Shoppend durch die Finanzkrise: Kauflaune steigt trotz Konjunktur

Verbraucher in Shopping-Stimmung: Trotz Finanzmarktkrise und Preissteigerung klettert der Konsumklimaindex deutlich in die Höhe.

Die Konsumen shoppen wieder hemmungslos: Einkaufszentrum in Essen. Bild: dpa

Allen Hiobsbotschaften von den Finanzmärkten und steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel zum Trotz hat sich die Stimmung der Verbraucher in Deutschland in den vergangenen Wochen verbessert. Der am Montag vom Marktforschungsinstitut GfK veröffentlichte Konsumklimaindex ist im Mai überraschend auf 5,9 Punkte gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat kletterte er um 1,1 Punkte nach oben - das entspricht dem höchsten Zuwachs seit Juli 2007.

Die Konsumforscher verkündeten gestern sogleich die Trendwende: Die Menschen glaubten wieder an die gute Verfassung der Wirtschaft. Außerdem schätzen sie ihre Einkommensentwicklung optimistischer ein - und gäben deshalb auch ihre Kaufzurückhaltung allmählich auf, sagte GfK-Forscher Rolf Bürkl. "Damit haben sich die Voraussetzungen verbessert, dass sich der Konsum im weiteren Verlauf dieses Jahres weiter erholen kann."

Die Kauflaune der Bürger wird durch mehrere Indikatoren gemessen. Zum einen gehen die Verbraucher davon aus, dass sich ihr Einkommen positiv entwickelt. Der dazugehörige Index liegt entsprechend mit 10,5 Punkten neun Zähler über dem des Vormonats. Auch die Frage, ob größere Anschaffungen in der nächsten Zeit geplant seien, bejahten mehr Verbraucher als im Vormonat. Der Index dafür erhöhte sich um 5,5 Punkte im Vergleich zum Vormonat. Die Befragten schätzen zudem die Entwicklung der deutschen Wirtschaft deutlich positiver ein als in den vergangenen Monaten. Der entsprechende Index kletterte im Monatsvergleich um 8,3 auf 23,3 Punkte.

Die positive Stimmung der Konsumenten scheint widersprüchlich. Erst vor wenigen Tagen teilte das ifo-Institut mit, die Stimmung der Unternehmen in Deutschland habe sich "merklich eingetrübt", man erwarte nun eine "langsamere Gangart der Konjunktur". Auch die Bundesregierung revidierte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum nach unten, auf nur noch 1,2 Prozent im nächsten Jahr.

Wolfgang Twardawa, Konsumforscher der GfK, hat für die unterschiedliche Einschätzung eine simple Erklärung: "Verbraucher ticken anders". Die Inflationsrate - mit 3,1 Prozent auf hohem Niveau - gibt Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahr an. "So denken Ökonomen, aber nicht Konsumenten", sagt Twardawa. Die großen Preisschocks fanden im zweiten Halbjahr 2007 statt, inzwischen hätten sich die Konsumenten an die hohen Preise gewöhnt. "Man erinnert sich im Supermarkt an die Zahlen von letzter Woche, nicht an die vom letzten Jahr", sagt Twardawa.

Durch die hohen Lohnabschlüsse hätten viele Angestellten nun mehr Geld in der Tasche, sagte Twardawa. Auch die sinkenden Arbeitslosenzahlen stimmten zumindest die Bürger optimistisch - die Bundesagentur für Arbeit vermeldete in der vergangenen Woche, dass sie damit rechnet, dass die Arbeitslosenzahl im kommenden Jahr zeitweise unter die Dreimillionenmarke sinke.

Dennoch ist GfK-Forscher Twardawa eher "vorsichtig optimistisch". Ein einmaliger Anstieg des Konsumklimaindex dürfe nicht überinterpretiert werden. Aber: "Das Bauchgefühl der Verbraucher war in der Vergangenheit ein guter Ratgeber", sagt Twardawa.

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