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Nicht verpassen!Freunde von ihm

„Gero von Boehm begegnet … Adam Green“, 22.25 Uhr, 3sat

Gero von Boehm begegnet bekanntlich gerne … Künstlern, Wissenschaftlern, Philosophen. Am liebsten sind ihm jene seltenen Gesprächspartner, die alles zugleich wollen. Leute wie David Hockney oder Stephen Hawking. Deshalb scheint es auch nur auf den ersten Blick wie ein Fehlgriff, wenn der ergraute TV-Journalist nach New York fliegt, um sich die Welt eines 24-jährigen Popmusikers erklären zu lassen – denn auch Adam Green ist alles zugleich, wie wir im Vorspann erfahren: „Sänger, Maler, Poet“.

Zunächst war Adam Green vor allem ein Mädchenschwarm mit einem Händchen für eingängige Melodien und sperrige Texte. In den USA gelten sperrige Texte schnell als obszön und Künstler wie Green daher als weitgehend unverkäuflich – was den schlaksigen Dissidenten für das kulturelle Establishment in Europa noch attraktiver machte. Suhrkamp verlegte sogar eine lose Sammlung seiner Notizen und Aphorismen („magazine“), und dieses Taschenbüchlein hat der deutsche Kulturjournalist denn auch im Hinterkopf (und im Gepäck), nicht Songs wie „Emily“ oder „Friends Of Mine“.

So stellt von Boehm genau die Fragen, die Adam Green liebt – wobei der doppelt so alte von Boehm rasch die Rolle eines väterlichen Freundes übernimmt: „Haben Sie Drogen probiert?“, fragt er. „Probiert?“, antwortet Green großäugig, um dann gewohnt altklug über die segensreiche Wirkung von Gras und LSD zu dozieren. „Wovor hatten Sie als Kind am meisten Angst?“, fragt von Boehm und nickt gebannt eine der irren Geschichten ab, die Green für solche Fälle im Repertoire hat. Weil von Boehm dem Scharlatan nicht auf die Schliche kommen will, kommt er ihm tatsächlich nahe – etwa wenn Green auf der Gitarre sein Lieblingslied von Leonard Cohen klampft, „One Of Us Cannot Be Wrong“.

Einen Hinweis darauf, wie er es mit der journalistischen Distanz hält, hat von Boehm ganz am Ende seines Films versteckt. Als zum Abspann der junge Künstler und sein ergrauter Besucher nebeneinanderher schlendern, da heben sie im allerletzten Moment wie zufällig den linken Arm, gleichzeitig, in Zeitlupe – es sieht aus wie ein Tanz. Fra

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