piwik no script img

Etappensieg für NPDNeuer Raum für Fruchtbarkeitszentrum

Das Landgericht Gera entscheidet: NPD-Kader Jürgen Rieger hat wieder die Verfügung über Häuser in Niedersachsen und Thüringen, in denen Zentren für Neonazis entstehen sollen.

Erfolgreich vor Gericht: Jürgen Rieder, hier auf einer Kundgebung der NPD. Bild: ap

HAMBURG taz Diese Entscheidung wird Neonazianwalt Jürgen Rieger nicht anfechten. Das Landgericht Gera entschied, dass der Hamburger NPD-Kader wieder den vollen Zugriff auf die Immobilien der "Wilhelm Tietjen Stiftung" hat. In Niedersachsen kann er nun den Ausbau des "Heisenhofes" in Dörverden und in Thüringen die Umgestaltung des "Schützenhauses" in Pößneck wieder vorantreiben.

Über ein Jahr zog sich der Rechtstreit hin. Das Landgericht entschieden jetzt, dass Rieger der Besitzer sei. "Herr Rieger gilt als Eigentümer der gesamten Immobilien", betont Philip Redeke, Pressesprecher des Gerichts.

Im März 2007 hatte die thüringische Stadt Pößneck vor dem Amtsgericht Jena erwirkt, dass Rieger die Verfügung über die Immobilien entzogen wurde. Mitten im Ort hatte er 2003 für 360.000 Euro das "Schützenhaus" erworben. 2004 kaufte er für 255.000 Euro den "Heisenhof" am Rand von Dörverden. Beide Komplexe will er zu Neonazizentren ausbauen.

Auf dem "Heisenhof" plant Rieger, der NPD-Bundesvize und Hamburger Landeschef ist, gar eine Fruchtbarkeitsforschung einzurichten. Spermaspender und -empfängerinnen stünden Schlange, behauptete Rieger unlängst und hob hervor, "dass blauäugige Frauen nur den Samen eines ebenfalls blauäugigen Mannes" bekämen.

Rieger versäumte allerdings in London, wo die "Stiftung" als Firma im Handelsregister eingetragen war, die Geschäftsbücher vorzulegen. Die britische Behörde löschte sie. Das Amtsgericht Jena hatte deswegen 2007 entschieden, die Immobilien sind herrenlos, und setzte einen Nachtragsliquidator ein. Erfolgreich konnte Rieger Anfang April 2008 vor dem Landgericht Erfurt erwirken, dass ohne seine Zustimmung keine Immobilie veräußert werden darf. Längst hatte Rieger zudem im britischen Handelsregister wieder eine "Wilhelm Tietjen Stiftung Ltd." eintragen lassen. Das Landgericht stellte nun fest, dass das Unternehmen, weil es wieder im Handelsregister stehe, auch wieder Eigentümer des Vermögens sei. Ein Widerspruch des Nachtragsliquidators ist möglich, aber unwahrscheinlich.

Die Anwesen kann Rieger jetzt gleich betreten. Bauen und nutzen aber darf er noch nicht. Denn es gibt noch rechtliche Auflagen der Gemeinden und Rechtseinsprüche. Regina Tryta, Erste Kreisrätin des Landkreis Verden, sagte gestern zu NDRInfo: "Der Landkreis bleibt bei seiner Auffassung, dass die Nutzung weitgehend ausgeschlossen sei." Nachlassen wird Rieger jedoch nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • MK
    Michael Klein

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

  • EA
    el antifascista

    Wehrt Euch! Der Mann hat ja schon den richtigen Spruch auf dem Plakat. Wehrt Euch überall gegen faschistische Unterwanderung, Rassenideologien und Dummheitszentren. Gebt der braunen Soße keinen Nährboden, dann können die sich ihr Fruchtbarkeitszentrum sonst wo hinstecken. Und verlasst euch auf keinen Fall nur auf die Justiz irgendwelcher Landkreise. Die ändern Ihre Meinung schneller als wir 3 mal "Nazis raus" sagen können.

  • MK
    Michael Klein

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

  • EA
    el antifascista

    Wehrt Euch! Der Mann hat ja schon den richtigen Spruch auf dem Plakat. Wehrt Euch überall gegen faschistische Unterwanderung, Rassenideologien und Dummheitszentren. Gebt der braunen Soße keinen Nährboden, dann können die sich ihr Fruchtbarkeitszentrum sonst wo hinstecken. Und verlasst euch auf keinen Fall nur auf die Justiz irgendwelcher Landkreise. Die ändern Ihre Meinung schneller als wir 3 mal "Nazis raus" sagen können.

  • MK
    Michael Klein

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

  • EA
    el antifascista

    Wehrt Euch! Der Mann hat ja schon den richtigen Spruch auf dem Plakat. Wehrt Euch überall gegen faschistische Unterwanderung, Rassenideologien und Dummheitszentren. Gebt der braunen Soße keinen Nährboden, dann können die sich ihr Fruchtbarkeitszentrum sonst wo hinstecken. Und verlasst euch auf keinen Fall nur auf die Justiz irgendwelcher Landkreise. Die ändern Ihre Meinung schneller als wir 3 mal "Nazis raus" sagen können.