Katholikentag in Osnabrück: Alle singen ha-ha-hauschaka

Auf dem Deutschen Katholikentag in Osnabrück diskutieren Christen und Muslime miteinander. Doch manche islamische Vertreter wollen mehr praktische Hilfe.

I´m the king of bongo: Der Kirchentag ist weltoffen. Bild: dpa

"Ha-ha-ha-hauschaka." Man müsste das wahrscheinlich brüllen, doch das Publikum im Saal kann sich nicht so richtig durchringen, lauthals in den arabischen Folksong einzustimmen. Gemeinsam zur arabischen Laute singen - das geht auf dem 97. Deutschen Katholikentag, wenn auch verhalten. Gemeinsam beten mit Muslimen - da wird es schon schwieriger. Dem christlich-islamischen Dialog widmet der Katholikentag eine eigene Programmsektion mit dreißig Veranstaltungen.

Im Mittelpunkt des Treffens stehen Fragen nach der Zukunft der Kirche in der Gesellschaft. Das interessiert nach Schätzungen der Veranstalter täglich 35.000 Teilnehmer, ebenso viele Menschen haben sich eine Dauerkarte gekauft - und machen den ganzen Katholikentag von Mittwoch bis zum Sonntag mit. Insbesondere junge Menschen sollten dieses Jahr angesprochen werden - und die Rechnung ging offenbar auf: Ein Drittel der Teilnehmer sind zwischen 19 und 29 Jahre alt.

Obwohl der Dialog zwischen Muslimen und Christen einer der Hauptaspekte des Kirchentages ist, steht jedoch nur ein einziges "multireligiöses Gebet" für Christen und Muslime auf dem Programm. "Multireligiös" meint: Jeder spricht im Wechsel mit dem anderen Gebete seiner eigenen Religion. "Anders gehts nicht", sagt Peter Hünseler, Geschäftsführer der christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumkentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz (CIBEDO). "Dazu sind die Gottesbilder zu unterschiedlich."

Der türkische Arbeiter des Osnabrücker Autozulieferers Karmann, der hunderte Stellen streichen will, hat diese Überlegungen wahrscheinlich gar nicht angestellt. Nach der Demo für den Erhalt der Arbeitsplätze zum Auftakt des Katholikentages sprach er sein Gebet im vollbesetzten Dom: "Lieber Gott, schütze uns und gib uns weiter Arbeit."

Abdullah Takim, Professor für islamische Religion in Frankfurt am Main, sieht die Gebetsfrage denn auch entspannt: "Einfache Christen sagen: Wir glauben an den einen Gott. Damit sind wir völlig im Einklang. Kompliziert wird es erst mit den Theologen."

Gemeinsame Perspektiven werden in Osnabrück also weniger in der Theologie als in der Sozialarbeit und Ethik ausgemacht. Gegen Werterelativismus etwa oder für die Stärkung der Familie können sich Katholiken und Muslime gemeinsam engagieren, meint Cibedo-Geschäftsführer Hünseler. Was die fortschreitende Säkularisierung und den schwindenden Anteil junger Menschen in den Gemeinden angeht, ziehen Christen, Juden und Muslime ohnehin am selben Strang.

Deshalb wünscht sich der ehemalige Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Nadeem Elias, mehr Unterstützung in praktischen Fragen. Elias war an der Vorbereitung dieses Kirchentages beteiligt. So wie sich die Muslime für den Erhalt des Buß- und Bettags ausgesprochen haben, erwartet er Rückhalt von den Kirchen, wenn es um den Bau von Moscheen geht oder darum, die Politik von der raschen Umsetzung islamischen Religionsunterrichts zu überzeugen. Hier, kritisiert er, hätte man auf dem Katholikentag lieber in Workshops praktische Ideen ausarbeiten können, als nur auf Podien gute Worte zu machen.

"Der christlich-islamische Dialog ist nicht effektiv", urteilt Elias. Wenn die Muslime die hochrangigsten Vertreter an die runden Tische entsenden, dann müssten auch die Kirchenvertreter befugt sein, konkrete Vereinbarungen zu treffen. Stattdessen aber zögen sich Katholiken und Protestanten darauf zurück, dass erst in der Bischofskonferenz oder im Rat der Evangelischen Kirche ein Konsens gefunden werden müsste.

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