Syrisches Militär schlägt Aufstand nieder: Revolte in Islamisten-Gefängnis

Syrisches Militär schlägt einen Aufstand in einem Gefängnis in Damaskus nieder. Muslimbrüderschaft spricht von 25 Toten unter den Gefangenen. Regierung verhängt Nachrichtensperre.

KAIRO taz Das syrische Militär hat am Wochenende einen Gefangenenaufstand im Saydnaya-Gefängnis, 30 Kilometer westlich von Damaskus, unter dem Einsatz scharfer Munition niedergeschlagen. Das berichtete am Sonntagmittag der Chef der syrischen Vereinigung zur Verteidigung der Menschenrechte, Abel Karim Rihawi, am Telefon aus Damaskus gegenüber der taz. Die syrischen Behörden haben den Vorfall bisher nicht kommentiert. Unklarheit herrschte auch gestern noch über die genauen Umstände des Aufstands, der am Samstag ausgebrochen war. Verwandte und Menschenrechtsaktivisten, die in die Nähe des Gefängnisses gefahren waren, dessen Umgebung weiträumig abgesperrt ist, berichten von zahlreichen Krankenwagen, die Verletzte und Tote aus dem Gefängnis transportierten. Über die genaue Opferzahl konnte Rihawi keine Angaben machen.

Laut einem im Libanon lebenden syrischen Menschenrechtsaktivisten sollen mindestens neun Insassen von der syrischen Militärpolizei erschossen worden sein. Muhammed Abdullah bezieht sich gegenüber der Nachrichtenagentur AP auf einen Anruf, den ein Gefangener mit dem Handy eines der Bewacher getätigt haben soll.

Das in London ansässige "Syrische Observatorium für Menschenrechte", das den syrischen Muslimbrüdern nahesteht, berichtet von mindestens 25 Toten und spricht - ohne nähere Angaben - davon, dass der Aufstand von den Islamisten begonnen wurde. Angeblich sollen die Wächter den Koran mit Füßen getreten haben. Rihawi konnte dagegen keinerlei Angaben über den Auslöser machen, spricht aber generell von schlechten Haftbedingungen in dem vom Militär kontrollierten Gefängnis, in dem sich mindestens 3.000 Insassen, mehrheitlich politische Gefangene, vor allem Islamisten, kurdische Aktivisten, aber auch von der Militärgerichtsbarkeit bestrafte Soldaten befinden sollen. Bereits vor vier Monaten soll es dort schon einmal einen Aufstandsversuch gegeben haben. Diesmal, so Rihawi, wurde mit besonderer Härte durchgegriffen, scharfe Munition kam zum Einsatz, viele der Gefangen flüchteten auf die Dächer, aus der Ferne konnten Augenzeugen auch Rauch ausmachen, der aus dem Gebäude aufstieg. "Sie haben uns Handschellen angelegt, unsere Kleidung und all unseren Besitz konfisziert," berichtet ein Insasse per Handy dem arabischen Dienst der britischen BBC.

Der Aufstand ereignete sich eine Woche vor einer Reise des syrischen Präsidenten nach Paris, wo Baschar al-Assad seinen französischen Amtskollegen Nicolas Sarkozy treffen soll. Am 13. Juli kommen Staatschefs aus Europa, der arabischen Welt und Israel zu einer Mittelmeerkonferenz zusammen. An deren Rande soll es eine Begegnung zwischen Assad und Israels Regierungschef geben.

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