Berichterstattung über aktuelle Forschung: Maulkorb für Journalisten?

Nicht alles, was auf Kongressen berichtet wird, ist für die Öffentlichkeit bestimmt. Ein Münsteraner Stammzellforscher fordert begrenzten Zugang für Journalisten.

Die Medien berichten falsch, sagt Stammzellenforscher Schöler. Die logische Schlußforderung sei ein Maulkorb für Journalisten. Bild: dpa

BERLIN taz Der deutsche Stammzellpionier Professor Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster ist sauer auf die Medien. Auf dem am Donnerstag in Berlin zu Ende gehenden Internationalen Kongress für Genetik forderte er, dass Journalisten die Teilnahme an hoch spezialisierten Workshops nur dann erlaubt werden sollte, wenn sie sich vorab verpflichten, die Informationen nicht unabgesprochen zu verwenden. Von den auf dem Kongress anwesenden Journalisten wurde dieses Ansinnen zurückgewiesen.

Was der Münsteraner Stammzellforscher fordert, ist praktisch ein Maulkorb für Journalisten: Entweder sie werden zum Sprachrohr der Wissenschaftler oder ihnen wird der Zugang zu den Informationen verwehrt. Auslöser für Schöler war ein Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in dem er, so Schöler, falsch wiedergegeben worden sei.

Schöler hatte auf einen Stammzellkongress in Dresden vergangene Woche über seine neuesten Stammzellversuche berichtet. Er hatte Hodenzellen von Mäusen so zurückprogrammiert, dass sie ähnliche Eigenschaften wie Stammzellen aufwiesen. Diese Umwandlung gelang dem Stammzellforscher nur durch Veränderung der Kulturbedingungen. Er musste dazu nicht wie zuvor der japanische Forscher Shinya Yamanaka von der Universität Kioto zusätzlich Virengene in das Genom der Zellen einschleusen. Dazu hieß es in der FAZ: " ,Wir sind die Ersten, die adulte Körperzellen direkt und ohne Viren in pluripotente Stammzellen umgewandelt haben', sagte Schölker im Anschluss an seinen beeindruckenden Vortrag im Gespräch mit dieser Zeitung." Dies wiederum löste Unmut und Ärger bei Göttinger Stammzellforschern aus. Denn dort hatten Gerd Hasenfuß und Wolfgang Engel schon vor zwei Jahren Hodenzellen der Maus in Stammzellen umgewandelt. Die Zellen aus Göttingen seien jedoch nicht so wandlungsfähig, soll Schöler in Dresden noch gesagt haben. Auch dies weisen die Göttinger Forscher strikt zurück. Für Schöler jedenfalls ist das alles nur ein Missverständnis, und Schuld sind die Medien.

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