Kommentar Ölpreis-Krisengipfel: Hoher Preis, guter Preis

Die Opec-Länder haben aus vergangenen Ölkrisen gelernt. Sie steigern ihre Ölförderung - und halten den Westen so weiter am Tropf.

Saudi-Arabien ruft Ölproduzenten und -verbraucher ganz konziliant an einen Tisch. Zusammen mit einigen anderen Ländern wie Kuwait erklärt sich die Regierung grundsätzlich bereit, bei Bedarf die Erdölförderung auszuweiten. Was treibt diese Länder bloß, auf diese Weise dazu beizutragen, dass die Ölpreise möglicherweise wieder sinken? Knapp 170 Milliarden Dollar hat Saudi-Arabien 2007 durch den Ölexport erlöst. Seither sind die Preise um etwa 40 Prozent gestiegen. Warum sich nicht einfach zurücklehnen und die Profite einstreichen - so wie etwa Venezuela oder Algerien es auch machen?

Saudi-Arabien und Co ziehen eben vorsichtige Lehren aus der Geschichte. Schon einmal explodierten die Ölpreise, nämlich in den 1970er-Jahren, als die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) erstmals ihre Muskeln spielen ließ. Daraufhin versank die Welt erstens in einer Rezession, so dass die Industrie weniger Öl brauchte. Zweitens wurde fleißig Öl gespart, von autofreien Sonntagen bis zu drastischen Verbesserungen bei der Energieeffizienz. Und drittens wurden neue Ölvorkommen erschlossen, etwa in der Nordsee. Die Folge: Der Ölpreis sank über viele Jahre, und die Opec verlor einen beträchtlichen Teil ihrer Monopolmacht.

Wenn sich ausgerechnet Ölproduzenten für gemäßigte Preise einsetzen, sollte einen das hellhörig machen. Ihr Interesse ist klar: Die Welt soll noch möglichst lange möglichst viel Öl konsumieren. Im Interesse der Umwelt aber ist das nicht. Allein schon aus Gründen des Klimaschutzes ist eine deutliche Verminderung des Verbrauchs dringend geboten. Dieses Ziel wird durch eine höhere Ölförderung mit Sicherheit nicht erreicht.

Lehrreich war da die Entwicklung in der vergangenen Woche. Die chinesische Regierung kündigte an, die bislang massiv subventionierten Preise für Energie und Treibstoffe anzuheben. Die Folge dürfte eine geringere Ölnachfrage aus China sein. Schlagartig sank der Erdölpreis auf dem Weltmarkt daraufhin um 6 Dollar pro Barrel. Das zeigt, was nötig ist, um die drohende Ölkrise in den Griff zu bekommen: keine zusätzliche Ölförderung, sondern Anreize, den Verbrauch zu senken.

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