piwik no script img

Walfleisch wieder HandelswareDelikatesse Finnwal

Island und Norwegen exportieren nach über 20 Jahren wieder Walfleisch nach Japan, weil das viel Geld bringt. Der WWF kritisiert, das verstoße gegen internationale Konventionen.

Blutige Schulstunde Bild: dpa

STOCKHOLM taz Ein 1986 verhängtes Moratorium hat in den letzten Jahren die Walfangnationen Japan, Norwegen und Island nicht daran gehindert, Wale zu jagen. Nun wollen sie sich von internationalen Konventionen offenbar nicht davon abbringen lassen, mit Walfleisch Handel zu treiben. Zum ersten Mal seit fast zwei Jahrzehnten und unter Missachtung von Cites, der Konvention über den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Die hatte 2007 eine "Empfehlung" über einen Verzicht auf den Handel mit Walprodukten ausdrücklich bestätigt.

80 Tonnen Walfleisch aus Island und über fünf Tonnen aus Norwegen wurden in den letzten Tagen auf den Weg nach Japan gebracht. "Das ist rechtlich nicht zu beanstanden", sagt Halvard P. Johansen, Abteilungsleiter im Fischereiministerium in Oslo. Die Cites-Empfehlung sei rechtlich nicht bindend. Ein Exporteur habe Kunden in Japan gefunden und deshalb einen Ausfuhrantrag gestellt, den man auch genehmigen musste. Außerdem liege ein solcher Export durchaus auf der Linie der Regierungspolitik, die den Handel mit Walprodukten normalisieren wolle.

Der norwegische Export wurde offenbar mit dem Islands koordiniert. Dort erlaubte das Fischereiministerium gleichzeitig die Ausfuhr von auf Lager liegendem Fleisch von Zwerg- und Finnwalen, die in der Jagdsaison 2006 harpuniert worden waren. Japans Walfänger hatten aufgrund von intensiven Protesten von Greenpeace und Sea Shepherd in dieser Saison deutlich weniger Wale fangen können als in den vergangenen Jahren.

Laut Susan Lieberman, Chefin des Artenschutzprogramms bei WWF-International, ist ein solcher Handel formal legal, verstoße aber gegen den Geist von Cites und untergrabe die Wirksamkeit des Artenschutzes. Nun werde auch klar, warum Island die Jagd auf Finnwale erlaubt habe: "Damit lässt sich in Japan ein guter Preis erzielen."

REINHARD WOLFF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • F
    fuerTiere

    Norwegen weigert sich schlicht, das Verbot des kommerziellen Walfangs anzuerkennen und hat dagegen Einspruch eingelegt. In seinen Augen gilt der der Zwergwalbestand im nordöstlichen Atlantik als nicht bedroht. Im Gegenteil, sie sehen in dem von ihnen auf 100.000 Tiere geschätzten Bestand eine Bedrohung der norwegischen Fischbestände und geben alljährlich eine Quote von rund 700 Tieren zum Abschuß frei. Tatsächlich kennt niemand die wirkliche Zahl in diesem Gebiet.