre ist auch hier noch dominierend, auch wenn selbstverständlich wieder einmal alles viel komplizierter ist, als es den Anschein hat. Eines ist jedoch ganz einfach. Türken, Italiener, Inder, Afrikaner etc. gibt es hier nicht, ein Spaziergang durch die Stadt genügt. Eine NPD wird hier benfalls nicht benötigt. Die Kleinkariertheit als alles durchdringendes Grundgefühl genügt. Der Feind sitzt im Westen und im Rest der Welt, so kann es ja nichts werden, alleine gegen alle schafft man es eben nicht.So bleibt das Klagen. Auch hier stammt die selten verborgene Fremdenfeindlichkeit aus der Mitte der Gesellschaft, und die Mitte ist der sichere Hort der bisweilen recht deutschen Gemütlichkeit.

  • T
    Thüringer

    In der heutigen Ausgabe der Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt/Saalfeld) kommt der Rudolstädter NS-Liedermacher und Tätowierer Veit Kelterborn im Artikel "Die Haut zu Markte tragen" völlig unkommentiert zu Wort. Ein einfaches googeln hätte genügt, von OTZ-Mitarbeitern so etwas zu erwarten, ist wohl zu viel verlangt. Kelterborn ist sicher in der Stadt ein angesehener Unternehmer.

     

    http://www.otz.de/otz/otz.rudolstadt.volltext.php?kennung=on4otzLOKStaRudolstadt39548&zulieferer=otz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt&region=Rudolstadt&auftritt=OTZ&dbserver=1

  • JP
    Johan Pauligk

    Typisch.

     

    Wie in Sebnitz.

     

    Was ist eigentlich in Ludwigshafen rausgekommen? Sie wissen schon, der große ausländerfeindliche Brandanschlag...

  • MB
    Mo Bee

    Rassismus, der fiese, widerwärtige im Alltag - das Weggucken, das Naserümpfen, saublöde Blicke in der Straßenbahn, dumme Kommentare ? ist widerlich. Ich bin nicht schwarz, sehe nicht asiatisch oder indisch aus, nicht türkisch. Ich kann nicht wissen, wie es sich anfühlt, sich als ?Fremdaussehende? in einer Kleinstadt wie Rudolstadt zu bewegen.

     

    Ich nehme für mich in Anspruch, sensibel zu sein, und deshalb glaube ich Frau Neuschäfer, dass sie sich oft unwohl, nicht angenommen gefühlt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen, denen sie in der Stadt begegnet ist, abfällig geschaut haben. Da sind sicher eine ganze Menge, die vermeintlich "Fremde" oder ?Fremdaussehende? nicht akzeptieren und sie das spüren lassen. Dass das so ist, macht mich wütend. Warum das so ist, ist eine andere Frage. Gestellt wird sie leider viel zu selten. Diskutiert schon gar nicht.

     

    Dennoch: Zur Wirklichkeit gehören viele Fragmente und erst alle zusammen ergeben ein Bild. Und dieses unterliegt auch noch einmal der Interpretation eines jedes einzelnen.

     

    Wer tatsächlich an weiteren Fragmenten in Sachen ?Pfarrer Neuschäfer und Rudolstadt? interessiert ist, dem sei auch der DLF-Beitrag von Christian Werner vom 10.4.2008 empfohlen (ca. 18:46 Uhr ? zu finden unter Audio on Demand, Beiträge zum Nachhören) im Deutschlandfunk sowie einige (!) der aktuellen Leserbriefe in der Ostthüringer Zeitung (www.otz.de/rudolstadt - Leserbriefe; technisch leider dilettantisch gelöst), in denen Schreiber wie z.B. Katrin Promnitz ganz konkret Erlebnisse und Begegnungen mit Herrn Neuschäfer und seiner Familie schildern, die m.E. durchaus das Potential haben, das bisher medial vermittelte Bild zu novellieren.

     

    (Quote:)

    ?Die Leserbriefspalten der Ostthüringer Zeitung werden von der Wut auf die Pfarrersfamilie beherrscht.?

     

    Wieso? Das Gros der Schreiber konnte sich im Gegenteil vorstellen, dass die Neuschäfers in Rudolstadt rassistischen Kommentaren und abwertenden Blicken ausgesetzt waren. Sie nehmen die Vorwürfe der Neuschäfers an, sie sind in dieser Sache ganz auf ihrer Seite, sie schämen sich für die 'Dummheit' ihrer Mitmenschen. Aber ich lese noch etwas anderes heraus: Enttäuschung darüber, wie wenig andere wichtige Aspekte in der Geschichte beim medialen Umgang damit eine Rolle spielen. Wie wenig Journalisten tatsächlich interessiert, welche Gründe es für die Situation gibt, wie es dazu gekommen ist, warum es so ist. Und ja - auch wenn es nicht zur "Story" passt und sich womöglich nicht "schickt", bei diesem sensiblen Thema unangenehme Fragen zu stellen (am besten ja gar keine): In diesem Fall gibt es offenbar noch andere Gründe dafür, dass die Neuschäfers in Rudolstadt nicht mehr bleiben wollen. Dass feindselige Blicke dazugehören, bestreitet niemand.

     

    Ansonsten will ich dem taz-Korrespondenten nicht vorwerfen, dass er Formulierungen verwendet wie diese hier:

     

    ?Manchmal wirkt das kleine Städtchen, in dem jeder jeden kennt, unheimlich.?

     

    Das klingt schön reportagig und ganz so, als sei man nah dran gewesen. Was das genau heißt, was er damit sagen will und aus welchen Erlebnissen sich sein Eindruck ergibt, erfahre ich nicht.

     

    Was die Suche nach Schuldigen betrifft: Aus meiner Sicht suchen die Rudolstädter, die sich äußern (und das sind ja gerade nicht die mit rassistischen Gedanken, die den Neuschäfers die Integration erschwert haben), nicht zuerst nach Schuldigen. Aber sie wünschen sich in der überwiegend oberflächlichen medialen Debatte ein Fünkchen Differenziertheit und können mit der Keule, die über der ganzen Stadt geschwungen wird, zu Recht nichts anfangen.

     

    Hach herje, ich geb' es zu, ich bin gebürtige Rudolstädterin und wünsche mir das eben auch. Nicht weil Rudolstadt das verdient hätte, sondern weil es jeder Leser, jeder Zuschauer, jeder Hörer verdient hat. Am Ende kann jeder selbst entscheiden, wem er wie viel glauben will. Aber er sollte die Chance bekommen, sich entscheiden zu können.

  • RL
    roberto largo

    der rassismus des ostens resultiert daraus das sie einfach keine ausländer kennen.

    die paar ausländer die es in der ddr gab: angolaner, vietnamesen, nicaraguaner als beispiel, haben das auch schon zu ddr zeiten zu spüren bekommen.

    die theoretischen völkerfreundschaftsbekundungen aus der schule konnten den latenten rassismus aus allen bevölkerungsbereichen praktisch nicht aufheben.

  • RS
    Rudolf Stüben

    Es ist immer der gleiche Satz:" wir haben nichts gewußt und gehört;hätten wir ... ".

    So verteidigten sich schon unsere Väter und Mütter anno 1946 und später , angesprochen von Nachkriegskindern und denen Kindern , die , 1939 und danach, geboren wurden.

    Sie alle haben es gewußt! Auch die Rudolstädter und besonders die im Beitrag geannten Personen des näherten Umkreises. Nur getan haben sie nichts, aus persönlicher Feigheit.Jetzt, wenn die " Hütte " brennt, ist das Opfer selber schuld, und , maßlos erschreckend , selbst die evanglischen " Oberhirten " ( welche Verhöhnung liegt in dem Wort " Hirte " ) ) des Opfers und seiner Familie fallen in den Chor der 3 Affen ein.

    Erschreckende Übereinstimmung mit dem 3. Reich und dem dortigen Verhalten der Amtskirchen.

    Nichts dazu gelernt.Armes Deutschland in Rudolstadt und auch anderswo.

  • KT
    Karsten Tittel

    Ich kenne weder Herrn Neuschäfer noch seine Familie,weiß nicht ob er besonders sensibel, ob er ein Sympathieträger, ob er ein guter Christ ist. Aber ich kenne Rudolstadt seit 50 Jahren. Rudolstadt ist nicht "braun" oder "rassistisch" oder sonst was. Rudolstadt ist eine Kleinstadt und dort haben es neu zugezogene Menschen immer etwas schwerer als im anonymen Großstadtgewimmel. Hier wo fast jeder jeden kennt, schaut man natürlich auf die "Neuen". Muß aber auch nicht schlecht sein, denn im Gegenzug dafür bietet eine solche Kleinstadt natürlich auch die Geborgenheit, die man in einer Großstadt so nicht findet. Und falls wirklich Beschimpfungen dieser Art gegen die Kinder Neuschäfers gefallen sind, sollte man einfach mal drüber nachdenken, ob Kinder nicht generell hin und wieder grausam sein können. Oder gibt es jemanden, der dies nicht in seiner Kindheit erlebt hat? Da wurde über Stotterer gelästert, da wurde die picklige Haut für Beschimpfungen genutzt usw. Ich denke daß Kinder oftmals garnicht wissen, wie weh sie jemandem tun können, sie wollen eben einfach manchmal kränken wenn sie einen anderen nicht leiden können. Sollte ein Mann der Kirche nicht eigentlich in der Lage sein, solche Probleme mit Kindern, Klassenkameraden seiner Kinder, anders zu klären als mit einem pauschalen Urteil über alle Bürger der Stadt. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, daß Herr Neuschäfer sich am "Weltfriedenstag" öffentlich gegen Kriege ausgesprochen hätte, aber werde mich schwer hüten, ihn als "Kriegsverherrlicher" zu bezeichnen. Nicht jeder, dem es am Mut fehlt, sich gegen beleidigende Äußerungen zu positionieren, ist gleich ein Rassist, ebensowenig wie jeder der sich nicht explizit gegen den Krieg in der Öffentlichkeit äußert ein Kriegstreiber ist. Also Herr Neuschäfer, Mäßigung und Augenmaß wahren und "immer schön Mensch bleiben"! Und wenn ich solche Kommentare wie den vom "Soziolen" Mario Möller aus Rudolstadt lese, kann ich eigentlich nur traurig sein. Er wittert rechts, links und in der Mitte Faschismus und Rassismus, bezeichnet sich selber aber als "Antideutschen". Schon in dieser Bezeichnung kommt doch wohl mehr Rassismus zum Ausdruck als in jedem dummen Geschwätz eines anderen Rudolstädters.

  • W
    Wossi

    Trutzburg am Runden Tisch im Rudolstadt:

    Am 8. Mai fand in Rudolstadt ein Runder Tisch zur durch Berichte über den Wegzug der Familie Neuschäfer ausgelösten Rassismusdiskussion. Die Informationen über Ablauf des rund Tisches sind bis jetzt widersprüchlich, aber nicht sehr ermutigend. Hier einige Eindrücke:

    - "Verstimmungen am Runden Tisch" (Mitteldeutsche Zeitung)

    - "Sehnsucht nach kleinstädtischer Homogenität" (Christoph Dieckmann, Zeit-Redakteur)

    - "Das Image hat Kratzer, aber die Stadt ist zusammengerückt." (Superintendent Peter Taeger)

    - "Es werden Dinge erfunden, um uns unglaubwürdig zu machen." (Pfarrer Neuschäfer)

    - "Der Runde Tisch von 2001 ist eingeschlafen, weil es angeblich nichts zu berden gab." (Stadtrat Hubert Krawczyk)

    - "Rudolstadt tut sich mit den Opfern schwer." (Frankfurter Rundschau)

    - "Friede ist konkret" (Evangelische Kirche)

    - "Gemeinsames Fazit: Der Runde Tisch soll fortgesetzt werden." (Ostthüringer Zeitung)

    Das klingt stark nach Trutzburg, aber vielleicht übernehmen Sie, Frau Geisler!

  • MG
    Magdalene Geisler

    @ Wossi

  • SJ
    Sarah J.

    interessant das herr neuschäfer im welt-interview zugibt das es auch fremdenfreundliche menschen gegeben hat..der aspekt taucht ja leider nicht allzu oft auf. ich denke genau das ist auch der punkt der viele so empört. wenn man jahrelang mit neuschäfers umgang hatte,nett zu ihnen war und ihnen nichts böses wollte und dann auf einmal mit rassisten in eine topf geschmissen wird dann tut das in erster linie weh. und diese gefühl der verletzung ist dann auch das was man am ehesten zum ausdruck bringt. ich denke den meisten rudolstädtern ist klar,das es durchaus rassistische anfeindungen gegeben hat (ob in dem umfang der beschrieben wird sei mal dahin gestellt),auch wir sind kein volk von engeln,aber das rudolstadt jetzt zum anlass genommen wird pauschal ganz ostdeutschland als no-go-area zu brandmarken ist völlig überzogen.

    ich weiß nicht wieviele diskussionen ich in letzter zeit darüber geführt habe.. ich kann nur hoffen das viele zum bereits mehrmals erwähnten tff kommen und die taz sich das vielleicht auch mal zum anlass nimmt die andere seite rudolstadts zu zeigen..

  • W
    Wossi

    Mich interessiert Rudolstadt und das dortige Folkfestival nicht. Was mich interessiert, ist der Kampf gegen Rassismus und Faschismus, ob in seiner alltäglichen oder organisierten Form. Dazu soll die Berichterstattung demokratisch orientierter Medien beitragen. Folkloristisches Regionalmarketing und heimelige Identitätspolitik wird schon von den Zeitungen vor Ort, z.B. der Südthüringer Zeitung, zu genüge betrieben. Und es ist u.a. auch diese Art von Journalismus vor Ort, die dazu beiträgt, dass die Menschen dort sich immer mehr in ihre Wagenburg zurückziehen, unfähig zur selbstkritischen Reflexion und reflexartig aggressiv gegenüber allem, was nicht in ihr geordnetes Weltbild passt. (Viele Beiträge hier im Forum sind ein gutes Beispiel dafür.) Angesichts der regressiven Öffentlichkeit in der ostdeutschen Provinz - und ich weiß, wovon ich spreche, habe ich dort doch selbst fast zehn Jahre gelebt, bevor ich wie Familie Neuschäfer die Flucht ergriffen habe - muss, will man vor dem dortigen Rassismus und Faschismus nicht kapitulieren, Aufklärung von außen kommen. Das ist die Aufgabe der TAZ, und leider wird sie dieser Aufgabe immer seltener gerecht. Auch im Fall von Rudolstadt hat die TAZ "nur" nachgezogen, andere Medien waren besser und schneller. Deshalb bitte mehr kritische Provinzberichterstattung!!! Oder anders formuliert: Warum sind Artikel von Astrid Geisler in der TAZ so selten geworden?

    Mit freundlichen Grüßen

  • MG
    Magdalene Geisler

    Das wüsste ich auch gern, ob es jemals von der taz einen BEricht über das Festival in Rudolstadt gegeben hat.

  • JM
    jens möller

    an alle die sich durch von voreingenommener und einseitiger berichterstattung beeinflussen lassen und durch ihre,hier im forum geschriebene meinung,glauben sich auf die seite der aus rudolstadt weggezogenen pfarrersfamilie stellen zu müssen,kann ich nur empfehlen,das jährlich am 1. juliwochenende stattfindende tanz un folkfest zu besuchen.dort kann man sich von selbst von den rassistischen und menschenfeindlichen auswüchsen überzeugen.ich bin selbst rudolstädter und will hier keinesfalls meine hände in unschuld waschen,habe aber genau wie wohl die meisten rudolstädter aus den medien von diesen vorwürfen erfahren müssen.rudolstadt ist mit sicherheit nicht mehr oder weniger als andere städte mit ausländerfeindlichkeit belastet.aber eine stadt ist schnell durch falschen,fehlerhaften oder einseitigen journalismus schnell in eine dunkle ecke gestellt,da sich natürlich solche themen besser an die leser bringen lassen.nur frage ich mich ob einige überhaupt die andere seite noch sehen oder mehr darüber erfahren wollen!

    also an alle die hier über rudolstadt schreiben als wäre hier rechtradikalismus und menschenfeindlichkeit die tagesordnung auf unseren strassen,kann ich nur sagen.....

     

    Besucht uns in RUDOLSTADT und schreibt nach diesem besuch eure meinung in dieses forum. vielen Dank!

  • JH
    Jörg Holzapfel
  • CR
    Christian Rock

    Schönen Dank auch!

     

    Jetzt ist es wieder mal soweit, Jahre lang war Ruhe um den "braunen Mist". Ja wir kennen das als Rudolstädter zu Genüge. Viele Jahre nach dem Fall der Mauer waren wir davon geprägt - Märsche zu bestimmten Todestagen, Versammlungen auf der Strasse! Das haben wir zum Glück überstanden, wir die Bewohner von Rudolstadt und da kommt "Einer", reißt uns zu Boden und tritt noch hinterher. Schönen Dank dafür! Haben wir das verdient? Nein.

    Und so etwas nennt sich Kirche!

  • C
    christoph

    @Ausländer

    genau, und wenn sie brennt, ist sie eine Hexe

  • R
    Ramana

    @ Ausländer

     

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

    Ganz Ihrer Meinung

  • JH
    Jörg Holzapfel

    Ich würde das Problem ja gerne angehen wenn ich nur wüßte wo ich anfangen soll ...!Neuschäfers,die Medien und die bösen getarnten Xenos aus der Mitte der Gesellschaft machen's einem ja nicht gerade leicht die Schuldigen zu entlarven!Es könnte der nette vietnamesische Gemüsehändler,der Punker auf dem Markt,Pfarrer Bolte,eben jeder sein, solange er nur aus den kollektivgeilen No go Areas( in Ostdeutschland) kommt!Es ging ja nie speziell um Rudolstadt und erst recht nicht um Neonazis ....?!Bei dieser Täterbeschreibung muß i passen!Sorry!Aber wenigstens weiß man jetzt,Dank Herr'n Wyputta,das es ne neue Kneipe gibt!Den schwarzen Engel.Im ehemaligen, abgebrannten, Chinarestaurant!Uuuuups! http://www.welt.de/politik/article1899146/Ganz_Ostdeutschland_ist_No-Go-Area.html?page=1#article_readcomments, In Chemnitz war's schön,no go...,wassen nu? Es gibt eine negative Grundstimmung...,anderes Menschenbild(wunder,Kopfschüttel)! http://www.wahlen.lds.nrw.de/kommunalwahlen/2004/kreisfreieStaedte_Kreise/raete_staedte/a997000kw0400.html,http://www.bundes-sgk.de/servlet/PB/menu/1509583/index.html Soviel zu Neos in NRW und Thüringen

  • Q
    "Ausländer"

    Es scheinen doch einige in ihrem persönlichn Stolz verletzt zu sein, ganz nach dem Motto "woanders gibt es vielleicht fremdenfeindlichkeit, ABER bei uns nicht".

     

    Dabei wird die grundlegende Problematik bewusst verkannt. "Fremdenfeindlichkeit" nimmt in Deutschland zu, sowohl im Westen als auch im Osten.

    Und das Neonazismus und Fremdenfeindlichkeit im Osten salonfähiger und stärker ausgeprägt ist als im Westen wird doch immer wieder durch das besonders gute abschneiden rechtsradikaler Parteien bestätigt.

     

    Vielleicht sollte man mal endlich das Problem angehen, anstatt sich persönlich angegriffen zu fühlen, wenn die Probleme angesprochen und publik gemacht werden.

     

    Wer unschuldig ist braucht kein schlechtes Gewissen haben!

  • MB
    Mo Bee

    So isses. Danke Max. Bin ich froh, dass es junge Menschen gibt, die das Ganze differenziert und lösungsorientiert angehen. Ich fange auch gleich bei meinen Vorurteilen gegenüber Spießern an :-)

  • MF
    Max Fuhlbrügge

    Hallo,

     

    aus dem Artikel, aber auch aus den Kommentaren spricht eine bestimmte affektive Betroffenheit, wenn nicht sogar Empörung. Entweder seitens der Rudolstädter oder Ostdeutschen, die sich zu unrecht angegriffen fühlen, oder seitens der Restdeutschen, für die sich mal wieder das Problem des ausländerfeindlichen Ostens offenbart. Das führt hier teilweise bis zu pauschalen Rassismusvorwürfen, teilweise zu eingeschnappten Schutzbehauptungen.

    Ein wenig spiegelt sich das sicher in den Zeitungsartikeln der TAZ und der OTZ: großspuriger Großstadtjournalismus meets kleinkarierten Lokaljournalismus. Was da besser ist, mag sich jeder selber aussuchen.

    Ich denke, MoBee ist größtenteils zuzustimmen. Alle Splitter ergeben ein ganzes Bild.

    Es ist nicht abzustreiten, dass in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung - und das mag tatsächlich mit der Ausländersituation in der DDR zu tun haben - eine latente Fremdenfeindlichkeit herrscht. Ich selber bin zu jung um das zu beurteilen, aber ich habe mit Älteren viele Gespräche über "damals" geführt, und - ja, es gab Tatsächlich Abneigung bis hin zu Gewalt gegen Fremdarbeiter. Diese Fremdenfeindlichkeit wirkt aber nicht nur gegen Ausländer, sondern zunächst gegen Alles, was als anders oder fremd angesehen wird und zeigt sich latent vielerorts in einer gewissen Verschlossenheit, Reserviertheit oder "Kleinkariertheit". Richtig ist aber auch, dass dieses Phänomen bei weitem nicht auf alle oder den Großteil der ostdeutschen Bürger zutrifft und dass es im Westen höchstwahrscheinlich auch eine Fremdenfeindlichkeit aus "Der Mitte der Gesellschaft" gibt. Inwieweit und wo, das vermag ich als Ossi vom Dorf nicht zu 100% beurteilen. Ist halt oft einfach eine Frage der Gewöhnung. Fakt ist auch, dass jede Form von einseitiger Beurteilung oder Stellungnahme kontraproduktiv ist. Das führt dann schlimmstenfalls dazu, dass eine Familie wegzieht, ob mit oder ohne Eigenverschulden. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die Familie eine übermäßige Angst, sprich Paranoia entwickelt haben, die wiederum Anlass für eine Distanzierung der Bürger gewesen sein könnte. Das passiert, wenn Konflikte nicht von vornherein kommunikativ gelöst werden, sondern durch Halbwahrheiten und Schlagzeilen aufgeheizt werden. Gab mal ein ganz ähnliches Besipiel bei uns, als sich eine Frau, die eigentlich gegen überhöhte Abwassergebühren gekämpft hat mit Rechtsradikalen und Geschichtsrevisionisten verbündet hat, weshalb sie wiederum verleumdet wurde bis dahin, dass ihren Kindern (an meiner Schule) absurderweise Drogenkonsum o.Ä. unterstellt wurde. Schließliß ist die Frau mit ihrem Kind vor den Baum gefahren. Wahrscheinlich Selbstmord.

    DAs Beste, was wir jetzt aus diesen Schlagzeilen machen können, ist konstruktiv über das vorhandene Problem Fremdenfeindlichkeit zu diskutieren ohne dabei den Osten pauschal über einen Kamm zu scheren. Vielleicht sollte jeder mal bei seinen eigenen Vorurteilen gegenüber Ossis, Wessis, Ausländern, Spießern, Zecken usw. anfangen....

     

    Max,20, Thüringer in Berlin

  • N
    n_kane

    Also, dann ist alles gelogen?

     

    - dass, der Junge immer wieder im Kindergarten verprügelt wurde?

    - dass, die Mutter auf der Straße angespuckt wurde? sich beim Einkaufen immer wieder Peinigungen unterzogen zu haben?

    - dass, der Vater in der Pfarrerzeitung und während eines Vortrags in der Bibliothek auf die rassistischen Vorfälle hingewiesen hatte?

  • A
    Albert

    Est ist nun bekannt. Schämt euch und gibt's zu!!

     

    Wer blind ist kann auch nicht sehen!

     

    Wacht endlich auf! Alle menschen sind gleich!

  • SR
    Sven-Olaf Rößler

    Wie in Sebnitz?

     

    Nun ist mittlerweile eine Woche seit Erscheinen dieses Artikels vergangen, aber von Seiten der taz-Redaktion immer noch keinerlei Reaktion dazu gekommen. Kein Wort der Entschuldigung oder wenigstens der Korrektur der offensichtlichen Fehler und Falschdarstellungen in diesem 'Meisterstück' des investigativen Journalismus.

    Zu welchen Reaktionen solcherart Artikel führen, zeigen ja dann auch die Kommentare von Ramana, Rudolf Stüben oder rudolf largo. Selbst die ARD hat mitterweile zurückgerudert und sich für die Art und Weise des (inzwischen aus der Online-Bibliothek gelöschten) Tagesthemen-Beitrags entschuldigt. Reichen der taz-Redaktion die vom Herrn Biskupek aufgezeigten Fehler nicht, sollte man den erwähnten offenen Brief eines Nachbarn an Herrn Neuschäfer nicht nur mit 'Rainer, so nicht' zitieren und statt dessen mal den gesamten Wortlaut lesen ( http://www.tff-rudolstadt.de/forum_neu/set.html ).

     

    Vielleicht schafft es ja die taz-Redaktion noch vor Veröffentlichung ihrer Weltmusikbeilage, welche mit Sicherheit auch das größte deutsche Weltmusikfest in Rudolstadt nicht unerwähnt lassen wird, sich in angemessener Form bei den Rudolstädtern zu entschuldigen und wenigstens einen Teil des angerichteten Schadens wiedergutzumachen. Am besten durch einen sachlich richtigen Artikel, der den Fall Neuschäfer nicht nur von einer Seite aus beleuchtet, jenseits von Ost-West Klischees arbeitet und vor allem ordentlich recherchiert wird. Wie wäre es, wenn ihr den im Artikel zitierten Nachbar Friedrich Zapfe und Pfarrer Neuschäfer mal zu einem gemeinsamen Interview besucht?

     

    Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die taz-Redaktion bereit ist, Fehler zuzugeben und sich von falsch recherchierten Artikeln zu distanzieren oder diese richtigzustellen. Wenn nicht, werde ich mir sicher überlegen, mein seit 18 Jahren laufendes Abo (seit den Zeiten der legendären kuttnerschen ddr-taz)zu kündigen.

  • SJ
    Sarah Jermutus

    Ich habe mein halbes Leben lang in Rudolstadt gewohnt, Familie Neuschäfer persönlich gekannt. Ich will nicht behaupten,das alle in Rudolstadt frei von Rassismus und Vorurteilen sind, unbelehrbare gibt es überall,auch hier. Was mich aber stört ist der allgemeine Vorwurf,der uns auf einmal uns alle zu Rassisten macht.

    Es geht um die unreflektierte und rein subjektive Sichtweise auf Rudolstadt.Beschimpfungen und Beleidigungen werden aufgezählt während Angebote zur Hilfe, zum Kontakt, die es durchaus gegeben hat unerwähnt bleiben.

    Warum erwähnt z.B niemand das Jannik als Kinder-Komparse bei Theaterstücken mitgespielt hat? Es kommt mir so vor als würde alles,was nicht ins Bild passt ausgeblendet.

    Es geht mir außerdem um die Art und Weise der Kommunikation. Wer auf die Veröffenltichung in einer Kirchnezeitung verweist-wohlwissend das die wenigsten Rudolstädter in die Kirche gehen,geschweige denn K.Zeitung lesen,der muss sich über mangelnde Reaktion nicht wundern.

    Es gibt in RU viele die gegen rechtes und rassistisches Gedankengut sind,die sich engagieren,darunter auch viele die selber Anfeindungen ausgesetzt sind und waren. Für die ist der pauschale Vorwurf des Rassismus ein Schlag ins Gesicht.

    Es hätte andere Arten der Kommunikation gegeben und ich bin mir sicher,man hätte sie positiv nutzen können.

  • MB
    Mo Bee

    Liebe Ramana,

     

    1. Auch wenn manche hier das Rudolstädter Tanz- und Folkfest eher reflexhaft erwähnen und es natürlich nicht herhalten kann als Beweis für eine ?fremdenfreundliche? Stadt, so solltest du doch akzeptieren, dass es sehr lebendiger und ein identitätsstiftender Teil der Rudolstädter Realität ist.

    2. Das, was du kritisierst und zu Recht verabscheust ? die Geringschätzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft ? betreibst du leider selbst auch, indem du alle Rudolstädter, mehr noch, pauschal ganze Gebiete im Osten ? bei denen ich mich frage, wo du die Grenze ziehen willst ? verteufelst und praktisch als No-go-Areas brandmarkst. Ich ahne, dass du Menschen aufgrund ihres Tuns verurteilen wolltest, aber das kann dir nicht gelingen, wenn du so argumentierst. Ich bin auch Rudolstädterin und nehme die Vorwürfe der Neuschäfers im Kern an. Ich wäre die Erste, die aufsteht und dazwischen geht, wenn jemand aufgrund seines Aussehens beleidigt, zurückgewiesen oder eben auch angespuckt wird. Das darfst du mir gern glauben.

    3. Deine im Kern absolut berechtigte Kritik an einigen Reaktionen möchte ich keinesfalls zurückweisen, aber doch die pauschale Art und Weise, mit der du dir ein Urteil erlaubst und Konsequenzen forderst.

    4. Ja - wir müssen etwas gegen Rassismus im Alltag tun (siehe z.B. 2.)

    5. Dennoch: Die Wirklichkeit besteht aus vielen Einzelteilen und die mediale Wirklichkeit kann nur ein Ausschnitt sein (liebe Journalisten).

    6. Bitte besuche Rudolstadt zum Tanz- und Folkfest am ersten Juli-Wochenende. Es ist schlicht eine gute Gelegenheit, seinen Horizont zu erweitern. Habe Mut, denn du kannst mit daran arbeiten, dass Toleranz ein gelebter Wert wird.

  • MB
    Mo Bee

    @lisa, jasmin, jule

     

    Natürlich wissen wir NICHT, dass die "Vorfälle falsch und erlogen" sind. Wir wissen schlicht nicht, ob Ausländer in Rudolstadt angespuckt werden oder nicht, ob sie in jedem Geschäft bedient werden oder nicht, nur weil wir es selbst noch nicht miterlebt haben. Wir können es nicht nachfühlen und nicht einschätzen, weil wir eben nicht in der Haut der Neuschäfers stecken.

     

    Ich kann aber wie gesagt sehr gut vorstellen, dass Frau Neuschäfer Ablehnung und Geringschätzung begegnet sind. Und sicher sind ihre Kinder dumm angemacht worden.

     

    Nur weil ihr niemals so handeln würdet - was löblich ist - heißt das leider nicht, dass auch alle anderen Menschen in Rudolstadt Respekt und Achtung vor Menschen haben, die ihnen nicht in ihre Welt passen.

     

    Ich habe in meiner Jugend in Rudolstadt durchaus die Intoleranz von sogenannten "Faschos" zu spüren bekommen, die mit ihren Hunden die Rudolstädter "Zecken" schon mal quer durch die Stadt gejagt haben.

     

    Mir war aber in meinem Kommentar weiter oben v.a. Folgendes ganz wichtig - und das bringen leider auch die durcheinander, die hier fortwährend gegen das vermeintlich durch und durch rassistische Rudolstadt schießen:

     

    Jede Geschichte hat mehrere Seiten.

    Fakt ist, dass nicht alles stimmt, was Herr Wyputta in seinem Artikel schreibt.

    Fakt ist auch, dass es sehr tolerante, freundliche und aufgeschlossene Menschen in Rudolstadt gibt.

     

    Und gegen eine undifferenzierte Berichterstattung darf man sich wehren, wie ich finde. Dass da auch die Ostthüringer Zeitung nicht alles richtig macht, ist bedauerlich.

     

    Und noch bedauerlicher finde ich, dass durch das Schmeißen von Dreck, das Abschreiben von anderen, die Pauschalverurteilung keine ernsthafte Diskussion zustande kommt.

     

    Leute, lernt das Differenzieren, sonst wird das nie was!! Dazu gehört auch, dass man die andere Meinung akzeptiert und versucht zu verstehen, aus welcher Perspektive argumentiert, verteidigt, berichtet wird.

     

    Menschen dürfen emotional sein, auch Journalisten. Aber zum journalistischen Handwerk gehören eben auch:

    - das Abwägen

    - Prüfen

    - Fairness

    - das Kolportieren und nicht so sehr das "Sich-Gemein-machen" mit der Position der einen oder der anderen Seite.

     

    Damit beraubt ihr euch der Glaubwürdigkeit und macht euch angreifbar, wie man an den Rückmeldungen hier und anderswo ja sehr schön sehen kann.

     

    Schade ist das vor allem deshalb, weil die Chance auf Dialog und Toleranz, die hier auch fortwährend gepredigt werden, damit ganz schnell in die Tonne gekloppt sind.

  • KP
    Katrin Promnitz

    Ich wage es kaum zu sagen, aber: Ich lebe in Rudolstadt. Ich lebe seit 1994 gut hier; das geht, auch wenn man ein Leben lang in Großstädten zugebracht (und sich auch dort wohlgefühlt) hat; das geht sogar mit einem langjährigen Lebensgefährten, dem man seine südamerikanischen Wurzeln durchaus ansieht.

     

    Ich möchte in die Diskussion gern ein wenig Klarheit bringen.

     

    1. Ausländerfeindlichkeit ist absolut nicht zu tolerieren. Wer Tendenzen dazu bemerkt, sollte im Interesse einer lebenswerten Gesellschaft eine öffentliche Diskussion anregen und Verbündete suchen.

    2. Kinder in der Schule äußern das, was sie zu Hause gehört haben. Darüber muß in der Schule gesprochen werden, und wer die Schulleiterin von Janniks Schule kennt, weiß, dass dort solche Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden.

    3. geht es um die Erwachsenen, die aus welchen Gründen auch immer meinen, ihre Intoleranz und Angst allem Fremden gegenüber äußern zu müssen.

    Und hier sind ? unter Einbeziehung der Öffentlichkeit ? als allererstes die Betroffenen gefragt, Probleme zu thematisieren.

    4. muß über die Rolle der Eltern Neuschäfer gesprochen werden.

     

    Als Neuschäfers vor einigen Jahren hierher kamen, waren einige Aspekte unseres Selbstverständnisses als Frauen, die in der DDR ihre Ausbildung absolviert und in ihren Berufen gearbeitet hatten, u.a. folgende:

     

    Ich als Frau bin ganztägig beschäftigt. Ich habe selbstverständlich einen Kindergarten- und Hortplatz für meine Kinder und bin finanziell nicht auf meinen Lebenspartner angewiesen, da ich mein eigenes Geld verdiene.

    Ich entscheide mich frei von ökonomischen Zwängen für Kinder und das Zusammenleben in den Strukturen einer Familie.

    Ich bin in den letzten Jahren in diesem Selbstverständnis gekränkt worden ? durch Arbeitsplatzverlust, durch die Zuweisung eines weniger geachteten Platzes in der Gesellschaft, durch die daraus resultierende Verminderung meines Selbstwertgefühls.

     

    Mit Arbeitsantritt Herrn Neuschäfers wurde diese Wunde deutlich vertieft. Plötzlich gab es seine Leserbriefe in der Elternzeitschrift ?mobile?, in unserer Tageszeitung (und in den Archiven noch nachzulesen):

     

    Eltern, die ihre Kinder in Ganztagsschulen bringen, sind nur zu faul, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen.

    Frauen, die ganztägig arbeiten, sind ausschließlich auf ihre Selbstverwirklichung aus und vernachlässigen ihre Kinder.

    Eltern, die ihre Kinder auf kostenlose Schulen schicken, zeigen den Kindern, dass sie ihnen nichts wert sind.

     

     

    Natürlich wurden solche Aussagen nicht widerspruchslos hingenommen ? und hier kommen jetzt die Kränkungen der Familie Neuschäfer ins Spiel.

    Die Eltern entwickeln eine paranoide Neigung, jede Kritik auf die Hautfarbe der Kinder und der Mutter zu beziehen: Ein Entwicklungsgespräch im Kindergarten über den ältesten Sohn ? es gibt Konflikte ? das liegt an der Ausländerfeindlichkeit des Kindergartens.

    Die Kinder halten sich nicht an die Regeln des Kindergartens (und werden dabei von ihrer Mutter unterstützt) ? dito.

    Im Kinderhaus am Nachmittag gibt es Probleme (weshalb sind die Kinder eigentlich nachmittags nicht im Schoße der Familie?) ? fremdenfeindlich.

    Kindergarten und Kirche bieten Gespräche an, die von Neuschäfers nie wahrgenommen werden.

    Der Christliche Kindergarten fühlt sich daraufhin außerstande, die Kinder des Religionsbeauftragten weiter zu betreuen.

     

    Nach einiger Zeit gehen einige Leute Herrn Neuschäfer aus dem Weg. Das muß an der Hautfarbe seiner Kinder liegen.

     

    Kennengelernt habe ich Neuschäfers übrigens auf einer der Geburtstagsfeiern, auf die sie nie eingeladen waren.

    Die absolut isolierte Miriam ging nahezu täglich mit anderen Müttern und Kindern an meinem Bürofenster vorbei.

     

    Fremde Menschen haben auf ausländerfeindlichste Weise Deine Frau geduzt? ? Dir, Rainer hatte ich kaum die Hand gegeben, da warst Du schon per ?Du? mit mir und hast mir äußerst private Fragen über das Zusammenleben mit meinem Mann gestellt. Diese Distanzlosigkeit war es, die mich Abstand nehmen lassen hat von Euch. Und bevor Du auch das wieder in die fremdenfeindliche Ecke schiebst: In unserer Familie gibt es Franzosen, Holländer, Nigerianer; ein Onkel indischer Abstammung aus Surinam ist schon gestorben, und ich werde niemandem den Gefallen tun und mir diesen Stiefel anziehen!

     

    Noch ein letztes Wort zu der unrühmlichen Rolle der überregionalen Medien in dieser Angelegenheit:

    Erst, nachdem sich die Leiterin des Christlichen Kindergartens, die Schulleiterin, die Nachbarn, Bekannten und ehemaligen Freunde zu Wort gemeldet hatte, wurde überhaupt begonnen zu recherchieren. Kritische Stimmen wurden als kleinstädtisch verbohrt, unglaubwürdig und latent fremdenfeindlich dargestellt.

     

    Berichterstattung hat etwas mit Verantwortung zu tun.

  • R
    ramana

    Anstatt Ihre Energie zu verschwenden, die Familie Neuschäfer als Lügner darzustellen, sollten die Rudolstädter sich eher darum bemühen, den Rassismus in Rudolstadt in den Griff zu bekommen. Diese merkwürdige Form des Lokalpatriotismus lässt schon ziemlich tief blicken.

  • L
    lisa,jasmin,jule

    Die Aussagen von Herrn Neuschäfer sind falsch und verlogen. Noch nie hat es solch einen Vorfall gegeben, von dem hier die Rede ist. In Rudolstadt leben viele Ausländer, die unserer Meinung nach gut in die Gesellschaft integriert werden und welche sich auch noch nie beschwert haben. Herr Neuschäfer beschimpft Rudolstadt und auch gesamt Ostdeutschland als Rassisten, was völlig übertrieben und unakzeptabel ist.

    Als Pfarrer müsste Herr Neuschäfer von solchen klischeebedingten Aussagen Abstand halten. Er zieht unsere Kleinstadt in den Dreck und vermittelt ein völlig falsches Bild. es zeugt von seiner Intelligenz zwei achtjährige KINDER anzuzeigen. Wir als Einwohner von Rudolstadt fühlen uns persönlich angegriffen und jeder der schon einmal hier war, müsste es besser wissen, als Herr Neuschäfer. Soweit wie Herr Neuschäfers Niveau gesunken ist, können die Bürger von Rudolstadt gar nicht runterschauen. Es ist eine bodenlose Frechheit und jeder, der dieser Familie glaubt, sollte mal drüber nachdenken, ob es realistisch ist, was diese behauptet.

    Wir Rudolstädter fühlen uns hier wohl und werden uns gegen diese Anschuldigungen wehren.

  • VK
    Volkmar Knoch

    Die verlorene Ehre der Stadt R.

     

    Ein Mann hat ein Problem. Scheitert.

    Verläßt mit seiner Familie die Stadt.

    Bestimmt den Grund für sein Scheitern.

     

    Ostdeutschland, Kleinstadt, Fremdenfeindlichkeit, alltäglicher Rassismus.

     

    Schlüsselwörter als Abschiedsgruß.

    Wörter die passgenau unsere Ängste aufrufen.

    Reflexartig lösen sie eine mediale Lawine aus, die - aus der moralisch gesicherten Höhenluft der Redaktionen - mit Getöse abwärts donnert.

    Gefahr in Verzug. Keine Zeit zu verlieren. Nicht für Recherche, nicht für Nachdenken.

     

    Auf ihrem Weg in die Realität reißt die Medienwoge die ehemalige Freunde des Mannes - durchaus intelligente, weltoffene, aufklärte Zeitgenossen (nichts von zu kurz gekommenen Dumpfbacken).- in den medial erzeugten Abgrund und begräbt eine ganze Stadt unter sich.

    Eine Stadt hat ein Problem.

     

    Wir haben´s ja schon immer gewusst.

    Im provinziellen Osten lauert das Grauen.

    Die Übriggebliebenen, debile antriebsschwache Monster, treiben ihr Unwesen -

    der ausgespieene Bodensatz der deutsch / deutschen Leistungsgesellschaft.

    Unbelehrbar, vernagelt, ewiggestrig.

    Das Klischee lebt.

     

    So Leute, legt die Zeitung zur Seite, macht die Glotze aus, stellt Euch dem Abenteuer Provinz. Kommt nach Rudolstadt und schaut der Bestie ins Maul.

  • R
    ramana

    @Anna

     

    Ach ja respekt und Niveaulos?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen ins Gesicht zu spucken?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen zu sagen:"Sowas wie Dich hätte man früher zwangssterilisiert"?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos zu sagen: "Geh doch zurück in den Urwald"

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos einem Menschen zu sagen:" Du hast Dir deine Haut mit Scheisse eingerieben und ihn anschliessend übelst zusammenzuschlagen?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos als Kindergärtnerin auf die rassistischen Anfeindungen von Kindern gegenüber einem anderen Kind nichts als ein Schmunzeln übrig zu haben?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos, als Rudolstädter, als Bürgermeister, als Kirchenleitung, als Schulleitung nichts besseres zu tun zu haben als rassistisches verhalten zu negieren und herunterzuspielen. Nichts besseres zu tun zu haben als um den Ruf des Städtchens besorgt zu sein?

     

    Ist es denn nicht Respekt und Niveaulos mehr Angst um das Rudolstädter "Image" zu haben, als vor Rassismus in der Stadtgemeinde?

  • R
    Ramana

    Ich muss sagen, das ich die Reaktionen des Bürgermeisters, der Kirchenleitung, der Schulleitung und einiger Rudolstädter Bürger sehr sehr bedenklich finde. Hier werden jetzt die Opfer zu Tätern hochstilisiert. Es ist vollkommen irrelevant, ob der Pfarrer Neuschäfer und seine Familie unsympatisch sind oder nicht. Das entschuldigt kein rassistisches Verhalten.

    Es ist peinlich wie sehr Rudolstadt darum bemüht ist den Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit in Ihren Reihen zu negieren und herunterzuspielen. Es ist einfach eine Tatsache, dass der Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit im Osten viel weiter verbreitet ist als im Westen. Natürlich ist Rassismus in der Mitte der Gesellschaft auch im Westen Deutschlands vorhanden, aber nicht in diesem gefährlichen Ausmass.

    Es gibt einfach Gebiete im Osten Deutschlands, um die Bürger schwarzer Hautfarbe und Bürger mit sichtbarem Migrationshintergrund einen grossen Bogen machen sollten. Das abzustreiten ist verantwortungslos. Und das Menschen aus dem Ausland davor gewarnt werden in bestimmte Gebiete Deutschlands zu reisen, halte ich für absolut richtig.

    Die Rudolstädter sollten ihre Energie lieber darauf verwenden das Problem anzugehen, anstatt zu leugnen und um den Ruf ihrer Stadt besorgt zu sein. Der peinliche Banner ?Wir sind fremdenfreundlich? sagt doch schon alles. Wer es nötig hat, das auf so eine plakative Art und Weise herauszuposaunen kann nur Dreck am Stecken haben.

    Auch, das immer wieder gebetsmühlenartig das Tanz und Folksfest als Rechtfertigung angeführt wird. Was soll einem das sagen? Es herscht bei uns kein Rassismus, weil wir einmal im Jahr ein Tanz und Folksfest haben? Lächerlich Und ich kann nur sagen, das ich jeden Menschen mit dunkler Hautfarbe in meinem Umfeld davor warnen werde auch nur einen Fuss nach Rudolstadt und in bestimmte andere Städte und Kleinstädte Ostdeutschlands zu setzen.

    Mfg.

  • A
    Anna

    Ich selbst bin Rudolstädterin und bin über diese Vorwürfe empört. Auf unserer Schule, dem Gymnasium sind Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationen. Diese Menschen wurden bisher nicht bewusst diskreminiert. Unsere Stadt Rudolstadt sollte nicht so niveaulos in den Dreck gezogen werden. Schließlich ist Rudolstadt die Stadt des Tanz und Folkfestes, auf diesem Festival sind andere Nationen sehr stark vertreten und nie gab es irgendwelche großen Auseinandersetzungen. Bitte lasst unsere Stadt in Ruhe, denn so macht ihr auch unser Image kaputt und das ist wirklich ziemlich respekt- und niveaulos.

  • MS
    Marie Schreiber

    Ich wohne mein Leben lang in Rudolstadt und war selbst Schülerin der Anton-Sommer Schule. Zunächst heißt die Schulleiterin Angelika und nicht anders. Ich kann auch bestätigen das in der Schule nicht überdurchschnittlich viel Gewalt herrscht und wenn einmal ein Vorfall passiert wird sofort dagegen vorgegangen, sprich Gespräche mit Eltern Schülern un danderen Beteiligten. Besonders die Religionsleherin Frau Kühn bemüht sich sehr wenn Probleme auftreten, diese zu klären.Des weiterem gibt es hier keine Kneipe die man "schwarzer Engel" nennt.

    Als diese Vorwürfe sind völlig haltlos. Für mich stellt sich die Frage warum rücken die Neuschäfers jetzt erst mit ihrem angeblichen Problem heraus wenn sie doch schon seit einem halben Jahr nicht mehr hier leben. Und warum hat keiner etwas mitbekommen, nicht einmal die Nachbarn? Das muss doch etwas faul sein. Unsere Stadt wird in den Dreck gezogen und schlecht gemacht. Aber hat sich auch mal jemand Gedanken gemacht was wirklich an der Geschichte dran ist? Ich bin der festen Überzeugung das Kinder in der 3. oder 4. Klasse überhaupt nicht wissen was Nazis und Rassismus bedeuten. Ich war nicht dabei aber es wird eine Prügelei ohne ernsthaften Hintergrund gewesen sein, wie es jeden Tag tausende überalle in Schulen gibt. Es gibt zwei Möglichkeiten, die eine ist ganz Rudolstadt leidet an Realitätsverlust weil wir ja alle nix mitbekommen haben oder Herr Neuschäfer leidet unter Realitätsverlust. Was ist wohl wahrscheinlicher? Wohl eher das Herr Neuschäfer sich alles so zu recht biegt wie er es gerade braucht und noch dazu haltlose nich bewiesene Angaben macht. Wer wirklich an der Geschichte interessiert ist sollte sich selber ein Bild von Rudolstadt machen und sich nich von den Medien irgendein Gerücht auftischen lassen. Zum Beispiel in meiner Klasse und Schule sind mehere Ausländer mit denen ich auch befreundet bin, man sieht ihnen zwar an das sie woanders herkommen aber das macht keinen Unterschied denn wir Menschen sind alle unterschiedlich bzw. einzigartig ob schwarz oder weiß, lange oder kurze Nase. Jeder ist etwas besonderes. Ich kann nur jedem ans Herz legen, kommen Sie alle zum Tanzfest oder einfach so nach Rudolstadt und sehen Sie selbst.

  • S
    SLF

    Wer hat denn eigentlich jetzt mal die ganzen Behauptungen überprüft, die gegen die Familie gemacht werden? Wer fragt nach den Motiven?

     

    Ich finde den Artikel gut recherchiert. Als Bewohner des Landkreises kenne ich auch diese Seite Rudolstadts. Zum Beispiel auch die Verbindung von Nachbarn zur Schulleiterin und zum Bürgermeister!

    Und selbst wenn es auch komische Sachen gab (bei wem gibts das nicht?) ist das doch noch längst kein Freibrief für all die blöden Sachen. Ich finde es gut, wenn jemand sich nicht alles gefallen lässt. Solche Landsleute gibts bei uns ins SLF schon genug!

    Ich finde es mutig, dass da jemand nihct geschwiegen hat ...

  • MG
    Magdalene Geisler

    Ich denke, es gibt noch einen anderen Grund für die Abwehr, die dem Pfarrer entgegenschlägt.

    Er passt zu gut in den gegenwärtigen Mainstream.

     

    Nur ein Beispiel aus einem Interview mit domradio Anfang April: "Man müsste erstmal ?die Heilige Kuh des Ostens? schlachten, um es mal so auszudrücken. Man muss erstmal zugeben, dass die DDR durch ihren Kollektivismus, Materialismus und auch ihre Monokultur Spuren hinterlassen hat. Das muss erstmal wieder ordentlich zur Sprache kommen können. Man hat ja lange Zeit über den Nationalsozialismus in Deutschland nicht reden können - und dann kam die 68er-Bewegung. So etwas bräuchten wir eigentlich auch im Bezug auf die DDR - die letztendlich auch eine Diktatur war. Nur darf darüber nicht offen geredet werden."

     

    Spätestens werden die meisten Bewohner des Ostens sagen: Danke, Herr Pfarrer, Sie uns auch Herr Pfarrer...

    Das ist in der Tat ein verhinderter Missionar. Sowas wird in Zukunft noch eine ziemliche Rolle spielen.

     

    Und darum kann man Leuten im Osten nichts begreiflich machen, sondern wird versuchen, ihnen mit allerlei anderen Anwürfen den Mund zu stopfen. Untertanengeist, autoritäre Persönlichkeit.

     

    So ist das alles, leider sehr traurig.

  • LM
    Leko McCulloch

    Ich muss dem Buergermeister ja irgendwie recht geben: Rudolstadt ist nicht anders als andere deutsche Staedte.

     

    Ich selbst habe erst hier in australien erlebt, was es bedeutet, einfach als dunkelhaeutige Deutsche akzeotiert zu werden. In meiner "Heimat" Stuttgart?

    Undenkbar.

     

    "Duuuuu sprichst aber guuuut Deutsch! Wooooo koooommst Du denn her?"

    Auch wenn man in Westdeutschland nicht ganz so offen angefeindet wird wie im Osten. man ist immer ein "Deutscher zweiter Klasse"

    Jede zweite Supermarktkassierin - man meint es ja nur gut! - komplimentiert einem zu dem akzentfreien Deutsch. "Wie, Du bist Deutsch? Aber doch nicht richtig?"

    Gibt es auch ein "falsch Deutsch" sein?

     

    Warum glaubt eine Kassiererin, mich fragen zu koennen, woher denn meine Eltern nun ganz genau kommen?

    geht meine Familiengeschichte denn nun wirklich jeden was an?

     

    Und mit welchem Recht wird man eigentlich von Hinz und Kunz geduzt?

     

    Warum wurde ich zu Studienzeiten aus einer gruppe von Studenten herausgepickt? Warum wollten die "netten Polizisten" meine personalien aufnehmen? Warum den Inhalt meiner Taschen inspizieren?

    Richtig! Man weiss ja, dass Dunkelhaeutige die sind, die mit Drogen und all so'nem Zeug handeln.... liest man ja immer in der Zeitung.

     

    Rudolstadt ist nicht anders als andere deutsche Staedte.

     

    Dennoch ist die deutsche Kultur, die, mit der ich mich identifiziere. Ich bin stolz darauf, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten erreicht hat. Die deutsche Kultur, Literatur, Weltanschauung..... das alles werde ich eines Tages an meine Kinder weitergeben.

    Aber in Deutschland leben moechte ich nicht mehr.

    Ich musste ans andere Ende der Welt ziehen, um einen Ort zu finden, an dem meine deutsche Identitaet nicht hinterfragt wird.

  • MG
    Matthias Geiger

    Eine Frage an den Journalisten des Artikels: Haben Sie eine einzige Aussage des Pfarrers ueberprueft? Die Polizei sagt, dass der Uebergriff in der Schule keinen fremdenfeindlichen Hintergrund hatte. Der Pfarrersjunge hat das selbst zu Protokoll gegeben. Der Pfarrer behauptet das Gegenteil.

    Enge Freunde - aus Westdeutschland stammend berichten, dass sich die Pfarrerskinder mit anderen Kindern häufig gestritten haetten, wie dies unter Kinder ueblich ist. Doch die Neuschaefers habe das alles unter fremdenfeindlichen Uebergriffen zusammengefasst. Wer ist die Freundin, die dabei war, als Frau Neuschaefer nach eigener Aussage angespuckt wurde? Die Liste laesst sich beliebig fortsetzen.

    Hat sich der TAZ-Reporter ein einziges Mal gefragt, ob es vielleicht ganz andere Gruende geben koenne fuer die Flucht von Miriam Neuschaefer? Gruende, die fuer die Familie, die Frau und die Kinder so beschamend sind, dass lieber der Schwerpunkt auf die Beschimpfungen gelegt wird?

    All das heisst nicht, dass es in Rudolstadt kein Problem mit Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit gibt. Nur sollte die Frage fuer einen Journalisten zuerst sein: stimmt die Geschichte? Wenn sie stimmt - wofuer steht sie?Auch Sebnitz hatte und hat ein rechtes Problem, was rechtes Gedankengut, Fremdenfeindlichkeit und NPD-Waehlerschaft angeht. Nur stimmte die Geschichte damals trotzdem nicht.

    Wenn der eine oder andere Journalist ein paar Grundregeln der Recherche vergisst - unter anderem: glaube nichts, aber halte alles fuer moeglich, dann kann er einer Geschichte aufsitzen, die moeglicherweise so nicht stimmt. Geholfen ist damit ausschliesslich den Rechtsextremisten - siehe Sebnitz. Dort gelten die rechten Kameraden mittlweile vielen Buergen als die guten Jungs, die von einer Medienmeute zu Unrecht verteufelt wurden.

  • TL
    Tanja Ljubow-Reich

    Hat bei dem äußerst schlecht recherchierten "Fall Neuschäfer" schon mal jemand darüber nachgedacht, ob hier nicht vielleicht jemand gescheitert ist? Gescheitert als Missionar und Theologe, als Pädagoge, als Vater und als Ehemann. Bei genauerem Hinsehen schimmert da nämlich was durch, was die Erlebnisse von Frau Neuschäfer nicht bagatellisieren sollte, aber ihre "Flucht" mit den Kindern auch mal anders beleuchten könnte. Bei Gesprächen mit Nachbarn, Lehrern, Rudolstädtern usw. zeichnen sich da nämlich durchaus auch andere Bilder ab. Nur leider lassen sich solche Berichte an die Medien nicht so gut verkaufen. Sie geben keine Schlagzeile her. Fremdenfeindlichkeit ist im Moment ein Thema, wo sich gleich ein Schalter umlegt und das mediale Interesse sich überschlägt. Der ganz normale Alltag in einer Kleinstadt und Familie- das will doch keiner wissen!

  • MG
    Magdalene Geisler
  • ML
    Manfred Luthardt

    Ich wohne im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Am letzten Mittwoch hatte ich berufsbedingt in Rudolstadt zu tun. Es war Markttag. Die Marktstände vor dem Rudolstädter Rathaus waren mäßig besucht.Vor dem Brunnen steht ein Mann, dunkelhäutig und Tauben fütternd. Keiner stört sich an ihm. Am Rathaus sehe ich das Banner "Wir sind menschfreundlich". Schade ich hatte meine Kamera nicht dabei, wäre ein gutes Foto geworden.

     

    Rudolstadt ist nach meiner Meinung nicht fremdenfeindlich. Fremdenfeindlich, könnten höchsten die Bewohner sein. Aber alle 24.000? Es ist auch recht einfach, die Fremdenfeindlichkeit auf nur die DDR zu schieben. Die muss ja für alles herhalten, was im Osten schief läuft.

     

    Sicher konnten wir im Osten keine großen Erfahrungen mit Ausländern sammeln. Die paar, die in unseren Städten wohnten, lebten meist von den Einheimischen isoliert. Oder hatte jemand Freunde unter den russischen Soldaten. Dies war nicht gewollt. Aber deshalb den Ostdeutschen eine fremdenfeindlichen Grundhaltung zu unterstellen, ist nach meiner Auffassung zu einfach.

     

    In der medialen Berichterstattung über die Familie Neuschäfer und den Leserbriefen zu diesem Thema gibt es zwei Tendenzen. Wer nicht von hier ist, sieht die Rudolstädter nur als fremdenfeindliche Menschen, die Rudolstädter und vor allem die, die die Familie näher kannten, sprechen eine andere Sprache. Warum?

     

    Ich kannte bis vor kurzem weder die Familie Neuschäfer, noch wußte ich, dass sie in Rudolstadt fremdenfeindlichen Angriffen ausgesetzt war, obwohl ich beruflich häufig im Nachbarhaus der Neuschäfers bin. Gehöre ich nun zu denen, die wieder nichts gewußt haben wollen?

  • SZ
    Simon Z. Lohwasser

    Mal wieder kein Glanzstück investigativen Journalismusses liebe TAZ. Eher peinlich- billiger Betroffenheits- und Gutmenschenempörungsmatsch, von professioneller Recherche keine Spur.

    Es reicht jetzt langsam.

    Vielleicht wäre es an der Zeit, ein differenziertes Bild des "Falles Neuschäfer" zu zeichnen. Aber dazu liebe TAZ, gehören Mut, Ambiguitätstoleranz und etwas journalistisches Knoff-Hoff. Falls Sie sich in naher Zukunft -so rein inhaltlich- mal aus der politisch korrekten Betroffenheitsecke heraustrauen, bitte nicht wieder den Praktikanten los schicken.

    Ich kenne Rudolstadt, habe knapp 11 Jahre als Zugezogener dort gearbeitet und gelebt. Glauben Sie mir einfach, wenn ich Ihnen sage: ich weiss, wie es ist, in dieser Kleinstadt anders zu sein. Trotz aller Borniertheit, trotz allem Kleinstadtmief und mancher Provinzposse, habe ich in Rudolstadt gut gearbeitet, gut gelebt, gute Freunde gefunden, mit diesen gut und gern gefeiert, gezecht und gelacht. Zumeist in der Weinbergstraße. Auch mit den Neuschäfers.

    Das Zerrbild, welches Sie und Ihre Kollegen zeichnen, entspricht zwar den zunehmend absonderlicher werdenden Thesen des Pfarrers und bedient augenscheinlich im Ost-West- Fremdsein verwurzelte Vorurteile, es wird aber weder Miriam Neuschäfer noch ihren Kindern ?also den Opfern- gerecht.

    Kein Zweifel, die Neuschäfers haben in Rudolstadt Schlimmes erlebt, das entsprechend aufgearbeitet gehört. Plakate am Rathaus mit schlauen Sprüchen drauf, sind lediglich kontraproduktiv. Ich rede da aus Erfahrung: auf einem meiner T-Shirts steht ?Lottogewinner?, geholfen hat es bisher nichts. Und dass der Bürgermeister Herr Reichl quasi über Nacht zum Best Buddy des Rudolstädter Tanz- und Folkfestes avanciert, überrascht mich zwar, freut mich aber aufrichtig.

    Kein Zweifel, die ersten öffentlichen Reaktionen der Stadtoberen rangieren im Bereich hilflos bis dreist. Eine thüringische Kleinstadt, die jedes Jahr bis zu 400 Bürger verliert, darf dem zornigen Wegzug einer siebenköpfigen Familie nicht so nonchalant entgegenstehen.

    Aber auch kein Zweifel daran, das die Neuschäfers in Rudolstadt Freunde und Hilfsangebote hatten. Freunde, die zunehmend als blind und taub durch die Medien gezerrt werden. Hilfsangebote die ausgeschlagen wurden. Nun ist Kommunikation eine ganz spannende und komplexe Sache. Und sprechenden Menschen kann meist geholfen werden. Vielleicht hätten wir ja hören müssen, was nicht gesagt wurde.

    Wenn ich mich durch all den plakativen medialen Mist wühle, fällt mir schlußendlich auf, das es immer weniger um die Opfer, um Miriam und die Kinder, geht. Es geht längst nicht mehr ums Miteinander, ums Reden, um eine Entschuldigung oder gar eine gemeinsame Lösung.

    In den Medien treffe ich schon lange nicht mehr auf den betroffenen Vater, der zu Recht Aufarbeitung durch die verantwortlichen Pädagogen und Politiker fordert und Gerechtigkeit für seine Familie verlangt. Sondern vielmehr auf einen Pfarrer mit ausgeprägtem Sendungsbewußtsein, der mal eben so fünf Bundesländer zu ?No- Go- Areas? erklärt. Und wenn sich der Osten auch nach sieben Jahren nicht missionieren läßt, dann brenn ich ihn halt mit Hilfe der Medien nieder.

    Noch ein letzter persönlicher Gedanke zu ihrem ?Null-Information-aber-dolle-viel-Empörung-Artikel? und zur Rudolstädter Bibliothek. Sie schillert sicher nicht so schön wie das dreitägige Tanzfest (und vielleicht entging Ihrem Praktikanten daher ihr stiller Charme). Für mich war sie bisher ganzjährig ein wichtiger Anlaufpunkt, sie hat sich -meiner Einschätzung nach- in den letzten Jahren trotz enger werdendem Budget, zu einem bemerkenswerten Knotenpunkt niedrigschwelliger Kultur- und Bildungsarbeit in Rudolstadts Zentrum entwickelt. Offen für alle Bürger und viele viele knallbunte Ideen. Und dafür einfach mal ein fettes Danke an Frau Hansen, Frau Keil, Frau Lusche und ihre Kolleginnen.

  • Y
    yaltenbrucker

    Das Ganze illustriert schön das Problem mit Ostdeutschland: Die intelligenten Ossis sind in den Westen oder zumindest in große Städte, in denen sie ihr Potenzial realisieren können. Die Übriggebliebenen sind halt "der Rest". Gegen diesen Bodensatz, der sich aus Ostalgikern und Nazis zusammensetzt, kommen selbst die motiviertesten "Entwicklungshelfer" aus dem Westen nicht an.

    Als Entschuldigung (als ob man Rassismus entschuldigen könnte!) wird dann gerne angeführt, daß die wirtschaftliche Situation so schlecht sei. Tja, der zurückgebliebene Rest gründet eben keine Firmen, Ich-AGs und ähnliches - das machen nur Zugewanderte, wie eben der Dönermann, auf den der Plebs dann wieder neidisch ist. Katze beißt Schwanz. Aus Zonistan wird nix mehr.

  • S
    SLB

    Danke Mo Bee fürs "Outing"! Ich stamme selbst aus der kleinstädtischen - allerdings sächsischen - Provinz. Trotzdem. Alles, was dunkler scheint, als die eigene Sommerbräune, wird als "Nigger" bezeichnet oder sogar "Chinese". Das zeugt nicht gerade von guten Geographiekenntnissen. Verstehen die Menschen nicht, dass es auch nur Menschen sind aus Fleisch und Blut wie sie selbst? Gerade die Familie eines Pfarrers. Wo bleibt da die "christliche Nächstenliebe"?

     

    Die Kinder in der Schule, die wahrscheinlich einfach nur das nachplappern, was sie von zu Hause nicht anders kennen, werden nun als "bundesweit rechtsradikale Schläger dargestellt", beklagt die Schulleiterin. Und die Leher? Warum haben die nichts unternommen? Wie hat sich Jannik gefühlt? Haben sich Schulleiterin, Eltern und Schüler das mal überlegt? Warum gab es daraufhin keine offene Diskussion innerhalb der Klasse? Oder der Schule? Oder gab es das?

     

    http://www.otz.de/otz/otz.homepage3_140477.php

     

    "3 Vorfälle in 3 Jahren" - deswegen zieht die Familie doch nicht weg! Darüber muss gesprochen - nicht geschwiegen werden! Stattdessen fühlen sich die Rudolstädter selbst ungerecht als Rassisten abgestempelt. Das ist die falsche Richtung. In diesem Land ist schon viel zu viel tot geschwiegen worden!

     

    http://www.otz.de/otz/otz.homepage3_140302.php

     

    Es bringt aber nichts sowohl mit dem Finger auf die Schuldigen zu zeigen, noch sich gegenseitig den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben. Das sieht man ja. Wie wäre es denn stattdessen mal mit einer Entschuldigung der Menschen an die Familie? Das wäre ein Anfang.

  • IB
    IMatthias Biskupek

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Eine taz findet Unschuldige

    Von MATTHIAS BISKUPEK, Berlin, Kolmarer Straße

     

    Da ist wohl manches falsch gelaufen, bei dem Beitrag, sagt der Verantwortliche, befragt nach der eigens vom Zeitungsdichter Wyputta für ?Rudolstadt? erfundenen Gaststätte ?Zum schwarzen Engel? und tritt verlegen von einem Bein aufs andere. Die taz-Redaktion ist malerisch gelegen, im pittoresken Berlin. Nein, man lese nicht alle Beiträge der Kollegen, nicht so genau, man wisse darüber nichts.

    Es ist immer dasselbe, in den scheinbar grünen, scheinbar fremdenfreundlichen Redaktionen: Niemand hat die zahlreichen Fehlern bemerkt, niemand ist den eigenen Vorurteilen aufgesessen. Es tue ihm leid, dass sie alle falsch zitiert wurden, der Rechtsanwalt, die Bibliothekarin, die Weltladen-Mitarbeiterin und der Brief des Nachbarn und dass leider nicht bemerkt wurde, dass das Foto der alleingelassenen Pfarrersfamilie ein bearbeiteter Ausschnitt sei ? aus einem großen Foto von grünen, fremdenfreundlichen, taz-lesenden Rudolstädtern, die gemeinsam mit der Pfarrersfamilie eine Hochzeit feierten. Und dass Mustafa Seker, dem der Döner-Grill nicht direkt gehört, weder verkaufen, noch weg wolle, nun da habe der Mitarbeiter im guten und richtigen Glauben ? ein Mitarbeiter, der ihm durchaus bekannt sei als standhafter Glaubensnichtflüchtling ? wohl etwas falsch verstanden.

  • P
    Patrick

    Ich habe lange im Westen und lange im Osten gewohnt, und meine Erfahrung ist, dass Osteutschland wesentlich mehr von dieser "aus der Mitte der Gesellschaft stammenden Xenophobie" - insbesondere in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten - aufweist als Westeutschland.

  • M
    Monika

    Ich habe lange im Osten und lange im Westen gewohnt, und meine Erfahrung ist, dass Westdeutschland wesentlich mehr von dieser "aus der Mitte der Gesellschaft stammenden Xenophobie" - insbesondere in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten - aufweist als Ostdeutschland.

  • WB
    Werner Baulig

    Die Neuschäfers sind keine Einzelfälle. Geradezu bezeichnend ist der Umgang mit der Familie und dem Thema.So werden Kommunikationsfehler, übertriebene Sensibilität, Verfolgungswahn, Sensationslust, selektive Wahrnehmung oder Profilneurosen bei den Opfern ausgemacht - die damit verbundene Chance einer vielleicht nachhaltigen Auseinandersetzung vor Ort bzw. in der gesamten Region bleibt indes ungenutzt.

    Meine Frau und ich leben seit fast 16 Jahren in Schwerin, ebenfalls als Besserwessiexport, um "die Treppe schnell nach oben zu fallen", "abzusahnen" und damit gewissermassen als verbeamtetes Problem den Dauerbesatzer zu geben. Die Rückblende hinsichtlich Bewusstsein, Outfit und bisweilen Handeln zurück in die späten fünfziger Jahre ist auch hier noch dominierend, auch wenn selbstverständlich wieder einmal alles viel komplizierter ist, als es den Anschein hat. Eines ist jedoch ganz einfach. Türken, Italiener, Inder, Afrikaner etc. gibt es hier nicht, ein Spaziergang durch die Stadt genügt. Eine NPD wird hier benfalls nicht benötigt. Die Kleinkariertheit als alles durchdringendes Grundgefühl genügt. Der Feind sitzt im Westen und im Rest der Welt, so kann es ja nichts werden, alleine gegen alle schafft man es eben nicht.So bleibt das Klagen. Auch hier stammt die selten verborgene Fremdenfeindlichkeit aus der Mitte der Gesellschaft, und die Mitte ist der sichere Hort der bisweilen recht deutschen Gemütlichkeit.

  • T
    Thüringer

    In der heutigen Ausgabe der Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt/Saalfeld) kommt der Rudolstädter NS-Liedermacher und Tätowierer Veit Kelterborn im Artikel "Die Haut zu Markte tragen" völlig unkommentiert zu Wort. Ein einfaches googeln hätte genügt, von OTZ-Mitarbeitern so etwas zu erwarten, ist wohl zu viel verlangt. Kelterborn ist sicher in der Stadt ein angesehener Unternehmer.

     

    http://www.otz.de/otz/otz.rudolstadt.volltext.php?kennung=on4otzLOKStaRudolstadt39548&zulieferer=otz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt&region=Rudolstadt&auftritt=OTZ&dbserver=1

  • JP
    Johan Pauligk

    Typisch.

     

    Wie in Sebnitz.

     

    Was ist eigentlich in Ludwigshafen rausgekommen? Sie wissen schon, der große ausländerfeindliche Brandanschlag...

  • MB
    Mo Bee

    Rassismus, der fiese, widerwärtige im Alltag - das Weggucken, das Naserümpfen, saublöde Blicke in der Straßenbahn, dumme Kommentare ? ist widerlich. Ich bin nicht schwarz, sehe nicht asiatisch oder indisch aus, nicht türkisch. Ich kann nicht wissen, wie es sich anfühlt, sich als ?Fremdaussehende? in einer Kleinstadt wie Rudolstadt zu bewegen.

     

    Ich nehme für mich in Anspruch, sensibel zu sein, und deshalb glaube ich Frau Neuschäfer, dass sie sich oft unwohl, nicht angenommen gefühlt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen, denen sie in der Stadt begegnet ist, abfällig geschaut haben. Da sind sicher eine ganze Menge, die vermeintlich "Fremde" oder ?Fremdaussehende? nicht akzeptieren und sie das spüren lassen. Dass das so ist, macht mich wütend. Warum das so ist, ist eine andere Frage. Gestellt wird sie leider viel zu selten. Diskutiert schon gar nicht.

     

    Dennoch: Zur Wirklichkeit gehören viele Fragmente und erst alle zusammen ergeben ein Bild. Und dieses unterliegt auch noch einmal der Interpretation eines jedes einzelnen.

     

    Wer tatsächlich an weiteren Fragmenten in Sachen ?Pfarrer Neuschäfer und Rudolstadt? interessiert ist, dem sei auch der DLF-Beitrag von Christian Werner vom 10.4.2008 empfohlen (ca. 18:46 Uhr ? zu finden unter Audio on Demand, Beiträge zum Nachhören) im Deutschlandfunk sowie einige (!) der aktuellen Leserbriefe in der Ostthüringer Zeitung (www.otz.de/rudolstadt - Leserbriefe; technisch leider dilettantisch gelöst), in denen Schreiber wie z.B. Katrin Promnitz ganz konkret Erlebnisse und Begegnungen mit Herrn Neuschäfer und seiner Familie schildern, die m.E. durchaus das Potential haben, das bisher medial vermittelte Bild zu novellieren.

     

    (Quote:)

    ?Die Leserbriefspalten der Ostthüringer Zeitung werden von der Wut auf die Pfarrersfamilie beherrscht.?

     

    Wieso? Das Gros der Schreiber konnte sich im Gegenteil vorstellen, dass die Neuschäfers in Rudolstadt rassistischen Kommentaren und abwertenden Blicken ausgesetzt waren. Sie nehmen die Vorwürfe der Neuschäfers an, sie sind in dieser Sache ganz auf ihrer Seite, sie schämen sich für die 'Dummheit' ihrer Mitmenschen. Aber ich lese noch etwas anderes heraus: Enttäuschung darüber, wie wenig andere wichtige Aspekte in der Geschichte beim medialen Umgang damit eine Rolle spielen. Wie wenig Journalisten tatsächlich interessiert, welche Gründe es für die Situation gibt, wie es dazu gekommen ist, warum es so ist. Und ja - auch wenn es nicht zur "Story" passt und sich womöglich nicht "schickt", bei diesem sensiblen Thema unangenehme Fragen zu stellen (am besten ja gar keine): In diesem Fall gibt es offenbar noch andere Gründe dafür, dass die Neuschäfers in Rudolstadt nicht mehr bleiben wollen. Dass feindselige Blicke dazugehören, bestreitet niemand.

     

    Ansonsten will ich dem taz-Korrespondenten nicht vorwerfen, dass er Formulierungen verwendet wie diese hier:

     

    ?Manchmal wirkt das kleine Städtchen, in dem jeder jeden kennt, unheimlich.?

     

    Das klingt schön reportagig und ganz so, als sei man nah dran gewesen. Was das genau heißt, was er damit sagen will und aus welchen Erlebnissen sich sein Eindruck ergibt, erfahre ich nicht.

     

    Was die Suche nach Schuldigen betrifft: Aus meiner Sicht suchen die Rudolstädter, die sich äußern (und das sind ja gerade nicht die mit rassistischen Gedanken, die den Neuschäfers die Integration erschwert haben), nicht zuerst nach Schuldigen. Aber sie wünschen sich in der überwiegend oberflächlichen medialen Debatte ein Fünkchen Differenziertheit und können mit der Keule, die über der ganzen Stadt geschwungen wird, zu Recht nichts anfangen.

     

    Hach herje, ich geb' es zu, ich bin gebürtige Rudolstädterin und wünsche mir das eben auch. Nicht weil Rudolstadt das verdient hätte, sondern weil es jeder Leser, jeder Zuschauer, jeder Hörer verdient hat. Am Ende kann jeder selbst entscheiden, wem er wie viel glauben will. Aber er sollte die Chance bekommen, sich entscheiden zu können.

  • RL
    roberto largo

    der rassismus des ostens resultiert daraus das sie einfach keine ausländer kennen.

    die paar ausländer die es in der ddr gab: angolaner, vietnamesen, nicaraguaner als beispiel, haben das auch schon zu ddr zeiten zu spüren bekommen.

    die theoretischen völkerfreundschaftsbekundungen aus der schule konnten den latenten rassismus aus allen bevölkerungsbereichen praktisch nicht aufheben.

  • RS
    Rudolf Stüben

    Es ist immer der gleiche Satz:" wir haben nichts gewußt und gehört;hätten wir ... ".

    So verteidigten sich schon unsere Väter und Mütter anno 1946 und später , angesprochen von Nachkriegskindern und denen Kindern , die , 1939 und danach, geboren wurden.

    Sie alle haben es gewußt! Auch die Rudolstädter und besonders die im Beitrag geannten Personen des näherten Umkreises. Nur getan haben sie nichts, aus persönlicher Feigheit.Jetzt, wenn die " Hütte " brennt, ist das Opfer selber schuld, und , maßlos erschreckend , selbst die evanglischen " Oberhirten " ( welche Verhöhnung liegt in dem Wort " Hirte " ) ) des Opfers und seiner Familie fallen in den Chor der 3 Affen ein.

    Erschreckende Übereinstimmung mit dem 3. Reich und dem dortigen Verhalten der Amtskirchen.

    Nichts dazu gelernt.Armes Deutschland in Rudolstadt und auch anderswo.